08.10.2007 | 12:16 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser | Fakten und Figuren
Klar, Existenz ist mit Abstand das Beste, was man erleben kann. Aber es gibt in manchem Leben Punkte, an denen man müde ist, mit Körper und Geist unzufrieden, und sich sein Recht nimmt, mal halblang zu machen. Häufig sind damit Umstände verbunden, die man an sich vermeiden möchte – also Menschen mit gesenktem Kopf, die die eigenen Überbleibsel im Boden versenken, wo man von grauem Gewürm zernagt wird. Ästhetisch ist das so unbefriedigend wie das Leben zuvor, und ansprechende Alternativen sind rar.
 Ich habe dir nie einen Osedax-Garten versprochen (Foto: uzvards) (Lizenz)Seit den Untersuchungen von Whale Fall wissen wir allerdings um die wunderbaren, knochenfressenden, an Blumen gemahnenden Würmer der Gattung Osedax. Um zur Abwechslung mal ein botanisches Alleinstellungsmerkmal auf sich wachsen zu lassen, muss man sich einer tiefen Stelle im Meer versenken, zum Beispiel in der Monterey Bay, wo kürzlich einige neue Arten entdeckt wurden.
Ob Osedax überhaupt auf Menschen- und nicht nur auf Walknochen wachsen, muss allerdings noch jemand herausfinden. Nicht, dass sich hinterher wieder jemand beschwert.
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07.10.2007 | 16:34 | Alles wird besser
 Belastend: Buckingham-Palast (Foto, Lizenz)Ich hab's geschafft, wonach ich immer strebte: / Alle Dinge ringsumher gehören mir. / Doch das einzige, was ich dabei empfinde, / ist die Angst, es wieder zu verlier'n. (Knorkator)
Besitztum ist die Pest in unseren ansonsten pestfreien Zeiten. Etwas zu haben, ist nicht nur eine Illusion, denn es geht sowieso wieder kaputt, sondern auch Belastung, weil das ist dann ja da. Ganz klar: Dem Wegwerfen gehört die Zukunft, und weil schon das Wegwerfen von konkreten Dingen schwer genug ist, kann es nicht schaden, es mal beim Wegwerfen von Virtuellem zu üben. Wer dem grundsätzlich schonmal zustimmt, dem sei Disposable Webpage empfohlen, ein wikiöses Ambiente zur Kreation von Webpages, die sich automatisch nach Ablauf eines frei konfigurierbaren Countdowns zerstören. Wir haben das schon mal zur Ansicht vorbereitet, und zwar in Form eines frugalen Riesenpilzes, der so sinnlos ist wie der meiste Besitz und daher auch bald verschwinden muss. Und wenn der Riesenpilz dann weg ist, werden wir damit anfangen, Countdowns auf Schrankwände, Sanitäranlagen und Muldenkipper zu kleben.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Des Letzten Hemd
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wenn es um Pornographie geht, ist das Gras am anderen Ufer ja immer rosafarbener, in den USA träumt man von verdorbenem Europorn, in Deutschland von den freien Niederlanden und dort wiederum vermutlich von uns völlig unbekannten Pornoparadiesen. An diesem Wochenende jedenfalls ist ganz objektiv anderswo alles besser, nämlich in San Francisco, wo die Arse Elektronika stattfindet. Leider halten die österreichischen Veranstalter von Monochrom diese Wunderkonferenz über Pornographie und technische Innovation nicht in unserem bequem erreichbaren Nachbarland ab, und auch Johannes Grenzfurthners versprochene Twitter-Berichterstattung lässt uns vor der Darkroomtür im Regen stehen. (Beinahe hätten wir die Veranstaltung komplett verpasst, weil Sex im Internet wie immer totgeschwiegen wird, in diesem Fall sogar von unserem sauberen Riesenmaschineautor Grenzfurthner.) Wir können also nur mutmassen, dass dort endlich alles abgehandelt wird, wofür sich die doofen Gender Studies zu fein sind, nämlich laut Vortragsthemenliste so schöne Themen wie Hardware- und Softwareinterfaces für die sexuelle Interaktion, die Zukunft der gerenderten Pornographie, der Nutzen pornographischer Betätigung für die individuelle Technikfortbildung und der Missbrauch unschuldiger Flickrfotos durch Anhänger seltener Fetische. Danke, Land Steiermark, danke, Wiener Kunstförderung, und bitte, Fortschritt, lass es nicht so lange dauern, bis die geschilderten und geforderten Innovationen den Massenmarkt, also uns erreichen.
