Riesenmaschine

10.06.2006 | 03:22 | Essen und Essenzielles

Spottgeburt von Staub und Zement


Ist angerichtet. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wie brezelt man langweilige Esssachen auf? Der Werbelaie denkt vielleicht zuerst an Fresssucht, Magersucht oder Bulimie, aber das ist ein Holzweg. Es wäre vielleicht ehrlich, Diät-Produkte als Anorexie-Einstiegsdroge zu bewerben, schadete aber sicherlich den Verkäufen.

Lustiger ist da schon das nach der Elster benannte Pica-Syndrom, dessen Anhänger unterschiedslos alles in sich reinstopfen, was stopfbar ist: Insekten, Exkremente, Staub, Erde, Steine, Asche, Staub, Farben, Kalk, Haare, Gips, Kreide, Zement, Seife, Schaumstoff, Gummi, Staub, Kohle, Zündhölzer, Blei, Zigaretten, Holz, und zum Nachtisch noch mal extra Staub (Der Appetit auf japanisches Speiseeis oder essbare Damenunterwäsche ist hingegen nicht pathologisch). Aber so lustig das Pica-Syndrom sich auch anhört, Eltern stehen Störungen ihrer Kinder kritisch gegenüber. Es ist deshalb nicht anzunehmen, dass sich ein essbares Gemisch aus zum Beispiel Staub und Zement erfolgreich vermarkten liesse.

Prima finden Kindelmacher es hingegen, wenn ihre Windelträger Wissensbissen runterwürgen. Der Firma Pringles, die vor einiger Zeit ihr Gebäck aus Staub, Zement und Kartoffelaroma mit nutzlosen Fragen bedruckt hat, folgte jetzt die Firma Mars mit dem Angebot, ihre M&M Linsen von den Kunden beschriften zu lassen. Ganze Werke der Weltliteratur liessen sich so auf dem Trittbrett einiger Zentnern Süsswaren in die Kinder schaufeln; Erwachsene können natürlich auch Gebrauchsnachrichten draufdrucken. Interessant wäre zu erfahren, ob M&Ms eine Redaktion hat, die Orthografiefehler ("Heil Hilter") oder Realitätsstrukturgefährdendes ("Dies ist kein M&M") korrigiert.


09.06.2006 | 17:51 | Alles wird besser

Spätes Sternumglück


Unästhetischer Nagellack (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Spätestens seit der Erstaustrahlung von McGyver und allerspätestens seit August 2005 weiss jeder da draussen, dass Kabelbinder die Welt und alles andere zusammenhalten. Darum ist es eigentlich keine Meldung wert, wenn man Kabelbinder in Zukunft auch verstärkt im Gesundheitswesen einsetzen wird: Bei jeder vernünftigen Operation am offenen Herzen muss man zunächst das Brustbein, auch Sternum genannt, längs aufsägen, wobei es herrlich Knochenspäne spritzt. Die Hälften, einmal getrennt, wieder zusammenzubringen, ist das eigentliche Problem, und bisher verwendete man dafür Draht, Nägel oder diese anderen Behelfslösungen vom Bau. Berichtenswert, ja, beklagenswert ist es jedoch, feststellen zu müssen, dass man elf Medizinstudenten, zwei Semester Arbeit und 1.500 Dollar braucht, um auf die Idee zu kommen, dass es auch mit Kabelbindern geht, was der Johns-Hopkins-Universität zudem noch einen Preis und eine Pressemitteilung wert war. McGyver wäre darauf in wenigen Sekunden gekommen, und zwar auch, wenn es sein eigenes Brustbein wäre, das da sinnlos auseinanderklafft.


09.06.2006 | 13:09 | Fakten und Figuren | Sachen anziehen | Vermutungen über die Welt

