Riesenmaschine

09.05.2006 | 15:08 | Supertiere

Der Verwöhnte


Ich hab dich lieb (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ob der Karpfen (Kosename Teichschwein) so träge ist, weil er so dick ist, oder so dick, weil er so träge ist, weiss wohl nur der Schöpfer selbst. Aber wir können zumindest mutmassen. Denn wenn jetzt wieder die Karpfen-Angelsaison beginnt, steht einem ein sehr breit gefächertes Angebot an Boilies genannten Karpfenködern zur Verfügung. Und wenn man den anderen Haustieren des Menschen, z.B. den Stubentigern (Katzen) mit abwechslungsreichen Leckerbissen wie nassem gelierten Rentierpansen kommt, dann können die Karpfen doch nur lachen, denn sie essen Kugeln, die entweder mit Erdbeere, Pfirsichcreme, Marzipan, Pistazien, Weisser Schokolade und jetzt auch Red Bull aromatisiert sind. Und wer seinen Karpfen so richtig verwöhnen möchte, rollt ihm individuelle, eigene Murmeln aus Negersaat bzw Nigersamen. Alles freilich nach der Devise "Fangen und Freilassen". Wer isst denn schon sein Spielzeug, über dessen Ernährung man sich so intensiv und liebevoll Gedanken gemacht hat?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


07.05.2006 | 12:36 | Essen und Essenzielles

Der Fehler


Foto: nate / Lizenz
Vor langer Zeit gab es mal einen mittelmässigen und mittelerfolgreichen Musiker namens Terence Trent D'Arby, der machte einen grossen Fehler, er nannte 1993 seine Platte "Neither Fish nor Flesh", es sollte seine letzte sein, kein Mensch wollte sie kaufen, bei dem Titel.

Ähnlich verhält es sich mit einer ebenso uninteressanten Rockgruppe namens Pearl Jam, deren neueste Platte eine Avocado schmückt. Dass es keine vernünftige Hassfrucht ist, sondern nur eine wässrige Fuerte, ist dabei wohl noch der kleinste Fehler, der hier gemacht wurde. Unerfreulich an der unrockigen Fettfrucht ist ihr übergrosser, glitschiger Kern, der einem beim Entfernen durch die Küche kollert, während man feststellt, dass man wieder mal eine Mogelpackung gekauft hat. Deshalb lancierte die englische Supermarktkette Sainsbury ´s vor ca einem Jahr mit grossem Getöse die erste steinlose Avocado, die aber mittlerweile wieder verschwunden ist, die Ladenkette liess sich verkümmerte, gummiartig schmeckende Früchte andrehen, die entstehen, wenn der Baum durch Umwelteinflüsse gestresst ist und seine Samen abstösst, sie reifen zwar weiter, werden aber nie so saftig und fett wie die entspannten Früchte.

Ein Püree aus matschigen, schwarzen Bananen und vergammelten Avocados empfiehlt Hollywood Friseurin Joanne Harris gegen trockene Haare, damit sie wieder schön fettglänzend sind, und das ist vermutlich die Botschaft der Butterbirne auf dem Cover.


04.05.2006 | 15:40 | Papierrascheln

Arme Schlucker


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bis in die siebziger Jahre glaubte man noch, die Ursachen für Alkoholismus lägen in erster Linie an der prägenden Umgebung oder an dem Umstand, dass z.B. jemand zu Hause auf jemand anderen wartet und sich deshalb einen Cocktail aus Sehnsucht und Langeweile mixen muss, wie in diesem Propaganda-Comicstrip der Anonymen Alkoholiker, der eingestellt werden musste, weil es zu wütenden Protesten irritierter Leser kam.
Alkoholismus wird in der Literatur meistens glorifiziert, oder zumindest so kaschiert, dass sich die wirklichen Abgründe nur erahnen lassen können, sei es bei Hemingway, Bukowski, Jerofejew oder im Säufermagazin.
Simon Borowiak hat nun auch ein Buch geschrieben, das Alkohol zum Thema hat, Alk heisst es, und ist zweifellos das Beste, was zu diesem Thema zu sagen ist. Mit einem amateurwissenschaftlichen Ansatz beschreibt der Autor aus eigener Erfahrung, wie kompliziert die Ursachen für eine Suchtkrankheit sind, wie schwer es ist, Alkoholiker zur Einsicht zu bringen, dass sie krank sind und wie höllisch Entzüge sein können. Er beschreibt das alles in einem so lakonischen Erzähl- und Erklärton, dass sich der empathische Schauer aber immer wieder mit grosser Heiterkeit abwechselt.
Irriterend ist einzig, dass auf Borowiaks Cover, genauso wie auf dem von Eichborn-Kollege Sven Regners Trinkerroman "Herr Lehmann", Bierverschlüsse abgebildet sind. Nur bei Regener ist der Beck's-Schriftzug eliminiert worden, bei Borowiak aber noch gut erkennbar. Kann die Brauerei also mit Borowiaks Buch eher leben?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wenn das der Wührer wüsste

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


04.05.2006 | 04:59 | Alles wird besser

Mückencup in Magdeburg


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vom 13.5. bis 14.5. wird in Magdeburg wieder der Mückencup veranstaltet. Das, was über Ostern im italienischen Rimini unter dem bombastisch mussoliniesken Motto "Der Wille, der Wahnsinn, die Unbesonnenheit, die Fröhlichkeit", aufgezogen wurde, wird hier, wie der Name schon sagt, im etwas kleineren Massstab stattfinden. Auf einem Spielfeld, dessen Breite sich durch das Berühren der Fingerspitzen bei ausgebreiteten Armen der Spieler ergibt (die einzige anthropomorphistische Sportart), wird das einigermassen friedliche Ultimate Frisbee gespielt, so friedlich, dass man ganz ohne Schiedsrichter auskommt. Die Spieler sind selbst dafür verantwortlich, Fouls sowie Linienverstösse anzuzeigen, und regeln ihre Meinungsverschiedenheiten demokratisch untereinander. Eine Scheibe stimmt offenbar milder als ein Ball. Und auch der Hund kann mitspielen. Und was spielt man im Juli in Söhnstetten? Genau, die verwandte Sportart Discgolf, unter Insidern wegen der Klopfgeräusche an den Bäumen salopp Tok Tok genannt. Magdeburg, Söhnstetten, der Sommer und Du.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Korfball kann kommen

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


03.05.2006 | 02:19 | Supertiere

Der geklaute Videohund


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im äusserst empfehlenswerten Buch Musikzimmer vergleicht der Autor Diedrich Diederichsen die Vorzüge von Musique Concrète wie etwa dem Baulärm vor seinem Fenster mit echter und böswilliger akustischer Umweltvermüllung wie "Sweet dreams are made of this", "Sledgehammer", "Lemon Tree" und "Fernando". Und nachdem sich die eigene Gänsehaut wieder entspannt hat, springen einen topaktuell die Allerunausstehlichsten aus dem Fernseher an: Bon Jovi. Nun beweist diese Ausgeburt der Hölle, dass sie ja nicht nur weder eine musikalische noch visuelle Ahnung hat, sondern dieses Manko auch noch durch plumpes Plagiieren wettzumachen gezwungen ist. In ihrem neusten Video zum Nichtlied "Who says you can't go home" nimmt ein Autofahrer einen autostoppenden Plüschhund mit, in dem ein Mensch, vermutlich ein Furry, steckt und allerlei Schabernack treibt. Und das ist ziemlich genau die Idee des fünf Jahre alten, unglaublich komischen Videos "60 Miles an Hour" von New Order, nur dass dort ein irrer Bär eine arme Anhalterin mitnimmt. Die Idee mit dem Hund haben sie aus Daft Punks bzw Spike Jonzes Meisterwerk "Da Funk" übernommen, ein einsamer Immigrant, der traurig und mit gebrochenem Bein durch New York humpelt.
In einer der anrührendesten Geschichten in seinem Buch beschreibt Diederichsen das von Oswald Wiener aufgezeichnete, phrasierende Gejaule hungriger und angeketteter Hunde. "Kultur", so meint er, beginne "mit der Anerkennung von Begabungshierarchien". Und danach wären dann Bon Jovi kulturell eindeutig unter den Hunden angesiedelt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der gute Hund

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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