13.07.2006 | 23:22 | Nachtleuchtendes | Supertiere
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das nebenstehend abgebildete Gerät läuft auf seinen albernen, emsigen, nachtleuchtenden Beinchen voll Tatendurst herum und überklettert sogar Hindernisse, während sein Hinterteil Funken sprüht. Das alles funktioniert natürlich nur, wenn wir es vorher aufziehen, aber davon weiss das Awika nichts, so dass es sich seine schönen Erfolge, insbesondere das Feuerwerk am Hinterende, klarerweise selbst zuschreiben muss.
Darin gleicht es einem MP3-Aufnahmegerät, das sich beim Ausschalten nicht mehr mit HALs ratloser Frage "Will I dream?", sondern mit einem zuversichtlichen "Auf Wiedersehen" verabschiedet. Das Gerät bräuchte sich gar nicht zu verabschieden, denn es ist ja noch da, aber davon kann es nichts ahnen. Vielleicht können wir aus diesen beiden Beispielen etwas über den Menschen und sein Verhältnis zu seiner Existenz und seinen funkensprühenden Leistungen lernen, vielleicht aber auch nicht.
13.07.2006 | 17:28 | Anderswo | Supertiere | In eigener Sache
 Sascha und Kathrin (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wie die Sylter Rundschau in ihrer gestrigen Ausgabe meldet, macht die Tiefe kleine Tiere grösser. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine optische Täuschung, sondern es hat vermutlich etwas mit dem Wasserdruck zu tun. "Grosse Meerestiere, die aus flachen Gewässern in die Tiefsee kommen, scheinen sich ihrer neuen Umgebung anzupassen, indem sie ihre Grösse verändern. Grosse Meerestiere verkleinern sich, kleine hingegen vergrössern sich." Aha, danke, Sylter Rundschau! Mit dem Landdruck dagegen hat dagegen eine Regel zu tun, die besagt, dass Tiere auf Inseln ohne Festlandsanbindung nach kurzer Zeit schrumpfen, weil weniger Landmasse von unten gegen sie drückt.
Auf Sylt, wo sich grosse Teile der Riesenmaschine-Redaktion für einen Workshop über die Zukunft des Fernsehens aufhielten, haben Tiere, Stühle, Teller und Betten absolute Normal-Ausmasse. Das liegt am Hindenburg-Damm, der die Insel schon seit Kaiserszeiten mit dem Festland verbindet. Der Workshop handelte unter anderem davon, dass das Fernsehen "alles mit Ähnlichkeit schlägt" (Th. W. Adorno) bzw. einer allgemeineren Aussage der Quantentheorie zufolge immer den Gegenstand seiner Beobachtung durch die Beobachtung selbst bis zur Unkenntlichkeit verändert. In einer Folge der Simpsons werden bei Dreharbeiten für einen Film, in dem Kühe vorkommen sollen, von der Crew Pferde wie Kühe angestrichen. Warum sie nicht gleich eine Kuh nähmen, fragt Bart Simpson. Darauf einer der Filmmenschen: "Kühe sehen im Film nicht aus wie Kühe." Bart lässt nicht locker und will wissen, was man denn dann macht, wenn im Film Pferde dargestellt werden sollen. Unwirsche Antwort: "Dann binden wir einfach ein paar Katzen zusammen." Wie ein Rudel zusammengebundener Jungkatzen, die man in der Nordsee zu ertränken versucht, laufen Sascha Lobo, Kathrin Passig, Aleks Scholz und ich für die Fernsehkameras am Strand von Kampen herum. Zu sehen am Freitag in einem Beitrag des Kulturmagazins aspekte im ZDF.
13.07.2006 | 10:57 | Fakten und Figuren
 Pilze als Vorbild (Foto: Sascha Lobo)Zu selten treten in der wunderlichen Welt der Wissenschaft Drogen im direkten Vergleichs- und Doppelblindtest gegeneinander an wie in diesem Experiment die beiden scharfen Konkurrenten Ritalin und Pilze. Wie man unter geringstem Einsatz von Forschungsgeldern hätte vorhersagen können, schnitten die Pilze dabei in den Disziplinen "bedeutungsvollste Erfahrung im Leben sein" sowie "Wohlergehen und Gesamtzufriedenheit langfristig steigern" besser ab als das weit abgeschlagene Ritalin. Beim Testen des Experiments auf seine Reproduzierbarkeit – natürlich unter Weglassung aller gefährlichen Zutaten (Augenbinde, klassische Musik) – stellte sich sogar heraus, dass auch in den klassischen Ritalinfächern "Wach machen" und "verbesserte Kommunikation mit dem Konzept Nagetier" die Pilze die kleine feuchte Nase aber so was von vorn haben. Lediglich auf den Gebieten "zum Erledigen der Steuererklärung befähigen" und "problemlose Transportierbarkeit über Landesgrenzen hinweg" vermochte das Ritalin zu überzeugen; in der Kategorie "Wohlgeschmack" nahm keins der beiden Produkte die Testpersonen für sich ein. Es steht also bis auf Weiteres 4:2 für die Pilze. Denk da mal drüber nach, Ritalinhersteller Novartis!
13.07.2006 | 00:55 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Elektronik mit menschlichem Antlitz (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es gibt Gadgets, die muss man als Musiker einfach haben. Für die Gitarrenfraktion sind das die Amps in der Zigarettenschachtel und für Wirrköpfe der elektronischen Art war das bisher das Theremin. Ebendieses Theremin hat nun mit dem Thingamagoop der Firma Bleep Labs einen würdigen Nachfolger bekommen. Das Thingamagoop ist ein kleiner, possierlicher Synthesizer, bestehend aus einem VCO- und einem LFO-Kreis sowie weiteren Modulationseinheiten. Der VCO wird jedoch zur Erzeugung nicht – wie man es gewohnt ist – mit einer Klaviatur angesteuert, sondern durch eine Fotozelle. Mit der Umgebungshelligkeit ändert sich also die Tonhöhe. Zusätzlich besitzt der Thingamagoop eine Leuchtdiode, die fröhlich herumblinkt und somit zeitsynchron den Sound des Thingamagoop beeinflussen kann. All dies klingt so sagenhaft geil krank, dass man eigentlich nichts anderes tun kann, als sofort eines, mehrere, viele dieser fantastischen Geräte zu erstehen.
12.07.2006 | 18:33 | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder
 Zurechtgebogene Wirklichkeit (Foto: kansas_city_royalty) (Lizenz) Alle menschliche Tätigkeit ist ja in irgendeinem Sinn illusionär, oder jedenfalls nicht beweisbar real. Das kommt auf eins hinaus, sofern man als Sechzehnjähriger im hormonellen Neinsagemodus steckengeblieben ist. Aber selbst wenn man aus diesem Kontra-Alter raus ist und das volle Bock-Ramsch-Regelwerk der Welt akzeptiert hat, bewahren sich schöne Illusionen ihren Kitzel. Dass etwas nicht so sei, wie es uns erscheint, erinnert uns fundamental daran, dass alles ist, was es ist, indem es zu dem wird, was es nicht ist (oder umgekehrt), und sieht jedenfalls meistens ganz gut aus.
Die Illusion betrügt den hilflosen Wahrnehmungsapparat, der aber im Allgemeinen und abgesehen von epistemologischen Grundfragen, recht zuverlässig operiert. Sie ist deshalb stets von Randbedingungen abhängig. In besonderem Mass gilt das für perspektivische Täuschungen, (zum Beispiel U-Bahn-, Strassen- oder Wandmalerei, die Werke von Calum Colvin oder auch transparente Bildschirme), die oft nur von einem einzigen Standpunkt aus ihren Illusionscharakter entfalten, und aus anderen Blickwinkeln mehr oder weniger viel von ihrem Getriebe herzeigen. Steht man aber an diesem speziellen I-Punkt, oder schiebt stellvertretend eine Kamera da hin, dann kitzelt das den Wahrnehmungsapparat und eine kleine Explosion ereignet sich. Gesundheit.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Salzvielfalt
- saubere Verfugung
- Stephen-Hawking-Buchverfilmungen
- Isometrie im Kopf
SO NICHT:
- Pilze im Gemüsefach (mal wieder nichts verstanden)
- Hirnhaut eincremen, also wirklich!
- übergradeter Müll (schrott wax)
- Isometrie im Arsch
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Uncut Gems", Benny & Josh Safdie (2019)
Plus: 1, 3, 21, 31, 63, 82, 87, 101, 138, 144 Minus: 75 Gesamt: 9 Punkte
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