07.02.2006 | 20:05 | Alles wird besser | Sachen kaufen
Häufig hört man im Bekanntenkreis die Klage "Ich würde gerne videochatten, um nicht dauernd an Chatpartner zu geraten, die hässlich sind wie die Nacht, habe aber das Problem, dass ich selbst hässlich bin wie die Nacht". Die bisherige Methode, Fotos auszutauschen, ist wenig verlässlich, wenn man sich vor Augen führt, wie weit die Kunst des geschickten Retuscheurs geht. Für dieses Problem kann man den entsprechenden Bekannten nun eine Lösung empfehlen: Verschiedene Hersteller bieten Webcams an, die die gefilmte Person automatisch verschönern.
 Früher: Ziemlich dunkel. Heute: Viel heller! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Popgadget teilt uns mit, dass die Firma Buffalo eine Kamera mit Minischeinwerfer und automatischem Weissabgleich anbietet – ein guter Anfang, denn wie jeder Filmkenner weiss, sind die Beleuchter nicht nur für die Alkoholversorgung am Set verantwortlich, sondern können mit guter Lichtsetzung auch eine Erdkröte in eine wunderschöne Erdkröte verwandeln. Noch ein bisschen mehr bewirkt die Firma Elecom, die sogar eine Kamera mit Videoretusche in Echtzeit anbietet. Wie auch immer das geschehen mag. Hier bietet sich weiteres, enormes Entwicklungspotential, wir prognostizieren Webcam-Beauty-Skins zum Runterladen, die per Motion Capturing auf das Webcam-Bild gerendert werden. Video-Chatter werden sich also aussuchen können, ob sie heute einfach nur schöner oder eben gleich als Heidi Klum erscheinen wollen. Die Möglichkeiten sind nach oben und unten offen! Leider kann man seinem Bekanntenkreis diese Methode, hässliche Chatpartner zu vermeiden, nur so lange empfehlen, bis jeder so eine Webcam hat. Wenn es soweit ist, wird man sich einen neuen Weg ausdenken müssen, um als hässlicher Mensch den Videochat zu nutzen. Vielleicht ein Rückgriff auf die früher verbreitete Methode "Sack über dem Kopf".
07.02.2006 | 15:44 | Anderswo | Alles wird besser
 Wir sind besser als fünf Caracaras (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Hubschrauber sind mit grossem Abstand die beste Erfindung der Menschheit. Wenn die anderen uns endlich ausgerottet haben werden, seufzen sie bestimmt kurz und sagen sich: "Diese Menschen, seltsam degenerierte Tiere, aber Hubschrauber bauen, das hätte von uns sein können." Leider aber wird dieser klare Beweis unser Genialität heute fast ausschliesslich zum Leben retten und eben genau dem Gegenteil eingesetzt. Während fast jeder schon mal mit jenen behinderten "Flugzeugen" unterwegs war, bleibt Hubschrauberfliegen ein seltenes Vergnügen. Und dabei kann er so schöne Dinge, in der Luft stehenbleiben zum Beispiel, wer bitte macht ihm das nach? (Turmfalken dürfen nicht antworten.)
 Sieht man ja wohl (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Um von einer nennenswerten Ausnahme zu erfahren, muss man schon extra nach Südamerika reisen und in Hochglanzmagazinen in spanischer Sprache blättern, denn weder über das Unternehmen Moreto Helicopteros noch über dessen Superangebot Expedição Brasil noch über dessen Erfinder Sebastian Abreu gibt es nennenswerte deutsche oder englische Googlehits. Dabei bieten schon die Webseiten mehr Hubschrauber, als man an einem Abend essen kann. Das Grundprinzip der Expedition, soweit man das verstehen kann: Zehn Tage lang wird man in einem Rudel Hubschrauber quer durch den brasilianischen Dschungel geflogen, und zwar knapp über den Baumkronen, inklusive Regierungssitz in Brasilia, Sandbänke am Rio Araguaia, Kunststücke, Mato Grosso, Pantanal, unberührte Natur, Tafelberge, Papageien, Rotorenkrach, Krokodile, Benzingestank, kaltes Bier, Luxuslodge, Moskitoschutz, Männchenmachen, rückwärts, vorwärts, seitwärts, ach, mehr kann sich kein Mensch wünschen.
Das Ganze läuft natürlich unter dem Label "Ecotourism", was unmittelbar einleuchtet, denn Hubschrauber dürfen nie aussterben. "Expedição Brasil" findet auch 2006 wieder statt, irgendwann im Juli, und es ist angeblich nur wenige Tausend Dollar teuer. Schade, dass einem so etwas nie einfällt, wenn man nach Weihnachtsgeschenken gefragt wird.
07.02.2006 | 12:14 | Was fehlt
 Heisenberg (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Seltsame Einrichtungsgimmicks trifft man meistens zweimal im Leben, erst bei ihrer ernst gemeinten Einführung und dann beim Revival, man denke an Kronleuchter oder röhrende Hirsche. Der Zimmerspringbrunnen schert sich hingegen wenig um derlei Produktlebenszyklen. Er gönnt sich zwar von Zeit zu Zeit ein aktualisiertes Gewand, bietet ansonsten aber so wenig Style-Potenzial, dass er bisher gerade mal in einem Ostalgie-geschwängerten Film für zwei Stunden im Mittelpunkt stehen durfte. In lustige Studenten-WGs hat er es hingegen nie geschafft.
