Riesenmaschine

19.02.2006 | 05:24 | Berlin | Anderswo | Fakten und Figuren

Dönerkriege


Nash-Gleichgewicht im Cournot-Duopol (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Spiegel und BZ berichten in dieser Woche einhellig über einen Preiskrieg unter Dönerbuden, der dadurch zustande komme, dass immer mehr arbeitslose Türken auf den Markt drängten. In Düsseldorf sei der Preis für einen Döner laut Spiegel zwischenzeitlich auf 1,79 Euro gefallen, in Berlin-Neukölln laut BZ gar auf 79 Cent, was nicht nur etwas über die mutmasslichen Grenzkosten verrät, sondern auch über die ökonomische Realität beider Städte. Berliner werden sich vielleicht an den grossen Pizza-Krieg Anfang der 90er Jahre erinnert fühlen, der zum Shake out mit galoppierendem Qualitätsverlust unter den italienischen Restaurants dieser Stadt führte. Wettbewerbstheoretisch dürfte es sich hierbei, da es den Anbietern nicht gelingt, sich über die Produkteignschaften signifikant zu differenzieren, um einen lupenreinen Fall des Cournot-Spiels handeln, bei der sich alle Wettbewerber so lange über den Preis herunterkonkurrieren, bis die Preise Grenzkostenniveau erreichen und niemand mehr einen Gewinn erzielt. Bei asymmetrischen Kosten scheiden diejenigen Marktteilnehmer mit der schlechtesten Kostenstruktur aus dem Markt aus, was von den anderen nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern über temporäres Dumping sogar noch forciert wird, daher auch die Bezeichnung Cutthroat Competition.

Hotellings Theorem in kompliziert (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In diesem speziellen Fall scheint auch noch das Allmende-Dilemma, im Englischen Tragedy of the commons hinzuzukommen, wonach der Markt der Dönerkäufer mangels Zutrittsbarrieren ähnlich überfischt wird wie die Weltmeere, während allen längst das Zeug zum Hals raushängt. Auch Harold Hotellings Theorem, wonach zwei Eisverkäufer, die sich an einem langen Strand positionieren müssen, Rücken an Rücken in der Mitte landen werden (das sich im Übrigen auch auf die Politik übertragen lässt) mag mit hereinspielen und erklären, warum sich alle Dönerbuden in Neukölln massieren und nicht etwa auch mal eine in Charlottenburg aufmacht. Genau haben wir das aber noch nicht ausgearbeitet, verweisen an die zuständigen Lehrstühle und verzichten einstweilen in toto auf den Dönerkonsum, um die Marktbereinigung möglichst zu beschleunigen.


18.02.2006 | 20:54 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Käserolle


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Man muss heutzutage schon sehr viel Mut haben, um erstens auf einem diesbezüglich mehr als gesättigten Markt einen neuen Schokoriegel zu lancieren und dann auch noch einen auf einer ungarischen Rezeptur basierenden. Aber am meisten Mut braucht es wohl, dieses Produkt auch noch mit einem der alleronkelhaftesten Namen auszustatten. Wie die Kollegen der ungarischen Riesenmaschine mit einer Mischung aus Stolz und Häme bemerken, exportiert man momentan im grossen Stil in die Nachbarländer wie Rumänien und Polen ihren geliebten Túró Rudi (Quark Rudi), der, weil er so dermassen beliebt ist, gleich von zwei konkurrierenden Firmen produziert wird.

Nun wagt der österreichische Molkereimittelbetrieb Landfrisch, das Konzept zu übernehmen, noch gibts ihn aber nicht zu kaufen, zuerst wird massiv plakatiert und an Kinder verteilt, die ihn aber pauschal ablehnen, wie es bei einer Frischkäseschokorolle nicht anders zu erwarten war, auch wenn das stigmatisierende Wort Käse in diesem Zusammenhang verschämt verschwiegen wird.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


18.02.2006 | 14:33 | Fakten und Figuren

Mittwoch: Denkpause


Sieht keinem Massenmörder ähnlich (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Heute ist der 18. Februar. Es sind also noch volle vier Tage bis zum "World Thinking Day", aber weil man den "World Thinking Day" natürlich ignoriert (ungefähr so wie den "Internationalen Frauentag" am 8. März), sollte man das Ereignis besser jetzt schon kommentieren. Dieses Jahr geht es unter anderem darum, über die "Gefahren von Drogen", die "Entdeckung des eigenen Potentials", "Rauchverbote überall" und "gesunde Ernährung" nachzudenken, an diesem Weltdenktag. Das ist sicherlich eine extrem spannende Beschäftigung, aber es bleiben ja noch vier Tage, es wieder zu vergessen.

