Riesenmaschine

04.01.2007 | 17:50 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Aber nicht alle auf einmal essen!


Das komplette Bild auf eBay ist
mehr als zwanzigmal so gross (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist und bleibt unverständlich, warum sich wesentliche Erkenntnisse aus dem Bereich der seriellen Fertigung noch immer nicht im privaten Bereich durchgesetzt haben. So könnte man zum Beispiele diverse Bestell- und Wartevorgänge einsparen, wenn man am Anfang eines Kneipenbesuchs einfach fünfoderso Bier auf einmal bestellt. Wenn man das mal aufs Jahr rechnet! Auch das Konzept des bereits hier erwähnten Once-a-month cooking hat sich immer noch nicht ausreichend durchgesetzt.

Oder aber der Kauf von Videospielkonsolen: Viele Leute rennen nach wie vor jedes halbe Jahr zum Kaufhaus und opfern dort einen Tag oder mehr, bloss um sich am Ende ansehen zu müssen, dass sich neureiche Witzbolde von weiter vorne in der Schlange die Playstation 3 kaufen, um sie öffentlich kaputt zu machen. Wer hingegen klug war, hat sich dem Konsumterror in den letzten Jahrzehnten wiedersetzt und schlägt jetzt genüsslich zu: Bei eBay ist noch bis zum 8. Januar ein Paket aus über 90 Spielkonsolen samt Zubehör und Spielen im Angebot (via Kotaku) – so kann man die sorgsam über die Jahre gesparte Zeit gleich sinnvoll investieren (mit Zinsen). Mit dabei sind alle Klassiker, vom Intellivision über das Sega Master System und das Neo Geo bis zum Nintendo Game Cube, aber auch Exoten wie das Tchibo Tele-fever oder der unlizensierte tragbare NES-Clone Game Axe. Das Startgebot liegt bei 3.000 Euro, was ein wahrer Schnäppchenpreis im Vergleich zu den 25.000 Dollar aus dieser ähnlichen Versteigerung ist.


04.01.2007 | 12:28 | Anderswo

Primetime-Schock


Bildnachweis (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Gute Nachrichten: Der Trend zum Milgram-Watching hat die USA erreicht. Wir erinnern uns kurz: Das Milgram-Experiment, also die im Jahr 1961 erfundene Sache mit den Elektroschocks, dem Gehorsam und Adolf Eichmann, verschwand lange von der Bildfläche, bevor sie in einer kulturell elaborierten Variante im letzten August im Rahmen des Onkel Milgram Open Mike die Apres-Bunny-Bühne erblickte (siehe Bild). Die Welt staunte kurz. Dann aber war es nur eine Frage der Zeit, bis die Massenmedien das Original, die klassische Milgram-Show, wiederentdeckten: Gestern abend sendete ABC News eine Neuauflage des Experiments, um, so liest man, nachzusehen, ob sich die Menschen seit den 60ern geändert haben. Haben sie natürlich nicht, warum sollten sie auch, besteht ja kein Anlass. Ansehen kann sich die Retro-Game-Show jeder, zwar nicht im Fernsehen, aber im Internet.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Avatar unser


04.01.2007 | 01:11 | Supertiere | Fakten und Figuren

Neue Unterschicht


Verarmter Adel im Unterholz: Die Ritterwanze (Foto: Entomart)
Lygaeus equestris, die Ritterwanze, ist das Insekt des Jahres 2007, so entschied das entsprechende Kuratorium des Deutschen Entomologischen Instituts. Damit reiht sich die Ritterwanze in die ruhmreiche Folge der Plattbauchlibellen, Hainschwebfliegen, Steinhummeln und Marienkäfer ein. Diesen sozialen Aufstieg hat die Ritterwanze vor allem dem noblen Ansinnen des Kuratoriums zu verdanken, dadurch "Vorurteile gegen bestimmte Insektengruppen abzubauen". In der Tat: Ihre Omnipräsenz und Vorliebe dafür, am Boden rumzugammeln, 24stündigen Sex zu haben oder einfach nur zu stinken, hat den Ritterwanzen den Ruf des nutzlosen und lästigen Lumpenproletariats und so manche Anfeindung eingehandelt. Allein, nur eine diskriminierte Gruppe pro Jahr unter den Schutzmantel des Kuratoriums zu nehmen wird die Not nicht lindern, denn schon zur Stunde geht es bereits den verwahrlosten Schaben und Obstfliegen gewaltig an den Kragen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Jetzt schon: Der Pilz des Jahres 2006

