Riesenmaschine

02.09.2005 | 12:50 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Handaufladen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bei den durchschnittlich sechs Akkus, die der moderne, mobile Stadtbewohner mit sich herumträgt (Privathandy, Diensthandy, Kamera, iPod, PowerBook, abseitiges Bluetooth-Gadget mit GPS), ist schon nach den Gesetzen der Statistik stets eine Batterie leer, gleich leer oder jedenfalls nicht voll genug.
Kurzer Exkurs: für die meisten Probleme gibt es drei Lösungskategorien: gute Lösungen, schlechte Lösungen und vollkommen lächerliche Workarounds. Gibt es keine gute Lösung, spricht man von einem Dilemma, gibt es weder gute noch schlechte Lösung, spricht man von einem Drama, gibt es überhaupt gar keine Lösung, spricht man von Nahost-Konflikt. Exkursende.
Über Productdose erreicht uns nun die Nachricht, dass für das oben erwähnte Akkuproblem neben der schlechten Lösung (alle Ladegeräte mit sich herumtragen) endlich auch ein vollkommen lächerlicher Workaround entwickelt wurde: der Notfall-Ladekurbler SideWinder (stärker als alle mangelhaften Kurbler zuvor). Das Akkuproblem wurde damit vom Drama zum Dilemma upgegradet: man hat bereits nach zwei Minuten Kurbelzeit etwa sechs Minuten zusätzlicher Sprechzeit auf dem Handy. Mit etwas Phantasie lassen sich durchaus Situationen konstruieren, in denen dieses Gerät lebensrettend wirken könnte.


02.09.2005 | 04:41 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird schlechter

Elektrische Mülltonnen


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Weltweit gibt es eine klare Tendenz zu Multifunktionsgeräten, zum Beispiel durch Kombination von Handy und Kamera, Brille und Freisprecheinrichtung, Litfaßsäule und Mülltonne. Es ist klar, dass die letztgenannte mutige Erfindung nur im fortschrittlichen Kanada getestet werden kann – mit zweifelhaften Erfolgsaussichten, wie sich schnell zeigt, denn die Menschen sind mit dem revolutionären Konzept wohl noch überfordert. Kritiker wenden ein, dass die über zwei Meter hohen und anderthalb Meter breiten Mülltonnen irgendwie doch ganz schön viel Platz wegnehmen. Zudem seien Orte, an denen viel Müll entsteht, nicht automatisch auch Orte, an denen optimale Sichtbarkeit für Werbeplakate besteht, was zu gewissen Konflikten führen könnte. Schließlich wäre es ja wohl übertrieben, Mülltonnen mit Strom zu versorgen, um die Werbung auch angemessen zu beleuchten. Andererseits: Wie oft hat man schon stundenlang vergeblich im Dunkeln nach dem Papierkorb gesucht? Eben. Das wahre Problem der ersten Müllwerbetonnen ist jedoch, dass sie genauso aussehen, wie man sich die schon lange überfälligen öffentlichen Internet-Terminals vorstellt, mit diesem Tower-Design, bunten Anzeigen und verschiedenen Schlitzen für CDs und Disketten. Wer kann ahnen, dass das Bunte in Wahrheit die komplizierte Anleitung zur Mülltrennung und der Schlitz der Einwurfschacht für Zigarettenreste ist? Wenn man die Leute so dreist hinters Licht führt, muss man sich über Unmut, Missbilligung, Abscheu und letztlich Vandalismus nicht wundern.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kichernde Mülltonnen


01.09.2005 | 15:30 | Berlin | Alles wird besser

Berliner Ökonomie I: Nadelstreif am Horizont

Endlich mal positive Nachrichten vom maroden und maladen Wirtschaftsstandort Berlin: "Manager meiden Berlin. Top-Positionen in der Stadt sind seit Monaten unbesetzt – trotz hoher Gehälter", vermeldet heute die Berliner Zeitung in ihrem Berlin-Teil. Prima, denkt man sich. Wenn jetzt auch noch die Kleinkünstler, Eventveranstalter und Neo Popper wegbleiben, steht der wirtschaftlichen und vor allem mentalen Genesung Berlins kaum mehr etwas im Wege. Bei der weiteren Lektüre des Artikels erweist sich jedoch, dass es sich bei den unbesetzten Stellen lediglich um Führungsjobs in städtischen Unternehmen handelt. Dazu fällt uns nun wiederum im Guten wie im Schlechten nicht besonders viel ein.


01.09.2005 | 14:50 | Berlin | Zeichen und Wunder

Kein Berg


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Es passt zur Einstellung der Berliner gegenüber der Welt und sich selbst, dass es zwar keine Berge gibt, aber man ganz gern so tut als ob. Sei es ganz früher mit den Bezirksnamen Schöneberg, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, früher mit Aufschüttung der Kriegstrümmer zum Teufelsberg oder jetzt in verschiedenen künstlichen Aufbauten, etwa auf dem Wild West Rockin' Strandmarkt (auch schon hier beschrieben) oder mit dem künstlichen Berg im Palast der Republik bzw. Volkspalast. Doch solche Haltungen provozieren gerade zu die Entlarvung. Genau das passiert im Mauerpark, dem ehemaligen Todesstreifen und höchsten vielleicht zweithöchsten Punkt des Bezirks Prenzlauer Berg. Wie man auf dem Foto sieht, wird damit gleichzeitig eine neue Spielart der Street Art ins Leben gerufen: das 3D-Betongraffiti in Schreibschrift. "Ceci n'est pas une montagne", das ist kein Berg – dem kann man kaum widersprechen, nicht mal als Berliner, und schon gar nicht, wenn man folgenden Urberliner Ausspruch kennt, der die schmerzvolle Berglosigkeit mit Schnodderigkeit zu überdecken versucht: "Okay, wir haben keine Berge in Berlin, aber wenn wir welche hätten, wären sie 10.000 Meter hoch!"

(Zur weitergehenden Information: folgt man dem Link zum Volkspalast, dann erkennt man recht schnell, woher die Betonschrift stammt.)


01.09.2005 | 14:02 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Kalorienfilter


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Wenn man einerseits Bier verkaufen, andererseits aber vermeiden möchte, dass den Käufern davon unansehnlicher Speck wächst, gibt es theoretisch verschiedene Möglichkeiten. Man kann die Flaschen bei gleichem Preis 30% kleiner gestalten, man kann das Bier mit 30% Wasser strecken, oder aber man kann, wie es Warsteiner mit seinem neuen, verwirrend rot-gelb farbkodierten Warsteiner HiLight vormacht, einen geheimnisvollen und vermutlich in unterirdischen Geheimlabors im Inneren pazifischer Geheimatolle entwickelten Kalorienfilter einsetzen. Wie wir es uns eigentlich immer schon gedacht haben, sind Kalorien also kleine, fette Tierchen, die man mit Hilfe des gewiss mikrofeinporigen und überaus raffinierten "Calorie Filtration System" ein für allemal aus dem Bier entfernen und dann gewinnbringend zu einer Art Bierkonfekt verarbeiten oder in arme Länder exportieren kann. Hallo, Kalorienfilter, adieu, Gewichtsprobleme der Menschheit.

Zwei Flaschen dieses Trendgetränks gab es übrigens beim Kauf eines Pullovers ungefragt dazu – eine Praxis, die wegen der grossen Zusammenhanglosigkeit der beiden Güter zwar strenggenommen in die Rubrik Nerving einzuordnen ist, die wir andererseits aber widerstandslos zu dulden bereit wären, sollte sie Schule machen.


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Gesamt: 1 Punkt


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