Riesenmaschine

15.06.2006 | 09:50 | Nachtleuchtendes | Alles wird schlechter

Im Winter ist es nachts wärmer als ohne Flugzeug


Kondensstreifen entstehen, wenn sich Wolken und Linien paaren
Die Welt wäre zweifellos übersichtlicher, hätten Dinge nicht die Eigenschaft, unerwartet ganz andere Dinge zu verursachen, Dingfortpflanzung. Beim Schmetterlingseffekt zum Beispiel führt das von einem in China umfallenden Sack Reis ausgelöste kühle Windchen zu Schnupfen bei einem Schmetterling in Amerika, der Schnupfen überspringt alle gesellschaftlichen Barrieren und Artenschranken, und ZACK! gibt's in Europa Schmetterlingsgrippepanik und Hamsterkäufe. Legt die Panik sich dann wieder, werden die Hamster an Autobahnraststätten ausgesetzt, es ist ein grosses humanitäres Elend, und alles wegen eines Sacks Reis.

Das ist natürlich alles Unfug, weil es für den Zusammenhang zwischen kaltem Luftzug und Schnupfen nach wie vor keinerlei Beweise gibt, aber es war ja auch nur ein Beispiel für unerwartete Kausalitäten. Hier ist ein anderes: Die manchmal von Flugzeugen verursachten Kondensstreifen reflektieren langwellige Wärmestrahlung zurück auf unser schmelzendes Walfischeis, gleichzeitig aber auch grade erst eintreffende Sonnenstrahlen zurück in den Weltraum. In der Bilanz wird es auf unserem Walfischeis ein bisschen wärmer dabei. Weil nun aber nachts die Sonne nicht scheint, und im Winter die Wahrscheinlichkeit von Kondensstreifen besonders hoch ist, haben Wissenschaftler sich jetzt in der Mittagspause überlegt, dass Nachtflüge im Winter besonders schlecht fürs Klima sind. Obwohl, so unerwartet ist die Kausalität ja gar nicht, hätte man sich eigentlich denken können. Warum kommen wir nie auf sowas?


15.06.2006 | 00:11 | Papierrascheln

Alle heissen Thomas


Thomas (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Thomas (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Autoren wie Thomas Kapielski und Thomas Gsella sind momentan deshalb so fleissig, präsent und beliebt, weil sie beide gleich aussehen, gutmütige Dackelgesichter mit verkniffenen Lippen, also exakt so wie diejenigen, die ihr Zeug lesen und lieben ("Generation Thomas"). Bereits 1982 hat der grosse Kid P in Sounds in seinem grandiosen Berlinportrait ("Zur Erklärung: Berliner sind dicke Pfannkuchen, aus denen rote Marmelade quillt, wenn du raufdrückst") erkannt, dass "Kapielski ein uninteressanter, wehleidiger Allroundschwätzer ist, der nicht gerne über Geld redet", und der mit seinem biederen Surrogat aus Kippenberger und Arno Schmidt nur in so einem muffigen Klima wie Berlin gedeihen konnte. In der Zwischenzeit ist es nur noch schlimmer geworden mit dem Mann, wie man kürzlich in seinem Blog bei Zweitausendeins feststellen musste: "Ja, Mensch, und wisst Ihr denn eigentlich auch, dass der hiesige, deusige Blogwerther nun sogar auch in Zürich schon den Oberkunstgoethe schiebt?! Da schwebe ich nämlich morgen wieder ein und inspiziere die roten Punkte (Verkaufi!) an meinen Schinken, die derzeit in der Galerie Marlene Frei in der Zwinglistrasse 36 hängen und von Mittwoch bis Samstag ab 12 Uhr bestaunt werden können!"

Thomas Gsella, gleichalt wie Kapielski, also jenseits der 50, ist Chefredakteur der Schmunzelzeitung Titanic, die er seit seiner Inthronisation mit Büttenreden und Knittelversen zumöbelt, denn das ist sein Metier. Sozialisiert worden ist er in der Beamtenhochburg und Schlafstadt Essen, und bevor er hauptberuflicher Reimer wurde, war er Lehrer an der dortigen Volkhochschule. Jetzt hat er sogar eine regelmässige "Reimkolumne" im Magazin der SZ, und zwar über Sternzeichen. Gereimte Horoskope, Blogwerther und Oberkunstgoethe, Babysprache, Zwiebelfisch und Matussek, gebt diesen Leuten doch endlich den Heinrich-Heine-Preis.
Ironie der Geschichte: Der gnadenlose Kid P ist heute genau das, was er damals Kapielski vorwarf, ein Buchhalter nämlich; er betreut das Archiv der mausetoten Doofipostille Tempo. Alle zehn Jahre schreibt er wieder mal etwas, aber es klingt wie die Parodie seiner selbst. Vermutlich sieht er jetzt auch aus wie die beiden Thomasmänner auf den Fotos.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


14.06.2006 | 16:42 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Dann halt Vulkane


