Riesenmaschine

29.03.2007 | 08:43 | Vermutungen über die Welt

Das Rückgrat der Welt


Foto: welsh boy, Lizenz
Als im Jahr 1999 der Satellit Ørsted ins All geschossen wurde, um von dort aus das Magnetfeld der Erde auszumessen, da wurden die Menschen im Valle Elqui, im "Kleinen Norden" Chiles gelegen, nervös. Hatte doch Ørsteds Vorgänger MagSat Anfang der 80er Jahre in der Tat bestätigt, dass im Valle Elqui das magnetische Zentrum der Erde (etwas paradox "definiert": die Stelle der Erdoberfläche mit dem schwächsten Magnetfeld) liegt. Genau dies war natürlich irgendwie zu erwarten, rutscht doch im Zeitalter des Wassermanns das Zentrum von allem vom 30. Grad nördlicher Breite (Bethlehem, Gizeh, Seidenstrasse, Himalaja) auf die Gegenseite – in die Anden, das Rückgrat der Welt. Warum ausgerechnet ein nur 60 Mio. Jahre altes Hochgebirge das Rückgrat einer 200mal älteren Welt sein soll, bleibt fraglich. Aber seitdem das Valle Elqui nicht nur das magnetische, sondern auch, genau deswegen, das sexuelle Zentrum der Welt ist (Magnetismus ist im Kern nichts anderes als Unzucht), prosperiert der Fremdenverkehr, der Räucherstäbchenverkauf, der Sternenkult und der Wein wächst auch besser. Aber was würde Ørsted dazu sagen? Kann man dem Erdmagnetfeld trauen? Immerhin kippt es alle paar hunderttausend Jahre einfach komplett um und wo es genau herkommt, weiss sowieso niemand. Fraglich, ob man auf so etwas Ungewissen seine Existenz aufbauen sollte.

Ørsted allerdings sagte neben vielen anderen Dingen jedoch genau dasselbe wie MagSat: Das magnetische Zentrum der Erde liegt im Valle Elqui. Kollektives Aufatmen in der Heimat der Vizcachas.


28.03.2007 | 22:20 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Riesentaschen


Aus der Business-Kollektion (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

At your own Request (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Gerade erst bemängelten wir, dass die auf dem Markt erhältliche Mode in keinster Weise mit dem erhöhten Gadgetaufkommen des modernen Menschen Schritt hält und einfach nicht genug Transportkapazität bietet. Zwar werden einige Geräte immer kleiner und einige andere verschmelzen auch – wie etwa die Sonnenbrille mit dem Bluetooth Headset. (link) Doch so wie der Vision vom papierlosen Büro zum Trotz der Papierverbrauch stetig ansteigt, so werden die Dinge, die wir zum Leben mit uns herumtragen, in ihrer Summe doch immer mehr und raumintensiver statt umgekehrt. Und auch wenn wir uns wünschen und auch davon überzeugt sind, dass Email, Telephon, Portemonnaie, Internet, MacBook, Zigarettenetui, Autoschlüssel, GPS, Sonnenbrille, Reisepass, iPod, Digitalkamera und Moleskin endlich in einem einzigen Gegenstand Platz finden werden, so sind wir doch realistisch genug zu wissen, dass bis dahin noch manche Cargohose ins Land gehen wird. Abhilfe dafür kommt ausgerechnet aus einer eher traditionellen Ecke, nämlich aus der Schneiderei Henry Needles & Sons in London. Dort wird unter dem Kollektionsname 'Great Pockets' endlich formschöne Kleidung für den modernen Grossstadtbewohner angeboten. Diese ist zwar etwas kostspielig, aber das wird das iPhone schliesslich auch sein. Dank geht auch an die Firma Nokia, die die Kollektion in der leicht durchschaubaren Absicht unterstützt, in möglich vielen Blogs verlinkt zu werden.


