Riesenmaschine

17.04.2006 | 12:12 | Anderswo | Sachen kaufen | Sachen anziehen | Vermutungen über die Welt

Der Name der Hose*

Seitdem die chinesische Textilbranche immer häufiger auch von der eigenen Regierung unter Druck gesetzt wird, keine
internationale Marken mehr zu kopieren
, versucht sich die chinesische Textbranche zusehends am eigenen Branding. Was dabei herauskommt, stellt zwar den chinesischen Kunden zufrieden, weil dem der lateinische Buchstabensalat sowieso nichts sagt. Der irgendwie fremd aussehende Name gibt ihm trotzdem das Gefühl, ein Produkt von internationalem Flair erworben zu haben. Der Laowai (Ausländer) aber steht im Pekinger Klamottenladen und rätselt: Wie soll ich fragen, wenn ich eine Hose der abgebildeten Marke will ("Kann ich mal die da von Oersnenvor/ Oersnanvur/Oersnunvir probieren?"), ist das eine Abkürzung, und wenn ja, wofür steht sie? Oer – (ergänze Erkenschwicker) supernatürliche voll Rustikale? Original English rough shorts ... Optimized extreme rude subtile ...(ab hier die verkrampften Erklärungsversuche bitte selbst fortsetzen). Diese Fragen kann einem weder ein Verkäufer noch das Internet (wahrscheinlich ist OERSNVR die erste ungoogelbare Marke der Welt) beantworten. Nur wie der Name entstanden ist, ist dem Preisschild am Hosenbund zu entnehmen: "Recycled brand through special washing." Und das ist nun wirklich eine Innovation.

*Beitragstitel-Copyright eventuell by Ich und mein Staubsauger 1987

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Label Inflation

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


17.04.2006 | 02:21 | Anderswo | Fakten und Figuren

Mal wieder: Der dritte Weltkrieg


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ostern 2006 dreht sich die ganze Welt um den Iran, zumindest in den grossformatigen Anzeigen des American Jewish Commitee, die derzeit Nordamerikas Tageszeitungen verschönern. Das Land von Zarathustra, Xerxes, der Operation Ajax und der grossen Buchenurwälder verfügt nicht nur über die Raketenreichweite, um sofort zum Beispiel Dänemark anzugreifen (siehe Bild), sondern bietet zudem eine präsidentale Internetpräsenz, an der sich die Vereinigten Staaten hinsichtlich Übersicht, Navigation und Informationsgehalt mal ein Beispiel nehmen sollten. Weil es im Iran ausserdem, nach Informationen des CIA, fast gar keine Rentner gibt, ist es oberflächlich betrachtet nur 99% Verblendung, wenn man davon überzeugt ist, es handele sich um das Land der Zukunft. Da ist es schon fast wieder verständlich, wenn man den grossartigen Fortschritt durch Abfeuern von Friedenstauben (natürlich angeleint) zelebriert (Foto aus China Daily).


16.04.2006 | 19:04 | Anderswo | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Tortenbaustelle


Romantische Strassenszene in Peking mit Tortenbauarbeitern
Wie sie schmeckt, können wir noch nicht sagen. Vielleicht wie eine Mixtur aus in Donauwörth verlorener Radkappe, Tauberbischofsheimer totem Igel und einer Ölspur von Schillingsfürst bis Dinkelsbühl, eventuell aber auch eher nach den alten Strümpfen von Bettina von Arnim, der romantischen Torte schlechthin. Die Riesenmaschine kann hier nur der westlichen Welt als allererste verkünden, dass sie in den nächsten Sekunden auf den chinesischen Markt kommt: Die "Deutsche Romantische Strasse Torte" der Firma Waffleboy in Peking. Die Plakatwerbung hängt schon an den Kreuzungen der Hauptstadt, die Torte selbst ist – im Gegensatz zur Pückler-, Linzer- oder Schwarzwälderkirschtorte – im Netz noch nicht bestellbar. Wer auf den
Link
unter dem zur Tortenpremiere herausgegebenen Heftchen klickt, gelangt auf eine Seite, die "zheng zai jian she zhong" (under construction) ist. Mag also sein, dass die Torte noch mal schnell frisch geteert wird, bevor wir sie uns dann 24 Stunden am Tag ins Haus kommen lassen können. (Achtung: Mindestbestellung 10 Torten bei Lieferung ausserhalb des sechsten Rings!)

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Freiwillige Feuerwehr löscht (vielleicht) in Shanghai

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


16.04.2006 | 14:02 | Anderswo | Alles wird besser

Boston T Party


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Massentransport hat in Boston eine längere Geschichte. Man begann 1820 mit sogenannten "Omnibussen", ersetzte sie wenig später durch von Pferden gezogenen Schienenwagen (1832), elektrifizierte die Wagen schliesslich und als das immer noch nicht half, verlor man die Geduld und begann 1895 damit, die Schienen unterirdisch zu verlegen: Der Welt fünfte U-Bahn, Amerikas erste, war geboren, bis heute liebevoll "T" genannt. ("Do we walk to the next pub? No, let's take the T.")

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht sehr, dass Nostalgie im T eine grössere Rolle spielt, als es sonst erträglich ist. Gerade wird das unzuverlässige "Flipboard" in der South Station (siehe Bild) abgebaut – es handelt sich um diese alt-elektrische Technik, mit der die nächsten Verbindungen angezeigt werden, zum ersten Mal 1956 in Lüttich und seitdem jahrelang auf fast jedem Flughafen eingesetzt. Das charakteristische Klackergeräusch, mit dem zum nächsten Zug "geblättert" wird, jedoch fehlt der noch zu installierenden neuen Digitalanzeige, was grössere Proteste nach sich zog ("The customers do appreciate the tick-tick."). Darum wird nun zum ersten Mal weltweit das High-Tech Display mit dem Low-Tech Geräusch kombiniert – es kommt dann halt vom Band (Boston Globe vom 5. April). Aus ähnlichen Gründen übrigens lässt man schon seit Jahren ICEs mit dem Stampfen von Dampflokomotiven durch die Gegend fahren, damit man sie auch richtig hört, die Züge.


16.04.2006 | 05:36 | Sachen kaufen

Luft statt Zahlen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist leider nicht alles so sinnvoll eingerichtet wie das Internet, wo man häufig mit nur einem Klick viele nützliche Zusatzinfos erhält, egal, ob man sich für Wombats oder Riograndenser Hunsrückisch oder etwas ganz anderes interessiert. Die analoge Welt da draussen muss hingegen noch immer ohne weiterführende Links auskommen, es gibt nicht mal eine verlässlich funktionierende Mouseoverdings-Funktion. Dieser Mangel an schnell verfügbaren Hintergundinformationen wird allenfalls durch den vereinzelten Einsatz von Digitalanzeigen ausgeglichen. Da gibt es beispielsweise Koffer mit automatischer Gewichtsanzeige und Ampeln, die einem verraten, wann sie wieder grün werden. Sehr praktisch ist auch die Entwicklung eines USB-Sticks, auf dessen Display die noch verfügbare Kapazität angezeigt wird.

Aber was machen Anumeriker? An die hat mal wieder keiner gedacht! Oder zumindest fast keiner bzw. keiner ausser Dima Komissarov, dem Erfinder des Flashbags. Je voller der USB-Speicher, desto weiter bläst sich der Flashbag auf. Ganz einfach zu verstehen und auch praktisch im Einsatz: Es dauert höchstens ein paar Jahre, dann können erfahrene Flashbag-Nutzer durch blosses Erfühlen den freien Speicherplatz ihres Sticks bis auf 50 KByte genau bestimmen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: USBolognese


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