Riesenmaschine

12.12.2005 | 11:33 | Vermutungen über die Welt

Deppenmagneten


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In den sogenannten Produktverbesserungsabteilungen der grossen Stützen des Handels, also Tiernahrung, Schokoriegel, Klopapier usw. herrscht eine ähnlich gereizte und verzweifelte Atmosphäre voller Misstrauen, Eifersucht und unverhohlenem Abkupfern wie bei Tatort-Drehbuch- und Weblogautoren. Lange vor dem Klingenkrieg kam es auf dem Tab(letten)-Sektor ausgerechnet zwischen einem Zahnersatzreiniger und einem Geschirrspülmittel zu einem erhitzten Wettlauf, mittlerweile steht es 3:5, also Kukident Aktiv 3 und Somat 5, letztere haben einfach die vierte Phase übersprungen, Hakle könnte es ihnen gleichtun und auf die 4 vorhandenen noch 2 Lagen draufpacken und die Zahl 6 attraktiv machen. Der Waschmaschinenentkalker Calgon ist schon nach der zweiten Tabletten-Phase abgezweigt und hat via Zwischenetappen wie Gel, Aqua-Pro-Tabs, Expressballs jetzt den Magneten entdeckt, den "Calc Magnet" (Bild), eine Art kalkabsorbierendes Läppchen, und prompt reagiert eine Art Putzbürste namens Swiffer Staubmagnet. Dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist, kann sich jeder ausrechnen, die einen werden mitziehen, magnetisches Klopapier liegt auf der Hand, andere werden sich einer anderen Karawane anschliessen, mit der sie weiterziehen können, es bleibt auf jeden Fall ebenso unspannend wie die Frage, wie man eigentlich die Calc-Magnet-Läppchen entkalkt, können sie sich gegenseitig entkalken?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


11.12.2005 | 22:10 | Supertiere | Sachen kaufen

Grosse Geschenke erhalten die Freundschaft


Hier war ein wirklich schönes Bild, leider nicht von uns, aber suchen Sie halt selbst nach Caterpillar 797 B
Richtig schenken zu Weihnachten ist in Wirklichkeit genauso einfach, wie man es im Film sieht: Je nach psychischer Konstitution der Freundin schenkt man entweder einen total süssen Welpen oder ein total süsses Auto – jeweils mit einer roten Schleife um die Mitte. Dabei gelten dieselben Regeln wie beim Quartett: Supertrumpf ist Supertrumpf, und wer den links abgebildeten Muldenkipper (vermutlich ein Liebherr T 282 B Caterpillar 797 B) verschenkt, wird spitzere Entzückensschreie zu hören bekommen als der, der nur einen vergleichsweise smartoiden Rodedawg springen lässt. Der T 282 B 797 B bietet, so der Hersteller ein ganz anderer Hersteller, "eine Vielzahl von willkommenen Vorteilen", so kann man damit zum Beispiel schon den einen oder anderen Umzug (bis zu 360 380 Tonnen) selbst vornehmen, er fährt flotte 64 67,6 km/h, und kommt das Partygespräch auf schwierige Parkplatzsituationen oder Spritpreise, ist einem die Aufmerksamkeit der Zuhörer gewiss. Es gibt ihn vermutlich gegen einen vernachlässigenswert geringen Aufpreis auch mit gepimpten goldenen Radkappen und Unterboden-Neonbeleuchtung, ich muss schliessen, mir wird ganz schwummrig.


11.12.2005 | 17:17 | Berlin | Fakten und Figuren

Closomat


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Wahrheit in der Werbung ist eine gute und richtige Sache, die unterstützt werden sollte. Leider muss man an dieser Stelle die Createure (mit creativem C) der Werbelandschaften ein wenig bremsen, oder vielmehr lenken. Denn nicht jede Wahrheit sollte in der Werbung auch ausgesprochen werden. Ein verdeutlichendes Beispiel liegt bei. Es ist vollkommen korrekt, denn von den 149.000 Google-Treffern für "Dusch-WC" ist erst der 42. von der Firma Closomat, bedeutend besser steht übrigens der Cleanoseat da. Im Sinne der produktverbessernden Konkurrenzsituation ist auch begrüssenswert, dass nicht jedes Dusch-WC ein Closomat ist, wie dieses Plakat im Schaufenster eines Sanitärfachhandels in der bereits beschriebenen Falckensteinstrasse sagt. Ärgerlicherweise glänzt dieses Fachwissen um Dusch-WC-Marken nicht durch besondere Interessanz, um es vorsichtig auszudrücken.


