22.05.2006 | 13:15 | Was fehlt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Häufig ist der Mensch dem Affen oder dem Uhu weniger nah als etwa dem Mangalitzaschwein. Ebenso wie es liebt er das, so paradox es klingen mag, reinigende Bad im Schlamm und Dreck. Deshalb liegt es auf der Hand, dass eine Mensch-Schwein-Chimäre bereits in der Entwicklung ist. Schwer ist es aber mitunter mit ungeübtem Auge auszumachen, was sie in den Dreck treibt, ist es nur das reinigende Bad oder etwas anderes, wie bei den Anhängern der Carstuckgirls und Fans des Damenschlammfussballs? Heisst das, dass das und das in Llanwrtyd Wells alljährlich stattfindende Schlammschnorcheln ("Sicht gleich null") eines Tages olympisch werden könnte? Mit 60 Tonnen desinfiziertem und dadurch dreckigem Dreck muss sich gerade die fangoaffine Künstlergruppe Gelitin herumplagen, weil das Desinfektionsmittel Sondermüll ist und deshalb nicht ungereinigt zurück in den Dreckkreislauf darf. Mit diesem Problem bleiben sie garantiert alleine, denn wer will schon mit diesen Schmuddelkindern, die so respektlos mit Dreck umgehen, in die Suhle?
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Jetzt gehts dem Wollschwein an den Kragen
21.05.2006 | 13:38 | Was fehlt | Sachen kaufen
 Auf dem offiziellen Nokia-Pressefoto sieht das N70 eigentlich ganz zivilisiert aus (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Nachdem sich mit Siemens das letzte heimische Unternehmen aus dem Handymarkt verabschiedet hat und künftig vorrangig das Segment der Vakuumdrehtrommelfilter aufmischen wird, bleiben dem Verbraucher hierzulande nurmehr Mobiltelefone mit Migrationshintergrund. Doch die Riesenmaschine weiss: Produkte von woanders helfen gegen geistige Heimatlosigkeit – ihr Verhalten mag bizarr sein, doch gibt uns ihre Andersartigkeit Orientierung. Zum Beispiel das Handyradio: Mit dem Handy Radio hören ist einfach, vorausgesetzt man schliesst ein Headset an. Hat man keins angeschlossen und ruft die Radiofunktion dennoch auf, wird man Zeuge eines produktphänomenologisch bemerkenswerten Outings. Sony-Ericsson-Modelle zum Beispiel geben sich in diesem Fall konziliant: Es erscheint die Meldung "Schliessen Sie das Headset an, das als Antenne dient." Das Nokia N70 hingegen ist, nun ja, anders: Es verfärbt sich das gesamte Display, ein Symbol beginnt nervös zu blinken und das Telefon herrscht den arglosen Verbraucher an: "Zubehör anschliessen!" Dass beim Handy-Weltmarktführer ein derart schroffer Ton herrscht, gibt Anlass zur Besorgnis. So viel Andersartigkeit ist eindeutig zu anders.
Doch Hoffnung ist diesmal keine warme Seekuh, sondern das Produktmanagement von T-Mobile: Bevor man das N70 nämlich seinen Kunden anbot, musste das Telefon durch die Rebranding-Abteilung. Und dort tunkte man das User Interface nicht nur ins konzerneigene Magentabad, sondern lehrte es auch noch angemessene Umgangsformen. Das wiedergeborene N70 rät dem Nutzer nun: "Bitte schliessen Sie das nötige Zubehör an." Den Netzanbietern sei für weitere Weltverbessungsmassnahmen das V3 RAZR ans Herz gelegt, das nach dem klassischen Motorola-Prinzip "aussen irr, innen wirr" gestaltete wurde. Wenngleich die Benutzeroberfläche des V3 dem Benutzer keine erlebnispädagogischen Fingerübungen mehr bei der Suche des Telefonbuchs abverlangt (wie noch beim dem so genannten Katastrophenhandy P7389), so wurde in das User Interface etwa soviel Hingabe investiert wie das Gehäuse dick ist.
Es bleibt zu hoffen, dass die Wiedergeburtenrate im Mobilfunkbereich künftig steigt. Zu viele Handys erscheinen in ihrem ersten Leben als vor der Zeit in die Welt Geworfene; Frühgeburten eines Produktlebenszyklus, der schneller vorbei ist, als man Reinkarnationstherapie sagen kann.
20.05.2006 | 17:35 | Alles wird besser | Was fehlt
 Ist doch auch okay. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Elterliches Wehklagen schallt Richtung Jugendzimmer: "Kind, verbring doch deinen Tag nicht nur mit Videospielen! Früher haben wir noch Bücher gelesen und uns für Kunst interessiert." Die Reaktionen liegen meist im einstelligen Bit-Bereich. Doch nun gibt es Grund zur Hoffnung, denn der TV-Star und Maler Bob Ross® hat posthum seine Vermittlerfähigkeiten angeboten. Sein kulturelles Vermächtnis aus über 400 Folgen The Joy of Painting® soll in einem Videospiel verewigt werden. Die Kunst der "Bob Ross Nass-in-Nass- Technik®" wird der Jugend digital schmackhaft gemacht und fungiert damit als generationsübergreifende Brücke. Endlich können zeitlose pastellfarbene Werke wie "Quiet Montain Lake" oder "New Days Dawn" virtuell nachgemalt werden, ganz ohne Pinsel, Farbe, Staffelei, Leinwand und all die anderen störenden Hardware-Elemente, die die Schnittstellen zwischen Kunst und Counterstriker bisher inkompatibel gemacht hatten. Das Spiel funktioniert über den neuartigen Controller des Nintendo Wii, der sich durch Bewegungssensoren fast wie ein echtes Malwerkzeug umherschwingen lässt. Zum Muttertag gibt es selbstgemalte Sonnenuntergänge, diesmal auf dem USB-Stick. Und zum Dank darf dann auch nächtelang auf der "Bob Ross Painting LAN Session®" gezockt werden.
