Riesenmaschine

21.10.2007 | 19:51 | Sachen kaufen | Papierrascheln

Working in a paper mine


Altru- oder Egoist? (Foto: hn3000, Lizenz)

Elektronische Datenverarbeitung erfordert elektronische Datenverarbeitungsgeräte, die, wie das bei Elektronik gemeinhin leider üblich ist, Strom benötigen. Dieser Strom entsteht typischerweise durch Verbrennung nicht-nachwachsender Ressourcen, also Öl und Gas statt zum Beispiel Blumen. Daher ist elektronische Datenverarbeitung ein Irrweg, keine nachhaltige Lösung des Informationstransportproblems.

Aus nachwachsenden Bäumen hingegen wird das jüngst neu erschienene Web-Adressbuch für Deutschland 2008 gemacht. Termingerecht zur kalten Jahreszeit können wir nun unsere 2007er Ausgabe im Ofen verbrennen und die brandneue "Alternative zu Google & Co" (Hamburger Abendblatt) in unser stabiles Regal stellen. Schön. Das alte war auch schon so zerlesen, weil man ja immer die URLs nachschlagen musste, bevor man mit diesem Internetsurfen anfangen konnte. Die kompetenten Autoren, die alle sechstausend Web-Adressen persönlich auf Richtigkeit überprüft haben, erklären uns ausserdem noch als kostenlosen Bonus, wie das so ist mit dem Web Zweinull und warum man es dringend mal ausdrucken musste.

Greenpeace findet das mit den Bäumen zwar eigentlich nicht so gut, bietet aber sein Mitgliedermagazin trotzdem nicht als PDF an, sondern ausschliesslich auf dem Medium, das die Urwälder vernichtet. Dafür hat man als Abonnent aber die Wahl zwischen zwei Dankeschön-Geschenken. Erstens: Finanzierung einer Minenräumaktion in Bosnien-Herzegowina (6 Quadratmeter) oder zweitens: ein Kaffeebecher mit Aufdruck. "Es ist meine Schuld, dass in Bosnien-Herzegowina sechs Quadratmeter vermint sind" steht nicht darauf.


21.10.2007 | 10:06 | Anderswo | Fakten und Figuren

Keine Penne für Darth

Eddie Izzard, der grosse britische Stand-up-Comedian, zeigt uns mit Unterstützung eines namenlosen Brick-Filmers und anhand dessen Videodokument aus der Kantine des Todessterns etwas sehr Wichtiges: Wir können sie austricksen, die dunklen Mächte. Wir müssen dem Bösen nur klar machen, dass wir es nicht kennen und nicht kennen wollen. Dass wir es ignorieren können. Wir müssen die dunklen Mächte verwirren, aus dem Konzept bringen. Wir müssen sie in profane Diskussionen verwickeln, bis sie merken, dass sie mit ihrem Latein der Unterwerfung am Ende sind, weil wir dessen Grammatik nicht gelernt haben. Dann kriegen wir sie. Dann zwingen wir auch das Böse in die Regeln der Kooperation. Dann merkt auch die dunkelste Macht: Ohne Tablett keine Penne. So einfach ist das.


20.10.2007 | 21:56 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Boris Yeltsin Damacy


Das ist übrigens nicht das besprochene Denkmal, sondern eine Skulptur in Berlin, die es schon viel länger gibt als Katamari, was für ein total irrer Zufall. Oder auch kein Zufall, sie steht nämlich in der Nähe vom Checkpoint Charlie, könnte also mit dieser Sache was zu tun haben. (Foto: fuse) (Lizenz)
Der Einfluss von Videospielen auf die Popkultur ist unbestritten, und damit sind jetzt mal nicht Dinge wie dieser sehr schöne Zusammenschnitt von 143 Sega-Startsequenzen oder das einmillionste Super-Mario-Shirt gemeint, sondern handfeste Cameos wie bei den Simpsons und Futurama. Eine Blitzkarriere hat in diesem Bereich die Katamari-Reihe hingelegt: Erst vor wenigen Jahren erschien das Spiel, bereits nach wenigen Minuten gab es tonnenweise Fan-Art und in diesem Sommer war dann auf dem Cover eines Buches von mehreren namhaften Bestseller-Autoren ein grosser Katamari-Ball zu sehen.

Nun plant das Moskauer Museum art4u.ru die Aufstellung eines Denkmals für Boris Jelzin – mit einem Siegerentwurf, der aussieht wie riesiges, in der Mikrowelle geschmolzenes Kinderspielzeug und über den der Künstler Dmitrij Kawarga sagt, er hätte "das auseinander brechende Land im Sinn" gehabt, um dann aber sogleich zuzugeben: "aber das ist natürlich die primitivste Erklärung". In Wirklichkeit handelt es sich nämlich, genau, um einen pechschwarzen Katamari-Ball, bloss steht Jelzin oben statt unten, so sieht es doch aus.

Der von Jelzins Tocher geleitete Jelzin-Fonds hat übrigens inzwischen erklärt, dass er die Skulptur ablehnt. Vielleicht stimmt ihn ja der zweite Sieger gnädig: Ein türkiser Hase, der zu verhindern versucht, dass eine Vase runterfällt.


20.10.2007 | 11:58 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Aufklärung der Dialekte


Für den Sonnahmt war quasi Sonnahmtahmt, Quelle: Sprachatlas.de (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Schwer angeschlagen hatte sich der Sonnabend aus Hessen zurückgezogen. Jahrhunderte war er dort heimisch gewesen, jetzt musste er das Feld räumen. Die Mainlinie war schon lange nicht mehr zu halten, allein die Benrather Linie versprach nun noch Sicherheit. Geschwächt verkroch sich der Sonnabend ins Alsterland. Vielleicht, so spekulierte er, wäre im Rheinischen Fächer mit seinen komplexen Grenzen noch was zu holen. Sonst sah es eher trübe aus.

Ganz anders war es dem Moin ergangen, das im Gegensatz zum – durch eine gemeine Kampagne geschwächten – Ade seine Präsenz bis in die Schweiz hatte ausdehnen können. Es waren schwere Schlachten. Und die Schönheit und Vielfalt, mit der einst "Ich schlage dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, du Affe" gerufen werden konnte, sie war ernsthaft in Gefahr.

Die Wissenschaftler an den Universitäten Augsburg und Marburg blickten von weit oben auf das Geschehen. Wenn sie bei all dem, was da vor sich ging, Empfindungen hatten, sie beherrschten sie vollkommen und verzogen keine Miene. Die Wissenschaftler hatten Wichtigeres zu tun. Bald schon würde die Nutella-Frage gelöst sein. Und dann wäre es wohl endlich an der Zeit sich dem grossen China-Streit zu widmen. Für Betuchlichkeiten war da schlicht keine Zeit.


19.10.2007 | 18:08 | Supertiere

Tötet sie alle


Foto, Lizenz
Soso, Elefanten können also am Geruch und der Farbe der Kleidung erkennen, von welchen Menschen ihnen Gefahr droht. Ist der Mensch rot gekleidet und riecht wie ein Massai, so ist es ein Massai und man muss wegrennen; ansonsten nicht. Das können Elefanten also und alle bewundern ihre Klugheit. Aber dass der Elefant damit implizit annimmt, alle Massai seien Kriminelle, die sich nicht für Artenschutz interessieren, zudem jedwede zweifellos stattgefundene zivilisatorische Entwicklung der Massai-Krieger über die vergangenen Jahrtausende negiert, und überhaupt den Massai pauschal für einen barbarischen Schlächter hält, das, also, das fällt niemandem auf. Andererseits haben Elefanten Glatzen, so gesehen.


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