Riesenmaschine

09.07.2006 | 10:15 | Was fehlt | Fakten und Figuren

Dezimal ist auch keine Lösung


Nochmal 17 Bier für mich und die Sinologiestudentin. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer kennt nicht diese Situation? Man hat in einem mörderisch angesagten Szeneclub eine überaus attraktive Person zu einem Getränk ihrer Wahl eingeladen und sie in amouröser Absicht in ein Gespräch über die Wu-Dynastie verwickelt.

Der Person, obwohl sie Sinologie studiert hat, ist nun entfallen, wann genau noch mal Sun Jun verstarb, und sie sucht in gespielter Verzweiflung nach der richtigen Jahreszahl, was sehr reizend aussieht. Man will der Person zu Hilfe eilen und ihr nonchalant die Jahreszahl "256" verehren, doch genau in diesem Moment legt der DJ eine neue Platte auf, deren eigentliche Wirkung sich nur bei maximaler Lautstärke entfaltet – ein Umstand, dem der Mann am Mixer unmittelbar Rechnung trägt. Unhörbar ist nun selbst die eigene Stimme und also auch unmöglich ist es jetzt, der Person aus ihrer Klemme zu helfen. Die Konversation stockt, und die Aussichten auf Geschlechtliches sinken rapide.

Gut beraten war indes, wer zuvor seine Finger binär sortiert hat. Weist man dem Daumen den Wert 1 zu, dem Zeigefinger 2, dem Mittelfinger 4, dem Ringfinger 8 und dem Kleinen Finger 16, so ist es mit ein wenig Übung und Additionsvermögen kinderleicht, mit einer Hand Zahlenwerte bis zum Wert 31 gestisch zu vermitteln. Nimmt man noch die andere Hand hinzu, so erweitert sich das Spektrum bis zum Wert 1023. Sollte das Thema im Laufe des Abends also noch auf Niederlothringen kommen, so ist man sogar für Fragen nach dem Todesjahr von Gottfried II. gewappnet. Einer gemeinsamen Nacht, in der andere Gesetze gelten, steht nun nichts mehr im Wege. Danke, binäres System!


08.07.2006 | 19:28 | Anderswo | Papierrascheln

Kontextsensitives Koinzidenzmassaker


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nichts läge uns ferner, als jede x-beliebige Titelgeschichte des SZ-Magazins zum Anlass und Aufhänger einer Berichterstattung zu nehmen, aber auch in dieser Woche führt kein Weg daran vorbei. Nicht so sehr allein wegen der Titelgeschichte "lecko mio!", in der es darum geht, dass Italien ein beklopptes Drecksland geworden sei, die italienischen Männer von Machos zu verzärtelten Muttisöhnchen degeneriert seien, die bis ins hohe Alter bei Mama wohnten und auch im Bett nichts mehr zustande brächten. Nein, eher wegen der Umschlag-Anzeige der italienischen Modemarke Dolce & Gabbana, darauf die halbe italienische Nationalmannschaft ohne Schweissrand-Trikots, und der ausgesprochen kontextsensitiven Plazierung in Kombination mit dem Titelblatt, wenn man das Heft rittlings aufklappt. Eine solche kontrapunktische Anti-Programmierung kommt normalerweise nur über Google Adsense in Blogs zustande, wo neben einem geharnischten Hassartikel zu einem Produkt das entsprechende Textbanner "Suchen sie ..." auftauchen kann. Nun also auch im Print, und – anders als wohl in diesem Fall – womöglich sogar mit (ironischer) Absicht. Wie auch immer: ein echter "Hingucker".


08.07.2006 | 14:32 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Das Geschenk für den Jungen


Und wenn wir es falsch machen, macht es Puff und die Kühe fallen um. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Früher, als die Welt noch einfach war, schenkte man dem Herrn eine Krawatte, der Dame etwas für die Küche, dem Mädchen ein Puppenhaus und dem Jungen einen Experimentierkasten. Mittlerweile geht das nicht mehr, denn diese Wunderwelten, die sich "Chemie" und "Physik" nennen, haben längst so weit Einzug in unser tägliches Leben gefunden, dass sie vom Faszinosum zur Banalität verkommen sind. Der Junge spielt deswegen lieber mit seiner PSP, er weiss nämlich auch ohne Kasten, wie man Seife und Sprengstoff herstellt und wo man sich Uran in ausreichenden Mengen bestellen kann. Will man ihn also ernsthaft noch für das Konzept "Naturwissenschaft im Wohnzimmer" begeistern, muss man schwerere Geschütze auffahren. Eine Tornado-Modellmaschine etwa, das wäre mal was. Und zufällig haben wir auch gerade hier eine gefunden. Na, da wird der Junge aber Augen machen!


