Riesenmaschine

05.06.2006 | 16:34 | Alles wird besser

Abschied vom Alleinstellungsmerkmal


Der Kiwi, ein Vogel wie jeder andere (ist hier aus Rechtegründen nicht mehr abgebildet, aber kennt man ja)
Man hat sie ja allmählich ein winziges bisschen satt, die einzigartigen, ihren Konkurrenten nicht im entferntesten ähnelnden Produkte, die einzig wahren Biere mit Felsquellwasser drin, Spitzenpilsener aus unnachahmlichen Regionen und anderen Welten, Perlen aus dem Herzen der Natur, die es so gebraut kein zweites Mal gibt.

Aber eine tapfere Stimme erhebt sich aus dem Chor der "Wir sind alle Individuen"-Rufer. Es ist die von KiWi-Verleger Helge Malchow, der in der Welt am Sonntag den Weg in eine leuchtende Markenpositionierungszukunft weist: "Wenn ich Ihnen Kiepenheuer und Witsch mit ein paar Strichen charakterisieren müsste, dann würde ich sagen, wir verlegen deutschsprachige und internationale Gegenwartsliteratur, klassische Moderne von Remarque bis Joseph Roth; wir sind ein Verlag, der sich um kritische politische Aufklärung bemüht und darüber hinaus an populärer Kultur interessiert ist. Wenn Sie das jetzt zusammennehmen, dann werden Sie sehen, dass diese Charakterisierung mehr oder weniger auch auf vier fünf andere deutsche Verlage zutrifft. (...) Was wir machen, reicht nicht aus, um eine eigenständige Kultur zu definieren. Das fände ich anmassend."

So geht es doch auch! Sogar viel besser! Wir würden das rettende Konzept gern auf den Namen "Malchow-Marketing" taufen und freuen uns schon auf Bier mit der Aufschrift: "Ein Bier wie viele andere. Aber vielleicht das einzige, das Ihre Tankstelle gerade vorrätig hat."

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Titelbildung


04.06.2006 | 03:09 | Berlin | Anderswo | Alles wird besser

Es ist nicht alles Berlin, was glänzt


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

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Eine Jugend, die rund um die Uhr Kannibalismus, WM-Vermarktungshorror und Peter Handke-Diskussionen ausgesetzt ist, hat es verständlicherweise sehr schwer, eine angemessene Qualitätsrebellion aufzuführen. Wenn man sich im gewaltfreien Raum bewegt, kann man als junger Mensch kaum mehr öffentlich revoltieren, ohne dass Nike etwas Ähnliches bereits in London, Barcelona und Kapstadt gesponsert hat oder es von Christoph Schlingensief in staatlich geförderten Theatern veranstaltet wurde. Umso erfreulicher, wenn man aus dem sicheren heimischen Sessel heraus etwas halbwegs Neues im Bereich Generationenkonfrontation entdeckt. Die oberen beiden Fotos stammen von einem U-Bahn-Konzert der Band ParanoiaBark, veranstaltet vom beliebten Berliner Veranstalter für drittellegale Parties und Happenings, Rafgier. Mit batteriebetriebenem Verstärker, Stromgitarre und Mikro- oder Megafon treffen sich die Wissenden an irgendeinem Tag um 24.00 Uhr im letzten Wagen einer U-Bahn und feiern ein Konzert mit den szeneüblichen Gebräuchen wie Stagediving und digitaler Dokumentation. Das ist brandneu! Das ist Berlin! Das ist beides falsch. Die vermutlichen Erfinder sind die Soundfreaks aus München (unterstes Foto), die zudem noch vor Berlin in der Nürnberger U-Bahn gespielt haben (2003). Ein Trend aus München kommt über Nürnberg nach Berlin, das gab es seit '33 nicht mehr, vielleicht hat die Jugendrebellion einen Punkt erreicht, an dem man über eine Partei nachdenken sollte.


