Riesenmaschine

29.11.2006 | 02:29 | Anderswo | Was fehlt

Schon wieder out: Chinesische Würgefrisuren

Eigentlich alles, was es gibt, kommt ursprünglich aus China. Allein während der Tang-Dynastie (618 – 907) wurde hier so unterschiedliches Zeugs wie der Buchdruck mit Stempeln, die tickende Wasseruhr, Diabetes, der Kometenschweif, Hartporzellan, Streichhölzer oder die Zeitung erfunden. In den letzten Jahren allerdings tun sich die Chinesen, wie man weiss, etwas schwerer mit eigenen Kreationen. Das mag daran liegen, dass sich eine Innovation in China noch nicht richtig auszahlt. Dieser interessante Würgefriseurladen an der Pekinger Chao Nei Dajie beispielsweise ist schon wieder geschlossen. Vielleicht liegt aber auch die Besitzerin hinter dem seit Monaten geschlossenen Rollgitter auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt und an der eigenen Erfindung erstickt. Tragisch? Wie man's nimmt. Auf jeden Fall wird sie so nie erfahren, dass sie eventuell nicht die erste Würgefriseurin war. Und das hätte ihr dann doch einen harten Schlag versetzt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: The Writing on the Wall (is the wall)

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


27.11.2006 | 02:29 | Was fehlt

Ich ... Neukölln


Schon ok, Jesus. Wir können ja Freunde bleiben.
Bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein konnte man nur entweder dafür oder dagegen sein, für beides gab es entsprechende Autoaufkleber. Dieses duale System vereinfachte das Enthaupten der jeweils anderen Seite nach Revolutionen. Mittlerweile aber haben Fortschritt und Zivilisierung ein differenziertes Meinungswesen hervorgebracht, dem sich die Aufkleberkultur bisher verweigert. "I ❤ NY", wer kann so was heute noch ohne präzisierende und einschränkende Zusätze behaupten? Und wo bleibt die Indifferenz? Wie müsste ein Aufkleber aussehen, der "Ich stehe dem Stadtteil Neukölln vollkommen gleichgültig gegenüber" ausdrückt? Und wie ein Agnostikerfisch (so schon mal nicht)? Welches Symbol bräuchte man für den Aufkleber "Meine Haltung zur politischen Situation auf dem Balkan ist mit vollständiger Verwirrung nur unzureichend umschrieben"? Das könnten wir dann auch gleich bei der nächsten Wahl anstelle des Kreuzchens verwenden, wenn man uns wieder solche Fragen stellt.


18.11.2006 | 09:32 | Was fehlt | Sachen kaufen

Fordschrittlich werben


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es handelt sich also um einen Smart, auf den der Werbespruch aufgebracht wurde: "Smarte Anlageimmobilien". Gehen wir ruhig davon aus, dass es solche Bautümer tatsächlich gibt, "smart" wird von Leo unter anderem übersetzt mit den Bedeutungen fesch, schick, schmuck und pfiffig. Gehen wir weiters davon aus, dass der Betrachter geneigt ist, die Wendung pfiffige Anlageimmobilie so zu verstehen, wie sie gemeint ist, nämlich als "für den sich für pfiffig haltenden Immobilienanleger". Gehen wir ebenfalls davon aus, dass eben diese Personen pflegen, sich auf Kleinwagentüren über ihre Anlageprodukte zu informieren. Gehen wir nunenthalben davon aus, dass Menschen dieser Zielgruppe sich Namen und Webadresse merken können und wollen. Gehen wir weiterdings davon aus, dass zur Ansprache der pfiffigen Immobilienanleger stets auch eine pfiffige Anspracheidee gehört. Dürfte man in diesem Fall auf einen Smart den Spruch "Smarte Anlageimmobilien" auftragen?

Ja, man darf, man kann – man muss. Mehr davon, Werbetreibende! Da ist noch so viel. Ralph Lauren auf dem Polo. Spanische Eventveranstalter auf dem Fiesta. Witziges Australienmarketing auf dem Kangoo. Feinkost auf dem Hummer. Südfrüchte auf Citroens. Da(i,s)hatsukunft! Nicht aufhören, Werbetreibende, setzt Euch mit Euren Ideen durch, Ihr seid ganz kurz davor, Alfa-Romeo-Tierchen zu werden.


17.11.2006 | 18:19 | Supertiere | Was fehlt

Die Büchersendung mit der Maus


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer zufällig auf der Website des Präparations- und Gestaltungsateliers Handschick und Lipprandt landet, mag sich vielleicht ein wenig wundern. Unter Hinweise steht da nämlich: "Frieren Sie Ihr Tier sofort nach dessen Versterben ein. Es genügt eine einfache Plastiktüte, die das Tier komplett umschliesst". Nun gut, sagt man sich dann, Plastiktüten, die als tragbare Schockfroster genutzt werden können, gibt es sicherlich schon seit Jahren, da hat man wohl nicht richtig aufgepasst. Was hingegen viel mehr zu denken gibt, sind die im Shop angebotenen Mäuselesezeichen (via b3ta). Allerdings nicht die Mäuse an sich, mit ausgestopften Nagetieren wurde schon ganz anderer Schabernack getrieben, nein, es ist der folgende Satz an einer anderen Stelle der Website: "Alle von uns angefertigten Präparate sind naturgetreu, individuell und anatomisch korrekt." Naturgetreu? Anatomisch korrekt? Was haben wir da verpasst? Wo auf der Welt leben regenbogenfarbene Fellplatten mit Mäuseköpfen? Warum hat uns keiner Bescheid gesagt?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Nachts leuchten die Ratten doch


14.11.2006 | 02:47 | Was fehlt | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Zweifelderwirtschaft


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Ketchup mit Hartkäse, so what? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ein grosser Produkttrend des ausgehenden 20. Jahrhunderts war Two-in-One. Er beschränkte sich vermutlich aus Gründen fehlenden Know-Hows auf die Verschmelzung zweier Produkte, von denen eins überflüssig und damit in der Wirkung unüberprüfbar war, wie Shampoo und Conditioner. Anfang des neuen Jahrtausends erlebte die Konsumwelt einen famosen Scheinhöhepunkt durch Geschirrspültabs mit drei Phasen – drei gefühlte Produkte in einem, wo vorher nur ein Produkt in einem notwendig war. Da soll nochmal jemand sagen, Marketing bringt den Verbrauchern nichts.

Inzwischen hat man das Two-in-One-Konzept aufgebohrt und auch auf Lebensmittel angewandt. Jüngstes Beispiel der Firma Werder ist ein Ketchup mit schon Parmesan drauf, bzw. drin. Eine Entwicklungsrichtung, die sich die Lebensmittelgestalter, früher sagte man Fooddesigner, mal als Beispiel nehmen sollten. Der Markt bietet noch Raum für so viel Fehlendes: Bier mit Kartoffelchips drin, Löffel mit schon Essen drauf und richtige Fertiggerichte könnten eigentlich auch mal erfunden werden.


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