11.11.2007 | 20:43 | Was fehlt | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Letztlich war er selbst – Berzel dachte über sich stets in der dritten Person nach – der einzige, der ihn selbst wirklich verstand, dachte Berzel bei sich. Es war an der Zeit, seine eigenen Ratschläge aus "Berzel's Original Karrierephasenstrategie" zu beherzigen und von "Der Pilz – Berzel's Original Einbeinphase©" auf "Der Mensch – Berzel's Original Zweibeinphase©" umzustellen und sich ein strategisches zweites Standbein innerhalb des Konzerns aufzubauen. Als Assoziiertes Mitglied der Vizeleitung PC-Dienstleistungen war er schon dicht dran. Aber erst als Vorstand PC-Dienstleistungen würde er die Kompetenz bekommen, in der Firma den neuen Bereich aufzubauen, den er schon so lange plante – und jetzt wollte Beusecke weg: ein Angebot über zwovierzig plus Bonus, Dienstsänfte, Südbüro, zwei Sekretärinnen mit Sekretärin und volle Entscheidungsgewalt über Abteilung FFF.
Über den neuen Bereich hatte Berzel noch kein Wort verloren, vor niemandem, aber er arbeitete bereits fieberhaft an der Präsentation. Er wollte dem Vorstand, seinen zukünftigen Kollegen, zeigen, wo es strategisch hingehen müsse, auch von der Motivation her. Er hatte schon so lange die Gesichter der Kollegen beobachtet, alle schienen es zu wollen, das konnte er in ihren Augen sehen. Und dann friss oder stirb, dachte Berzel, wenn sie nicht wollen, macht er sich eben damit selbstständig.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag in H0
11.11.2007 | 03:40 | Supertiere | Alles wird besser
 Nur knapp 80 Jahre nach der Erfindung des Farbfernsehens sind jetzt auch Mäusehirne bunt. Laborwissenschaftler, in engen Käfigen gehalten von Harvard, haben es geschafft, vormals graue Proteine in den Farben des Regenbogens zum Leuchten zu bringen und so die graue Hirnmasse in ein buntes Wirrwarr zu verwandeln. Toll! Jetzt hat man abends also schon die Wahl zwischen Farbfernsehen, Waschmaschine (Buntwäsche) und Mausehirn aufschneiden.
09.11.2007 | 23:10 | Berlin | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Ohne Hintergrundinformation schwer zu entscheiden: Hat hier ein Graffitimaler die aktuelle Outdoor-Kampagne für das Motorola RAZR 2 kongenial auf seine Weise interpretiert und konsequent weiterentwickelt, indem er mit scharfer Klinge das Blow-up-Plakat an der Berliner Torstrasse, Ecke Chausseestrasse perforierte, um sein an der dahinter liegenden Hauswand appliziertes Piece nicht nur freizulegen, sondern aufmerksamkeitsfördernd ins Passepartout des Plakats einzubetten? Oder hat hier die diensthabende Agentur die Spuren dieses Manövers als Pastiche emuliert, um die Kernbotschaft der Kampagne ("Noch schärfer") quasi auf einer Metaebene ins Bild zu hieven und aufmerksamkeitsfördernde Irritation zu stiften? Letzteres ist nicht ausgeschlossen: Wie im Bereich der bildenden Kunst Lucio Fontana bereits vor 50 Jahren danach drängte, die Leinwand zu durchstossen, um die dritte Dimension mit einzubeziehen, entdeckt die Outdoor- und Ambient-Werbung diesen Effekt in jüngster Zeit immer häufiger für sich. Für diese ausnahmsweise gelungene und selbstironische Anwendung gebührten den Machern dann allerdings alle Kreativpreise, die die Branche in der Sparte zu vergeben hat. Ein kleines Detail spricht jedoch gegen diese Version und für den anonymen Einzeltäter: Die vorab in hässlichem Rot mit Schatteneffekten aufgedruckten Schnitte, angesichts deren formal-ästhetischer Unzulänglichkeit sich Fontana schlechterdings im Grabe herumdrehen würde.