03.06.2006 | 13:53 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Sandalen-Upgrade


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Vor wenigen Monaten noch prangerten wir unter grossem Leidensdruck das generelle Fehlen von würdevoll am Leib zu tragenden Flaschenöffnern für Mädchen an. Und schon heute finden wir bei den Vorbereitungen zu einem imaginären Pfingsturlaub rein zufällig eine – zumindest in der Theorie – ganz ausgezeichnete Lösung: Zum Schläppchenpreis von 43,95 Dollar gibt es bei dogfunk.com die Reef Fanning Sandal in den Geschmacksrichtungen citrus/lime, coral/taupe und light pink/gray zu erwerben. Stante pede kann damit das Strandbarbier des Deckels entledigt werden. Womit sich die rhetorische Altsäuferfrage "Wer steht schon gern auf einem Bein" nun endgültig gehackt legen kann. Die Sandalen gibt es übrigens auch für Herren ohne Feuerzeug und mit teurem Zahnersatz, denen sogar die Pastellfarbe erspart bleibt. Wer sie testet, möge uns doch bitte Bescheid geben, ob sie besser funktionieren, als sie aussehen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Flaschenöffner für Mädchen


02.06.2006 | 21:34 | Alles wird besser | In eigener Sache

Grimmig lacht das Tafelsilber


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Seit wenigen Minuten ist die Riesenmaschine Grimmepreisträger. Noch schöner als der Preis selbst ist nur die Begründung der Jury: "Formal von geradezu vollendeter Klarheit zeigt sich das Konzept glanzvoll bei dem Versuch, klassische journalistische Qualität zu pflegen und sich gleichzeitig durch Texte von teils akrobatischer Virtuosität in eine produktive Entfernung zu ebendiesem klassischen Journalismus zu begeben." Das hätte niemand akrobatischer formulieren können, schon gar nicht die Riesenmaschine selbst.

Insgesamt ist diese Entwicklung der Weltgeschichte natürlich sehr erfreulich, fühlt man sich doch gleich geborgen und wohl in einer Reihe mit fundamentalkulturellen Webangeboten und Grimme-Preisgewinnern wie Telepolis, Wikipedia, BILDblog, Spreeblick, Perlentaucher, Käpt'n Blaubär und diesem anderen grossen Kramladen. Zudem ist der Geist der Riesenmaschine vollkommen sinnverwandt mit dem Vermächtnis Friedrich Wilhelm Grimmes, dem berühmten sauerländischen Heimatdichter, manchen besser als "Strunzerdäler" bekannt. Denn wie Grimme bereits vor 150 Jahren schrieb: "Immer streckst du deine Hand aus, neue Früchte zu erlangen. Immerhin!" Ja, immerhin!

Jedoch muss angemerkt werden, dass dieser Strunzerdäler-Preis letztlich doch auf einem grundlegenden Missverständnis beruht, denn wir haben schon so ein Silberding, und zwar das von Kriminalhauptkommissar Stefan Balko beziehungsweise Jochen Horst aus dem Jahr 1996 (siehe Abbildung). Es war billig auf dem Flohmarkt zu haben. Und obwohl der alte Preis im Vergleich zu den heute überreichten Neuexemplaren inzwischen mit wertvollem Staub eines ganzen langen Jahrzehnts überzogen ist, würden wir uns gerne von ihm trennen und damit einen Leser auszeichnen, der in den nächsten Wochen auf der Riesenmaschine "inhaltlich brilliante" Kommentare abliefert, bzw. dessen Texte "zum Formidabelsten und Unterhaltsamsten gehören, das im deutschsprachigen Netz zu finden ist" (Auszug aus der Jurybegründung). Man hat ja nicht soviel Platz im Regal.


01.06.2006 | 10:15 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Die Pole am Fenster


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Schon lange ist bekannt, dass man Schwanenbeine nur dann beim Schwimmen fotografieren kann, wenn man einen Polarisationsfilter verwendet, der das an der Wasseroberfläche reflektierte Licht ausblendet. Endlich gibt es das jetzt auch für Menschenbeine: Wie man bei NewScientist nachlesen kann, will die japanische Firma Micro Reactor System Co. offenbar noch in diesem Jahr Glasscheiben anbieten, deren Lichtdurchlässigkeit sich stufenlos regeln lässt, so dass man entweder alles sieht oder eben auch nicht. Das ist nicht nur dasselbe, was Science Fiction schon seit 1972 prophezeit, sondern endlich auch das endgültige Ende für alle Rolläden, Milchgläser, Gardinen, Duschvorhänge und sonstige Behelfskatastrophen, und somit ein Durchbruch auf dem Weg zu allgemeiner Erhabenheit und Grösse. Die Ausserirdischen werden stolz auf uns sein. Leider kann man die Fensterscheiben nicht nur durchsichtig bzw. sichtdicht einstellen, sondern zudem auch noch farblich tönen, also rot, gelb, blau, was, wie man sich unschwer vorstellen kann, zu abenteuerlich blödsinnigen Spielereien mit Fensterfarben führen muss. Warum kann nicht mal irgendwas einfach gar keine Probleme mit sich bringen.


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