Riesenmaschine

17.07.2006 | 16:21 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Verschwörung der Bläser


Leicht zu umgehen: Alcokey (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Technische Lösung sozialer Probleme: LG LP 4100 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Auto in Gefahr: Leicht zu verwechseln. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als Saab kürzlich den 'Alcokey' ankündigte – einen Autoschlüssel, der seinen Dienst nur tut, wenn vorher nüchtern hineingeblasen wurde – war die Begeisterung nur mässig. Zu einfach kann dieser Selbstschutzmechanismus umgangen werden, indem man sich einfach ins Auto setzt und sich bei laufendem Motor besäuft. Schon besser dürfte hingegen das LG LP4100 funktionieren. Dieses Mobiltelephon, das in Korea bereits auf dem Markt ist, sperrt nämlich gewisse Rufnummern, wenn der Anrufende betrunken ist. Nie mehr morgens aufwachen und panisch die Liste der getätigten Anrufe durchgehen! Nie mehr auf fremden Anrufbeantwortern Kompromittierendes hinterlassen! Dieses Produkt stärkt auf überzeugende Weise unsere Hoffnung, dass es für jedes soziale Problem eine technische Lösung gibt.
Es bleiben jedoch Fragen: Warum sieht ein koreanisches Telephon genau so aus, wie ein gleichzeitig und völlig unabhängig davon in Schweden entwickelter Autoprototyp – und noch dazu ausgerechnet einer von Saab? Da muss man ja nachdenklich werden – was macht eigentlich das Blaue Kreuz mit all den Spendengeldern? Möglicherweise die internationale Designszene unterwandern? Und: Wie gefährlich ist es eigentlich, wenn Telephone zum Reinpusten aussehen wie Autos? Da ist nämlich schnell mal was passiert!


17.07.2006 | 12:00 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Gongye xue daqing!


Auf diesem Poster steht dasselbe wie oben, nur anders
Die Erdölfelder und Raffinerien von Daqing waren einmal das industrielle Vorzeigeprojekt der Volksrepublik China, weshalb Mao Tse Tung die Parole ausgab: "In der Industrie: Lernt von Daqing!" Das war vor mehr als 40 Jahren. In letzter Zeit war es um Daqing eher still, bis etwa vorvorvorgestern, als die Zeitung China Daily zum ersten Mal von der 46 jährigen Daqinger Bäuerin Cheng Shumei berichtete. Die sei süchtig nach Benzolhexachlorid-Pulver, einem mittelgiftigen Pestizid, das im Westen unter dem Namen Lindan bekannt ist. Die Frau, die zuvor jahrelang Benzin getrunken hatte, verspeist das Pulver täglich mit grossem Appetit, und das bisher offenbar ohne grössere Schäden. Einmal richtig ausschlafen, und die akuten Vergiftungserscheinungen sind weg.

Die Meldung dürfte die Lindan produzierende Industrie (Bayer, der spanische Konzern Inquinosa) freuen, hatte doch die Substanz, die auch am Menschen zur Vernichtung von Kopfläusen und Krätzmilben eingesetzt wird, in den letzten Jahren keine gute Presse. Lindan steht unter dem Verdacht, krebserregend zu sein, weshalb Pressure Groups wie Friends of the Earth ("Dreaming of a Lindane free christmas") auch ein weltweites Verbot fordern. Papperlapapp, könnten nun Bayer & Co. mit Hinweis auf Cheng Shumei argumentieren, sowie eine Kampagne mit dem Slogan schalten: "Beim Lindanverzehr! Lernt von Daqing." Sie könnten diese milbige Idee aber auch noch mal überschlafen.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


17.07.2006 | 02:41 | Essen und Essenzielles

Wer hat Angst vor der schwarzen Möhre?


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Zahncrememischer von Blendamed haben gerade eine neue Farbe erfunden: Extreme Green. Das ist wunderbar, und scheint auch andere Bereiche zu erfassen, wie man z.B. Anfang des Jahres auf der Fruit Logistica feststellen konnte, als die so genannt BetaSweet Karotte den Innovationspreis bekam. Dabei ist sie im Grunde gar keine Innovation, sondern sie ist die Urmöhre. Das bekannte Orange züchtete man den Karotten erst im 17. Jahrhundert an, durch, wie könnte es anders sein, holländische Gärtner. Eigentlich ist sie schwarz wie die Nacht, so wie Kartoffeln blau sind. Es scheint, als würde die Chromophobie, eine noch relativ unerforschte Krankheit, langsam gesellschaftsfähig.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


