Riesenmaschine

11.01.2006 | 20:51 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Die klebrige Marmelade der Existenz


Eine ganz andere Marmelade
(Foto: bip / Lizenz)
"Neu und nur im Winter: Der Ofenschlüpfer. Ein winterlicher Fruchtaufstrich – wie Tango im Glas!" Man ahnt nichts Gutes, wenn man so auf den Seiten der Leiendecker Marmeladenmanufaktur begrüsst wird. Weitere Produktnamen wie "Hattu Möhrchen" und "Erdbeere Erotika" bestätigen schlimmste Vermutungen und zwingen fürs neue Jahr zu eisenharten Massnahmen: Stullenboykott (oder Nutella), Sartre lesen (oder selber ekeln). So oder so gelten auch 2006 die weisen Worte des Philosophen: "Ich hasste diese widerliche Marmelade".


11.01.2006 | 14:24 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | In eigener Sache

Eigenwerbung Riesenmaschine


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


Was kaum jemand weiss: Die Riesenmaschine veranstaltet derzeit die riesigste Eigenwerbekampagne in ihrer Geschichte. Das obenstehende Banner ist auf Intro.de geschaltet und zieht von dort Schrillionen begeisterter Musikfans zur Riesenmaschine, von denen sich einige hier sogar wohnlich einrichten. Das Banner, designt und getextet von der kongenialen Gestaltungsikone Martin Baaske (der auch die komplette Maschine entwarf), nimmt auf die stark metacrossmedialen Aspekte der Riesenmaschine Bezug, indem trotz scheinbarer Bewegungslosigkeit typische Filmstaubkörnchen darauf herumblinken. Das textlich vorgetragene Eingeständnis, letztlich nichts anderes als eine Mensch/Maschine-Schnittstelle zu sein, ist eine versteckte Huldigung des Interface-Theoretikers Bill Buxton; die typologisch abgesetzte Temporal-Einschränkung "für zwischendurch" bezeichnet die Nähe zum fluffigen, aber doch nahrhaften Schokoriegel, dem Grundnahrungsmittel des aufgeklärt-intellektuell obsessiven Bürgers des 21. Jahrhunderts. Die Farben sind auch ganz schön.

.

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die historische erste Printanzeige für ein Blog, die heute in der Jungle World auf Seite 27 erschienen ist, beinhaltet dagegen das Eingeständnis, durchaus Teil der Blogwelt mit ihren Macken und so zu sein. Nicht nur, dass hier ausschliesslich mit dem Pfund der übergrossen Selbstreferentialität gewuchert wird, nein, darüber hinaus stimmt die Aussage vielleicht auch nicht, wir haben es jedenfalls nicht ernsthaft überprüft. Da wir aber fest davon überzeugt sind, dass – egal von welchem Blog – die erste Printanzeige für ein Blog genau so hätte aussehen müssen, haben wir das nun nachgeholt. Oder eben doch als Erste gemacht, wer kann das schon sagen, Printanzeigen kann man eben nicht so richtig googeln. Diese Anzeige wird darüber hinaus gescannt werden, als Banner für die Riesenmaschine fungieren und damit ein kaum gekanntes und vielleicht auch nie gewolltes Ausmass an Metametamedialität erreichen.


11.01.2006 | 04:51 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Kaninchen sind auch nur Menschen


LSD im Kopf: Was mag als nächstes passieren? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Was war die wichtigste Entdeckung des zwanzigsten Jahrhunderts? Die Erkenntnis, dass man auch ohne elektrische Brotschneidemaschinen ganz gut leben kann, speziell wenn man ohnehin nur auf Matratzen herumhalluziniert? Der grossangelegte Versuch, Atome und Universen in entweder wellen-, teilchen- oder kabelbinderähnliche Details zu zerlegen, wobei doch in Wahrheit alles ein wunderschönes Eins ist und uns glühend und pulsierend durchströmt? Oder die endgültige Feststellung, dass es sich bei Kaninchen doch um Nagetiere handelt, und nicht um eine Art Hasen, wie oft falsch behauptet wurde? Was es auch war, es hat mit dem einflussreichsten Naturereignis des zwanzigsten Jahrhunderts zu tun: Im April 1943 nahm der Basler Chemiker Albert Hofmann erstmals und zunächst zufällig das von ihm fünf Jahre vorher synthetisierte LSD ein.

Hofmanns wissenschaftlicher, streng objektiver Bericht über dieses Ereignis liest sich ungefähr so: "... rapidly changing imagery of a striking reality and depth, alternating with a vivid kaleidoscopic play of colors... objects appeared distorted like images in curved mirrors... I felt as if I were out of my body... my 'ego' was suspended somewhere in space and I saw my body lying dead on the sofa..." Hofmann konnte nicht ahnen, dass es nicht nur um sein eigenes Ego ging, sondern bald schon um alle, alle Köpfe, Tiere, Töne, Tiefen, Wörter, man könnte soviele Wörter, aber halten wir uns mal an die Fakten. Ein CIA-Offizier, etwa 1951: "We had thought at first that this was the secret that was going to unlock the universe." Captain Hubbard, 1951: "I saw my mother and father having intercourse. It was all clear." Timothy Leary, auch irgendwann: "LSD is more important than Harvard... God does exist and is to me this energy process, the language of God is the DNA code."

