Riesenmaschine

19.09.2005 | 02:43 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Itokawa, die beste Wurst am Himmel


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Heute abend ist völlig ungewiss, wer eigentlich Deutschland regiert. Was viele aber nicht wissen: Es ist eindeutig klar, dass Hayabusa die Macht auf Itokawa hat. Die kleine Wurst vor schwarzem Hintergrund ist nämlich gar kein Pantoffeltierchen, sondern ein etwas seltsamer geformter Felsbrocken irgendwo da draußen, der Itokawa heißt, weil, hm, weil zumindest Japaner wissen, wie man Himmelskörper benennt. ("Erde" – ist das etwa ein würdevoller Name für so ein großes Ding?) Seit letzter Woche wird dieser Felsen von dem japanischen High-Tech-Spielzeug Hayabusa umkreist, das zu Außergewöhnlichem fähig ist, wie die Abbildung unten beweist: STT! FBS! LIDAR! Und am allerbesten: ONC-W! Da sind wir Nichtjapaner sprachlos. Hayabusa fliegt auch nicht einfach so wie normale Raumschiffe, sondern hat einen Ionenantrieb, dessen Beschreibung sich so liest, als könnte man ihn aus Mikrowelle, Leuchtstoffröhre und einem Kugelschreiber leicht selbst zusammenbauen. Hayabusa hat anstrengende Jahre vor sich; auf dem Programm stehen unter anderem sehr viele Itokawa-Umrundungen und ein Landgang, bei dem ein paar Souvenirs besorgt werden sollen. Denn, und hier bahnt sich eine mittlere Sensation an: Hayabusa wird nicht einfach aufgeben, wie amerikanische oder russische Raumschiffe, sondern zu uns zurückkehren, um der Welt zu berichten, von sagenhaften Abenteuern auf Itokawa. Man kann sicher sein, dass wir live berichten werden, wenn es soweit ist.

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


16.09.2005 | 06:04 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Terraforming


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Viele Ideen sind so unheimlich Science-Fiction, dass Menschen, die ernsthaft an der Verwirklichung von so etwas arbeiten, mit Ignoranz, Unverständnis, letztlich mit Zwangseinweisung in psychiatrische Kliniken rechnen müssen. Daher empfiehlt es sich oft, mit sehr kleinen, unschuldigen, harmlosen Schrittchen anzufangen, bevor man das große Ganze angeht. Ein aktuelles Beispiel ist die Idee des Terraforming, der mutwilligen Veränderung ganzer Planeten durch gezielte Beeinflussung des Klimas. Ein total verrückter Plan, wie jeder unmittelbar einsieht. Anderer Ansicht sind die Bewohner eines Bergdorfes in den italienischen Alpen, die – nahezu unbemerkt von der Weltöffentlichkeit – die weltweit erste Terraforming- Machbarkeitsstudie vorbereiten. Das Dorf Viganello liegt im Winter ganztägig im Schatten eines Bergmassivs; es handelt sich quasi um eine italienische Version des Planeten Mars – kalt, unwirtlich, lebensfeindlich. Ein klassischer Fall für Terraforming: Wie der Guardian berichtet, wird derzeit an der Errichtung eines Spiegels gearbeitet, der Sonnenlicht im Winter um den Berg herum ins Dorf lenkt und den Marktplatz in ein tropisches Badeparadies verwandeln wird. Die Kosten des Projekts: nicht mal 100.000 Euro, lächerlich eigentlich. Die konsequente Weiterentwicklung dieses Konzepts ist das immer mal wieder auftauchende Gerücht von den übergeschnappten Russen, die mit Hilfe eines etwas gewaltigeren Spiegels ganz Sibirien in ein viel größeres tropisches Badeparadies umwandeln wollen. Und letztlich ist es genau dasselbe Prinzip, auf dessen Grundlage in sicherlich gar nicht mal unendlich weit entfernter Zukunft auf der Oberfläche des richtigen Mars ein, naja, noch ein tropisches Badeparadies entstehen wird. Gut, dafür benötigt man einen Spiegel mit der Fläche eines mittelgroßen Bundeslandes, aber nur weil Riesentiere ausgestorben sind, keine Riesenspiegel bauen zu wollen, ist das nicht etwas engstirnig? Die Riesenmaschine jedenfalls gratuliert den Anwohnern von Viganello zu ihrem zukunftsweisenden Mut und wünscht alles Gute auf dem leider sehr langen Weg.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


13.09.2005 | 05:02 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Dinge der Welt, vereinigt Euch


