Riesenmaschine

18.02.2007 | 12:48 | Essen und Essenzielles

Gelynchte Bohnen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt eine Reihe von Schauspielern und Künstlern, die eigene Produktreihen auf den Markt bringen. Das kann gut gelingen, wie im Fall von Paul Newman, der in den USA für Popcorn und Spaghettisaucen mittlerweile fast bekannter ist als für seine Arbeit als Schauspieler. Es geht bisweilen aber auch furchtbar nach hinten los.

Dass David Lynch eine besondere Beziehung zum Kaffee hat, weiss man spätestens seit "Twin Peaks". Auch eine seiner schönsten Szenen aus "Mullholland Drive" dreht sich um Kaffee, und so ist es nur folgerichtig, dass Lynch nun eine eigene Reihe von Kaffeesorten auf den Markt gebracht hat: David Lynch Signature Cup Gourmet Coffee. Über den Kaffee können wir nichts sagen, da die Versandkosten nach Deutschland interessant sind, aber der Claim könnte besser nicht sein: "It's all in the beans ... and I'm just full of beans".

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Gelynchtes Wetter


28.12.2006 | 20:10 | Anderswo

Schüttel Dein Schuhlie


Der Gröfaz fuhr nicht, er liess fahren (Quelle/Lizenz)
Der Titel dieses Beitrags ist kein missratener Versuch, Schweizerdeutsch zu schreiben. Vielmehr orientiert er sich an der schlimmsten anzunehmenden, vor Jahren eingetretenen Filmtitelübersetzung "Meh' Geld". Eine Sphinx von einem Filmtitel, man kann nicht einmal ahnen, wie man beginnen könnte zu verstehen, was in den Köpfen der Filmtitelübersetzer vorgefallen ist, bevor am Ende dieser Titel stand. "Meh' Geld" ist wahrlich der Hitler der Filmtitel. Aber während man von Hitler wenigstens sagen kann, dass er der einzige Mann war, der auf dem Rücksitz eines Cabrios gut aussah, wäre selbst David Irving bei "Meh' Geld" um Entschuldigungen verlegen.

Wenn man ungefähr 80 Gramm des 1500 Gramm schweren neuen Romans von Thomas Pynchon, "Against The Day", gelesen hat, also auf Seite 48 von 1085 Seiten gelandet ist, kann man wenigstens feststellen, dass das Filmtitelrätsel von "Meh' Geld" nun literarisch verarbeitet wurde. So lässt Pynchon den Erzherzog Franz Ferdinand beim Besuch der Chicagoer Weltausstellung Folgendes über Afro-Amerikaner sagen: "It is alright! I know how to talk to these people! I have studied their culture! Listen – 'st los, Hund?"


28.07.2006 | 19:53 | Alles wird besser

Goldberg Variationen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kollege Lobo wies unlängst schon auf die Gefahren der Ungeficktheit hin. Umso mehr sollte man diejenigen loben, die sich in Zeiten grosser Ungeficktheit anderen Dingen zuwenden und dabei all diejenigen Lügen strafen, die nach jedem Schulmassaker danach schreien, noch mehr Videospiele verbieten zu lassen. Dabei gibt es Beispiele, an denen man sehen kann, wie sich Ungeficktheit und die daraus resultierenden Nebenwirkungen (Mundtrockenheit; verstärkter Wunsch, alle Mitmenschen niederzuballern) mithilfe von Game MODs in viel unschädlichere und unterhaltsame Bahnen lenken lassen können. So kann man zur Zeit auf allerlei Seiten sehr schöne, auf Half Life 2 basierende Rube Goldberg Animationen sehen, die in manchen Ländern noch in mühseliger Handarbeit hergestellt werden. Auf solche Ideen wären die meisten Vielficker nie gekommen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Pitagora Suichi


07.06.2006 | 15:26 | Anderswo | Papierrascheln

Viswanoglu


Plagiarismus ist nicht nur ein Problem des Literaturbetriebs (Foto: dweekly / Lizenz)
Plagiarismus ist eine eher langweilige und auch nicht besonders überraschende Sache, vor allem, wenn es um Romanautoren geht, die sich angeblich bei wissenschaftlichen Texten bedient haben. Der englische Richter, der den Plagiatsprozess gegen Dan Brown leitete, langweilte sich dabei sogar so sehr, dass er in den Urteilstext seinen eigenen Code einbaute. (Für unsere kleinen Knobelfreunde und für zwangsneurotische Dan-Brown-Fanatiker hier das komplette Urteil samt Code als PDF.) Was bei den Plagiatsvorwürfen nicht überrascht, ist die Tatsache, dass sich Fiktion bei Wissenschaft bedient, bewegen sich die beiden doch zumeist in recht säuberlich getrennten Parallelwelten, und wenn man dann beispielsweise abends nach Meerestieren forscht, findet man im Internet nach dem vierten Glas Rotwein eben ein paar wissenschaftliche Artikel und schwupps werden diese Artikel literarisch verarbeitet und verkaufen sich wie warme Semmeln.