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der grosse Fred Hoyle, Erfinder von so herrlichen Gedankengebäuden wie der Steady-State-Theorie zur Entstehung des Universums (widerlegt) und der Panspermien-Hypothese zur Entstehung des Lebens (kein Favorit, aber noch nicht aus dem Rennen), war massgeblich daran beteiligt, dass wir heute wissen, woher die ganzen Teile stammen, aus denen wir aufgebaut sind. Was viele nicht wahrhaben wollen: Jedes Kohlenstoffatom in unseren sauberen Körpern war, bevor es dort hinkam, tief vergraben in einem grossen, alten Stern, der in der Folge zerbarst und seine Innereien unordentlich im All verbreitete. Das ist lange her, und darum soll darüber geschwiegen werden. Derselbe Fred Hoyle jedenfalls befand sinngemäss, dass man Photographien der Erde von draussen haben müsste, um die grauenvoll isolierte Lage derselben zu begreifen, und daraufhin eine gewaltige, neue Bewegung loszutreten.

Was er wohl damit nicht meinte, war die Bewegung von grossen Mengen Schutt und Asche, ausgespuckt vom Vulkan Cleveland, der zu aller Überraschung nicht in Ohio, sondern in Alaska liegt, und dessen Eruption vor knapp drei Wochen zuallererst im All bemerkt wurde. Nicht nur die Schönheit des einsamen Planeten, Anlass zu metaphorischem und transzendentalem Gerede, wird aus dem All offenbar, sondern eben auch die irdischen Eiterbeulen und Aknepickel und deren schmutziges, todbringendes Ejakulat. Das eigentliche Spektakel jedoch findet unterirdisch statt, wo sich krachend an der Subduktionszone die Platten des Erdmantels ineinander verkeilen, und das Magma nach oben pressen. Das Wichtige nämlich ist selbst aus dem All unsichtbar. Fred Hoyle, der vor fünf Jahren starb, war sein ganzes Leben lang sehr hässlich.


14.06.2006 | 10:02 | Anderswo

Blythe, Bratz, Wasser


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Überall haben die Erwachsenen den Kindern die Puppen weggenommen, man gibt ihnen einfach etwas anderes zum Spielen, einen Ball oder Wasser. Puppen sind einfach viel zu kostbar, als dass man sie den breiverklebten Händchen überlässt. Und hier herrscht strikte Geschlechtertrennung, Frauen spielen mit Blythe, Männer mit Hizuki, auch Puppen, die man so richtig hassen kann, wie z.B. Bratz, die Crackhure aus dem Ghetto sind eher nichts für Kinder. Es gibt neuerdings Lataquarelle, die schwarze Blythe, und auch Momoko, die einzige Puppe mit natürlichem japanischem Gesichtsschnitt. Man kann sie abonnieren, Puppenmacher Sekiguchi bringt monatlich zwei neue Momokos auf den Markt. Und die Kleinen dürfen ja qua Gesetz noch gar nichts abonnieren, sie dürfen sich allenfalls im Restaurant die Bilder in der Speisekarte anschauen, wenn die Grossen bestellen. Aber es ist ja nicht so, dass die Kinder ganz leer ausgingen, in Österreich, Topnation im Manipulieren von Wasser, bekommen sie ab 1. Juli nun ihr eigenes Mineralwasser, damit sie sich ein bisschen erwachsen fühlen, zum Kinderbier ist es nun also nicht mehr so weit.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Marula, warum?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


14.06.2006 | 01:42 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser

Manchmal kommen sie wieder


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Neu entdeckte Tiere sind ja meist irgendwelche Spinnen, Käfer oder Bakterien. Nur selten tappt ein echtes, mit blossem Auge erkennbares Nagetier in die Fallen der Forschung, so wie 2005 die Laotische Felsenratte. Dieses wie alle Nager ziemlich gut aussehende Tier ist in Wirklichkeit gar keine Ratte, sondern eine Felsenbewohnende Rätselmaus, gehört zu einer eigentlich längst ausgestorbenen Familie und hat daher keine engeren Verwandten; das Auftauchen solcher Tiere aus dem Jenseits heisst auch Lazarus-Effekt. 1996 geriet es als Braten ins Blickfeld der Wissenschaft, zuckte vermutlich um 2000 herum erstmals mit den Schnurrhaaren und ist heute schon beinahe lebendig zu nennen. Wie man dem gerade frisch veröffentlichten, ersten Bild- und vor allem Videomaterial dieses Quastenflossers unter den Nagern entnehmen kann, weiss sich das wiedergeborene Tier in der Welt noch nicht so ganz zurechtzufinden: Ratlos taumelt es auf Menschen und anderen Unterlagen herum und wirkt dabei insgesamt ziemlich benommen – wie man eben in die Kamera blinzelt, wenn man vorgestern noch ausgestorben war. Es wird wohl noch ein paar Generationen dauern, bis wieder ein kompetentes Nagetier daraus wird.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Aussterbende bitte hinten anstellen


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