08.11.2007 | 20:34 | Berlin | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 In der Schönhauser Allee in Berlin Prenzlauer Berg hat ein Gastronom eine pollereinbeziehende Tischlösung entworfen. Auf die Reaktion des zuständigen Bauamts kann man gespannt sein. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Seit der Wende benötigt die deutsche Volksseele alle fünf Jahre die Rückversicherung, dass sie sich vom früheren Schwermut vollkommen losgesagt hat und nun geradezu von mediterranem, weltoffenem Geist, Flair und besonders Jenesaisquois durchdrungen ist. 1995 schaffte man sich den von Christo verpackten Reichstag an, um den viele Wochen lang biertrinkende Menschen espriten. 2000 stimmte man in die Fin-de-Siècle-Euphorie ein; die Befürchtung, auch in deutschen Qualitätsmaschinen könne etwas falsch programmiert sein, was zum Absturz der gesamten Welt führen könnte, verbunden mit gigantomanen Now-or-Never-Silvesterfeiern zeigten die deutliche Abkehr vom deutschen Wesen. 2006 mit langem Vorlauf prallte schliesslich die Weltmeisterschaft als Fest der Völker wie ein Rammbock in die grunddeutsche Gefühlstrias aus Niedergeschlagenheit, Arbeitsfixierung und Seriosität: der Gipfel des Nichtdeutschtums war erreicht, lustigerweise begleitet von einer Shrillion deutschen Flaggen, in China hergestellt, an japanische Autos angebracht. Wie könnte es nun weitergehen?
Dezentral vielleicht. Die sich selbst beauftragende Kommunikationskampagne gegen allzu Deutsche Umtriebe wird in Zukunft nicht mehr mit 3 Millionen Menschen am Brandenburger Tor ausgefochten bzw. ausgetrunken, sondern stürzt sich auf eine Vielzahl von Alltagsbegebenheiten. Einfach auch mal ohne Anlass fünf grade sein lassen und zwei Sekt auf Eis bestellen! Mit den Gegebenheiten zurechtkommen, sich nicht beschweren, dass ausgerechnet ein Granitpoller dort steht, wo man den Tisch hinstellen wollte! Sondern drübergezimmert, egalgefunden, ein Kaltgetränk geordert und dann wird pünktlich zum Feierabend in Kleingruppen laisserfairt.
08.11.2007 | 10:27 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser
 Wir müssen trotzdem alle sterben. Foto, LizenzAus Protest wird hier kein Wort über die Entdeckung wieder eines neuen Planeten stehen. Schnauze voll von einer Planetenfinderei, die wie chinesische Wasserfolter funktioniert, alle paar Tage mal ein Tropfen, zum Wahnsinnigwerden. "Jetzt so ähnlich wie die Erde!", "Jetzt noch erdähnlicher als zuvor!", "Kaum ein Unterschied noch zur Erde (vielleicht)!", wie Waschmittelwerbung prasseln die Schlagzeilen auf uns ein. Derart angewidert, verzichten wir diesmal sogar auf einen Link auf die neueste Meldung, waren ohnehin Amerikaner. Linkstreik, der neue Hungerstreik.
Stattdessen verlinkt und empfohlen sei die enthusiastische Auseinandersetzung mit Gegenwart und Zukunft der Planetensuche, abgedruckt am Dienstag im Guardian. Der Report, im wesentlichen entstanden im Staff Commons Room der School of Physics & Astronomy in St. Andrews, belegt anschaulich, wie froh man sein muss, in Zeiten zu leben, in denen bodenständige Wissenschaftler sich mit Fragen befassen, die Leuten wie, sagen wir, Isaac Asimov zu spekulativ gewesen wären. Wir sind nur ein paar Jahre davon entfernt zu wissen, wieviele Erden es in der Galaxie gibt und noch ein paar Jahre von der Möglichkeit, diese Erden auf Lebensvoraussetzungen zu überprüfen. Die ersten Pfeiler der Drake-Formel, jahrzehntelang umkämpft, werden fallen. Die Tatsache, dass dies alles real ist, die Industrie, die mittlerweile an der Planetensuche hängt, die lauernden Satelliten, die Armada an Helfershelfern, Millionen Zeilen Code, nur um sie zu finden, macht es soviel besser als Raumschiff Enterprise.
Dann wieder jedoch: Warum der Aufwand? Warum können wir nicht einfach hier rumsitzen, Bier trinken und warten, bis sie uns finden?
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Seitfallschüsse
- Bärenklau
- jeden Herbst baden
- Hummer-Safari
SO NICHT:
- Schweden
- Kuchen diskreditieren
- Auf dem Hund nach Wipperfürth reiten
- Halbgares
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
Garden State, Zach Braff (2004)
Plus: Minus: 38, 39, 54, 60, 84 Gesamt: -5 Punkte
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