Riesenmaschine

12.04.2006 | 10:17 | Anderswo | Alles wird schlechter

Mozart's balls


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gab die Schweine in Cincinnati, die Buddy Bears in Berlin, Sydney und auch Hongkong. Es gab die Kühe in Chicago, New York und noch mehr Städten, als selbst der grösste Kulturpessimist hätte voraussagen wollen, wie man bei cowparade.com oder auch hier in der Riesenmaschine nachlesen kann, wenn man absolut nichts anderes zu tun hat. Auch Salzburg hatte eine Kunstkuhaktion, die jedoch so sehr unterging, dass sie nicht einmal auf der Kuhparadenseite erwähnt wird. Also versuchen die Salzburger es dieses Jahr aufs Neue.

Nun sollte man nicht über öffentliche Kunst meckern, so wie man bei den Paralympics nicht die Sportler ausbuhen soll, aber angesichts der neuen, dem Mozartjahr 2006 gewidmeten Salzburger Aktion, vergeht einem das Schweigen. Die Mozartkugeln sind von so sensationeller Einfältigkeit und gestalterischer Unbedarftheit, dass sie fast schon wieder rührend wären, wären sie nicht so hässlich. Die Liste der Kugel-Künstler mag einen dann jedoch wieder beruhigen, wenn nicht sogar beglücken; in schöner Eintracht findet man dort "Designer", "urban artists", Künstlergruppen, die Universität für angewandte Kunst Wien direkt neben dem "Kreativprogramm der Psychiatrie I" oder auch der "Kreativklasse 4b der HS".

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rapp aus Österreich


03.02.2006 | 14:35 | Fakten und Figuren | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Postialische Zustände


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In den 80er und 90er Jahren kam es in den USA zu einer Reihe von Amokläufen, die eines gemeinsam hatten: bei den Tätern handelte es sich um Mitarbeiter des United States Postal Services, die die eigenen Mitarbeiter am Arbeitsplatz hinrichteten. Die Taten wurden so berüchtigt, dass sich bald eine neue Sprachwendung fand, "Going Postal" (auf die sich unter anderem auch das Videospiel "Postal" bezieht).

In Deutschland scheint das Risiko eines amoklaufenden Postbeamten eher gering zu sein, weil die Beamten ihren Dampf einfach am Kunden ablassen können. Doch in den USA wurde vor wenigen Tagen, am 30. Januar dieses Jahres, die Serie um einen weiteren Amoklauf verlängert. In Goleta, Kalifornien erschoss ein ehemaliger Postangestellter sechs seiner Ex-Kollegen, bevor er sich selbst mit einer Pistole das Leben nahm. Schaut sich man diese beiden Kundenrezensionen von Postarbeitern eines 1997 erschienen Buches an, dass das Postal-Phänomen zum Thema hat, so scheinen die Postamokläufe in den USA kein Zufall zu sein.

Diese Meinung vertritt auch Mark Ames, einer der Herausgeber und Gründer des Satiremagazins Exile, der mit seinem Buch "Going Postal" eine gründlich recherchierte Analyse der Amokläufe in amerikanischen Postämtern und Schulen geschrieben hat. Ames zieht Parallelen zwischen den Zuständen, die zu den amerikanischen Sklavenaufständen im 18. und 19. Jahrhundert führten und den Arbeitsbedingungen im heutigen Corporate America, deren Trostlosigkeit er in allen deprimierenden Details beschreibt. Schliesslich, so Ames, sollte man nicht versuchen, Profile der potentiellen Täter zu erstellen, denn: "It is the workplaces and schools that need to be profiled."


