Riesenmaschine

13.06.2006 | 01:27 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln

Mach 10


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Mit einem entsprechend lautenden Sprichwort kann man jeden Krimskram rechtfertigen und man kann lange debattieren, ob man in diesem, aktuellen Falle (siehe Bild) lieber das alte rumänische Sprichwort "Alte Wecker wecken besser" oder das pragmatische deutsche "Viel hilft viel" bemühen mag.

Ganz einerlei, der Gewinn, den diese Welt durch die zehnklingige Schere einstreichen darf, spielt selbstredend in einer ganz anderen Liga als Rasierer mit fünf Klingen und Geschirrspülmittel mit fünf Phasen. Nicht nur, aber ganz sicher auch, weil zehn eben ganz locker ungefähr das Doppelte von fünf ist.

Die japanische Firma Tokuseti, Erfinderin und Verkäuferin der zehnklingigen Schere, hat jedenfalls ganz genau hingeschaut, in unserem Alltag und bei unseren Bedürfnissen. Endlich kann nicht nur Helmut Kohl Akten vernichten, und endlich bleiben Bastelarbeiten nicht den Haltern feingliedriger Hände vorbehalten. Und mitnehmen kann man das Ding auch total einfach. Fehlt zum grossen Glück rumänischer Wecker nur noch das passende Sprichwort.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wer hat das Rädchen erfunden?


12.06.2006 | 16:49 | Was fehlt

Geld, Haare, Scherben


Hier war ursprünglich mal eine nicht rechtefreie Kleingeldabbildung zu sehen
Ach, die Abschaffung des Geldes – die einen fordern sie, die anderen glauben, dass sie eigentlich schon stattfindet, aber wir begnügen uns heute mal mit der Forderung, den Abschied vom Geld wenigstens leichter zu gestalten, nämlich durch die Aufstellung von Geldmülltonnen. Im fortschrittlichen Finnland wurde das unnütze Rotgeld gar nicht erst eingeführt, aber anderswo hat jeder Bürger wenige Jahre nach der Euroumstellung schon wieder geschätzte drei Schuhkartons mit Münzen zu Hause herumstehen. Die Bundesbank bezeichnet dieses Horten aus Mangel an Loswerdemöglichkeiten als Zwangssparen, und der dadurch aus dem Verkehr gezogene Kleingeldberg fehlt dem Staat so schmerzlich, dass 2004 bereits Kleingeld aus Österreich importiert werden musste. In Österreich türmt sich das Münzgeld nämlich wegen seines Südwandertriebes zu Bergen. Wenn man diese Geldströme wie Wasser aus Speicherkraftwerken zur Energiegewinnung nutzen könnte, liesse sich das Kleingeldkroppzeug damit immerhin auf ein handlicheres Format schrumpfen.

In einem ungooglebaren Dokumentarfilm über Eugen Egner war der Autor schon in den 90er Jahren in der Wuppertaler Gegend als Besitzer dreier Hausmülltonnen mit den Aufschriften "Geld", "Haare" und "Scherben" zu sehen, und wir möchten hiermit die deutschlandweite Aufstellung dieser vorbildlichen Entsorgungsbehälter anregen. Jedenfalls, so lange man uns Geräte, die aus Münzen Scheine machen und den selbstvernichtenden sorbischen Euro vorenthält.


12.06.2006 | 12:00 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Flagghelfer


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Immerhin: Die ins Fenster geklemmten Plastikflaggenmaste sind so provisorisch, dass die massive Volksbeflaggung nach der WM vermutlich ein Ende finden wird. Dabei muss man gar nicht Deutschland prinzipiell ablehnen, um die Klemmpatrioten lächerlich zu finden. Es reicht auch, dass man Flaggen an sich für schwierige Symbole hält, die der Mensch ausserhalb von Lotsentätigkeiten mit Bedacht und lieber zu zurückhaltend benutzen sollte. Man ahnt ja, dass die meisten von ihnen unbeholfen einen Weg suchen, um ihren Wunsch auszudrücken, dass Deutschland Fussballweltmeister wird. Eventuell fehlt einfach noch eine Flagge für nationalismusunverdächtige Fans der Nationalmannschaft. Über den Umgang mit dem Flaggenmeer in der Zwischenzeit sollte sich jeder selbst Gedanken machen, die Bäckertheke in einem Lüdenscheider Supermarkt zum Beispiel hat die Flucht nach vorn in die bizarre Lächerlichkeit gewählt und verhöhnt die deutsche Flagge recht offensichtlich mit der Deutschlandtorte (Blaubeeren, Erdbeeren, Mandarinen). Die schönsten Verhöhnungen sind doch die, die alle ausser den Verhöhnten bemerken. Ein Tipp für flaggenbewusste Anarchisten: Einfach den goldenen Teil mit einer Schere abschneiden, ggf. aufessen.