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dinge zusammenzubauen, die zusammengehören, ist prinzipiell eine gute Idee, zum Beispiel weil man so nur auf ein Gerät aufpassen muss und einem zweifach anstrengendes Einkaufen erspart bleibt. Aus diesem Grund ist man auch bereit, so einiges an Zumutungen hinzunehmen. Letzte Woche allerdings, als die Welt von der Markteinführung des Toasters zur gleichzeitigen Zubereitung von Muffin und Spiegelei erfuhr, war es vorbei mit der Geduld. Spätestens hier wird klar: Manche dieser Funktionsdopplungen teilen uns wesentlich mehr über die Perversionen Gewohnheiten unserer Mitmenschen mit, als wir zu ertragen in der Lage sind. Wenn man schon unbedingt Muffins mit Spiegelei essen muss, dann, bitte, sollte man nicht noch andere per Kaufwunsch damit belästigen. Es will auch (hoffentlich) keiner wissen, was man mit einem Bett anfängt, das gleichzeitig als Badewanne einsetzbar ist (Bild oben). Und wer bitte ist bereit, sich auszumalen, wozu man ein Kondom mit eingebautem Vibrator braucht? Vermutlich laufen Menschen, die solche Dinge bestellen, ganz normal auf der Straße herum und man begegnet ihnen tagtäglich in der Nachbarschaft. Muss das sein? Aber dann sieht man plötzlich das Zelt, das nur mit eingebautem Fahrrad funktioniert (Bild unten), reißt vor Verzückung die Augen auf, klickt auf "Kaufen, kaufen... KAUFEN!!!" und lobt und preist eine Welt, die auch für noch so abwegige Wünsche eine Lösung bereithält.


12.09.2005 | 02:18 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Geht doch!


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ganze Jahrzehnte standen im Zeichen der maschinenbetriebenen Fortbewegung; zunächst Eisenbahneuphorie, dann Autowahn, Luftfahrt, Concorde, Interkontinentalraketen, Deep Space Nine, es schien kein Ende zu nehmen. Die Rettung kommt wie immer von unten, beziehungsweise bald nicht mehr: Ohne Erdöl werden wir alle bald unsere Hubschrauber in der Garage lassen müssen und uns wieder auf herkömmliche Weise fortbewegen. Auf alten Schwarzweißfilmen kann man es manchmal noch sehen – früher "ging" man, und zwar mit diesen Beinen da unten. Ein nur oberflächlich betrachtet absurd unökonomischer Vorgang, wie Andy Ruina und Kollegen jetzt herausfanden. Sucht man mathematisch nach der effizientesten Art und Weise, wie sich ein Zweibeiner fortbewegen kann, so kommt man am Ende entweder auf Gehen oder Rennen, je nach dem, wie schnell man es gern hätte. (Es gibt noch eine Zwischenlösung, eine Art schlingerndes Pendelrennen – sieht man aber nur bei Rentnern, die vor großen Hunden weglaufen.) Der überraschende Schluss also: Rein energietechnisch betrachtet gehen wir ziemlich perfekt, so perfekt, dass wir sogar noch Energie erzeugen können, wie das letzte Woche vorgestellte Geh-Rucksack-Kraftwerk beweist. Es war ganz eindeutig die Woche des Gehens, und eigentlich deutet alles auf einen neuen Gehtrend hin. Wenn es da nicht das so genannte Fahrrad gäbe, mit dem man sich angeblich ähnlich ökonomisch und zudem noch unfassbar schnell fortbewegen kann.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


11.09.2005 | 00:23 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Das Zeitalter des Staubes


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als wir vor zwei Monaten zaghaft darauf hinwiesen, dass Staub von allergrößter Wichtigkeit ist, wurden wir nicht mal belächelt, sondern ignoriert. Als Jurgen Bey kürzlich einen Sessel vorstellte, der durch den angebauten Sauger mit normalem Hausstaub befüllt wird (Bild oben), schüttelten die Menschen verständnislos den Kopf. Und als sich die Wüsten (größte Staublagerstätten der Welt) aufgrund der globalen Erwärmung immer weiter nach Norden ausdehnten, stöhnten alle nur über die unerträgliche Hitze. Dabei ist es so unübersehbar, dass man es praktisch gar nicht übersehen kann! Im Geiste vereint mit dem anonymen Urmenschen, der verlacht wurde, als er in krakeliger Schrift "Stein ist das neue Holz" an seine Höhlenwand malte, rufen wir "Staub ist das neue Irgendwas" und prophezeien unbeirrt das Zeitalter des Staubes. Bestätigt fühlen wir uns durch die Zukunftsfanatiker der NASA, die schon vor zwei Jahren einen Satelliten zur Staubforschung ins All warfen. "Niemals dachte ich, dass Staub und Dreck so schön sind, bis ich diese wundervollen Bilder sah", schwärmen die NASA-Experten beim Anblick kosmischen Unrats (Bild unten). Und so erleben wir eine historische Zeitenwende: Schon bald wird man mit dem Staubkeil zur Jagd ziehen, Präsidenten werden sich in Staubstatuen gießen lassen, man wird Staubcomputer entwickeln, und spätestens nachdem die erste Stadt durch eine Staubbombe zerstört beziehungsweise eigentlich verschüttet wurde, wird man wie immer zu der Erkenntnis gelangen, dass man die alten Menschheitsprobleme so auch nicht lösen kann. Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns natürlich schon lange von dem ganzen Dreck distanziert und fordern konsequent irgendwas ganz anderes.


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