02.04.2008 | 01:20 | Anderswo
 Arena (Symbolbild) Foto: samsnet / LizenzDie Benamung von Fussballspielorten war in Deutschland jahrzehntelang nur für die Präfixprofis der Wordingbranche von Interesse. Vorne, da konnte man sich austoben: Nahm man einen Fluss? Eine Person? Eine Region? Oder noch was anderes? Hintenrum war hingegen das "-stadion" fast sicher gesetzt.
Ende der 90er Jahre gab es dann einen Paradigmenwechsel. Durch die massive Zunahme des Stadiennamensponsorings war der vordere Wortteil nun meist automatisch vergeben, man musste sich notgedrungen dem hinteren Ende widmen – was auch geschah, aber leider mit fast immer dem gleichen Ergebnis: Arena. Vorbild hierfür waren die 1996 eingeweihte Amsterdam ArenA, eines der ersten Stadien "neuen Typs", und in Deutschland die 1999 so benannte BayArena. Es folgte eine Arenenwelle: Schalke, Hamburg, Hannover, Bielefeld, Duisburg, München, Frankfurt/Main, Düsseldorf, Wolfsburg, Osnabrück, ja sogar Meppen, alle zogen mit.
Doch damit ist es eigentlich schon wieder vorbei, sieht man von provinziellen Nachzüglern aus Paderborn, Rostock und Wiesbaden einmal ab. Stattdessen gab es eine Rückbesinnung auf das alte -stadion und zwei Testballons des aus dem englischen Fussballs stammenden -park. Vor diesem Hintergrund ist die gestern bekannt gewordene Entscheidung, dass das Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion ab sofort Mercedes-Benz-Arena heisst, ein Armutszeugnis für die beteiligten Marketingabteilungen. Soll das Innovation verkörpern? Mut etwa? Man hätte der Erste sein können, der eine Adaption der NFL-erprobten "Dome" oder "Field" wagt. Oder mit "Kampfbahn" oder "Sportfeld" einen Retrotrend einläuten können. So kommt die deutsche Automobilbranche natürlich nie aus der Krise.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Reloaded 2.0 Deluxe
01.04.2008 | 17:31 | Fakten und Figuren
 Komplexität zu simpel illustriert (Symbolfoto: adrian_s) (Lizenz)Weil eine Mutation typischerweise mehrere unterschiedlich gerichtete Effekte hat, sollte es eine obere Schranke für die Komplexität von Organismen geben.
Stimmt aber nicht (hier wird es dann kompliziert).
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das Böse kann warten
31.03.2008 | 15:05 | Berlin | Alles wird besser
 Bild: aka-akiVor einem Jahr beklagten wir die Godothaftigkeit längst angekündigter Social Handysoftware und lobten Gabriel Yorans damals ganz neues aka-aki-Projekt. Was niemand wissen konnte: Dass es noch ein weiteres langes Jahr dauern sollte, bis aka-aki aus den Puschen aka der geschlossenen Betaphase kam. Jetzt aber ist es so weit, und die Launchparty findet am 3. April ab 21:00 im Sanatorium 23 (Frankfurter Allee 23) statt. Alle Mitglieder sind eingeladen, Mitglied werden kostet nichts (ausser einen ständig leeren Handyakku, was aber angeblich mehr mit UMTS zu tun hat als mit aka-aki), und mit dem Einladungscode "elchelch" können alle noch rechtzeitig dabei sein.
