16.10.2005 | 20:30 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Neue Entwicklungen in der Rüstungsindustrie: Bei Medgadget ist zu lesen, dass irgendwo in Amerika neuartige Kleinbomben entwickelt wurden, die extrem kleine Feinde, z.B. Krebszellen, in gründlicher Manier ausrotten sollen, später mal, wenn sie erwachsen sind. Das prinzipielle Konzept der Nanobombe ist nicht neu, geriet aber wohl in den letzten Jahren in Vergessenheit, weil man sich einbildete, die gefährlichsten Feinde wären diese sogenannten Humanoiden und damit zu gross für solche Miniaturgeräte. Ein fundamentaler Fehler, denn es ist völlig klar, dass schon bald keine Zeit mehr für echte Menschenkriege ist, weil man ständig damit beschäftigt sein wird, Kleinstlebewesen zu bekämpfen. Und obwohl ein (offenbar verwirrter) Riesenmaschinenautor noch vor wenigen Wochen die Nanotechnologie verdammte, sind wir darum restlos überzeugt, dass der Nanokriegsführung die Zukunft gehört: Wir brauchen viel mehr Nanobomben, gegen alle möglichen Bakterien, Viren und Vogelgrippen, Nanopanzer gegen Kakerlaken und Chihuahuas, Nanoflugzeugträger, von denen aus Nanokampfflugzeuge in den Krieg gegen Schimmel- und Fusspilze ziehen, ja, ganze Nanoarmeen gegen Karies, Staubflusen und diese kleinen Obstkerne, die immer zwischen den Zähnen hängenbleiben. Irgendein Kobold muss dann Nanoverteidigungsminister werden, aber das kann man ja wohl hinkriegen.
16.10.2005 | 18:22 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Vorzüge des Wassers dürften allgemein bekannt sein, man mag es, es ist nicht teuer, ist leicht verdaulich, jeder schätzt es, sei es zum Gurgeln oder Autowaschen, und der Fisch liebt es, sich in ihm aufzuhalten. Wem jetzt das sprichwörtliche Wasser im Munde zusammenläuft, gehe schnell zum kleinen Kolonialwarenladen und bestelle noch heute ein Glas davon. Beim Stöbern im breitgefächerten Produktsortiment des freundlichen Warenhauses stösst man dann auch noch auf weitere nützliche Sachen, wie Mörtel, Komplementärsocken und gebrauchte Unterhosen, frisch gewaschen und weichgespült. Dass kaltes klares Wasser warmem trübem vorzuziehen ist, dürfte auch jedem klar sein, wurde es ja bereits besungen. Auch wenn es aus dem Text nicht klar hervorgeht, ist es doch eine im Subtext verborgene Ode auf den Schlankmacher kaltes Wasser, denn für die Erwärmung des Wassers auf Körpertemperatur wird Energie benötigt, Energie, die nicht aus der Steckdose kommt, sondern aus den Speckreserven. Wer tüchtig kaltes Wasser trinkt, wird schlank wie ein Zahnstocher. Wer hingegen noch einen Schritt weitergeht, und im Winter ins Wasser geht, den belohnen nicht nur zufällig an der Badestelle defilierende Passanten mit der schmeichelhaften Äusserung, man habe einen Dachschaden, sondern auch ein eigentümliches Geräusch, das entsteht, wenn die Bugwelle, die man vor sich herschiebt, die hauchdünne Eisschicht in Millionen kleiner Scherben zerbricht, und so ein geheimnisvolles Singen des springenden Eises entsteht. Ist das Eis dann bereits etwas stärker, zieht man sich zusätzlich noch ein paar interessante Schnittwunden zu. Und wenn man dann noch einen Hang zum "Schregen" (diese Schweizer!) hat, kann man sich ja als Eunuch einer Bademonarchie anschliessen.
15.10.2005 | 18:26 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wir leben in einer Zeit, die auch Menschen Chancen einräumt, die noch vor 5000 Jahren verhungert wären, weil sie etwa bunte, flatternde Schmetterlinge interessanter finden als Ackerbau. Inzwischen sind diese Menschen weiter vom Verhungern entfernt als jemals zuvor, im Gegenteil, sie gründen Agenturen überall auf der Welt und verkaufen der internationalen Ackerbauernschaft teure, wirre Konzepte. Ein besonders internationales, besonders wirres und wahrscheinlich auch besonders teures Konzept liegt einer Aktion von Coca Cola zu Grunde, das auch nebenstehende Flasche hervorgebracht hat. Sie heisst M5 und hat mit der Evolution, den fünf Kontinenten, Musik und Optimismus zu tun. Etwas, aber nicht viel präziser gesagt: Fünf Designergruppen aus fünf Kontinenten wurden gebeten, jeweils eine Flasche zu gestalten und ein Musikstück mit einem Videoclip zu illustrieren, dabei sollten sie stets den Optimismus an sich im Auge behalten und auch nicht vergessen, dass die Evolution ganz vorne im Konzept mitmischt. Obwohl seit Jahren der absolute In-Kontinent, hat Australien dabei seinen Platz an Südamerika abtreten müssen. Was ich vor allem deshalb begrüsse, weil die südamerikanische Designagentur Lobo heisst. Als grosse Schmetterlingsfans weit abseits jeden Ackerbaus können wir es natürlich nur gutheissen, wenn möglichst wirre Konzepte marktfähig werden. Vielmehr noch, wir möchten hiermit alle nach subjektiver Einschätzung dazu Befähigten aufrufen, wirre Werke in die Welt zu werfen! Kreiert kryptische Konzepte! Entwickelt erratische Events! Initiiert irrwitzige Initiativen! Verkauft verquaste Visionen! Hip Hip Hurra.
