13.06.2006 | 18:36 | Supertiere
 Im Nachahmen von Buchstaben eher schlecht: Der Siebenhundertfünfzigfüsser (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Wie Freud zufolge die Menschheit, so geht auch das heranwachsende Individuum durch Phasen der Kränkung. Einsicht in die eigene Sterblichkeit und Fehlbarkeit der Eltern sind zwei bekannte Beispiele. Aber auch die Einsicht in die körperliche Unterlegenheit gegenüber vermeintlich minderem Gekrauch (der Egel saugt beispielsweise weit besser Blut als unsereins) und die Erkenntnis, dass Begriff und Objekt für immer durch einen gähnenden epistemologischen Abgrund voneinander geschieden sind, ist Knabberfutter für einen jungen Kopf. Beides vereint findet sich schillernd im Tausendfüssler, der nicht nur interessanter aussieht als man selber und viel mehr Beine hat, sondern dessen Name auch noch eine dreiste Lüge ist. Zwischen 40 und 400 Beine bringt so ein Tier typischerweise zum Hufschmied, und der absolute Rekordhalter, der der Wahrheit mit 750 Beinen wenigstens dreiviertelnah kam, war vor 80 Jahren Zigaretten holen gegangen und seitdem verschollen. Findige Forscher haben ihn vor kurzem allerdings aufgespürt, das kluge Tier lebt jetzt in Kalifornien. Dem Schluss der Wissenschaftler, "its fragile habitat must be protected at all costs" können wir nur beipflichten, die Rettung einer Dreiviertelwahrheit heiligt schliesslich alle Mittel.
13.06.2006 | 13:42 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es wird eine Zeit kommen, da ist Verwalt mindestens so strafbar wie Gewalt. Wünscht man sich so, wenn man kurze, schmerzhafte Einblicke in beliebige Verwaltungsapparate von Finanzamt bis, nun, im Grunde wieder Finanzamt bekommt. Kontakt mit Ämtern gleicht den Mails von "Faustino Hemphill" mit dem Titel "everybody wins!": Das Beste, was passieren kann, ist nichts. Das Ordnungsamt in Potsdam scheint aber eine zukunftsgewandte Ausnahme zu sein. Bekommt man dort einen Strafzettel, dann ist es, wie auf dem Foto zu sehen, gar kein Strafzettel wie in vielen anderen Kommunen in Deutschland, sondern gleich ein Überweisungsträger mit der richtigen Summe. Direkter kann man als Amt nicht ausdrücken, dass die Regelübertretung eher egal ist, aber man eben auf das Geld angewiesen ist. Das ist ehrlich, spart einmal Porto, geht aber noch nicht weit genug. Der nächste Schritt wäre die Halbautomatisierung, bei der vor Ort Nummernschilder gescannt werden und dann automatisch das Geld vom Konto eingezogen wird. Ganz am Ende stünde dann die Abschaffung des Ordnungsamts und die regelmässige Zahlung einer individuellen Falschparkpauschale, einfach zu berechnen durch eine generelle Schuldvermutung je nach Auto- und Fahrertyp, so, wie es Autoversicherer jetzt schon tun. Eine Art Steuer also. Eingetrieben vom Finanzamt. Verwaltung will eat itself.
13.06.2006 | 01:27 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Mit einem entsprechend lautenden Sprichwort kann man jeden Krimskram rechtfertigen und man kann lange debattieren, ob man in diesem, aktuellen Falle (siehe Bild) lieber das alte rumänische Sprichwort "Alte Wecker wecken besser" oder das pragmatische deutsche "Viel hilft viel" bemühen mag.
Ganz einerlei, der Gewinn, den diese Welt durch die zehnklingige Schere einstreichen darf, spielt selbstredend in einer ganz anderen Liga als Rasierer mit fünf Klingen und Geschirrspülmittel mit fünf Phasen. Nicht nur, aber ganz sicher auch, weil zehn eben ganz locker ungefähr das Doppelte von fünf ist.
