Riesenmaschine

10.09.2005 | 01:00 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Auch toll: Duschmittel jetzt illegal


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Trotz ihrer sprichwörtlichen Langsamkeit nimmt die Schweiz in einigen Dingen ja eine Vorreiterrolle ein: Während es etwa in Deutschland immer noch nicht möglich ist, Cannabis und seine psychoaktiven Derivate halbwegs würdevoll zu kaufen, ist es in der Schweiz bald schon nicht mehr möglich. Fast alle Hanfläden – je nach Quelle einige Dutzend bis Hunderte – wurden polizeilich geschlossen.
Allerdings scheint es mittlerweile auch zu den zuständigen Stellen durchgedrungen zu sein, dass die Attraktivität des Drogenkonsums durch Illegalität und die üblichen Kampagnen (die Riesenmaschine berichtete) eher noch gesteigert wird. Darum werden nun in einem geheimen Pilotversuch in Deutschland und der Schweiz neue Wege der Drogenprävention getestet. Einer davon ist das experimentelle Verbieten von willkürlich ausgewählten Produkten oder Tätigkeiten. Dadurch soll die Jugend auf diese ihnen bislang völlig gleichgültigen Dinge scharf gemacht und ihre kriminelle Energie in gesunde oder zumindest harmlose Bahnen gelenkt werden.

Als es kürzlich in Deutschland das sogenannte 'Nordic Walking' traf, blieben die Erfolge weit hinter den Erwartungen zurück: Nur selten sah man nach dem Verbot Jugendliche nächtens heimlich walken. Zu durchschaubar waren die Absichten, zu gesund die illegale Tätigkeit. Darum wird in der Schweiz jetzt ein neuer Versuch gewagt. Dass die Wahl dabei ausgerechnet auf die Pflegeproduktelinie 'Palmolive Aroma Therapie' fiel, mag möglicherweise an den darin enthaltenen ätherischen Ölen (werden auch irgendwie aus Pflanzen gewonnen) oder an ungeschickt gewählten Aromakompositionen wie 'Anti-Stress' (tönt irgendwie nach kiffen) oder 'Energy' (tönt fast wie Ecstasy) gelegen haben, ganz genau weiss man es aber nicht. Sicher ist nur, dass die neue Kampagne bereits erste Auswirkungen zeigt: kürzlich konnte man einen Schweizer Riesenmaschine-Autor dabei beobachten, wie er bei OTTO's Warenposten grosse Mengen der Restbestände der Aroma-Therapie-Flüssigseife bunkerte. Und sicherlich wird es nicht mehr lange dauern, bis die erste Nachricht 'Basler Zoll stellt grosse Mengen des Pflegebades Energy sicher' in der Presse auftaucht.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Neue Anti-Drogen-Strategien


10.09.2005 | 00:59 | Anderswo | Alles wird besser

Fernsehgötter der Zukunft


Foto: steve.wilde / Lizenz
Was dabei herauskommt, wenn arbeitslose Musiker, Schauspieler, Drehbuchautoren und sonstiges Treibgut der Filmindustrie in ihrer Freizeit Kurzfilme drehen, kann man beim in Los Angeles stationierten Internetfernsehsender Channel 101 bewundern. Nach einem ingeniösen Verfahren werden die jeweils fünfminütigen Beiträge zur Ausstrahlung freigegeben und bei anhaltender Publikumsgunst fortgesetzt. Derzeit sind das unter anderem der Meta-Manga Rock Gods of Rock (empfehlenswert, vor allem für Porno- und Westernfans: Episode 3), der lakonische Hipster-Insiderwitz Yacht Rock, gewidmet dem smoothesten aller Musikstile, und insbesondere das helgeschneidereske Weltraumepos The Most Extraordinary Space Investigations , in dem der Beweis erbracht wird, dass es möglich ist, mit einem Budget von null Dollar und einem Ikea-Schachtelset an die Grenzen des bislang bekannten Witzuniversums vorzustossen. Wenn so die "unvermeidliche Zukunft des Entertainment" (Channel 101-Eigenwerbung) aussieht, dann fügen wir uns dieses eine Mal gerne ins Unvermeidliche.


09.09.2005 | 20:24 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Zombie-Trend Frauendesign


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Neben den hier schon mehrfach analysierten Godot-Trends wie e-Ink oder Wearables verdienen auch die Zombie-Trends unsere Aufmerksamkeit, die alle paar Wochen wieder aus dem Grabe kriechen und sinnlos durch die Pressemitteilungen taumeln. Eine der unschöneren Erscheinungen auf diesem Gebiet ist das frauenorientierte Design. Dass es die Welt nicht unbedingt zu einem besseren Ort macht, wenn Designer auf die weibliche Zielgruppe schielen, zeigt die aktuelle Umgestaltung von Lara Croft: wie die c't in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, hat Hersteller Eidos Frl. Croft für "Tomb Raider: Legend" eine deutlich reduzierte Oberweite, breitere Hüften und insgesamt eine gedrungenere Figur verpasst, um sich damit die Käuferinnen gewogen zu stimmen. Jetzt ist es vermutlich zu spät für einen Beratungstermin bei Barbie-Hersteller Mattel, der Eidos das eine oder andere über die weibliche Begeisterung für realistische Proportionen hätte erzählen können.


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Allgemein lässt sich feststellen: Je kaufunlustiger sich Frauen in einem bestimmten Warensegment zeigen, desto regelmäßiger wird optimistisch das Frauendesign bemüht. Die designerische Einfallsarmut gliedert sich dabei grob in zwei Bereiche: 1. Auf das herkömmliche, unveränderte Produkt "Für Frauen" draufschreiben (so der kanadische Heimwerkerwarenvertrieb Barbara K) und 2. Das herkömmliche, unveränderte Produkt mit Blumenmustern versehen. Kollege Lobo berichtete bereits über Geblümtes Werkzeug und Anfang dieses Jahres wurde der "1. Volvo-SportsDesign Award für Women Specific Design" neben anderem Unfug für ein geblümtes Tischtennisnetz und einen geblümten Kletterschuh vergeben, vermutlich sogar ganz im Ernst und nicht etwa in der Kategorie "Tand, den wir zähneknirschend prämieren müssen, weil es nicht genügend Bewerberinnen gab".
Volvo ist aber schon durch den "von Frauen für Frauen" entworfenen Volvo YCC der 2005 im Bereich "Pressemitteilungen mit Frauendesign" führende Hersteller. Der YCC versucht – wie alle Frauenauto-Versuche vor ihm und nach ihm – mit belanglosen Details zu punkten (größeres Handschuhfach, idiotensichere Bedienbarkeit, leichtes Einsteigen mit hohen Absätzen), die auch Männer zumindest nicht akut vom Kauf abhalten. Dabei geht es offenbar auch anders: Das martialische Militärmobil Hummer wird zu 70 oder 27, also jedenfalls ziemlich vielen Prozent von Frauen gekauft. Ganz ohne Blumenmuster.


09.09.2005 | 18:49 | Sachen kaufen

Milchdüsen


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Es gibt Ideen, die liegen so nahe, dass man sich fragt, warum man nicht selbst drauf gekommen ist, die Antwort aber gleich hinterherdenkt: Es interessiert mich einfach nicht auch nur im Allergeringsten. Ein solches Gerät steht vor uns; es handelt sich (beinahe) um eine handelsübliche Espressokanne, die das im unteren Bereich eingeschlossene Wasser in Form von Dampf durch den im Mittelteil eingepressten Kaffee presst. Dabei landet ein verhältnismäßig okay schmeckender Kaffeesud im oberen Teil der Kanne. Nichts jedoch im Vergleich zum besten Kaffee der Welt, nach der glaubwürdigen Aussage eines Riesenmaschineautors und Kaffeesüchtigen handelt es sich dabei um den A&P Löslichen Kaffee Mild von Kaiser's. Die überraschend große Zahl seltsamer Personen, die das nicht so sehen, stimmen vermutlich überein mit denjenigen, die jede noch so schnell runtergestürzte Milchkaffeeplörre mit heißem Milchschaum krönen wollen. Für exakt diese Personengruppe gibt es nun von den Wunschforschern eine Erweiterung für diese Art des Kaffeekochers namens Super Moka*. Der im unteren Bereich entstehende Dampf kann wahlweise auch über die herausragende Düse zum Aufschäumen der Milch benutzt werden. Von allen nichtprofessionellen Milchaufschäumgeräten ist dies sicherlich das smarteste, was jedoch angesichts der Armada der batteriebetriebenen Miniquirle keine allzu große Leistung ist. Ob das Gerät auch ausreichend gut funktioniert, und vor allem, wie man es mit weniger als drei Händen (heiße, unstabile Kanne festhalten, Hahn auf- und schnell wieder zudrehen, Becher mit Milch schwenken) bedienen soll, das bleiben unbeantwortete Fragen. Eventuell kann man die Antwort im Kaffeesatz lesen.

* Wenn die Wunschforscher noch eine Idee intensiver forschten, dann würden sie eventuell bemerken, dass sich einige Menschen da draußen eine deeplinkfähige Website wünschen.


09.09.2005 | 17:15 | Supertiere | Alles wird besser

Gepanschte Pinscher


sortenreiner Pinscher
(Foto: kafkaforprez / Lizenz)
Das natürliche Gegenstück zum Riesentier – den Pinscher – kann der Verbraucher ab sofort selber etwas beeindruckender gestalten, denn bereits für 80 € bietet das Tierärztliche Institut Göttingen einen Gentest an, nach dem man sich die Farbe seines zukünftigen Hundebabies aussuchen kann. Das ist nicht nur praktisch für Leute, die zum zitronengelben Regenmantel nur ungern einen kobaltblauen Pinscher mit sich führen, um nicht des FDP-Wählens verdächtigt zu werden – es hat auch finanzielle Aspekte: Denn ein Pinscher in so genannten "Fehlfarben" (Magenta? Mauve? Türkis?) kostet lediglich 50 Euro, während man für einen Pinscher in den "richtigen" Farben bis zu 1000 Euro latzen muss. Jetzt hängt es davon ab, ob man auf Seite des Züchters oder des Käufers steht. Während den Käufer ein Preis von 50 Euro vielleicht freut, haben die Züchter ihre Fehlfarbenpinscher bisher gerne mal in einer Plastiktüte am Staudamm "vergessen". Das ist jetzt vorbei, zumindest in der Umgebung von Göttingen. Woanders muss man seine Pinscher einstweilen noch eigenhändig ersäufen.


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