15.10.2005 | 15:46 | Alles wird besser | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Vor kurzem noch behaupteten wir, dass man das menschliche Gehirn nicht sehen könne und es deshalb keinen direkten Beweis für seine Existenz gäbe. Das ist natürlich völlig falsch formuliert: Während es in Einzelfällen immer noch schwer ist, das artgerechte Funktionieren des Hirns nachzuweisen, kann man es in anderen Einzelfällen durchaus einwandfrei sehen, und zwar in Farbe, 3D und im Web: Irgendwo in der Abteilung für Dunkles und Grossartiges der Uni Harvard entstand der Whole Brain Atlas, eben gerade von Scientific American mit dem Science and Technology Web Award 2005 ausgezeichnet. Mit Hilfe dieses praktischen Spielzeuges kann man irgendwelche Köpfe durchschneiden und einfärben, und alles, wirklich alles ist frei konfigurierbar. Die nebenstehende Abbildung z.B. zeigt das Innenleben eines Menschen mit rosa Kleinhirn und Froschaugen, und wem das zu unspektakulär ist, der kann auch gern im Kopf von Alzheimer-Patienten oder in Hirntumoren herumstöbern. Als Bonus erfährt man, dass sich in diesem Hirn da drin offenbar so rätselhafte Dinge wie das "Aquädukt von Sylvius" und das "Loch von Monro" befinden, Dinge also, die wir bisher eher im schottischen Hochland oder im antiken Rom vermuteten. Was allerdings noch fehlt, ist ein Interface, das die Stimmen im Kopf in Echtzeit im Web überträgt. Oder halt umgekehrt.
15.10.2005 | 15:30 | Alles wird schlechter | Was fehlt
Bei der Betrachtung der Geschichte menschlicher Kulturtechniken fällt auf, dass Erfindungen häufig in höchst unpraktischer Reihenfolge getätigt werden, so etwa das Speiseeis mehrere Jahrhunderte vor dem Dreisternefach und die Operation einige tausend Jahre vor der Anästhesie. Die Entwicklungslücke, in der wir uns derzeit befinden, ist nicht weniger schmerzlich: Einerseits möchten wir eine grosse Anzahl von Gadgets mit uns herumtragen (Handy, iPod, Digitalkamera, Notizbuch, GPS-Gerät, Wikipedia-PDA), andererseits sind weder diese Gadgets hinreichend ineinander integriert noch unsere Taschen zahlreich genug. Das Verhältnis der serienmässig angebotenen Hosentaschen zu den erhältlichen Gadgets hat sich seit Anfang der nuller Jahre in beide Richtungen ungünstig entwickelt und kulminiert heute in dem, was die Nachwelt unter dem Namen "Grosse Hosentaschenlücke von 2005" kennen und in einem Atemzug mit der Grossen Hungersnot in Irland, den deutschen Ladenschlussgesetzen und dem Dreissigjährigen Krieg nennen wird. Ausnahmsweise wissen wir auch nicht, wie es weitergehen soll. Steht uns ein Comeback der schlimmen Hüfttasche bevor? Ziehen wir demnächst in der Öffentlichkeit mit Leiterwagen voller Gadgets herum (was irgendwie ja auch seinen eigenen Reiz hätte, ausserdem wäre dann endlich Platz für alle Ladegeräte und Dockingstationen, ein Solarladegerät, einen Kasten Bier und einen Biwaksack)? Oder geht der Trend vielmehr weg vom Nomadischen und hin zu verstärktem Zuhausebleibing, jedenfalls im Sommer? Für den Winter gibt es ja zum Glück Jacken mit 52 Taschen.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- selektive Ignoranz
- Turbokapitälchen
- Flieder-Telekom
- Karambatunke
SO NICHT:
- Gantenbein heissen
- zweite Stufe vor der ersten zünden
- weicher Asphalt auf dem Pausenbrot
- Backsteinhandys
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Repo! The Genetic Opera", Darren Lynn Bousmann (2008)
Plus: 3, 11, 21, 31, 35, 48, 72 Minus: 1, 10, 18, 37, 144, 158, 159 Gesamt: 0 Punkte
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