12.06.2006 | 01:52 | Alles wird schlechter | Essen und Essenzielles

Ein Weltmeister aus Deutschland?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die WM bringt es mit sich, dass die Werbung, normalerweise erpicht auf Alleinstellungs- und Unterscheidungsmerkmale, zu einer einzigen gleichförmigen und ununterscheidbaren Fussball-Sauce verschmolzen ist. Kein Möbelmarkt, keine Burger-Kette, kein Autohaus, der, die, das nicht mit einem wie auch immer konstruierten Fussball-Bezug – entweder als FIFA-Sponsor oder unter bauernschlauer Umgehung der FIFA-Richtlinien – aufwartet. Wie Nielsen Media Research herausgefunden hat und die Berliner Zeitung berichtet, ist die Zahl der Werbebotschaften mit Bezug zur WM im Mai auf 868 angeschwollen, darunter 294 neue TV-Spots. Weil alle das selbe zur gleichen Zeit tun, kommt es zur Resonanzkatastrophe; Werbung mit Fussballbezug wird zur Tarnung. Ein Werbemotiv, ganzflächig im Camouflage-Muster gehalten, wäre ein echter Hingucker dagegen.

Einige Botschaften stechen qua Werbedruck, Penetranz und Eigentümlichkeit dennoch hervor. Während das Gros der Marken auf Eintracht, Frieden und Völkerverständigung setzt, baut die ehedem als Symbol des globalen US-Imperialismus und "Impi-Brause" verschriene Coca-Cola voll auf das neue Wir sind wieder wer-Gefühl und schwingt die Patriotismus-Keule. "Statistisch gesehen wird Deutschland in Deutschland immer Weltmeister" heisst eine der Headlines, die spätestens nach der Vorrunde aufs Peinlichste falsifiziert werden wird. Die zugehörigen TV- und Radiospots operieren mit einer auftrumpfend gepfiffenen Stimmungsmelodie, die an Wandervogelbewegung und Pfadfinderaufmärsche, wenn nicht Schlimmeres denken lässt und nachgerade verleitet, ein zackiges "Eukalyptusbonbon" im Kasernenhofton dazwischen zu schmettern. Wie wenig diese einseitige und anbiedernde Parteinahme zu einer – wenn nicht der – globalen Marke wie Coca-Cola passt, offenbart sich am deutlichsten im Titel der Melodie und dem verdruckst denglischen Motto der gesamten Kampagne: It's your Heimspiel! Was soll das sein? Kreidefressen angesichts der aktuellen US-Aussenpolitik? Glokalisierung? Appeasementpolitik 2.0? Oder einfach das Anknüpfen an eine fruchtbare Tradition? Wir wissen es nicht.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Alles, was der Ball ist


11.06.2006 | 14:51 | Anderswo | Alles wird besser

Appendix der Wahrnehmung


Hier war ursprünglich mal ein Haus zu sehen, das tatsächlich fast genau wie Sascha Lobo aussah
In unserer Liste psychedelischer Parks fehlte bisher der auch schon wieder zehn Jahre alte japanische Site of Reversible Destiny – Yoro Park (viele Fotos bei flickr) mit seinen hervorragenden Features wie der Zone of the Clearest Confusion und dem Mono no Aware Transformer. Entworfen wurde der Park von Shusaku Arakawa und Madeline Gins, die hier im Zusammenhang mit ihren schwer bewohnbaren "Reversible Destiny Lofts" bereits von Sascha Lobo vorgestellt wurden. "Bemühen Sie sich", heisst es in der Parkgebrauchsanweisung über das abgebildete "Critical Resemblance House", "eine auffallende Ähnlichkeit zwischen Ihnen selbst und dem Haus festzustellen. Sollte das nicht gelingen, verhalten Sie sich trotzdem, als sei das Haus Ihr eineiiger Zwilling. ... Im Falle unvorhergesehener Ereignisse bleiben Sie für eine Zeitspanne Ihrer Wahl bewegungslos stehen. Nehmen Sie danach etwa 20 Sekunden lang eine geeignetere (besser durchdachte) Position ein." Auch der Rest des Parks ist offenbar für Psychogeographen gemacht und erinnert an den "Mystery Vortex" aus "Sam & Max Hit the Road" oder Wonko the Sanes Outside Asylum. Wer jetzt abfällig "百水" denkt, der ist nur durch rechte Winkel geistig verrottet und geht nicht oft genug mit geschlossenen Augen durchs Leben (bildet!).


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