Dabei böte er sich doch ideal als Merchandising-Artikel an. Was man mit ein bisschen farbigem Wasser und einer freieren Interpretation der Springbrunnenformen nicht alles erreichen könnte: Ein Itchy&Scratchy-Diorama mit liebevoll gestalteten Figuren, und an der Stelle, wo einmal Scratchys rechter Arm war, sprudelt eine Fontäne rotgefärbten Wassers – solch Zimmerschmuck würde seinem Besitzer sicher viele bewundernde Blicke einbringen. Schön wäre auch eine schwarz bewässerte Strandlandschaft mit Supertanker als Andenken an den letzten Strandurlaub in Galizien. Oder ein den Tod seiner Mutter beweinendes Bambi, aus dessen Augen rechts und links die Tränen in munterem Bogen spritzen, sowie Trunkenheitsopfer (OL- und Werner-Marketingabteilungen aufgepasst!), die schillernde Kotzströme von sich geben. So leicht liesse sich der Zimmerspringbrunnen in einen sprudelnden Einkommensquell verwandeln. Na immerhin, ein Anfang ist gemacht.
07.02.2006 | 05:39 | Alles wird besser | Papierrascheln
 Verwandlungskünstler Oktopus (Foto: marissa b. / Lizenz)Das Fälschen, Lügen und So-tun-als-ob sind bei Mensch, Tier und Pflanze weit verbreitete Beschäftigungen. Stammzellenforscher und Raelianer täuschen Klonerfolge vor, Raupen geben sich als Blätter aus, E-Mail tut, als käme sie von der Postbank und der Rolex-Taucheruhr aus Bangkok fallen schon beim ersten Mal Duschen die Zeiger ab. Es ist Zeit, dass sich die Wissenschaft dieses Feldes nicht nur von der mitmachenden, sondern auch von der beschreibenden Seite her annimmt: "Plagiary: Cross-Disciplinary Studies in Plagiarism, Fabrication, and Falsification" heisst eine neue wissenschaftliche Zeitschrift, die sich schönen Themen wie "Textual Re-Use in Journalistic Domains", "Plagiarism and Identity Theft", "Government Intelligence Communities and 'Sexed Up' Dossiers" und "Case Studies in Religious Plagiary" widmet. Aber Vorsicht, das Mitmachen ist nicht so einfach, wie es erst mal klingt: "In submitting articles for consideration to Plagiary, authors and co-authors affirm that they are the author(s) (...) of such articles".
Diese Information wurde vorübergehend ausgeborgt beim Improbable Research Blog.
06.02.2006 | 16:01 | Anderswo | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles
Der französische Hersteller von Schnickschnack-Elektronik bzw. "Marktführer für portable digitale Entertainment-Lösungen" Archos gibt auf seiner Homepage mächtig damit an, was er so alles erfunden hat: "2005: Erster portabler Media Player mit integrierter Kamera und Camcorder. 2004: Erster Pocket Video Rekorder mit TV Cradle. 2003: Erster Player mit Add-On Modulen" usw. usf. Was auf der Seite jedoch fehlt, ist der Hinweis: Erstes weltweit operierendes Unternehmen, das in China unter der Überschrift Die französische Marke präsentiert sich im neuen Jahr grossartig (Schriftzeichenreihe über dem Anzeigenfoto) mit dem geklauten Schriftzug und dem Markennamen einer Schokolade wirbt. Dabei ist den chinesischen Archos-Werbern offensichtlich entgangen, dass "Merci – Finest Selection" nicht das Geringste mit "savoir vivre" zu tun hat, sondern seit 1965 ein Produkt der Firma Storck ist, aus ausgerechnet Halle in Westfalen.
 Hier war eine Abbildung einer Packung merci-Schokolade, die aus Bildrechtegründen verschwinden musste, ausserdem weiss ja eh jeder, wie so was aussiehtFür den Fall, dass die klagefreudige Firma Storck (siehe Rechtsstreit Merci – Ritter Sport) die nunmehr anstehende juristische Auseinandersetzung mit der Firma Archos gewinnen sollte, weisen wir vorsorglich darauf hin, dass wir als "Dankeschön" für diesen Hinweis keineswegs mit einem Paket "Merci" oder – so nahe es auch liegen mag – "Storck Riesen" abgespeist zu werden wünschen, sondern gerne mal mit Diamantensplittern gefüllte Trapa-Schokolade probieren würden.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Supermodel-Recycling
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Beleuchtermarmelade
- Kola Nuts
- Experimente mit Trinken
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Kidnap Capital", Felipe Rodriguez (2015)
Plus: 11, 123 Minus: 96, 99, 118, 140, 147, 214 doppelt Gesamt: -5 Punkte
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