Riesenmaschine

28.07.2005 | 10:15 | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Politischsein


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ohne hier jede Woche aufs neue die Jungle World anpreisen zu wollen, wobei das wirklich eine sehr lesenswerte Zeitung ist: Das Sommerloch bringt ein paar erstaunliche Grundsatz-Titelgeschichten hervor, diese Woche über die 68er, eine Abrechnung mit der Abrechnung mit 68, sozusagen. Was es mit "dem Politischsein" auf sich hatte, fragt Diedrich Diederichsen in seinem Beitrag "Wir waren so politisch" und schreibt Sätze wie: "Die Politisierung fragte das Alltagsleben: 'Alles markieren?' Der Imperativ des Politisch-sein-Müssens klickte auf das Ja-Feld." Bzw.: "Da man Intellektueller war, konnte man nicht sagen: Ich will die BRD der mittleren sechziger Jahre verlassen und in einen Film von Godard oder eine Schallplatte der Rolling Stones hineinkriechen, aber man konnte genau aus diesem Wunsch ein Konzept für eine umfassende Umgestaltung des Lebens entwickeln, das man 'Politischsein' nannte."
Das ist der gute alte Diederichsen-Sound, den wir so gerne lesen. Nun ja, zumindest einige von uns. Zumindest ab und an, wenn Sommer ist.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Träumende Medien


27.07.2005 | 21:14 | Anderswo | Alles wird besser

Toll: Nordic Walking jetzt illegal


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Bayrischen Schlösserverwaltung ist ein erster Schlag gegen das internationale "Nordic Walking"-Kartell gelungen: Seit zwei Wochen ist die putzige Pseudosportart zumindest im Nymphenburger Schlosspark gründlich verboten. "Nordic Walking" wurde vor wenigen Jahren aus purer Verzweiflung von einem finnischen Skistockhersteller erfunden (hier auch kostenlos nachlesbar) und ist, um es kurz zu erklären, die neue Bezeichnung für sogenanntes "Gehen", wie es einige Hochbegabte unter uns schon als Kleinkind lernen – weil es so kompliziert ist, unterstützt durch Stöcke, wie man sie manchmal verwendet, wenn man nicht mehr richtig gehen kann. Mittlerweile werden spezielle Unterhosen und Brillen fürs "Nordic Walking" angeboten. Das Verbot im Schlosspark ist ein harter Rückschlag für die ambitionierte Bewegung. Andere vom Staat Verfolgte (Raucher, Sodomisten, Kampfhundhalter) werden sich nun die einschlägigen Untergrundlokalitäten mit gesetzlosen "Nordic Walkern" teilen müssen.


27.07.2005 | 20:59 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Bay Watch


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Nein, es handelt sich nicht um die Weiterentwicklung eines 'Push-up'-Büstenhalter für den etwas größeren Effekt, auch nicht um ein Sextoy für Leute, die eigentlich aufblasbare Gummipuppen lieben, aber trotzdem eine erfüllte Ehe führen wollen. Es handelt sich um nichts Geringeres als eine lebensrettende Sofortmaßnahme, um ein 'Bikini Life-Jacket' nämlich. Das ist sehr praktisch, wenn man im Freibad versehentlich ins Schwimmbecken fällt! Und in verschiedenen anderen Situationen auch! Wie alle anderen wirklichen Innovationen (Gummi-Bärenfell, Fischstäbchen-Bratpfanne) wird es leider nicht in Serie hergestellt. Im
Unterschied zu anderen Designern ist sich Thomas Bernstrand, der Schöpfer nicht nur des 'Bay Watch' genannten Bikini Life-Jackets, sondern auch des Kleiderhakens für kleine und kleinste Kleidungsstücke, immerhin der vollkommenen Sinnlosigkeit seines Tuns bewusst und versieht den Prototypen gleich selbst mit der Bildunterschrift: "prototype today and tomorrow and hopefully for all eternity".


27.07.2005 | 18:50 | Berlin

Postgesetz mit Füßen getreten


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Hallo, Street-Art-Urheber! Das geht jetzt aber wirklich zu weit. Schließlich ist die Exklusivlizenz der Deutschen Post AG zur Briefbeförderung noch mindestens bis zum 31. Dezember 2007 vor Wettbewerb (hier: durch gelb angemalte Ampelanlagen) geschützt.


27.07.2005 | 18:09 | Was fehlt

Durchgehend gelogen


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Für Anblicke wie den nebenstehenden sollte es eigentlich die Riesenmaschine-Kategorie "Große Lügen" geben, denn natürlich hat Schlecker ebensowenig durchgehend geöffnet wie – danke, Ladenschlussgesetz – alle anderen Einzelhandelsketten in Deutschland. Gemeint ist vielmehr, dass man bei Schlecker keine Mittagspause macht. Mittagspause, wir erinnern uns: dieses Ding aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Obwohl man bei Schlecker frühkapitalistischen Praktiken an sich aufgeschlossen gegenübersteht, gibt es so etwas dort also nicht. Das Schild dient nämlich nur einem einzigen Zweck: unserer Verhöhnung. "Haha", sagt es, "in allen anderen zivilisierten und sogar in einigen unzivilisierten Ländern darf der Einzelhandel tatsächlich rund um die Uhr geöffnet haben und euch auch nachts mit allem Notwendigen versorgen. Nur hier nicht! Und wenn ihr schon seit fünfzehn Jahren glaubt, dass sich das aber demnächst ändern wird, weil wir ja schließlich in einem vernünftigen Land leben, dann habt ihr euch geschnitten! Haha!" Danke für die aufmunternden Worte. Wir melden uns nach der Mittagspause zurück.


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