Ruben Schneider | Dauerhafter Link


03.01.2007 | 17:20 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Blindfahrt


Augenbewegungen machens möglich.
(Foto: nate2000)
Wer fahren will, muss hingucken. In Neuseeland wurde kürzlich einem Blinden das Fahren verboten, weil er gegen dieses simple Naturgesetz verstossen, das Steuer von einem betrunkenen Freund übernommen und an seiner statt den Wagen gegen eine Wand gesetzt hatte. Wer sich nun aber die Hände reibt, zu Fäustchen ballt und neuseelandfeindlich hineinlacht, weil ja ein Blinder sowieso nicht fahren kann und man ihm das deshalb auch nicht verbieten muss, sollte vielleicht mal über folgende neue Information aus der Welt der Wissenschaft nachdenken: schon länger ist bekannt, dass Autofahrer vor dem Kurvenlenken Richtung Kurve spähen, und dass dieses Vorspähen das Lenken erleichtert. Neu ist die Einsicht, dass es dabei offenbar gar nicht ums Kurvesehen, sondern um die Augenbewegung selbst geht – macht man nämlich die Kurve unsichtbar, hilft das Hingucken trotzdem. Jetzt müsste man den Versuch wohl mit komplett Blinden wiederholen, aber die dürfen ja leider nicht fahren.


03.01.2007 | 10:52 | Fakten und Figuren

Wirbelstrasse obenrum


Horror Wasserhahnii: Turbulence on tap
(Foto: Wanko / Lizenz)
Seit sechs Jahren hält die Erde vier Ohren in den Wind aus geladenen Teilchen, den die Sonne uns entgegenbläst. Sie heissen (alle zusammen) "Cluster" und sind eigentlich Satelliten, aber nehmen wir mal weiter an, es wären Ohren. Dann nämlich kann man sich vorstellen, die Erde wäre zwei rennende Hunde mit Fahrtwind und allem. (Es müssen zwei sein, sonst ginge die Rechnung mit den vier Ohren nicht auf, natürlich.) Und während es schon lange bekannt ist, dass Hunde im Wind erheblichen Wirbel hervorrufen, glaubte man bis vor kurzem an ein turbulenzfreies Streunen im All.

Damit ist es vorbei, sagen die Cluster-Ohren: Erst fanden sie grosse Wirbel, dann kleine, und jetzt ist auch klar, dass die gesamte Wirbelansammlung ganz ähnlich aussieht wie die im irdischen Hundewind. Turbulenzen im Sonnenwind! Die Karmansche Wirbelstrasse gleich hinter der Erde! Klingt gut, aber will man das? Schlecht zum Beispiel: Ein Ding mehr, das wir nicht verstehen. Denn für Turbulenzen braucht man Viskosität, eine ekelhafte Eigenschaft, die mitten im leergefegten Weltall recht komisch ist. Tropft die Sonne die Hunde mit Honig voll? Keine schöne Vorstellung, aber was soll man machen. Der Vorteil jedoch: So wie innovative Insekten es schaffen, aus Wirbelstrassen Flugenergie zu tanken, könnten die Hunde beim Schwanzwedeln sich ja wohl auch bei den Wirbeln bedienen, so dass wir beim Futter sparen und die freigewordenen Mittel zum Totreiten von Tier-Metaphern einsetzen können.


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