Riesenmaschine

15.08.2006 | 18:34 | Supertiere | Alles wird besser | Papierrascheln

Evolution umgekehrt: Macht aber nichts


Bildunterschrift sieht so ähnlich aus wie eine Bildunterschrift unter einer Maus vor 500 Millionen Jahren (Foto: Roxeteer / Lizenz)
500 Millionen Jahre Evolution für nichts und wieder nichts? Die Herren Tvrdik und Capecchi haben Mäusen ein rekonstruiertes Hox-Gen aus dieser Zeit untergejubelt, eine Art Gen also, das allerlei grundlegende Mechanismen in der Embryonalentwicklung regelt und gewöhnlich nicht für Scherze zu haben ist. Ergebnis: Die modifizierten Mäuse ähnelten den gewöhnlichen von heute aufs Haar. Jedenfalls berichtet dies die BBC mit journalistischer Straffung der Originalergebnisse, andere verstehen unter "ähnlich" sichtbare Unterschiede. Griffiger wäre es ohnehin gewesen, wenn die antiquierte Maus mit ordentlich Hörnern, extra Beinen und Dinosaurier-Kaltmach-Krallen geglänzt hätte. Dann müssten die Autoren auch nicht mit "Wir haben die Evolution umgekehrt" zitiert werden, um ein bisschen Bohei um die Arbeit zu machen. Glücklicherweise dürfte es den interessierten Lesern möglich sein, die Aussagen von Capecchi aus den unterschiedlichen Artikeln zusammenzubauen. Evolutionsbiologen haben dazu schöne Algorithmen entwickelt.


15.08.2006 | 14:16 | Berlin | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser

Pet Architecture


Foto: World Photo Press/Atelier Bow Wow
In der Berliner Neuen Nationalgalerie ist zur Zeit anlässlich des noch immer laufenden Deutschlandjahrs in Japan die bereits an anderer Stelle erwähnte Ausstellung Berlin-Tokyo/ Tokyo-Berlin zu sehen. Neben viel zu vielen und etwas beliebig zusammengestellten Exponaten aus rund hundert Jahren gegenseitig beeinflusster Kulturgeschichte sowie einigem bonbonfarbigen Blendwerk finden sich auch ein paar sehr hübsche Ausstellungsstücke: Beispielsweise ein Film, in dem der Filmemacher einem gefangenen Tintenfisch Tokio zeigt und ihn mit dessen Bewohnern bekannt macht. Und natürlich das Pet Architecture Museum des Atelier Bow Wow, das diverse Beispiele für Pet Architecture aus dem Tokioter Alltag dokumentiert.

Pets, companion animals of the people, are usually small, humorous and charming. We find what we could call "Pet Architecture", architecture having pet like characteristics, existing in the most unexpected places within the Tokyo city limits, erklären die Bow-Wow-Leute ihre Namenswahl. Das funktioniert so: Wenn zwischen einem Gebäude und dem Bürgersteig noch 60 cm Platz sind, dann baut man seine Fahrradwerkstatt eben in den Massen 0,4 x sehr viele Meter. Hat man hingegen für sein Lagerhaus nur einen ähnlich proportionierten Streifen von Tokio, dann spezialisiert man sich halt auf entsprechendes Verkaufsgut, z.B. sehr lange Rohre. Auch die Behausungen der Obdachlosen in Japan sind im Pet Architecture Museum vertreten.

Und weil Tokio gross und vollgestellt ist, die Grundpreise hoch sind und die Bauaufsicht nachsichtig ist, gibt es schon längst genug dieser winzigen Bauwerke, um damit ein ganzes Buch zu füllen. Sammlungen von Pet Architecture in anderen Städten wurden ebenfalls begonnen, was sehr löblich ist und unbedingt nachgeahmt werden sollte – allerdings darf man die ganze Sache auf gar keinen Fall hiermit verwechseln.

Dieser Beitrag ist ein Update zu Deutsch-Japanische Luftwurzeln II und Furbyhaus.