19.05.2006 | 13:32 | Anderswo | Was fehlt | Zeichen und Wunder
Als Riesenmaschine-Leserin Maria Jähne uns auf den Magic Roundabout aufmerksam machte, glaubten wir zunächst, sie hätte uns die technische Zeichnung eines australischen Kühlwassersystems geschickt, das auch die antipodische Abflussstrudelrichtung auf der Südhalbkugel miteinbezieht.
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Zumindest mit Australien lagen wir nicht vollkommen falsch, denn es handelt sich um einen Kreisverkehrkreisverkehr in England, wo die Leute links fahren wie auch in Japan, Australien und auf dem Mars. Der Magic Roundabout ist ein aus fünf kleinen Kreisverkehren zusammengesetzer Überkreisverkehr, führt die fünf verkehrsreichsten Strassen in Swindon zusammen und soll angeblich die Unfallgefahr gesenkt haben, obwohl immer wieder von weinenden Touristen berichtet wird, die ihren Wagen am Strassenrand abgestellt haben und auf Godot warten, der ihnen dort durchhelfen könnte.
 Es kann Euer Ernst nicht sein. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Nun ist Nationalismus eine der verabscheungswürdigsten Eigenschaften überhaupt, es handelt sich dabei im Prinzip um Kinderfickerei auf Staatsebene, nämlich eigene Interessen ohne Rücksicht auf Schwächere durchzusetzen. Trotzdem ist es richtig und notwendig, über die Schwächen anderer Völker ab einer gewissen Grenze nicht hinwegzusehen, sondern darauf aufmerksam zu machen. Das kann passieren, indem man sagt: "Liebe Polen, ihr habt mit 54,04% einen Staatspräsidenten gewählt, der die Todesstrafe wieder einführen will und extrem homophobe Politik macht, seid ihr gestört? Dringende Bitte um Korrektur!" Das kann aber auch passieren, indem man die Engländer im Allgemeinen und die Swindoner im Besonderen für ihren Magic Roundabout auslacht, am besten mit den Worten "Hitler wäre stolz auf Euren Grosskreisverkehr!" Dieses Lachen hat dann eben nichts mit Nationalismus zu tun, sondern mit einer Art globalem Zivilisationsausgleich. Nebenbei gesagt wäre ich sehr froh, wenn Deutschland endlich mal für seine erbärmlich mut- und linienlose Innenpolitik ausgelacht würde.
18.05.2006 | 00:34 | Was fehlt | Listen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Virtualisierung alles Menschlichen schreitet bekanntlich voran. Man kann sich beipielsweise virtuell die Frisur versauen oder einfach nur schauen, ob man vielleicht einen Freund findet. Schön für "Draussis", wird doch der Andrang in Schwimmbädern niemals mehr diese Dimensionen annehmen. Viel lieber basteln sich junge Menschen ein Augenschmerz verursachendes Myspace-Profil und erfreuen damit unbewusst das Herz von Rupert Murdoch.
Am Ende siegt doch die Natur -- schliesslich müssen auch diese Menschen irgendwann sterben, und da die Generation@ so furchtbar jung und dynamisch ist, sind die Todesursachen ebenfalls nicht von schlechten Eltern -- vom Mord durch Erziehungsberechtigte mal abgesehen. Eben solche Fälle von vorzeitigem Ableben von Internetusern werden auf der Todesursachenjonglierseite mydeathspace.com erschreckend nüchtern dokumentiert (mehr Hintergrund hier), und entgegen dem Gerücht vom Tod durch GERD sterben junge Amerikaner sehr oft beim Autofahren. Aber auch unbeabsichtigten Suizid, Herzfehler einhergehend mit Autounfall und Explosion eines Baums oder Helikopterunfall kann man den entsprechenden lebensfrohen Gesichtern zuordnen.
Im Netz wächst damit ein Friedhof heran, der gegenüber dem althergebrachten Acker enorme Möglichkeiten aufweist. Man kann den entsprechenden Polizeibericht durchlesen, krass pietätvolle Sprüche hinterlassen und man kommt mit einem Klick zum Internet-Poker. Ausserdem sind die Fotos meist freundlich. Das Potential jedoch ist ungleich grösser. Da man den betreffenden Freund oft ohnehin nur als zweidimensionales Profil kennt, könnte ein halbwegs gewitztes Computerprogramm auch nach dem Tod munter weiterbloggen und so ein völlig neu definiertes Jenseits erschaffen.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Ungezwungenes bauen
- Heuschrecken
- Entropieworkshop
- Spätsommer
SO NICHT:
- Kolportagenmuster repetieren
- Kommentare schreiben
- Sammelbeckenbodensatz
- Frühwinter
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Franklyn", Gerald McMorrow (2008)
Plus: 5, 86 Minus: 1, 14, 54 doppelt, 74, 91, 101, 134, 135, 161, 173 Gesamt: -9 Punkte
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