23.02.2006 | 05:58 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Frühstücken macht man ja schon seit Jahren nicht mehr, zum einen, weil man ohnehin nie rechtzeitig wach ist (bzw. noch nicht im Bett war), zum anderen, weil es eine grauenvoll hoffnungsfrohe und beschauliche Beschäftigung ist. Von diesem Trend sind insbesondere Frühstückswarenhersteller hart betroffen und befinden sich in einem harten Existenzkampf, eine besorgniserregende Entwicklung, die meist totgeschwiegen wird, damit niemand beim Frühstück davon in der Zeitung liest. Marktgigant Kellog's hat sich, aus lauter Verzweiflung, jetzt etwas einfallen lassen, das gar nicht mal so schlecht ist: Wie man bei Strange New Products nachlesen kann, gibt es die wohlschmeckenden Ei-Waffeln "Eggo" jetzt nicht nur mit Blaubeeren und Zimtgeschmack, sondern auch als Lego-Bausteine. Man erhofft sich offenbar, damit im Spielzeugmarkt ein zweites Standbein zu etablieren. Seltsam an der Geschichte ist, dass man die Waffeln offenbar in Kleinstädten wie Atlanta und Pittsburgh schon kaufen kann, es sie aber offiziell noch gar nicht gibt. Werden hier riskante Legowaffelexperimente mit nichtsahnenden Atlanta-Bewohnern angestellt? Halten die Waffeln etwa nicht dem Beschuss aus Lego-Kanonenrohren stand? Bestehen die Waffeln aus gesundheitsgefährdendem Plastikeierteig? Wie auch immer, wir wollen das auch, und zwar konsequent weitergeführt und im grossen Stil. Denn wenn Häuser wirklich schmackhaft wären, müsste man als Heranwachsender nicht immer diesen widerlichen Bauschaum essen.
22.02.2006 | 16:32 | Berlin | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Nike traut man ja einiges zu in Sachen Guerillamarketing, auch wenn die Umbenennung des Wiener Karlsplatz in Nikeground gar keine Aktion von Nike selbst war, sondern eine der Künstlergruppe 0100101110101101.org . Der Architekturtheoretiker Friedrich von Borries hat in "Who's afraid of Nike town?" das über weiten Strecken seiner im Volltext verfügbaren Dissertation Die Markenstadt – Marketingstrategien im urbanen Raum entspricht, nachgezeichnet, wie der Sportartikelhersteller sich systematisch subkulturelle Codes aneignet und damit eine vom Situationismus stammende Strategie der Usurpation und Umfunktionalisierung des öffentlichen Raumes für Marketingzwecke verfügbar und gefügig macht. Sensibilisiert durch diese Lektüre schöpft man erst mal Verdacht, wenn stadtweit plakatiert neonorange Plakate mit holzschnittartigem Druck auftauchen, die auf den ersten Blick an hippe Autonomenplakate erinnern und für eine ominöse "Live-Demo" am 24. Februar am Spindler & Klatt werben, wenn dann noch die darauf abgebildete Person einen "Live"-Schriftzug in der Nike-Typo mit dem Swoosh auf der Brust trägt.
Obacht!, denkt man, und hält es für die nächste Volte im Spiel postironischer Counterculture-Exploitation: Nike inszeniert am stattbekannten Yuppietreffpunkt eine pseudo-autonome Fake-Demo gegen übertriebenen Körperkult und Fashion-Oberflächlichkeit – also eigentlich dafür, weil die herbeigecasteten Autonomen natürlich so scheisse aussehen, dass man spontan zur Gegenseite tendiert. Der Besuch der Veranstalter-Website ergibt dann aber, dass es sich um ein stinknormales Live-Venue handelt, das auf den Plakaten lediglich Nike nachahmt, wie sie die Subkultur nachahmen. Es ist nur die Paranoia, Baby, es ist nur Rauch ohne Feuer.
22.02.2006 | 12:04 | Anderswo | Alles wird besser
 Attraktive KreuzungKanada als Land muss regelmässig und ausgiebig gerühmt werden, weil es in vielerlei Hinsicht an der Spitze steht: Es hat den welthöchsten Turm, die weltbesten Eishockeyspielerinnen, die weltschönsten Ortsnamen, die weltmeisten Kabel über den Strassen und 150 Fernsehprogramme, wobei auf mindestens einem immer die Simpsons laufen. Und obwohl es schon so ein grossartiges Land ist, denkt es ständig über Verbesserungsmöglichkeiten nach. Neulich erst wurde in Kanada das Verbot von Gruppensex aufgehoben, und wäre es nicht so kalt, hätten sich Millionen Menschen auf den Strassen zum fröhlichen Treiben zusammengefunden.