30.03.2008 | 18:51 | Berlin | Essen und Essenzielles
 Doof bleibt doof, da helfen keine Fritten. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Einer neuen und – nach allem, was wir derzeit darüber wissen – der bislang beknacktesten Spielart des Phänomens Flashmob war am vergangenen Samstag Nachmittag im Foyer des Berliner Ostbahnhofs beizuwohnen. Unter den kritischen Augen eines massiven Polizeiaufgebots versammelten sich dort gegen 16 Uhr geschätzte tausend Jugendliche aller – zumindest äusserlich – subkultureller Provenienzen zum McDonald's Sturm, anscheinend eine Art Burger-Powershopping-Party. Verpackte Burger flogen durch die Gegend, eine "Sturm Crew" agitierte die Massen mit Megaphonen, in der Luft lag der Geruch von Aufruhr und Revolte. In Wahrheit ging es aber bloss darum, den Weltrekord für die grösste Bürger-Sammelbestellung wieder zurück nach Berlin zu holen, wie BILD berichtet. Zu der "Spassguerilla"-Aktion aufgerufen worden war in den Chaträumen der unter Teenagern anscheinend beliebten Online-Community Jappy. Schwer zu sagen, ob es sich dabei um eine verdeckte Marketing-Aktion von Mc Donald's handelt, von Jappy, oder ob das Massenevent einfach das ist, was die Jugend von heute unter subversiver Überaffirmation versteht. In dem Fall empfiehlt sich die Strategie repressiver Toleranz, die schon ganze Generationen hat auflaufen lassen: einfach nicht ignorieren.
30.03.2008 | 14:35 | Vermutungen über die Welt
 Have one's cake and eat it too? Es geht so einfach. (Foto: sachac) (Lizenz)"Man kann kein Herz brechen und es haben", sang einst Herman Brood. "Wir können scheinbar den Kuchen haben und ihn gleichzeitig aufessen", sagt hingegen der amerikanische Philosoph John R. Searle, wenn er im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von vor einer Woche die Attraktivität des Kompatibilismus erklären will, dessen Gegner er ist. Ausdrücklich gelobt werden soll hiermit der zuständige FAS-Redakteur, der die englische Redewendung "to have one's cake and eat it" wörtlich übersetzt hat. Zum einen weil wir uns nicht vorstellen möchten, wie der 75-jährige Searle "auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzt", was noch die beste deutsche Umschreibung wäre, zum anderen, weil sich in dieser kurzen englischen Redewendung die gesamte analytische Philosophie zusammenfassen lässt, zumindest im Prinzip.
Denn was wir beim philosophischen Argumentieren tun, schreibt David Lewis (und der muss es ja wissen), ist, dass wir den Preis berechnen, den es kostet, eine Position aufrechtzuerhalten. Philosophen sind demnach also nicht mehr als analoge Registrierkassen. Ihre beste Position ist die, die nichts kostet, was dem wirklichen Leben diametral gegenübersteht, wo ja bekanntlich das, was nichts kostet, auch nichts ist. Den Kuchen aufessen, aber nicht den hohen Preis dafür zahlen müssen, dass man ihn danach nicht mehr besitzt, diese sympathisch-bescheiden daherkommende Redewendung fasst das Ziel jeder noch so weitreichenden Argumentation bestens zusammen. Vollkommen nachvollziehbar erklärt Searle den Kompatibilismus auf diese Weise: Kuchen essen und Kuchen haben sind genauso miteinander kompatibel wie Determinismus und Freiheit, nehmen sich an die Hände und vertragen sich bestens. Aber warum, bleibt als Frage übrig, ist der Mann dann gegen den Kompatibilismus? Weil der auch nichts daran ändern würde, dass, falls der Determinismus wahr wäre, "unsere Entscheidungen nur Epiphänomene waren und nichts als Schaum auf dem Weg, auf dem eine Maschine die tatsächlichen Entscheidungen unabhängig von all dem getroffen hat". Wie die Maschine heisst, wie viel sie kostet, wo man sie kaufen kann und ob sie auch unter Linux läuft, lässt Searle leider offen.
... 73 74 75 76 77 [78] 79 80 81 82 83 ...
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Trashmops
- Mal jemanden mit einem Sommertag vergleichen
- regelmässig geformte Stücke
- Weber C
SO NICHT:
- rollige Bettdecke (immer feucht)
- Auf dem Hund nach Wipperfürth reiten
- Großes Solo mit Schmerzverzerrer
- Weber A
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Where the Truth Lies", Atom Egoyan (2005)
Plus: 21, 36, 39, 40 Minus: 72, 73 Gesamt: 2 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|