12.08.2006 | 13:46 | Anderswo | Supertiere | Papierrascheln

Pop Frosch


"200 Jahre später: Wegen Umweltverschmutzung mutierter Frosch"
Wenn das so weitergeht mit der Umweltverschmutzung, dann werden Frösche in zweihundert Jahren da einen Scheisshaufen haben, wo früher ihr Kopf war. Das entnehmen wir jedenfalls dem vom Liaoning Science and Technology Publishing House herausgegebenen POP-Buch Nummer 13. POP-Bücher werden in China nicht von Nick Hornby geschrieben, sondern enthalten – vornehmlich gezeichnete – Vorlagen für das schnelle, selbst gemachte Plakat. Schwerpunkt von POP-Band 13 ist die Plakat- und Wandzeitungsgestaltung im öffentlichen Interesse, weshalb auch dieser Froschplakatvorschlag mit einem Appell endet: "Bitte schützt unsere grüne Erde." Gut gemeint, das Ganze, aber letztlich kontraproduktiv. Jedes Kind zumindest würde die Umwelt extra kräftig verschmutzen, käme dabei am Ende ein lustiger Scheissefrosch heraus. Die Riesenmaschine übrigens auch.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


10.08.2006 | 22:24 | Supertiere | Alles wird besser | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Hasenhappen


Max: Look, Sam! I'm episodic!
Sam: An episodic, sociopathic lagomorph!
Boggles the mind.
(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Niemand käme auf die saublöde Idee, ein Blog erst zu lesen, wenn es fertig ist, alle Folgen der Tagesschau erst dann anzusehen, wenn die Apokalypse unmittelbar bevorsteht oder Brehms Tierleben erst zu schreiben, wenn die Evolution endlich mal abgeschlossen ist. Denn wer Content in kleinen Einheiten konsumiert, läuft nicht Gefahr, vor Vollendung des Gesamtwerks zu versterben und damit das Beste im Leben zu verpassen. Und das Beste im Leben sind Hase Max und Hund Sam. Vor allem anderen. Mit Abstand. Grossem.

Wer nun vor zehntausend Jahren, also zu DOS-Zeiten, das LucasArts-Adventure Sam and Max – Hit the Road ins Herz geschlossen hat und seither ungeduldig auf die Fortsetzung wartet, weiss, dass die Gefahr des Versterbens vor Eintritt des Herbeigesehnten eine nicht unwahrscheinliche Option ist. 13 Jahre ist der erste Teil inzwischen alt und am 3. März 2004 liess LucasArts verlauten, dass die Produktion des bereits angekündigten Sequels Sam & Max – Freelance Police zu Gunsten von Nonsensproduktionen wie einem Spiel zum Lego-Baukasten zum Film Star Wars eingestellt wurde. Hund, Hase, Menschheit: aufs Schändlichste verraten.

Zum Glück sahen die (auch für Monkey Island und Grim Fandango verantwortlichen) Entwickler das genau so, verliessen LucasArts und gründeten Telltale Games. Damit es jetzt nicht noch mal 13 Jahre bis zum zweiten Teil dauert, kam man bei Telltale Games auf eine Lösung, die Fernsehserienkonsumenten eher weniger überraschen dürfte: die schrittweise Veröffentlichung. Abgeschlossene Episoden des neuen Spiels werden sofort nach Vollendung auf der Hersteller-Website als kostenpflichtiger Download angeboten. Kein Lokalisierungsgenerve beim Ladenkauf, keine Versandkosten, kein Versand. Kein Warten. Sam. Max. Jetzt! Also nicht wirklich jetzt. Aber im Herbst. Diesen Herbst!

Und wenn dann erst der stete, warme Strom an schwerbewaffneten weissen Hasen mit breitem Gebiss seine wohligen nie versiegenden Inhalte direkt in unsere sperrangelweit geöffneten Herzen entlässt, dann, ja dann macht das Warten auf die Apokalyse auch endlich wieder Spass.


06.08.2006 | 21:56 | Anderswo | Supertiere

Böser Affe – Guter Affe


Auch ein Affe (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In der von Seth MacFarlane entwickelten und im Original auch zu einem guten Teil gesprochenen Cartoonserie Family Guy wird Sohn Chris von einem bösen Affen terrorisiert, der in seinem Schrank haust. Sonst ist der Affe in der Serie nicht zu viel gut – ganz anders verhält es sich mal wieder im wirklichen Leben. In Indien nämlich werden in der U-Bahn in Delhi neuerdings trainierte gute Affen eingesetzt, um böse Affen vom Zugfahren abzuhalten. Ein Beispiel, das unseretwegen ruhig Schule machen könnte. Abschreckelefanten in Porzellanläden, Schabenagenten unter unseren Kühlschränken, die vorbeikommenden Fremdschaben den Weg zum Schinkenbrötchen völlig falsch erklären, und eine Katzenfellmütze zur Kopfwehprophylaxe – es wäre eine schöne neue Welt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Affenwurst


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