06.10.2007 | 15:57 | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Als Werbehasi Oliver Frank vor einigen Jahren ein Männermagazin bewerben sollte, schlug er die Headline vor: "Für alle, die nicht wissen, wie ein entcoffeinierter Frappuchino schmeckt." Damals war das mit seinem platten Charme lustig, wenn man sich jedoch wie die Riesenmaschine zur Netzavantgarde der Konsumgüterkomik zählt, darf man sich inzwischen nicht mehr über Namen wie 10% Decaf Kona Blend Vanilla Flavoured Double Shot Tall Latte Macchiato Sugarfree To Go lustig machen, das ist over. Aber nicht nur die Verhöhnungstrends, sondern auch die Benamungstrends im Cafésegment sind weitergezogen: Das Bild zeigt ein Schild der Firma World Coffee. Das deutsche "Karamell" ist ungewohnt neu und angenehm sperrig zu lesen, vor wenigen Jahren hätte es mindestens englisch "caramel" oder spanisch "caramelo" heissen müssen, dazwischen gab es eine franko-maghrebinofine Phase, in der an "quaramelle" kein Weg vorbeigeführt hätte. Was aber möchte uns der Name Wocochino sagen, das hässlichstklingende Kunstwort seit Schewardnadse? Schon nach wenigen Stunden intensiven Starrens auf das Plakat lässt sich dieses uninteressanteste Rätsel der Neuzeit anlösen: World Coffee Cappuchino.
05.10.2007 | 12:22 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Effekte und Syndrome
Prag, das dritte Amsterdam beziehungsweise das achte Rom (cirka), revolutioniert den Energiegetränkemarkt (ein wenig): Kamikaze, ein flüssiger Drink in Dosendarreichung, besticht durch vier vollkommen verschiedene Vorzüge, die jetzt nacheinander aufgezählt werden: 1. Er ist komplett in tschechisch beschriftet und erschwert damit das Herausfinden der Inhaltsstoffe. 2. Er enthält neben den ubiquitösen Koffein und Guarana noch den Fatburner Synephrine sowie Wirkstoffe aus Hanfsamen und Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris), einem mutmasslichen Potenzmittel und/oder natürlichem Anabolikum, und damit die wirrste Zusatzstoffzusammenstellung seit Jef d'Honts Zaubertrank. 3. Jedoch enthält der Kamikaze-Drink keine Kohlensäure, was zur Folge hat, dass er nicht nur wie gesüsster Tierschweiss riecht, wie alle anderen Energy-Drinks, sondern auch so schmeckt. 4. Das Zeug erhält einen genau bis zu dem Punkt hellwach, an dem man beschliesst, ins Bett zu gehen. Ansonsten hat es allerdings nur Nachteile.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- ungerade Telefonnummern
- mal halblang machen
- ideale Trinktemperatur (jede)
- Böhmen und Mähren
SO NICHT:
- afrikanische Zöpfchen (im Brusthaar!)
- Triebtäter ohne Trieb
- Koons, grade drum
- ostentatives Pimmellogo
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Emmas Glück", Sven Taddicken (2006)
Plus: 3, 27, 31, 42, 49, 51, 80, 85 Minus: 36, 38, 41, 63, 81, 123, 124, 125 Gesamt: 0 Punkte
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