27.11.2007 | 23:15 | Zeichen und Wunder
 Spuren eines Uhrenträgers auf Powerbook (Foto: thelastminute) (Lizenz)Uhren im Wohnraum fühlen sich seit der Erfindung des PCs, der einem ständig die Zeit in einer Ecke präsentiert, überflüssig an. Bei der Benutzung eines Laptops, bei dem das linke Handgelenk nur wenig über der Oberfläche des Gerätes schwebt, wurde das Relikt schliesslich zum Störenfried und wurde nur noch zum Vorstellungsgespräch angelegt. Glückliche Menschen, die ein Powerbook mit gebürsteter Alu-Oberfläche besitzen, wissen um die Kratzer oder haben gleich auf das Klunkertum verzichtet. Denn wenn der letzten verbleibenden Armbanduhr die Batterie ausgegangen ist, stellte ein jeder fest, dass man draussen das Mobiltelefon zur bequemen Zeitfeststellung nutzen kann.
Ganz einig waren sich die Zukunftspaten der Riesenmaschine über das Ende der Armbanduhr bisher nicht. Ähnlich düster wie oben sahen es die einen, andere erblickten im emsigen wie hilflosen Vortäuschen von Innovation die Blütezeit des Utensils. Jetzt mehren sich jedoch die Hinweise, das eine Krise erkannt und von oben her angegangen wird: Grosse Anbieter von Uhren schwenken auf das Mobiltelefon als Chronometer um. Nachdem kürzlich Rolex das Release eines Mobiltelefon verkündete, hat nun auch der Schweizer Uhrenhersteller TAG Heuer angekündigt, seinen guten Namen in den Todfeind Telefon zu stecken.
Somit drängen Uhrenhersteller in den Handymarkt, vermutlich um sich dafür zu rächen, dass ihnen die Handyhersteller ihr Geschäftsfeld kaputt gemacht haben. Interessant wird das aber erst, wenn das alle machen und es demnächst Handys von Konica-Minolta, Kurvendiskussion im Browser von Texas Instruments, irgendwas anderes von TrekStor und Stoppuhren von BenQ gibt. Nokia könnte sich dann ja mal zur Abwechslung mit Fahrradreifen beschäftigen.
Dieser Beitrag ist so eine Art Update zu Armbanduhr: Segen oder Segen, Armbanduhr: Fluch oder Fluch, Zeitlose Uhr und Time is on my up side
26.11.2007 | 00:24 | Berlin | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 Foto: regular gonzalesDie Urbarmachung der städtischen Infrastruktur durch ihre Bewohner lässt auch in ihrer banalsten Form noch einen revolutionären Impetus erkennen. Selbst die Anwendung der einfachen Kulturtechnik "Sitzen" referiert auf den zugrunde liegenden "Reclaim the Streets"-Überbau, wenn auf allem Platz genommen wird, das einigermassen gerade und stachelfrei ist, ob Brücken, Gehwege, Treppen oder Baumschutzumrandungen. In Berlin hat die Aneignung des Stadtmobiliars dabei längst eine höhere Ebene erreicht. Nicht länger nur engagierte Einzelpersonen fremdverzwecken die Stadt um sich herum, sondern auch privatwirtschaftliche Institutionen, sprich: das Hotel- und Gastronomiegewer be. So berichteten wir gerade erst von einem Poller, der zur Tischstütze umfunktioniert wurde. Und beim Burgermeister am Schlesischen Tor, der sich passend zum Thema in einer ehemaligen öffentlichen Toilette befindet, wurden mehrere Kreuzberger Bügel mithilfe von Polsteraufsätzen zu Sitzen gemacht. So kann es weitergehen. Einen Verlierer kennt diese Entwicklung allerdings auch: die sitz- und tischverarbeitende Industrie. Aber wen interessiert die schon? Eben.
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25.11.2007 | 00:12 | Essen und Essenzielles
 Fat Boy geht es jedenfalls ganz gut. (Foto: mandj98) (Lizenz)Irgendwann muss mal die Vermutung in die Welt gesetzt werden, dass unser Ansporn zu Sport und Bewegung ausschliesslich im Wunsch unserer Eltern begründet ist, uns in Kindesjahren ruhig und still zu halten. Neue Forschungen zur Wechselwirkung zwischen Gesundheit und Bewegung unterstreichen jedenfalls mit hartem, aber unangespitztem Bleistift, was auf den Schwarzen Brettern der Festangestelltenvorhöllen steht: Bewegt euch, selbst aufstehen und mal zum Kopierer gehen ist gut für Durchblutung und Stoffwechsel. Druckt auch mal im Nebenraum, ist auch besser für das eigene Raumklima.