08.07.2006 | 09:22 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Bikini Badabumm


Kopfkino, auch mal schön.
Wer derzeit aus Furcht, ein Gewitter könnte die sorgfältig gelegte Haarfrisur zerstören, auf aushäusigen Filmkonsum lieber verzichten möchte, braucht nicht unbebildert zu verzagen. Denn kindskopfgrosse Hagelkörner, Ärger mit dem stark behaarten Nachbarn oder unangenehm bemooste Wohnungen wirken gleich viel weniger nervenaufreibend, wenn man sich, dem Hinweis des New Scientist Short Sharp Science Blog folgend, auf die Seite des Nuclear Film Declassification Project begibt. Eine ganze Reihe historischer Filme demonstriert hier deutlich, dass alles noch viel, viel schlimmer hätte kommen können: Trinity, Nougat, Plumpbob und ihre reizbaren Cousins spielen die Hauptrollen in einer sinistren Variante der klassischen Familienserie, in der es schon mal ordentlich kracht, auch ganz ohne Dolby Surround.

Wer das alles als zu zynisch und atombombenverachtend empfindet, der labe stattdessen sein wundgelebtes Inneres an "The warm coat", einer frühen Dekosoap über den explosionsfreien Zwangsumzug eines pfiffigen Kalans namens Harvey. Da mal ne Scheibe von abschneiden, Guido Knopp!


07.07.2006 | 16:39 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Was fehlt | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Assoziationskettenmassaker: Behirne Gehirne!


Systemmeldungen auf Flickr als Beweis für irgendwas (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Heute vor 1000 Jahren fand die hellste Supernova der Welt statt. Sie leuchtete -9,5 mag hell, das mag auch die beeindrucken, die mag bisher für den österreichischen Titel mit der Bedeutung "ich habe zu Ende studiert" gehalten haben. Damit handelt es sich um die am wenigsten beeindruckende Abkürzung, die man dort an seinen Namen anflanschen kann. Schöner zum Beispiel: StGVKF oder NÖGKmtK/St. Der erste dieser beiden Orden kommt aus der Steiermark, einem Bundesland, dessen grösste kulturgeschichtliche Errungenschaft zweifellos das steirische Kürbiskernöl ist. Dieses ist nicht nur besonders reich an den tollsten Ölfeatures, sondern schmeckt auch hervorragend. Eine Eigenschaft jedoch wird oft genug unterschlagen, das Öl ist nämlich dunkelbraun, wenn es in grösseren Mengen auftritt, und wenn nur noch ein einzelnes Tröpfchen vorhanden ist, ist es grün. Es taugt damit hervorragend als reziprokes Sinnbildöl für ökofaschistische Parteien.

Ökofaschistisch nur ohne öko nennen bösartig Unterstellende die schon mal hier vorgestellte Partei BüSo. Deren Vorsitzende heisst nicht nur lustig – Helga Zepp-LaRouche – sondern tritt auch für Transrapid, Kernkraft und umfassende Kulturkontrolle ein: "Ständiges Behämmertwerden mit Gewalt, Pornographie und Techno-Lärm zerstört das Denkvermögen. Klassische Theater müssen sich wieder am gedanklichen Inhalt der von ihnen aufgeführten Werke orientieren". Der Zusammenhang zwischen zerstörtem Denkvermögen und Kultur ist aber nicht nur Thema bei der BüSo, sondern schon eine ganze Weile inspirierend für Dichter und Denker, zum Beispiel für Gottfried Benn, dessen Novelle Gehirne mit einer berühmten freien lyrischen Assoziationskette endet, angeschlossen an eine Erklärung der Hauptfigur Werff Rönne, die als teilweise autobiografisch angelegt verstanden werden muss. Gottfried Benn selbst starb exaxt heute vor 50 Jahren an den Spätfolgen der Supernova von 1006.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Assoziationskettenmassaker


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