28.03.2007 | 12:17 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Gottesbeweise


Auch am Omegapunkt muss man erstmal einen Parkplatz finden. (Foto: Kai Schreiber)
Der durchgedrehte Physiker Frank Tipler behauptete vor einigen Jahren, einen Gottesbeweis vorlegen zu können, inklusive unser aller Unsterblichkeit. Sein Beweis lief im Wesentlichen darauf hinaus, dass in der Zukunft die Vergangenheit auf einem Emulator laufen wird, inklusive aller ihrer Bewohner, und wir also alle wiederkommen. Der Gedanke ist eng verwandt mit dem Argument Nick Bostroms, wonach wir alle nachweislich schon jetzt in einer Simulation leben. Er ist ausserdem natürlich fast vollkommen bescheuert und also wunderbar.

Etwas weniger, aber auch noch ziemlich bescheuert ist das auf diesem Foto abgebildete Interface eines Parkautomaten in Santa Cruz, in dem die Technologie der Gegenwart (mehrfarbige hochauflösende LCD-Flachbildschirme) die der Vergangenheit (eine einfache LCD-Anzeige, inklusive einer simulierten Plastikmaske drum) ohne sachliche Not emuliert und so mitleidig am Leben erhält. In fünfzig Jahren, wenn es virtuelle, riechbare 3D-Displays mit tastbaren Oberflächen geben wird, werden sie ohne Zweifel aussehen wie ein Casio-Taschenrechner, nach Fahrradöl stinken und sich anfühlen wie ein Abakus. Unsterbliche Vergangenheit, du bist Gott.


28.03.2007 | 01:44 | Alles wird besser

Vermeide zukünftig Leid


Genreservoir (links) und Backup (rechts)
(Foto: Kai Schreiber)
Eine wichtige Nachricht an alle Freunde des experimentellen Herumspielens mit den eigenen Genen: Die bei der Core 77 Challenge ausgezeichnete Erfindung birthmark gibt es noch gar nicht (via medgadget). Und damit existiert auch keine Möglichkeit, den Zwischenstand des Spiels in einer formschönen und subkutan am Hals zu implantierenden Metallkapsel abzuspeichern. Falls es das aber schon gäbe, dann wäre es zum einen empfehlenswert, die bei der Geburt mitgelieferten Originalgene in einer Kapsel auf der rechten Seite des Halses zu sichern, als Notfallbackup, falls die Dinge dramatisch schieflaufen. In einer zweiten Kapsel, vielleicht auf der linken Seite, könnte man dann besonders gelungene Modifikationen aufheben (Inkrement-Backup), auf die man nie mehr verzichten möchte (die Option, sich selbst kitzeln zu können, um mal ein Beispiel zu nennen). Hardcore-Genmutanten, für die ein Backup gleichbedeutend mit dem Verlust der künstlerischen Freiheit ist, würden über diese von Sicherheitsdenken geprägten Ausführungen natürlich nur höhnisch lachen, aber, hey, nicht alle Menschen sind derart verantwortungslos und wahnsinnig.


27.03.2007 | 18:29 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Alte Spiele


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nachdem nun ununterbrochen neue Sportarten entwickelt werden, die eigentlich nur noch Variationen von vorhandenen sind, wie der Schlammlauf mit Elektrohindernissen, für den die Sportdivision der Riesenmaschine bereits angemeldet ist, und das negative Eishockey, wäre es nicht verwunderlich, wenn auch alte Aktivitäten wie Stelzenhockey und Flugzeugtennis eine Renaissance erleben würden.

Der wunderbare Weblogflohmarkt Swapatorium hat in seiner gestrigen Ausgabe aus einer Grabbelkiste das Massenspiel (120 Teilnehmer pro Mannschaft) Pushball gegraben, das es, siehe Bild, auch in einer pillendreheresken Poloversion gibt. Dass dieser Sport olympisch wird, ist auszuschliessen, ist er doch vergleichbar mit einer obszönen Massenpaarung bzw. -schlägerei. Eher noch könnte sich ein genauso altes Kartenspiel namens Cribbage durchsetzen, das aber nicht zu verwechseln ist mit dem verbotenen Crip-Walk, einem Tanz, der kein Tanz ist, aber mit dem man schreiben kann. Und hier böte sich ebenfalls wegen Breitenakzeptanz eine Fusion an, der Pushball Crip-Walk. Vielleicht gleich auch noch unter Wasser und für Pferde. Die Riesenmaschine würde eventuell die Patronanz übernehmen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Korfball kann kommen

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


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