"Parallelwelten?" wird sich der aufmerksame Leser denken, "da war doch was"? Knapp daneben, in Deutschland heisst das nicht Parallelwelt, sondern Parallelgesellschaft, und das Wort verweist auf die Integrationsprobleme von Menschen mit Migrationshintergrund. Feridun Zaimoglu, dem ehemaligen Bart- und Preis-der-Jury-Träger des Bachmannwettlesens 2003, wird vorgeworfen, Teile seines Romans "Leyla" bei Emine Sevgi Özdamars Roman mit sehr langem Titel abgeschrieben zu haben. Die in der Presse aufgeführten "Plagiatsbeispiele" überzeugen freilich noch nicht, sondern lassen einen eher zur überraschenden Erkenntnis kommen, dass junge türkische Frauen ähnliche Erfahrungen machen.

Sehr viel sexier ist da schon der letzte grosse Plagiatsfall aus den USA, der in Deutschland fast nicht erwähnt wurde. Hier die Kurzfassung: 17-jähriges reiches gut aussehendes Mädchen indischer Herkunft will unbedingt nach Harvard, heuert dafür eine Coachingfirma an, deren Betreuerin die "autobiografischen" Geschichten des Mädchens an einen Buchverlag vermittelt, der dem Mädchen 500.000 Dollar Vorschuss für zwei Romane gibt. Das erste Buch erscheint, die Autorin ist mittlerweile 19 Jahre alt und studiert in Harvard, als im harvardeigenen Blatt Vorwürfe auftauchen, das Buch sei eine schlecht getarnte Kopie eines anderen Frauenromans von Megan McCafferty. Und in diesem Fall sind die Übereinstimmungen so auffällig, dass man auch beim allerbesten Willen nicht der Entschuldigung Kaavya Viswanathans (so der Name des Mädchens, hier der Wikipedia-Eintrag mit vielen Plagiatsbeispielen) folgen kann, sie habe den anderen Roman zwar gelesen, aber nicht kopiert, sondern "verinnerlicht". Der Verlag hat am 4. Mai das Buch vom Markt genommen, bei amazon können Interessierte noch überteuerte Restexemplare kaufen, und auf youtube gibt es schon den ersten hilflosen Ehrenrettungsversuch, der jedoch nur ein "Saturday Night Live"-Video mit Natalie Portman plagiiert.


02.05.2006 | 10:36 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt

Wahrheitlichkeit


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der Titel dieses Beitrags ist eine ungefähre Übersetzung des amerikanischen Wortes des Jahres 2005, "Truthiness". Dieser Titel wird in den USA von der American Dialect Society vergeben, und wenn man sehen will, warum man in Deutschland komödien- und humortechnisch gearscht ist, muss man sich nur anschauen, was die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. 2005 zum Wort des Jahres gewählt hat: Bundeskanzlerin (auch noch im Rennen waren: Gammelfleisch oder Jamaika-Koalition). "Truthiness" ist ein Wort, das vom amerikanischen Satiriker Stephen Colbert populär gemacht wurde und steht für die Qualität, Wahrheit zu fühlen, ohne sich dabei von Fakten beirren zu lassen. Stephen Colbert: "I don't trust books. They're all facts and no heart."

Colbert, der in seiner Show auf unglaublich schnelle und treffende Weise die rechten Talkshowhosts wie z.B. Bill O'Reilly oder Rush Limbaugh karikiert, ist mittlerweile so beliebt, dass er dieses Jahr eingeladen wurde, die Rede beim jährlichen "White House Correspondents' Association Dinner" zu halten, die man hier nachlesen und sich hier ansehen kann. Und sich durchlesen und ansehen sollte, denn die Rede ist mit Sicherheit die schneidendste Abrechnung mit der Regierung Bush, die öffentlich in Anwesenheit des Präsidenten gehalten wurde. In der amerikanischen Bloglandschaft wird Colbert als "Mann mit Eiern aus Titan" gefeiert. Zu Recht:

The greatest thing about this man is he's steady. You know where he stands. He believes the same thing Wednesday, that he believed on Monday, no matter what happened Tuesday. Events can change, this man's beliefs never will.
...
Everybody asks for personnel changes. So the White House has personnel changes. Then you write they're just rearranging the deck chairs on the Titanic. First of all, that is a terrible metaphor. This administration is not sinking. This administration is soaring. If anything, they are rearranging the deck chairs on the Hindenburg.
(Ausschnitt).


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