16.07.2006 | 22:36 | Supertiere

Kategorienfehler im Rehparadies


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Kaum war der Mensch erfunden, so erfand er das Kümmern. Wie so oft übertrieb er ein wenig, indem er sich in der Folge um wirklich alles kümmerte, auch um Steine, Sterne und niedliche Tiere. Mittlerweile fragt man sich, wie die sogenannten Wildtiere es geschafft haben, viele Millionen Jahre ohne uns zurechtzukommen. Vermutlich aus Dummheit gelang es nicht allen Tieren rechtzeitig vor Erscheinung des Menschen ein Antlitz mit grossen Rehaugen zu entwickeln, was dazu führt, dass sie sich selbst vom Kümmertrieb der Menschheit auf lebensgefährliche Art und Weise ausschliessen (Beispiele: Bären in Bayern, Wölfe in Brandenburg). Jedoch die smarteren Waldbewohner lächeln freundlich in die Kameras, ergeben sich vollends dem Hegedrang und leben glücklich und zufrieden.


16.07.2006 | 13:01 | In eigener Sache

Zentrale Intelligenz Agentur


Auf dem Weg nach Zimmer 14 – Amusement oder Recherche? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im
20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)"Die Wahrheit ist konkret", sagt Lenin und hat damit zweifellos recht, wenn es um die Weltgeschichte geht. Wird Weltgeschichte im Privaten als Farce nachgespielt, erscheint die Wahrheit jedoch oft auch ein wenig subjektiv. Nachdem in den letzten drei Wochen nach dem Gewinn des Bachmannpreises durch Kathrin Passig ungeheuer viel und vor allem ungeheuer viel Blödsinn über die ZIA in der Presse zu lesen war, wurde von der Geschäftsleitung beschlossen, einen klärenden Bericht zur Lage zu veröffentlichen. Als Verfasser der Auftragsarbeit, die "Historie, Organisation und Strategie der ZIA in Form einer heiteren Geschichte" abbilden sollte, bot sich Wolfgang Herrndorf an. Wie kein zweiter erschien er geeignet für diesen Job: Herrndorf ist Romanschriftsteller ("In Plüschgewittern"), promovierter Historiker ("Homophobe Diskurse im III. Reich am Beispiel der Blomberg-Fritsch-Krise") und diente von der Firmengründung bis vor wenigen Tagen als inoffizieller Mitarbeiter der ZIA. Dass er einen gewissen Zeitraum der Gründungsfeierlichkeiten auf Schloss Beesenstedt in bewusstlosem Zustand verbrachte, war bekannt, schien jedoch kein Hindernis, versprach doch der Autor, seine Lücken gewissenhaft zu füllen ("Recherche ist mein zweiter Vorname, wa").

Das Ergebnis der Recherche ist jedoch eine Enttäuschung. Und mehr als eine Enttäuschung vielleicht noch das Dokument einer schweren Störung. Herrndorf gelingt es, von der Gründung der ZIA nur das Periphere abzubilden, und dieses Periphere auch nicht korrekt. Seinen Bericht subjektiv zu nennen hiesse, Waldorf und Statler den Vorzug zu geben vor dem herzerwärmenden grünen Frosch. Dennoch haben ZIA und die Redaktion der Riesenmaschine sich nach langen Diskussionen entschlossen, Herrndorfs Bericht "Die Wahrheit über die ZIA" hier zu veröffentlichen. Unter anderem, weil bereits sehr viel Geld geflossen ist. Einige Fehler wurden mit Einverständnis des Autoren korrigiert, Namen berichtigt, endlose Getränkelisten gestrichen. Anderes blieb Streitfall und ist unverändert im Text erhalten. Wir bitten daher jeden Leser, bei der Lektüre folgende Korrekturen selbst in seinem Kopf vorzunehmen:

Die Gründung der ZIA fand im April, nicht im August statt. Der Jaguar ist ein Mustang. Das Unternehmen verfolgte von Anfang an klare Ziele; das gegen Ende abgedruckte Thesenpapier stammt weder von Holm Friebe noch von einem anderen uns bekannten Mitarbeiter. Henryk M. Broder und Michael Miersch waren bei der Veranstaltung eingeladen, jedoch nicht anwesend. Die Szene, in der J. Lottmann seine Gürtelschnalle öffnet, ist ausser vom Autor und den beiden minderjährigen Kindern des Schlossherrn von niemandem bezeugt. Die äusserliche Beschreibung der Leipziger Mädchen ist pauschalisierend. Die Behauptung, Kai Diekmann habe sich den Penis verlängern lassen, stammt nicht von Julia Mantel. Holm Friebe weiss sehr wohl, wie "das Internet" aussieht. Und Wolfgang Herrndorf ist seit über vier Jahren keine Frau mehr.


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