11.12.2005 | 05:21 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Die dunkle Seite


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Irgendwie dunkel" titelte die ZEIT cirka im Jahr 2001 zur Entdeckung der Dunklen Energie, bis heute eines der grössten Rätsel und damit eine der grössten Herausforderungen für die moderne Wissenschaft – gleichzeitig aber das Comeback des Jahrhunderts. Rückblende: Ein junger Mann namens Einstein war so cirka 1917 restlos davon überzeugt, dass das Universum statisch sein müsse, also weder expandiert noch kontrahiert, und baute daher kurzerhand ein grosses Lambda=-1 in die Gleichungen zur Entwicklung des Universums ein, die kosmologische Konstante. Lambda hielt das Weltall stabil, also theoretisch. Dies wiederum war nicht sehr lange haltbar: Edwin Hubble, Hobbyboxer und Rechtsanwalt, mass Geschwindigkeiten von Galaxien und fand Ende der 20er die Expansion des Universum. Einstein reagierte umgehend und nannte Lambda den grössten Fehler seines Lebens.

Kaum achtzig Jahre später, Einstein ist mittlerweile einfach so gestorben, geschieht folgendes: 1998 stellt sich heraus, dass das Weltall nicht nur expandiert, sondern dabei (grob gesagt) auch noch immer schneller wird, von irgendwas beschleunigt, das seitdem allgemein als "Dunkle Energie" bekannt ist. Normalerweise trägt man der Dunklen Energie Rechnung, in dem man einen Zusatzterm in die kosmologischen Formeln einbringt, im Prinzip dieselben Gleichungen, mit denen Einstein haderte. Was dieses dunkle Zusatzzeug genau sein soll, weiss niemand, aber zumindest kann man "Es" seit neuestem ziemlich akkurat ausmessen. Im Prinzip muss man nur dasselbe wie Hubble tun: Entfernungen und Geschwindigkeiten von möglichst vielen Galaxien bestimmen. Die Komplikation dabei: Es handelt sich um Objekte, die Gigalichtjahre entfernt sind. Erste Ergebnisse des grössten Projekts dieser Art, durchgeführt von einem vorwiegend kanadisch-französischen Team, zeigen leicht überraschend, dass sich dieses dunkle Etwas kaum in Zeit und Raum verändert, es ist offenbar, hm, konstant. Konstant! Eine Konstante praktisch also! Die neuen Messungen ergeben zudem, dass diese Konstante, nennen wir sie, nur aus Spass, "Lambda", praktisch gleich minus eins ist – und plötzlich erscheint der Blödsinn Einsteins in einem völlig anderen Licht. Er hat das alles schon gewusst, nur falsch ausgedrückt.

Die Lehre daraus: Nie Fehler zugeben, nie. Was hätte aus diesem Einstein werden können, er könnte heute richtig berühmt sein.


10.12.2005 | 21:21 | Supertiere | Alles wird schlechter | Zeichen und Wunder

Kalamari Puffpuff


Irgendwann kriegen wir euch alle
(Foto: wmjas / Lizenz)
Wo immer man auch den neugierigen Blick oder die zivilisationsmüden (wenngleich in High-Tech-Wanderstiefeln steckenden) Füsse lenkt, die Kartographen und Weltverwalter waren je schon da, und am Rande des erhofften weissen Flecks auf der Landkarte verkauft ein Angehöriger der niederen sozialen Eingeborenenschichten weissgefleckte Kühlschrankmagnete und "My friend went to uncharted territory and all I got was this lousy T-shirt"-T-Shirts.

Einer der letzten echten weissen, oder vielmehr schwarzen, Flecken ist wohl die Tiefsee, die wegen allzuviel Wasser darin und darüber bislang glücklicherweise schwer erreichbar ist. Meldungen von dort enthalten Asphaltvulkane, Schwarze Raucher, blinde, Schwefelwasserstoff verzehrende Spinnenkrabben und den Riesenkalmar, den man bislang nur als angespülte und bis zu 20 Meter lange Leiche kannte. Ein Reich voller Zeichen und Wunder also, das ebenso die Vorstellungskraft ankurbelt wie leider den forschenden Eindringdrang. 1998 noch elektrisierte die Zeitschrift Mare ihre Leser mit einer ebenso packenden wie erfundenen Reportage über das Zusammentreffen mit einem Riesenkalmar. 2005 nun berichtet ein Forscherteam in den Proceedings der Royal Society von einer tatsächlichen Begegnung, die erwartbar prosaisch verlief. Das Tier verfing sich im Köderhaken, zog und zerrte vier Stunden lang (siehe Bild), bis zuletzt einer seiner beiden Langtentakel abriss. Nüchtern nutzten die Forscher das fünfeinhalb Meter lange Stück, das so frisch war, dass es sich an Bord des Schiffes an angebotenen Forscherfingern festsaugte, um die Gesamtlänge des beobachteten Tiers zu schätzen. Achteinhalb Meter lang war der Kalmar, schliessen sie, aber wie es ihm ohne eins seiner wichtigsten beiden Beinchen jetzt geht, das interessiert natürlich wieder keine Sau.

Die Entzauberung der Tiefsee hat also endgültig begonnen, in drei Jahren schnurrt dann der erste Tourist in einem Blechei zur Kalamarisafari abwärts in den Marianengraben – falls kein Riesensushiboom den Freizeitspass vorher vereitelt, oder die kommerzielle Raumfahrt den Markt verdirbt.


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