Die schlechteste Schokolade der Welt (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Natürlich ist es sinnvoll, Hotelgästen überteuerte Getränke, Webtarife oder Medienangebote anzubieten, um dann mit Pfennigprodukten wie Schokolade auf dem Kopfkissen und Duschgel Fürsorglichkeit darzustellen. Die reisenden Schergen nehmen das schliesslich meist schulterzuckend als Service der Hotels hin. So fühlt man sich wenigstens nicht wie ein Tourist – nur jene sind gern in Hotels. Perfide wird es erst, wenn sich der an der Rezeption verteilte WLAN-Zugang (siehe Bild) als Attrappe herausstellt und man für einen flüchtigen Moment Konnektivität auch die Minibar leertrinken könnte.
Aber was hätte man 2008 schon von dieser archaischen Bauform erwarten können? Wir haben schon längst gelernt, USB-Sticks in all ihren Darreichungsformen zu ignorieren. Essbare USB-Stick-Attrappen klingeln gerade Sturm in unserem Alltag, wahrscheinlich ein letzter Aufschrei des Konzeptes handlicher Datenspeicher, bevor es wie die Internet-Verbindung im allgegenwärtigen Taschentelefon aufgehen wird und aus unserer Wahrnehmung verschwindet.
Fast alle sehnlichen Wünsche der Menschheit wurden inzwischen erfüllt: Zum Mond fliegen, Operationen ohne Schmerzen, die Abschaffung kratziger Kleidung, tragbares Internet, einen grösseren Penis bekommen in nur sechs Wochen, Pizzalieferservice – bloss auf das Gerät, das alles auf einmal kann, warten wir bis heute. Immerhin wird die Thematik nun sauber von hinten aufgerollt: Das im Video vorgestellte Super Genintari (Arbeitstitel: Leviticus) vereint endlich Super Nintendo (1990), Sega Genesis (1988), NES (1983) und Atari 2600 (1977) in nur einem Gehäuse, mit nur einem Stromkabel und nur einem TV-Anschluss (und alle vier Spiele können parallel laufen, wenn auch nicht parallel gespielt werden). Als nächstes gibt es dann einen Discman-Beeper mit Polaroidfunktion, ein Faxgerät mit VHS-Recorder und Telexschnittstelle und einen Volksempfänger mit eingebauter Laterna Magica – die Zukunft von gestern ist die Gegenwart von morgen, also sind wir schon sehr nah dran.
Crossover zwischen Studiofotografie und Psychose (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Ein überdimensionaler Hammer droht einen Kompakt-SUV zu zerkloppen, beäugt von einem missgünstigen Flachbau mit Backsteinpranken (einem engen Verwandten des Furbyhauses) und dem Rest der debilen Skyline. Was will uns dieses dalieske Werbemotiv sagen? Will die böse Stadt dem kleinen Qashqai ("100% urban proof") etwa an die Chromleiste? War der Fotograf auf Pilzen? Oder hat die betreuende Agentur doch nur kurz und sinnentleert den ADC-Nagel-Magneten angeschmissen und browsert nun fröhlich mit Breitreifen auf unseren Sehgewohnheiten herum? Dass die Qashqai ein Nomadenstamm aus dem Iran sind, hilft bei der Bildexegese diesmal wider Erwarten nicht weiter.
(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Hysterie ist Grundform und Voraussetzung jedes Lebens, hat sicher irgendein Denker einmal behauptet. Und damit natürlich vollkommen Recht gehabt. Nicht bloss etymologisch, sondern auch sonst und überhaupt ganz im Allgemeinen. Schliesslich sind all die tollen Sachen, die wir so tun, um unsere Lebenszeit zu bewältigen (Fussball, sich verlieben, Schnaps trinken, postmoderne Philosophie), im Prinzip hysterischer Unsinn, bei dem Menschen ohne Notwendigkeit kreischend im Kreis laufen. Ausserdem trägt eine Kollektion erotischer Männerunterwäsche den Namen Hysterie.
Die Hysterie ist aus unserem Alltag also gar nicht wegzudenken und über jede Kritik erhaben. Erst recht die Hysterie in den Medien! Medien würden ohne schliesslich aussehen wie das georgische Staatsfernsehen an einem Montagnachmittag des Jahres 1982. Aus verständlichen Gründen richtet sich dieser Aufkleber daher nicht gegen die Medienhysterie an sich oder gar gegen unübertriebene Medienhysterie, sondern bloss gegen übertriebene. Eine Wortkombination, von der nur ein Hysteriker wie Bastian Sick sagen würde, sie sei eine überflüssige Dopplung.
Das geht jetzt nie mehr weg: Sortenreiner Traubensaft (Hier war ursprünglich mal ein Bild, das von der Herstellerseite stammte; man kann es finden, wenn man nach first blush juice sucht.)2005 prophezeiten wir die Welle der Sinnlosen Limonadenverfeinerung, die sich zwar bisher vor allem in Bionadeplagiaten geäussert hat, aber unzweifelhaft munter in den Startlöchern schäumt. Auf dem Saftsektor tauchen derweil sortenreine Traubensäfte auf, und es wird höchste Zeit für neue steile Trendvorhersagen, Thema Milch. Milch wird in den Molkereien aufs Gefühlloseste zusammengepanscht und auf einen bestimmten Fettgehalt eingestellt, dabei schmeckt, wie man von Fachleuten hört, jede Kuh anders. Wie lange kann es noch dauern bis zur Einzelkuhabfüllung? Spätestens 2012, behaupten wir mal vorsichtig, wird man morgens, mittags und abends beim Milchgebrauch "Glaub mir, den Unterschied zwischen Berta und Gerda schmeckt man!" zu den Doofies sagen dürfen, die noch glauben, es genüge, "Fleur du Sel" aufs Essen zu streuen, Terroirschokolade zu kaufen und sich mit Maulbeerseife zu waschen, die 25 Jahre in provençalischen Klostergewölben gelagert wurde. Später geht dann gar nichts mehr, und es bricht notgedrungen endlich die goldene Ära des Distinktionsgewinns durch totale Gleichgültigkeit an.