Riesenmaschine

26.12.2005 | 16:39 | Was fehlt

Dahin führt unser Weg


Warum auch? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Genauso unvermittelt wie kürzlich der Zahntag bricht nun der Jahreswechsel über uns herein. Ein eher zufälliges und unbedeutendes Ereignis, was aber natürlich nicht davon abhalten sollte, es zur Weltverbesserung zu nutzen. Und aus diesem Grund wird die Riesenmaschine in den nächsten Tagen festlegen, was im Jahr 2006 zu geschehen hat. Irgendjemand muss es ja tun. Endlich wird im nächsten Jahr die Standardkommunikation zu Überlebenszwecken stark vereinfacht, gekürzt und reglementiert werden. Bisher hatten Menschen, deren Hobby Sozialverhalten ist, nicht nur im Beruf und bei der Auswahl von Geschlechtspartnern, sondern auch im Alltag ungemeine Vorteile, was von Soziopathenverbänden weltweit regelmässig als grosse Ungerechtigkeit gebrandmarkt wurde. Was im Gastronomiebereich schon recht gut funktioniert ("Bier", "Noch eins", "Rechnung"), muss in Zukunft vor allem im Einzelhandel verstärkt eingebaut werden. So wird es Schuh- und Modeläden geben, die wie Webshops funktionieren: anprobieren, anklicken, Kreditkarte durchziehen, abholen – kein Personal sichtbar, keine lästigen Trendhinweise, keine Fragen, keine missbilligenden Blicke.

Immer noch braucht man mehrere Stunden, um einen harmlosen Ozean zu überqueren. Offenbar sind entweder die Verkehrsmittel zu langsam oder aber der Planet zu gross. Dies wird sich im nächsten Jahr ändern, indem entweder alles schneller wird (unwahrscheinlich) oder aber allgemein sinnlose Leerräume (Hessen, Belgien, Grönland) zwischen akzeptablen Lebensräumen herausgekürzt werden.

Speaking of which, es muss dringend konsequenter am idealen Land gearbeitet werden. Ernstzunehmende Studien des vergangenen Jahres ergeben, dass es sich vermutlich um eine Art Mischung aus Australien, Japan, Finnland, Kanada und Neukölln (das neue Kreuzberg) handeln wird, aber für ein abschliessendes Urteil sind weitere empirische Erhebungen, das sagen eigentlich alle Experten, dringend erforderlich.

Schliesslich ist im Jahr 2005 überdeutlich klar geworden, dass Tiere entweder gut oder schlecht sind. Problematisch: Man weiss es immer erst hinterher. Beispielsweise sehen das gemeine Stinktier und das "West Nile Virus" im Prinzip aus wie prima Lebensbegleiter, ein fataler Trugschluss, während verschiedene Produkte der Tiefsee vermutlich ganz nett sind, es sich aber nicht anmerken lassen. Deshalb raten wir dringend zu besserer Etikettierung bei Tieren, evt. sogar eine Art milde Zensur (Beispiel: Killerbiene).

Sicher ist letztlich nur, dass auch 2006 wieder alles besser werden wird, wie ein Rückblick über genügend grosse Zeiträume zweifelsfrei offenbart. Schliesslich haben wir erst kürzlich die Eiszeit und den Säbelzahntiger abgeschafft und dafür die Anästhesie und die Künstlersozialkasse erfunden, da wäre es doch gelacht, wenn man die paar verbleibenden Probleme nicht bis ca. März in den Griff bekäme. Den Rest des Jahres haben wir dann frei.


26.12.2005 | 10:21 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Nie mehr schwitzen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Oft wird einem von unberechenbaren Instanzen verordnet, mit welchen Temperaturen man zurechtkommen muss. Damit ist jetzt Schluss, und zwar dank der Zulieferer der US-Streitkräfte, die eine handliche flüssigkeitsgestützte Körperkühlanlage entwickelten, offenbar neuartig, extrem wirkungsvoll und bei Med- und Engadget ausführlich beschrieben. Nun kommen US-Soldaten sowieso in die Hölle, wo man Kühlanlagen sicherlich gut gebrauchen kann, aber abgesehen davon gibt es jetzt, zusammen mit dem neulich erfundenen Wärmehandschuh, endlich alle Hilfsmittel, um zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter entspannt und gut temperiert bei angenehmen cirka 24 Grad im Park zu liegen und das zu tun, was man halt bei 24 Grad so tut, nichts zum Beispiel. Sehr gut, Erfinder! Jetzt noch die Dinger kostenlos verteilen und Drogengesetze ersatzlos streichen, und man wird fast gar nichts mehr zum Maulen finden. Naja, das Armygrün der Kühlanlage ist ja eigentlich 90er, das hätten wir gern in Altrosa.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Nie mehr frieren


25.12.2005 | 00:45 | Supertiere | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Schlafen auch ohne Nacht


Durchbruch in der Schlafforschung (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ganz aktuell: Norwegische Rentiere haben herausgefunden, dass man auch tagsüber schlafen kann. Endlich wird somit ein uraltes Vorurteil widerlegt, das uns allen von Autoritäten wie Mutter oder Sonne jahrzehntelang eingeprügelt wurde: Kind, geh vor Mitternacht ins Bett, schlafe regelmässig, denn jeder Tag hat vierundzwanzig Stunden. Völliger Blödsinn, sagen die Rentiere mit donnernden Hufen und lodernden Nüstern, durch ihren arktischen Lebensraum an bizarre Tag/Nacht-Verhältnisse gewöhnt. Sie schlafen und grasen abwechselnd, sobald das eine langweilig wird, tun sie das andere, und nehmen dabei absolut gar keine Rücksicht auf den Stand der Sonne. Manchmal stehen sie nach drei Stunden wieder auf, manchmal nach zwanzig, und wenn sie irgendwann genug haben, bleiben sie für immer liegen. Damit ist es also endgültig klar: Die Sonne ist weder Mittelpunkt des Universums noch Dreh- und Angelpunkt des Tagesablaufs, sondern einfach nur ein hirnloser Leuchtstoffball. Sie hat dem Rentier in uns gar nichts zu sagen! Schluss mit dem ewigen Sonnenfaschismus! Protestschlafen (auch) tagsüber! Hier endet dieser Beitrag, denn Grasen kommt mir gerade viel spannender vor.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Schlaflos, fast überall

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


18.12.2005 | 06:21 | Anderswo | Alles wird schlechter

Save the Hoodie


In England verboten: der Sensenmann (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Seit vielen Jahrhunderten wird das Kapuzenshirt, englisch Hoodie, von Minderheiten wie Mönchen, Rotkäppchen, Hooligans und Jugendlichen verehrt und verwendet. Damit muss Schluss sein, sagen nun viele besorgte Engländer aus unbestimmten Gründen. Schon seit längerem leisten sich Englands Polizei und Geheimdienste den etwas eigenwilligen Spleen, einfach alles über jeden herausfinden zu müssen. Als ein Nebenergebnis dieser Philosophie erhalten die Briten fast alleine die Videokameraindustrie am Laufen: Zwanzig Prozent aller weltweit installierten Überwachungskameras, insgesamt vier Millionen Systeme, stehen in Grossbritannien. Desweiteren legt man sich zur Zeit ein ganzes Arsenal an scharfen, sogenannten Anti-Terrorgesetzen zu, die das Leben im Land unkomplizierter gestalten werden – es ist dann einfach fast alles verboten. Im Zuge dieser Entwicklung ist es nur naheliegend, dass auch die Kapuze ins Schussfeuer gerät, schliesslich hat die englische Obrigkeit, zum Beispiel der Sheriff von Nottingham, schlechte Erfahrungen mit Kapuzenträgern gemacht, insbesondere im Wald von Sherwood. Die englische Labour-Regierung unterstützt daher offen, wenn auch etwas dümmlich, dass Einkaufszentren und Schulen neuerdings das Tragen von Kapuzenshirts verbieten. Seltsam ist, dass sich gerade die Kapuzenträger mit Nachdruck wehren, zum Beispiel im Rahmen der "Save the Hoodie" Kampagne von Lady Sovereign. Womöglich wurde hier ein entscheidender Nerv getroffen – solange sie dabei eine Kapuze tragen dürfen, ist Engländern offenbar alles egal. Vielleicht sollte man die empfindlichen Hoodies lieber in Ruhe lassen, immerhin gibt es wesentlich effektivere Varianten, das Gesicht zu verbergen, die ebenfalls noch nicht verboten sind, zum Beispiel Sonnenbrillen, Atemschutzmasken oder einfach Haare im Gesicht. Na los, England, dagegen muss man doch was unternehmen.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


17.12.2005 | 11:47 | Alles wird besser

Rettet die Liebe


Früh aufstehen ist schwer (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Seit mehreren Stunden schon warten wir gespannt auf den legitimen Nachfolger dieser Bloggeschichte, die sich ja wohl mittlerweile eindeutig in eine Sackgasse manövriert hat. Die Erlösung kommt völlig unerwartet vom Chemie-Konzern Bayer, der in Zusammenarbeit mit Autorin Beatrice Poschenrieder ein ganz heisses Ding losgetreten hat, die Online-Novela "Rettet die Liebe". Kurz zur Systematik: Während auf den privaten Homepages der 90er vorwiegend Uninteressantes inkohärent und unschön aufbereitet wurde, bieten Blogs durchweg Inkohärentes, aber wenigstens interessant und schön dargestellt. Die Online-Novela, wie sie von Bayer vorgestellt wird, widmet sich in extrem peinlicher Form dem Thema Impotenz, und bietet damit Unschönes in durchweg kohärenter und uninteressanter Form. Das ist ein phantastischer Schachzug, der Kreis schliesst sich und man wird nichts anderes tun können, als einfach das Konzept zu kopieren. Aber es wird schwer, denn was soll man jetzt noch als schlagkräftiges Grundthema wählen? Vielleicht Folteropfer durch den Kakao ziehen? Analphantasien öffentlich ausbreiten? Betroffenheit heucheln, weil elektrische Geräte immer häufiger den Geist aufgeben? Man ist etwas hilflos. Ergänzend bietet Bayer reizvolle Zusatzfeatures, zum Beispiel downloadfähige Jerry-Hall-Poster und das geheimnisvolle "Vitalsexual-Webcoaching" – auch dies wird sehr schwer zu übertreffen sein. Vorerst bleibt keine Wahl, man muss so tun, als ginge einen das alles nichts an. Zumindest sollte man noch darauf hinweisen, dass sich die etwas zu bedrückende "Musik" bei "Rettet die Liebe" einfach rechts oben abschalten lässt. Dieses Thema wurde uns von Riesenmaschinen-Fan Julia empfohlen, man weiss nicht warum, sollte aber dankbar sein.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


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