(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Die Riesenmaschine sendet eine Solidaritätsadresse an den hier bereits erwähnten Spätkauf "Bier und mehr Bier" in der Rigaer Strasse. Denn hier wird Zivilicourage gelebt und ein mutiger Kontrapunkt gegen den alles vereinnahmenden Dauertrend der kreativen Gewerbebenamung gesetzt. Ein Trend, der bereits die gesamte Friseurinnung in seiner Gewalt hat und auch in anderen Branchen sein dunkles Unwesen treibt (Uhranus, Teeater, Bar jeder Vernunft). In einer besseren Welt tragen Läden hingegen ehrliche Namen wie "Wurst", "Brot und Brötchen", "Lebensmittel (diverse)", "Hosen, vor allem Jeans", "Benzin, alle Sorten" oder auch mal "Billiger Tand", und die Riesenmaschine wird "Lustig gemeintes Weblog mit vorübergehend verminderter Intensität" heissen.
Manchmal zeitigen unsere Weltverbesserungsideen geradezu erschreckend schnell Reaktionen. Quasi wenige Sekunden nach Kathrin Passigs Vision vom Baumarkt der Zukunft, in dem es endlich sinnvolle Produktkategorien wie Verbindendes, Trennendes, Energieformwandler und Absorbenten gibt, hat die Baumarktkette Praktiker im Zuge der Ärmel-Hoch-Kampagne ihr Kategoriensystem komplett überarbeitet. Es gibt jetzt nur noch alles, was einen Stecker hat (Video) bzw. alles, was keinen Stecker hat (aktueller Prospekt). Steckervorhandensein als Demarkationslinie im Sortiment, schön und gut – aber trotzdem ein Rückschritt im Vergleich zur wunderbar klaren Einteilung, die Praktiker vorher hatte: 1. Alles und 2. Tiernahrung.
Milchtüte der frommen Denkungsart (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)In den 1970ern war die Zukunft pneumatisch. Wenn wir gross wären, würden wir auf aufblasbaren Sitzlandschaften in schwimmenden Traglufthäusern lümmeln, und uns mit Luftkissenbooten besuchen fahren. Die Milch für unsere Frosties kam damals noch aus galobberig wobbelnden Plastikschläuchen, die mittels türkisener Haltevorrichtungen aus Kunststoff, die ästhetisch noch aus den 1950ern herüberlappten, in Form gehalten wurden. Trotzdem knickten sie immer ein und ergossen sich über das Plastikgeschirr auf dem Frühstückstisch. Es hat über dreissig Jahre an kubistischen Irrungen und Wirrungen in Tetrapak bedurft, bis unsere aufgeblasenen Zukunftsträume in einer pneumatischen Milchtüte gipfeln konnten, die nun wirklich keine Wünsche mehr offen lässt. Dass diese Revolution im Packaging ausgerechnet aus dem Ökodorf Brodowin nördlich von Berlin stammt, zeigt, welch langen Weg die Öko-Landkommune mittlerweile zurückgelegt hat. Ausführlich heisst es dazu auf deren Website:
Das Material unseres neuen Milchbeutels besteht zu 40 % aus Kreide (Calciumcarbonat). Verbunden mit recycelbarem Kunststoff entsteht daraus eine sehr leichte Verpackung, die mit ihrem Gewicht von 16 g, im Vergleich zu anderen Einwegverpackungen, sparsamer in Energie- und Wasserverbrauch ist. Sie reduziert Abfall, denn weniger Gewicht ist weniger Müll.
Und weiter:
Dieser Milchbeutel bietet Ihnen weiterhin den vollen Geschmack, weniger Aufrahmung durch flexible Hülle, Reissfestigkeit und Standfestigkeit bis zum letzten Tropfen, einfaches und bequemes Öffnen, weniger Verpackungsmüll, produktschonende Abfüllung und ein minimales Gewicht (16 g).
Weniger Aufrahmung und Verpackungsmüll – schön und gut. In falscher Bescheidenheit wird jedoch kein Wort verloren über die eigentlich genrestiftenden Innovation: den angeflanschten Aufblasgriff, der als Rückgrat der Tüte Halt gibt und damit das plastene Exoskelett überflüssig macht. Zudem und vor allem ist er derart handschmeichlerisch, dass nicht nur Materialfetischisten die Tüte nur sehr ungern wieder aus den Händen geben. Eigentlich möchte man – wie bei Blisterfolie -natürlich die Blase zum Platzen bringen und die Luft entweichen lassen, scheitert aber zwangsläufig mit schierer Muskelkraft. So trägt man die schlaffe Tüte unvollendet am immer noch formstabil-prallen Rückenwulst zur gelben Tonne, wohlwissend, dass es kein zurück mehr gibt – dass die Milch der Zukunft einen druckluftbetankten Henkel in Spindelform haben wird.
Aus der Antipreneur-Abteilung "Herrlich hausen": Waldbrandtapete "Bushfire", 35€ (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Wie schwer ist es oft, die Warenwelt angemessen zu glorifizieren. Begehrenswertes kommt nie über das Prototypenstadium hinaus, und Designer bohren ganztags in der Nase, um das Ergebnis dann zu vergolden, in Waffenform zu bringen oder ein Weinregal daraus zu bauen. Aber die Riesenmaschine steht nicht allein in ihrem Kampf für das Kaufenswerte in der Welt. Unterstützt wird sie seit einigen Wochen vom Antipreneur-Shop, über dessen Hang zu fragwürdigen Wortspielen wir an dieser Stelle hinwegsehen wollen, weil wir dafür bezahlt werden. Inhaltlich ist das Angebot des Antipreneur-Shops jedenfalls tadellos, es umfasst Waldbrand-Fototapeten, ein von uns bereits getestetes, ausgezeichnetes Kriegsquartett, Not-to-Do-Listen, Unglückskekse und eine platonische Einkaufstasche.
"Nun", mag da mancher Riesenmaschineleser sagen, "genau solche Ideen und noch viel bessere hatte ich neulich unter der Dusche!" Worauf wir entgegnen: Ausgedacht ist schnell was. Aber eine Website, mehrere Logos, einen Onlineshop, Fotos von Waren, die sich vorschriftsmässig in der Unterlage spiegeln, mit Preisen in Euro, eine Service-Hotline und Werbung in der Riesenmaschine, das hat nur der Antipreneur-Shop.
Ein Umzug innerhalb Zwickaus spart Geld, ändert aber wenig (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Die schlechte Auftragslage im Zwickauer Umzugsgeschäft hat die Speditionsgesellschaft mbH "W.Winter" zu einer ungewöhnlichen Massnahme bewogen: um ihren Kunden die Entscheidung für einen Umzug zu erleichtern, ist sie mit gutem Beispiel vorangegangen und umgezogen. Meine Hand für mein Produkt! Man wünschte sich, dass Hersteller auch in anderen Branchen den Mut zum Konsumieren ihrer eigenen Produkte hätten. Kriege wären weniger störend, wenn Soldaten nur auf andere Soldaten schössen, Medikamente würden weniger Nebenwirkungen haben, wenn sie von ihren Entwicklern getestet würden, Bücher würden weniger geschrieben werden, wenn die Autoren sie selbst lesen müssten.