Man möchte hinzukritzeln, dass man für wenige Euro am Kiosk sogenannte Zigaretten erwerben kann, die einen zu regelmässigem Konsum vor die Tür der meisten Bürogebäude und Fabriken treiben. Im Gegensatz zu anderen gefühlten Lichtgestalten des Internets möchten wir uns nicht vor den Karren der Zwangssportler und Fatisten spannen lassen, aber genauso wenig auf dem der Kalorienunterbewussten herumgammeln. Weisen wir also auch auf Untersuchungen hin, aus denen hervorquillt, dass übergewichtige Menschen gar nicht früher sterben. Zugegeben, das erste Faktoid kommt aus den USA, das zweite aus Grosssbritannien, wir vergleichen also Orangen- mit Pfirsichhaut. Die daraus abzuleitenden Lebensweisheiten lauten dann wohl eher, dass man die Riesenmaschine nur im Stehen lesen sollte, wenn man Poutine isst. Und dann wäre da noch die Frage, wie es sich mit dem Mineralwasser-Trinken verhält, das einem Seite an Seite mit guter Ernährung eingetrichtert wird (sog. europäische Wasserfolter).
24.11.2007 | 00:48 | Anderswo | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Der Grund, warum man Japaner nicht ernst nehmen braucht, ist der, dass sie sich selbst nicht ernst nehmen können. Und das fängt schon bei den Grundnahrungsmitteln an, wo der Belgier aus perverser Liebe zum Experiment sein Bier zum Spielzeug entkontextualisiert, veralbert der Japaner das Konzept ins Groteske, indem er dem Gebräu Wasabi beisetzt, so als würde der Rest der Welt das von ihm verlangen. Grün scheinen sie aber generell zu mögen, es gibt ja schon länger die Gurkenpepsi, wir berichteten darüber, aber man kann es nicht oft genug sagen, das schon üble Koffeingesöff "veredelt" mit der wässrigen Schlangenfrucht, vermutlich um den Kindern den Salat zu ersparen. Ein weiteres beliebtes Getränk ist Hoppy, Bier, das gar kein Bier ist, sondern nur so aussieht und so schmeckt. Nun könnte man glauben, das sei was für Abstinenzler oder trockene Alkoholiker, aber nein, Hoppy wird mit Shochu gemischt, einem Gerste-Schimmelpilz-Schnaps. Zumindest scheinen sie beim Rauchen vernünftig zu sein, in den Lokalen ist es erlaubt, auf den Strassen verboten, ausser natürlich in den Smoking Areas.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kinderwunsch
23.11.2007 | 02:19 | Nachtleuchtendes
 Planemo mit Scheibe (Credit: Jon Lomberg)Aleks Scholz: Frau Passig, der schottische Lokalsender Kingdom FM hat überall im County Fife berichtet, es gäbe jetzt auch so eine Art Mini-Planetensysteme im All. Sie befinden sich gerade vor Ort und haben sich erkundigt. Wie muss man sich das vorstellen, wie ein Mobile aus Planeten? Kathrin Passig: Ja. So stelle ich mir das jedenfalls vor. Man hört, in der Mitte sei auch vielleicht gar keine Sonne angebracht (schwer am Mobile zu befestigen), sondern nur so eine Art Stein.
AS: Das sind sicher aufregende Zeiten, gerade jetzt in Schottland zu sein. KP: Ach, es geht so. Die beiden Hälften von Schottland schieben sich entlang des Great Glen aneinander vorbei, die eine nach Südwesten, die andere nach Nordosten. Das geht aber so langsam, dass man es kaum mitbekommt. Gestern kam ausserdem der 95er Bus etwas zu spät. Davon abgesehen ist es hier eigentlich nicht aufregender als anderswo.
AS: Gerade kommt eine Meldung rein, der ich entnehme, dass es sich gar nicht wirklich um Miniaturplaneten handelt, sondern nur um den Anschein der Möglichkeit ihrer mutmasslichen Entstehung. Sind die Leute bei Ihnen immer so voll mit Zweifeln? KP: Man muss das verstehen, es geht schliesslich um sehr weit entfernte Ereignisse. Wir wissen hier ja schon kaum, was z.B. in Berlin passiert. Da möchte man sich nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen, figuratively speaking, ha ha.
AS: Letzte Frage: Was hat das alles mit dem runden Hund zu tun, von dem man neulich hörte? KP: Nichts eigentlich, neuerdings geht man ja wieder davon aus, dass gar nicht alles im Universum mit runden Hunden zu tun hat, jedenfalls stand das hier in der Zeitung. AS: Vielen Dank für dieses Gespräch.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Erst an die Pointe erinnern, dann anfangen was zu erzählen
- Warmes Himbeerbier (einfach ignorieren)
- Isolierband
- auf- und abmüpfen
SO NICHT:
- moderne Kirchen
- Dior Make-up (Sprühlackgefühl)
- auf Geheimnisse onanieren
- Durchdiskutieren
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Centurion", Neil Marshall (2010)
Plus: 12, 14, 35, 79, 80, 89 Minus: 13, 93, 99, 135, 137, 138, 140, 171, 188 Gesamt: -3 Punkte
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