Stattdessen nutzen die Kanadier die kalte Jahreszeit, um eine brandneue, spektakuläre Sportart aus dem, ähm, gefrorenen Wasser zu heben: die Schneeballschlacht. Leider sind die Pläne des kanadischen Teams ungoogelbar und die dazugehörige Webseite zeigt keinen einzigen Schneeball. Aber wie immer erfährt man in DOSE alles Wesentliche: Nachdem die Schneeballschlachtdemonstration von Craig Bridgman und Co. in der Drittelpause des Eishockeyspiels Schweiz-Kanada von den Olympiazuschauern in Turin begeistert aufgenommen wurde, will man 2010 in Vancouver offiziell um olympische Medaillen kämpfen. Und, so Bridgman, die Welt sollte gewarnt sein: "Niemand wirft einen Schneeball wie ein Kanadier."
21.02.2006 | 21:30 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Im letzten Jahr sorgte ein Fanzine namens Lecker während der c/o pop Messe in Köln für Furore, handelte es sich doch bei besagter Publikation weder um ein Elektro-Musik-, noch um ein Gourmetheftchen. Vielmehr verbirgt sich hinter "Lecker" ein Porno-Heft für Mädchen. Die recht schlecht ausgeleuchteten Photographien dürrer Kerle und unscharfer Schwänze versprühten soviel Sexappeal wie Kölner Minimal House beim Karneval in Rio. Doch ein Artikel über das urbanen Frauenschreck-Phantom namens "Wimpster" entpuppte sich als ultimative Bestandsaufnahme dysfunktionaler Beziehungen von Grossstädtern um die Dreissig und erregte prompt Tita von Hardenbergs Aufmerksamkeit. Da einige vernünftige Frauen "Lecker" trotz Schrumpelschwänzen liebten, kauften und unterstützen, kommt nun, nach kreativem Hin und Her, sowie einem Rechtsstreit mit der Heinrich Bauer Verlagsgruppe Glück, die zweite, verbesserte Ausgabe des rude, cute, nude Pornohefts für Mädchen an den Start. Wie auch sein Vorläufer finanziert sich "Glück" ganz und gar aus dem Online-Verkauf und entsteht auf Basis der Privatphantasien der Herausgeberinnen Elke Kuhn und Nicole Rüdiger. Selbstverständlich kaufen wir "Glück" nur wegen der wirklich interessanten Artikel, über Charlotte Roche und Larry Clark zum Beispiel.
21.02.2006 | 17:57 | Anderswo | Supertiere
 Ungarokroate (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Während Neve und Gliz (Schneeball und Eiswürfel) langsam aber sicher als olympische Maskottchen in Turin ihrem Ende entgegenschmelzen und Aster, der Schneeflocke, offizielles Symbol der Paralympics, das erst zwischen 10.-19.3. bevorsteht, wird es nicht mehr lange dauern, bis in Deutschland zwei Tiere um Aufmerksamkeit buhlen. Paule, das DFB Maskottchen (konnte sich kürzlich bei einer Wahl durchsetzen gegen Knipsi, Butzi und Horst) und Goleo, der sattsam bekannte Löwe ohne Hose. Und dann wird es auch schon bald Zeit, sich schon mal geistig und körperlich auf die Fussballeuropameisterschaft 2012 vorzubereiten, für die sich interessanterweise auch das bis jetzt noch nicht so bekannte europäische Land Aserbaidschan, das Land mit den letzten Pistazienwäldern der Erde, bewarb, aber bedauerlicherweise unlängst ausschied.
Pistazien knabbernde Hooligans, die sich am Nationalgetränk Schärbät, Milch mit Basilikum, laben, hätten sicher nicht nur kerneuropäische Sicherheitskräfte nicht ungern gesehen. Neben Italien und Polen/Ukraine sind jetzt noch Ungarn und Kroatien als Doppelpack im Rennen, und wie unsere Kollegen der ungarischen Riesenmaschine recherchiert haben, soll deren Maskottchen dann dieser struppige Puli sein, entworfen von einem 56 jährigen Strassenmaler namens Fábián István. Erregende Vorstellung, wie ihn dann im Rahmen der k.u.k. (kroatisch-ungarisch-koreanischen) Freundschaft Hwang Jung-moak ins Googlelogo fummeln wird.
... 400 401 402 403 404 [405] 406 407 408 409 410 ...
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Airbus
- Müll nach Farben trennen
- Traumarbeit (auch wichtig)
- Weihnachtshocker
SO NICHT:
- zu viele Interjektionen
- originelles Anklopfen
- Boeing
- Weihnachtsflüchter
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Sleep Tight", Jaume Balagueró (2011)
Plus: 37, 38, 42, 102, 149 Minus: 52 Gesamt: 4 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|