Oft wird danach gefragt, warum die westliche Welt auf wundersame Weise dem Gewalttod entkommen ist, damals als dieser kleine Mann mit dem unästhetischen Bart noch frei herumlief. Oft ist man irritiert, weil immer davon berichtet wird, dass die Welt noch existiert, und zwar genauso langweilig wie vor 50 Jahren. Oft sieht man abstrakte Dinge aus der Sonne herausragen, weiss aber nicht, was das soll. Oft werden die völlig falschen Substanzen verboten. Und oft auch erhält man völlig unzureichende Erklärungen für all diese Themengebiete.

Dr. mult. Albert Hofmann, der wahrscheinlich unsterblich ist, wird heute 100 Jahre alt.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


10.01.2006 | 14:36 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Das neue Schwarz


Das alte Schwarz (Malewitsch) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein diskursiver Dauerbrenner auf den hochspekulativen Zukunftsmeinungsmärkten ist die Behandlung der Frage, was denn wohl das neue Schwarz sei bzw. werde. Als Kandidaten werden mit hübscher Regelmässigkeit Braun, Grau, Weiss und Rot gehandelt, mitunter sogar Biobaumwolle, Uniformen und Adipositas. Neuerdings verdichten sich die Anzeichen, dass, wie der Riesenmaschine Farbpsycholobo schon seit Jahren zu behaupten nicht müde wird, Schwarz das neue Schwarz sein könnte. Bei den Pariser Modeschauen zeichnete sich Schwarz als Trendfarbe der Saison ab, wie die Berliner Zeitung bereits letzte Woche berichtete und gleich die frappante Begründung mitlieferte: Passt immer, gefällt allen. Das gibt uns Gelegenheit, endlich einmal auf dieses gelungene Stück Webkunst von Hans Bernhard zu verlinken. Und für den Fall, dass sich irgendwann doch wieder Weiss als das neue Schwarz herausstellen sollte, gibt es hier bereits das passende Gegenstück dazu.


10.01.2006 | 11:55 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Gewürze, das Salz in der Suppe


Dass es überhaupt Curryfrüchte gibt! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der Chinesische Eidechsenschwanz, Römischer Quendel, Gagel, Gerbersumach, Kirchenseppl, Keuschlamm – all das sind mittelhochdeutsche Beschimpfungen aus dem 12. Jahrhundert Gewürze, die nicht durch lustige Namen auffallen, sondern zumindest im deutschen Kochalltag nicht gerade durch aggressive Überpräsenz glänzen. Weniger noch, der moderne, urbane Haushalt verfügt über geschätzte vier Gewürze, nämlich Salz, Pfeffer, Maggi und eine Würzmischung (Steak, Curry oder Provence), in bestimmten Lebensstadien (enttäuschtes Singletum, frisch zusammengezogene Pärchen) kommt frisches Basilikum dazu, um den tristen Alltag in scheinmediterranem Tomatenmozzarellaolivenöl zu ertränken. Dabei sind Gewürze so viel mehr als nur Namensgeber für Wunderbäume! Was, wie, warum, woher und wo Gewürze sind, wie sie heissen, wie sie auf laotisch, estnisch, hmong, ungarisch und anderen Sprachen heissen, was man mit ihnen machen kann und ihre Geschichte erfährt man auf der unbedingt empfehlenswerten Gewürz-Seite von Herrn Gernot Katzer von der Universität Graz.
Auch für Nichtgourmets hält Herr Katzer Wissenswertes bereit, mein Berliner lokalpatriotischer Currywurststolz etwa fiel weinend in sich zusammen, als ich erfuhr, vermutlich noch nie Curry gegessen zu haben, sondern nur die als Ersatzdroge von englischen Offizieren geschmacksimitierte Gewürzmischung, weil echte Curryblätter ihren Geschmack verlieren, wenn sie getrocknet werden. Adieu grossartige Currywurst, hallo armselige Würzmethadonwurst.


... 426 427 428 429 430 [431] 432 433 434 435 436 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- etwas zusammenbrettern

- transzendente Gleichungen lösen

- Brainerd City

- Weißclownabgleich

*  SO NICHT:

- "mild/fein"

- Wenn der Vater von Jesus Otis geheissen hätte

- uninformierte Uniformierte

- Überammergau


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Melancholia", Lars von Trier (2011)

Plus: 37, 80, 101, 117, 132
Minus: 1, 37
Gesamt: 4 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV