Riesenmaschine

29.01.2008 | 02:29 | Supertiere | Listen

Beitrag des Jahres


Ammoniten: Kennst du einen, kennst du alle.
(Foto: bertrand_man) (Lizenz)
Schlimmer als die inflationäre Seuche der Jahre des Irgendwas ist nur die seuchenhafte Inflation der Irgendwasse des Jahres. Harmlos ging das los, 1971, als es erstmals einen Vogel des Jahres gab (2008: Kuckuck). In den kommenden Jahrzehnten kamen dann Dinge wie der Fisch, das Tier, die Blume, der Pilz, der Baum oder die Landschaft des Jahres hinzu, bevor die Anzahl der Ehrungen seit der Jahrtausendwende explodierte: Arzneipflanzen, Biotope, Böden, Einzeller, Flechten, Flusslandschaften, Gemüse, Giftpflanzen, Heilpflanzen, Haustiere, Insekten, Mooose, Nutzpflanzen, Orchideen, Reptile/Lurche, Weichtiere, Schmetterlinge, Spinnen, Stauden, Streuobstsorten, Wasserpflanzen und Wirbellose Tiere stellen sich Jahr für Jahr einem erbarmungslosen Wettbewerb.

Seit 2008 gibt es nun auch das Fossil des Jahres, und der erste Gewinner ist der Riesenammonit aus Westfalen, der vermutlich in guter Tradition der Auszeichung nur deshalb ausgesucht wurde, weil er ein besonders vom Aussterben bedrohtes Fossil darstellt. Redaktionsintern wird derweil diskutiert, ob wir nächstes Jahr selbst ein Ding des Jahres küren wollen (z.B. Katzenblog des Jahres, Hitlerwitz des Jahres, auf lästige Weise immerzu klemmender Gegenstand des Jahres, überflüssig gewordenes Speichermedium des Jahres oder Berg in den Karpaten mit acht Buchstaben des Jahres) – oder ob wir durch weiteres Runterschrauben der Beitragszahlen einfach die Wahl zum Fossil des Jahres 2009 selbst gewinnen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Year of the Year


23.01.2008 | 22:15 | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Uhr mit Ecken


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt viele Gründe, die Icon Watch (via Retro To Go) zu loben, genau genommen sieben. Erstens gibt es jetzt endlich eine Armbanduhr, die mit dem schon lange erhältlichen Pixel-Schlips kombiniert werden kann, man konnte die ganze Zeit ja gar nicht aus dem Haus gehen. Zweitens ist die als Inspirationsquelle für die Icon Watch dienende 8Bit-Ära für die Videospielgeschichte in etwa das, was die Nagetiere für die Evolution sind, also super. Drittens haben wir dieses Jahr noch nicht ausreichend Dinge gut gefunden und wollen keinen Ärger mit der Gewerkschaft bekommen. Viertens ist es auf eine Art sehr amüsant, dass ausgerechnet eine Uhr im 8Bit-Design keine Digital-, sondern eine Analoguhr ist. Fünftens kommt die Icon Watch aus Korea, dem besseren Japan mit der schöneren Schrift. Sechstens stehen die Chancen gut, dass Kollege Friebe genau diese Uhr zum Anlass nehmen wird, eine weiter gefasste produkt- und kulturwissenschaftliche Einordnung zu schreiben, auf die man sich jetzt schon freuen darf (morgen dann). Und siebtens und vor allem wurde die ganze Überkommenheit des Uhren-Konzepts selten so deutlich auf den Punkt gebracht wie hier.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die alte Eckigkeit


20.01.2008 | 17:29 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Ein schöner Tag in der Unibibliothek


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Höbelmanns Telefon klingelte. "Spontan-Telko", bellte Bibliotheksleiter Möckel aus der Leitung. "Issue: Handyproblem." – "Hmhm", brummte Höbelmann, der schon lange bitterlich bereute, dass die Abteilung Möckel zum Geburtstag das Buch 'Marketingdeutsch für Anfänger' geschenkt hatte. – "Sehen Sie: Die Leute telefonieren immer noch. Sie scheinen unsere Verbotsschilder nicht zu bemerken." – "Aber, hm. Glauben Sie nicht, die Leute sehen die Schilder und es ist ihnen bloss egal?" – "Neinnein. Höbelmann, ein bisschen mehr Customer Trust! Da muss die Attentiveness erhöht werden." – "Vielleicht ... grössere Schilder?" – "Neinnein. Das Look+Feel muss stimmen. Nicht einfach nur Schilder. Das muss irgendwie begreifbarer werden. Ausserdem müssen wir edgier werden. Was machen diese junge Leute denn gerne?" – "Nun, im Int..." – "Genau, surfen. Beach! Wasser! Da müssen wir auch hin. Den Kunden in seiner Lebenswelt abholen, Consumer Insight ist das Stichwort." – "Ah, und ..." – "Höbelmann, kaufen sie Luftmatratzen. In Handyform. Viele!" – "Wie, ich ..." – "Genau, wir sehen uns dann zum um vier beim Profitcenter-Meeting im Konfi."

Möckel lehnte sich lächelnd zurück. Das Ganze war in Form einer Backloading Strategy angelegt, im Q2 2008 würde er den Werbedruck weiter steigern. Bloss wie? Mit Leuten, die als Handy verkleidet durch die Bibliothek laufen und von anderen Leuten, die als Polizisten verkleidet sind, vollkommen lautlos niedergeprügelt werden? Einem Zeppelin über dem Gebäude in Form eines durchgestrichenen Handys? Oder, er hatte es: einfach durch laute Durchsagen im 30-Sekunden-Takt!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Noch ein ganz anderer Tag in der Firma


17.01.2008 | 14:20 | Berlin | Anderswo | Fakten und Figuren | In eigener Sache

Week of the bended arm for a pillow


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seekühe sind die besten Freunde des Menschen. Früher wurden sie mit Meerjungfrauen verglichen, und auch heute huldigt man ihnen zeitgemäss, nämlich durch Cameo-Auftritte an allen wichtigen Stellen, stand hier ja alles auch schon mal ausführlich. Am 26. und 27. Januar revanchieren sich die Seekühe und laden zum 23. Blue Spring Manatee Festival in Orange City/Florida. Der einzig gute Grund, nicht zum Manatee Festival zu gehen, ist übrigens eine Teilnahme am Tough Guy Contest am 27. Januar in Wolverhampton. Für die Riesenmaschine ist das Team Schmutzstaffel (Andrae/Scholz/Passig) am Start und wird versuchen, bei der Übwerwindung der Vietcong Tunnels, der Dragon Pools, der Firey Holes, des Behemoth und zahlreicher weiterer Hindernisse besser im Schlamm auszusehen als ein paar Tausend andere Verrückte.

Das Warm-Up-Programm für dieses aufreibende Wochenende findet in Berlin statt: Zunächst an diesem Sonntag in der Volksbühne, wo die auf verschiedene Weise mit der Riesenmaschine verbundenen Jens Friebe und Jim Avignon ab 20 Uhr zu einer Neujahrsgala laden, die recht exakt zwischen dem europäischen und chinesischen Neujahrsfest liegt. Zu Gast sind ausserdem noch Dessert Surprise und Pluramon. Und dann am 25. Januar um 20 Uhr im nbi, wo es die Premiere der neuen No Bunny Lectures gibt, die ab sofort im monatlichen Wechsel mit den etablierten Berlin Bunny Lectures laufen. OL, Rattelschneck und Amy Winehouse (angefragt) werden eine Dia-Laptop-Live-Lesung halten, die vermutlich sehr lustig wird.


13.01.2008 | 15:54 | Berlin | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Sind Zwerge die besseren Eisenbahner?


Ein Modellbahnbahnhof, in dem möglicherweise ein Modellbahnanlagenmodell steht. Noch.
(Foto: wiseguy71) (Lizenz)
Der aktuellen Berliner Zeitung ist zu entnehmen, dass die Deutsche Bahn alle vier in Berliner Bahnhöfen aufgestellten Modellbahnanlagen abschaffen will. Eine bestürzende Nachricht. Denn zwar ist gegen generelles und kopfloses Rumändern an sich natürlich nichts einzuwenden – doch gehört die Miniaturnachbildung des eigenen Lebensumfelds zu den fürnehmsten und edelsten Dingen, die der Mensch überhaupt tun kann, ja eigentlich ist sie es, die den Menschen erst von den Tieren unterscheidet (ausser den Bibern). Bitter ist die Nachricht auch für die Anlagenaufstellerfirma, die gerade erst die Modelle in einer kostspieligen Umbaumassnahme durch zeitgemässe Windräder ergänzt hatte. Zu den Gründen äussert sich die Bahn derweil nur ungenau, man wolle mehr Platz für andere Dinge schaffen, so heisst es. Die wahre Ursache scheinen aber eher Sicherheitsbedenken zu sein: Unerklärlicherweise ist es seit Jahren nicht möglich, den Brand in der Spandauer Modellbahnanlage zu löschen.


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