Wie sicherlich jeder weiss, wäre am 22. Februar Sir Robert Stephenson Smyth Baron Baden-Powell von Gilwell 149 Jahre alt geworden. Baden-Powell, ein Mann, der aus verschiedenen Gründen hätte berühmt sein können, zum Beispiel wegen seines schillernden Namens oder wegen seiner Frau Lady Olave, die seltsamerweise genau am selben Tag Geburtstag hat, zog es vor, sein Leben im englischen Militär mit Buren und Afghanen zu verbringen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er zu dumm für die Universität war. Mit 44 hatte er auch keine Lust mehr auf Kriegsspiele, und nur sechs Jahre Pensionierung reichten ihm, um auf die tolle Idee zu kommen, die erste Pfadfindergruppe der Welt zu gründen. Baron Baden-Powell verdanken wir das Prinzip "Learning by doing" und so wichtige Kalenderweisheiten wie "Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt."

Ein Lehrsatz, gegen den er selbst allerdings irgendwie verstossen hat, denn hätte er sich einfach im Burenkrieg erschossen, dann gäbe es weniger Kalenderweisheiten, weniger gute Menschen und gar keine Pfadfinder. Alte Frauen wären noch in der Lage, alleine über die Strasse zu gehen, und die Hutmode wäre deutlich weniger zurückgeblieben. Niemand kann beziffern, wieviel Leid und Missbehagen die Pfadfinderbewegung über die Menschheit gebracht hat, und zwar weil es so unermesslich viel ist. Darüber könnte man nächsten Mittwoch vielleicht wirklich mal nachdenken.


17.02.2006 | 16:20 | Sachen kaufen | Papierrascheln | In eigener Sache

Das nächste kleine Buch


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
"Das nächste grosse Ding" erklärte ursprünglich dem toten Hasen die Bilder, nämlich den Lesern der Berliner Zeitung die Gegenwart und die Zukunft. Die gesammelten Kolumnen aus zwei Jahren sind jetzt im Verbrecher Verlag erschienen. Wer meint, er könne acht Euro sparen, indem er alle Texte hier nachliest, dem sei gesagt, dass erstens alle für die Zeitungsausgabe eingebauten Fehler wieder entfernt wurden, zweitens 20 Grafiken von Riesenmaschine- und ZIA-Hausgrafiker Martin Baaske hinzugekommen sind und das Ganze drittens auf raren "Munken gelb"-Restbeständen gedruckt wurde, die ganz normalem Papier zwar täuschend ähnlich sehen, aber der Kenner etc. Viertens enthält das Buch ein nagelneues Nachwort von Christian Y. Schmidt voll unbekannter Tatsachen aus der Arbeit der ZIA sowie eine herrliche Riesenmaschine-Anzeige. Fünftens ist hintendrauf von Bibern die Rede, was weiss Gott nicht alle Bücher von sich behaupten können. Geht also hin und kauft. Lesen ist optional.


17.02.2006 | 14:50 | Anderswo

Haare in Eiskanal


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der russische Autor Wenedikt Jerofejew trank es und der amerikanische Skeletonfahrer Zach Lund (im Bild) nahm es in Pillenform. Haarwuchsmittel. Beide hatten aber weniger die Hautanhangsgebilde im Sinn. Dem einen ging es um Illumination, dem anderen darum, mit dem darin enthaltenen Wirkstoff Finasterid, zu dem auch schon mal ein Fussballer greift, die zusätzliche Einnahme von Steroiden zu maskieren. Und ehe man sich fragt, warum sich jemand dopen muss, der flach auf einem Brett mit dem Kopf voran 120 km/h durch einen Eiskanal rast, hatte man Lund für die Winterolympiade bereits gesperrt, auch wenn er sichtlich obenrum etwas schütter wird. Für ihn und alle anderen ein Tipp von Christine65 im Forum der Pferderevue, wie man lose Haare loswird: "Ich habe drei Schimmel, die sind bekanntlich weiss, und immer zum Fellwechsel find ich sogar in der Unterhose weisse Haare.....oh graus! Immer und überall die Fusselrolle bereit halten! Zur Not gehen auch Tesastreifen, die Haare bleiben da dran hängen und die Klamotten sind einigermassen von der "Haarpest" befreit." Heute, Freitag, 17.2.: Skeleton der Herren ohne Zach Lund (17:30 & 19:00).

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


... 403 404 405 406 407 [408] 409 410 411 412 413 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Kwellersben

- Portland-Zement

- Plan machen

- unbegründetes Begehren

*  SO NICHT:

- Kettenfahrzeuge

- Schokofondue mit Käsepockets

- Hunger

- unbegehrtes Begründen


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Skyfall", Sam Mendes (2012)

Plus: 1, 33, 80, 96, 142
Minus: 54, 93, 116, 118, 136, 209
Gesamt: -1 Punkt


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV