Riesenmaschine

29.08.2006 | 15:33 | Berlin | Was fehlt

Milgram, morgen

Wir weisen noch einmal darauf hin, dass morgen, Mittwoch, um 20:00 im nbi das Onkel-Milgram-Leseexperiment stattfinden wird, und Anmeldungen tapferer Autoren (ja, sogar Blogger) nach wie vor gern gesehen wären. 50 Euro winken für die blosse Teilnahme, ausserdem ist das nbi-Publikum voraussichtlich sowieso viel zu wohlwollend, um dem Reizstromgerät mehr als ein freundliches Kribbeln zu entlocken. Dieser Beitrag soll nicht etwa den Eindruck erwecken, wir wären verzweifelt, weil sich bisher exakt null der geschätzten 10.000 Berliner Lesebühnenautoren freiwillig gemeldet haben. Die ZIA ist zum Glück eine vielköpfige Firma, deren Mitarbeiter morgen sämtlich an die Front geschickt werden, um dort ihre Jugendwerke vorzutragen, wir sind daher gänzlich unbesorgt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Onkel Milgrams Open Mike


29.08.2006 | 11:19 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Speedart


Need for Speed, jetzt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Bohnenstrasse, später (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Bohnenstrasse in Bremen ist eigentlich eine Strasse wie du und ich. Vom 14. bis zum 17.September diesen Jahres ist das anders, dann wird die Strasse massiv verkunstet. Während sich für viele Leute bisher Strassenkunst im Dreieck zwischen "Graffiti", "Feuerjonglage" und "Kinder bemalen den Asphalt, damit die Autos langsamer fahren" abspielte, wird hier die Realität erweitert, wie es sich für ordentliche Kunst gehört. Neben ganzstrassigen Grossprojektionen wird man auch das nebenstehende Kunstwerk sehen können; der auf die Vermischung von Videospiel und Realität spezialisierte Künstler Aram Bartholl wird auf der Strasse die aus dem Spiel Need for Speed bekannten roten Richtungspfeile in echt aufstellen, und sie werden blinken wie im Spiel und für ganz kurz wird man sich beim Durchfahren der Bohnenstrasse fühlen wie vor der Playstation, und wenn man einen Unfall hat, wird es einfach mit einem anderen Auto weitergehen oder man wird den Level einfach nochmal spielen und wenn einer nervt, drängelt man ihn von der Strasse von der Brücke in den Fluss, die Sau, und wenn man will, hat man gleich einen Ferrari und mit ein bisschen Übung und dreivier Beulen, die gar nicht wehtun, wird man noch jede Schikane meistern und überhaupt wird das ganze Leben viel besser und man wird kaum noch Alkohol trinken müssen.

(Via via via via via via via.)


29.08.2006 | 00:14 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Insellösung


So geheim ist das Gerät, dass es keine Abbildungen davon gibt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nie wieder tanken! Nie wieder leere Handyakkus! Das alles und noch mehr verspricht die irische Firma Steorn, der es gelungen ist, ein Dings zu erfinden, das aus dem Nichts Energie generiert, und zwar irgendwie mit Hilfe von Magneten (hier ein Video, das nichts erklärt). Zweifellos eine Supersache, aber: "This represents a significant challenge to our current understanding of the universe." Andererseits stellt so einiges, was bisher in Irland hervorgebracht wurde, unser Verständnis des Universums auf eine harte Probe, so zum Beispiel praktisch alle Werke der Iren Beckett, Flann O'Brien oder Joyce. Ausserdem: Irgendwo muss die ganze Energie letztlich ja herkommen, und warum nicht aus Irland? Da blinde Fortschrittsverherrlichung zu unseren zentralen Pflichten zählt, jubeln wir jedenfalls mal voreilig, schon um hinterher damit angeben zu können, dass wir die Untauglichkeit der bisher geltenden Naturgesetze sofort erkannt haben.

Bei Steorn werden währenddessen noch bis zum 8. September freiwillige Wissenschaftler zusammengetrieben (derzeit über 3.000 Anmeldungen). Zwölf von diesen Auserwählten sollen demnächst das Wunderding testen und darüber berichten. Aber eigentlich steht das Ergebnis schon fest, denn: "In dieser Gegend kann alles gesagt werden, und es wird wahr sein, und man muss es glauben." (Flann O'Brien: Der dritte Polizist)


28.08.2006 | 13:55 | Anderswo

Ehrlicher Marketer

Die Finnen wieder, diese Teufelskerle. Sie haben Kinder zum Stapeln und verzichten dafür auf überflüssiges Kleingeld, beherrschen 15 Fälle und richten die absurdesten Meisterschaften aus. Und jetzt besitzen sie auch noch den wunderbarsten naiv-verpeilten Tourismus-Werbespruch, den man sich wünschen kann. Während andere Regionen mit hochtrabenden Versprechen werben – "Culture Umlimited" (Basel), "Europas schönste Ecke" (Algarve), "Stadt wie Samt und Seide" (Krefeld), "Als Fremder kommen, als Freund gehen" (Griechenland), "Wo die Götter Urlaub machen" (Zypern, früher) – sagen die Finnen bloss: "It's surprisingly near when you fly". Welch entwaffendende Ehrlichkeit! Welch schlichte Eleganz! Man sollte es sich wirklich mal anschauen, dieses Finnland, wenn es bloss nicht so weit weg wäre.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


28.08.2006 | 05:02 | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Reality, das wars dann wohl


Wirklichkeit, wo ist Dein nächstes Level? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bevor das Internet erfunden wurde, war das Universum ja eine ziemlich grosse Sache. Ganz verstanden hat man es jedoch über die Jahre nie, dieses Hin und Her mit Theorien, Verstehen und Forschen. Wieso können wir nicht einfach friedlich miteinander auskommen? Dort die Welt, hier die Menschen, es ist genug Platz für alle da. Aber nein, jahrtausendelang mussten Newton, Einstein und der Mann im Rollstuhl ihre Persönlichkeitsprobleme an der realen Welt auslassen. Mit zweifelhaftem Erfolg – bis heute konnte niemand (Descartes gilt nicht) einigermassen schlüssig beweisen, dass sie überhaupt existiert, diese Wirklichkeit.

Daher ist man endlich sehr froh, dass jemand mit Stil und Würde die Angelegenheit zu Ende gebracht hat. Genaugenommen Sir Roger Penrose, dessen The Road to Reality – a Complete Guide to the Laws of the Universe (no less!), zwar schon seit einigen Monaten auf dem Markt ist. Aber so lange dauert es dann auch, bis man einsieht, dass man nie über Seite 112 (es sind ingesamt über 1000) hinauskommen wird. Stattdessen legt man das grössenwahnsinnige Werk an sein Bett und ist jedesmal froh und glücklich, wenn man es ansieht. "This is a tour de force that is unlikely to be bettered this decade", achwas, decade, this Hubble time (13,7 Mrd. Jahre)! Immer mal wieder erwischt man sich dabei, das Buch irgendwo weit hinten aufzuschlagen, nur um sicherzustellen, dass es nicht bloss aus weissen Seiten besteht ("laws of the universe", haha, am Arsch, das kennt man ja). Nur um dann dort, auf Seite 896 zum Beispiel, Sätze wie den folgenden zu finden, an denen man dann die nächsten Monate kauen kann: "String theory has the remarkable property of predicting gravity." Glad this issue is settled.


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