11.11.2005 | 14:32 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Sexframe


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Wahrscheinlich gibt es irgendwo irreführende Statistiken, die auf der Basis verschämter Antworten zu vollkommen verzerrten Ergebnissen kommen und suggerieren wollen, dass es Leute gibt, die das Internet zu etwas anderem nutzen als zum Pornosurfen. Zum Glück gibt es diese wunderschöne Anleitung aus einem Hotel in Xi'an, in der einem mittels einer "Internet Operationing Instruction" erklärt wird, wie man seinen Computer mit dem hotelzimmereigenen Anschluss verbinden kann, um so ins Internet zu gelangen, das hier zu einem "sexframe" gehört.
In dieser Anleitung wird nicht lange um den heissen Brei geredet. Als erstes soll man seinen on-line neighbor "entern", vorher geht gar nichts. Dabei soll man, verwirrenderweise, entscheiden, zu welchem "sex", Geschlecht, man gehören will. Ist das nicht schon klar, nachdem man geentert hat? Das Herzstück des Ganzen ist allerdings die Forderung, sich zum Sexframe zu bekennen. Man soll nämlich die Vereinbarung des INTERNETS (in Grossbuchstaben, es gibt nur eines, man soll kein anderes neben ihm haben) doppelklicken, die besagt, dass das INTERNET zum "sexframe" gehört. sexframe wiederum in Kleinbuchstaben, wahre Macht muss nicht protzen.

Wenn man alle Schritte befolgt hat, darf man guten Endes "formally" ins Sexframe, nein, Internet gehen. Wobei man in China den Vorteil hat, dass zum Beispiel viele Bloggerseiten gesperrt sind und man so nicht aus Versehen unvorbereitet mit den Befindlichkeiten fremder Menschen konfrontiert werden kann.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Vietnam II: Broken English


22.09.2005 | 00:19 | Papierrascheln

OHNE TITEL


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Die alten Herren der amerikanischen Literatur, Wolfe, Updike, Mailer etc. haben in den letzten Jahren eher durch zickige, in Zeitungen ausgetragene Streitereien unterhalten als durch ihre Werke. So verglich Norman Mailer zum Beispiel Tom Wolfes Roman "A Man in Full" damit, Sex mit einer 150 Kilo schweren Frau zu haben: "Wenn sie erstmal oben ist, ist es vorbei. Verlieb dich oder ersticke.", während John Updike noch recht moderat meinte, dass Wolfe keine Literatur, sondern bloße Unterhaltung fabriziere. Wolfe revanchierte sich damit, dass er Updike und Mailer als "zwei alte Haufen Knochen" bezeichnete.
Nun macht Tom Wolfe wieder Schlagzeilen. Dieses Mal geht es um seinen letzten Roman, "I Am Charlotte Simmons", dessen Titel nicht auf der Paperbackausgabe erscheinen wird. Stattdessen sind auf dem Cover nur die Zeichnung einer jungen Frau und, in sehr großen Lettern, der Name des Autoren zu sehen. "Anstelle des Buchtitels benutzen wir Tom Wolfes Namen als Markenzeichen. Er ist selbst eine Ikone." sagt Tanya Farrell, die Publicity Direktorin von Picador USA, Wolfes Verlag. Angesichts der eher durchwachsenen Kritiken scheint dies nicht die schlechteste Strategie zu sein.


08.08.2005 | 15:40 | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Denkeinladung


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Geradezu rührend muten die rhetorischen Fragen auf den Plakaten der SPD an, auf denen der Wähler angespornt wird, sich inhaltlich mit dem Wahlkampf auseinderzusetzen. Nun muss man nicht gleich zum Lippenlesen einladen, um effektiv zu sein, doch irgendwie wird man durch die SPD Plakate unweigerlich an die angeblichen Warnungen auf amerikanischen Mikrowellengeräten erinnert. Die Schnittmenge zwischen den Leuten, die vorhaben, wirklich ihre Katze zum Trocknen in die Mikrowelle zu legen und denen, die Produktwarnungen aufmerksam lesen, wird relativ klein sein. Daher muss man kein Zyniker sein, um anzunehmen, dass wahrscheinlich ein Großteil der Leute, die nicht wissen, wofür "die anderen" stehen, nicht in die nächste CDU-Geschäftsstelle eilen werden, um das neueste Parteiprogramm zu studieren.


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