Die japanische Firma Tokuseti, Erfinderin und Verkäuferin der zehnklingigen Schere, hat jedenfalls ganz genau hingeschaut, in unserem Alltag und bei unseren Bedürfnissen. Endlich kann nicht nur Helmut Kohl Akten vernichten, und endlich bleiben Bastelarbeiten nicht den Haltern feingliedriger Hände vorbehalten. Und mitnehmen kann man das Ding auch total einfach. Fehlt zum grossen Glück rumänischer Wecker nur noch das passende Sprichwort.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wer hat das Rädchen erfunden?
12.06.2006 | 16:49 | Was fehlt
 Hier war ursprünglich mal eine nicht rechtefreie Kleingeldabbildung zu sehenAch, die Abschaffung des Geldes – die einen fordern sie, die anderen glauben, dass sie eigentlich schon stattfindet, aber wir begnügen uns heute mal mit der Forderung, den Abschied vom Geld wenigstens leichter zu gestalten, nämlich durch die Aufstellung von Geldmülltonnen. Im fortschrittlichen Finnland wurde das unnütze Rotgeld gar nicht erst eingeführt, aber anderswo hat jeder Bürger wenige Jahre nach der Euroumstellung schon wieder geschätzte drei Schuhkartons mit Münzen zu Hause herumstehen. Die Bundesbank bezeichnet dieses Horten aus Mangel an Loswerdemöglichkeiten als Zwangssparen, und der dadurch aus dem Verkehr gezogene Kleingeldberg fehlt dem Staat so schmerzlich, dass 2004 bereits Kleingeld aus Österreich importiert werden musste. In Österreich türmt sich das Münzgeld nämlich wegen seines Südwandertriebes zu Bergen. Wenn man diese Geldströme wie Wasser aus Speicherkraftwerken zur Energiegewinnung nutzen könnte, liesse sich das Kleingeldkroppzeug damit immerhin auf ein handlicheres Format schrumpfen.
In einem ungooglebaren Dokumentarfilm über Eugen Egner war der Autor schon in den 90er Jahren in der Wuppertaler Gegend als Besitzer dreier Hausmülltonnen mit den Aufschriften "Geld", "Haare" und "Scherben" zu sehen, und wir möchten hiermit die deutschlandweite Aufstellung dieser vorbildlichen Entsorgungsbehälter anregen. Jedenfalls, so lange man uns Geräte, die aus Münzen Scheine machen und den selbstvernichtenden sorbischen Euro vorenthält.
12.06.2006 | 12:00 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Immerhin: Die ins Fenster geklemmten Plastikflaggenmaste sind so provisorisch, dass die massive Volksbeflaggung nach der WM vermutlich ein Ende finden wird. Dabei muss man gar nicht Deutschland prinzipiell ablehnen, um die Klemmpatrioten lächerlich zu finden. Es reicht auch, dass man Flaggen an sich für schwierige Symbole hält, die der Mensch ausserhalb von Lotsentätigkeiten mit Bedacht und lieber zu zurückhaltend benutzen sollte. Man ahnt ja, dass die meisten von ihnen unbeholfen einen Weg suchen, um ihren Wunsch auszudrücken, dass Deutschland Fussballweltmeister wird. Eventuell fehlt einfach noch eine Flagge für nationalismusunverdächtige Fans der Nationalmannschaft. Über den Umgang mit dem Flaggenmeer in der Zwischenzeit sollte sich jeder selbst Gedanken machen, die Bäckertheke in einem Lüdenscheider Supermarkt zum Beispiel hat die Flucht nach vorn in die bizarre Lächerlichkeit gewählt und verhöhnt die deutsche Flagge recht offensichtlich mit der Deutschlandtorte (Blaubeeren, Erdbeeren, Mandarinen). Die schönsten Verhöhnungen sind doch die, die alle ausser den Verhöhnten bemerken. Ein Tipp für flaggenbewusste Anarchisten: Einfach den goldenen Teil mit einer Schere abschneiden, ggf. aufessen.
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"Dead Snow 2", Tommy Wirkola (2014)
Plus: 8, 10, 12, 37, 41, 69, 80, 96, 117, 137, 142 Minus: 28, 111, 119 Gesamt: 8 Punkte
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