Diktatorensponsoring


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die WM steht vor der Tür und kaum ein Globalisierungsgegner lässt die Chance auf den Hinweis verstreichen, dass es sich um die Weltmeisterschaft den Marken Nike und Adidas mit dem Aussenseiter Puma handelt. Präsenz ist alles, und das gilt schon lange nicht mehr nur im Sport allein, auch zu Events wie Oscar-Verleihung oder einem Auftritt bei "Wetten dass" werden an Prominente hohe Product-Placement-Gelder gezahlt. Die neueste Entwicklung in diesem Bereich ist Diktatorensponsoring. Die Konzerne waren hier auch viel zu zögerlich trotz der leuchtenden Vorbilder, wer war in den 30er Jahren häufiger in den Medien als Hitler und das von ihm propagierte Logo ist bis heute weltbekannt. Und so sehen wir den unsympathischen Geisteskranken aus dem Iran in Adidas gekleidet Fussball spielen, ein Bild, das eventuell noch intensivere Verbreitung finden wird, wenn Ahmadinedschad tatsächlich zur WM einreisen sollte. Ihm haftet zwar der Diktatorenmakel an, rechtmässig gewählt worden zu sein, aber immerhin nur von Männern, und ausserdem verhält er sich wie einer. Das reicht, um ihn als die derzeitige Perle der weltweiten Medienpräsenz im Diktatorenbusiness zu sehen. Lukaschenko in seiner knorrig-faschistoiden Art dagegen trägt Nike. Der mediale Spätwinter gehörte dem bedrohlich wirkenden Weissrussen, jahreszeitlich passend posiert er auf dieser Fotografie in einem Eishockey-Trikot von Nike. Es stünde nun zwischen Nike und Adidas 1:1 – aber da tritt jemand auf den Plan, den man dort nicht erwartet hätte. Der offiziell ärmste Diktator der Welt (31 Euro Monatsverdienst), Fidel Castro. Wird sich ein sozialistischer, heftigst antikapitalistischer Despot sponsern lassen, zumal er in der Öffentlichkeit eigentlich nur Uniform trägt? Offenbar, denn Castro tritt ausschliesslich mit Bällen der Firma adidas auf, hier die Modelle Roteiro und der für die Champions League hergestellte Ball. Nun ist es natürlich kaum zu toppen, den "Unsponsorbaren" auszurüsten. Eventuell hat man deshalb mit einem Kunstgriff das untenstehende Trikot von Nike entwickelt. Die Öffentlichkeit könnte glauben, es handele sich um das Trikot des letzthin verstorbenen Diktator des Monats Juni, nämlich Slobodan Milosevic. Ist aber falsch, denn tatsächlich handelt es sich nur um den normalen Fussballspieler Savo Milosevic. Und so muss Nike anerkennen: Im Bereich Diktatorensponsoring hat man eine Menge Aufholbedarf. Vielleicht mal über Nordkorea nachdenken.


09.06.2006 | 03:45 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

Schwarzweissmalerei


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Diejenigen unter uns, die sich noch an den sehr empfindlichen roten Knopf erinnern, den Vizekanzler Willy Brandt 1967 auf der Internationalen Funkausstellung drücken durfte, erinnern sich vermutlich auch, dass die Elterntiere hochaufgeregt waren, als sie uns aus der Wiege vor den Kasten verfrachteten. Die Bilder darin waren jetzt nämlich plötzlich in Farbe, und alles, alles würde nun also endlich gut.

Wie man auf obigem Bild aber unschwer erkennen kann, ist die Farbe im Fernsehen gar nicht echt, sondern kommt – wie alles Übel der Welt – daher, dass man zu lange auf den Apparat draufstarrt, und zwar auf den schwarzen Punkt in der Mitte. Vierzig Jahre lang belogen und betrogen, das ist in der Geschichte der Menschheit fnord sicherlich einmalig.

(Das grössere Original der Illusion gibts hier.)


08.06.2006 | 21:10 | Sachen anziehen

8Bit Mode


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
So langsam spinnen sie doch alle: Kaum loben wir die Rückkehr des 2D-Jump'n'Runs, kommen irgendwelche Clowns und bieten mässig spielbare 3D-Versionen von Super Mario Bros und Space Invaders an. Umgekehrt wurde gerade eine Cosplayerin in einem 2D-Kostüm gesichtet, offensichtlich inspiriert vom Atari-2600-Spiel Adventure. Passend zum Kostüm trägt man in dieser Saison übrigens Polohemden mit Donkey-Kong- und Frogger-Motiven oder diese Asteroids-Jacke.

Für täglich frischen Unsinn dieser Art bitte bei Kotaku weiterlesen.


... 339 340 341 342 343 [344] 345 346 347 348 349 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- ein interessantes Interview mit guten Fragen

- entbehrungsarm

- glückliche Jugend

- den Ruhestand proben

*  SO NICHT:

- Rote-Bete-Bier

- "Riesenmaschine, wie kamt ihr auf den Namen?"

- entbehrungsreich

- gefährdete Jugend


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"True Grit", Ethan & Joel Coen (2010)

Plus: 12, 14, 21, 31, 45, 74, 80, 119, 123, 137
Minus: 1, 134, 138, 140
Gesamt: 6 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV