Riesenmaschine

29.01.2009 | 13:00 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Ein wundervoller Tag im Institut für Theoretische Physik


Der Campus nach dem Zwischenfall im Januar 2009. Ganz links das weltberühmte Heisenstein-Institut
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Die Verunsicherung war gross am Heisenstein-Institut. Nach der Erzeugung von Ereignishorizonten, Quantenkatastrophen und der Überwindung der Schwerkraft war Unsichtbarkeit plötzlich das grosse Ding. Seit Prof. Sir Ulf Schuhriegel, der Superstar im Haus, im Dezember 2008 mit seiner neuen Breitband-Tarnkappe an die Öffentlichkeit gegangen war, schien das Betriebsklima vergiftet. Publicity hin, Drittmitteleinwerbung her, man wusste einfach nicht mehr, woran man war. Schuhriegel erschien nur noch selten zu den Ausschuss-Sitzungen, und entschuldigte sich fernmündlich mit der dubiosen Ausrede, auf einmal eine Gastprofessur in Singapur innezuhaben. Seine gesamte Forschungsgruppe schien an manchen Tagen wie vom Erdboden verschluckt, abgesehen von einem polychromen Flimmern auf den Fluren. War das die letzte Imperfektion des nicht-euklidischen Cloaking? Wozu hatte Schuhriegel tonnenweise Glasperlen bestellt? Und was hatte es mit den Unsummen an Forschungsgeldern zu tun, die plötzlich in das benachbarte Zentrum für Photonik gepumpt wurden?

An einem Mittwoch im Januar 2009, einen Tag nach Neumond, kam es dann zur Eskalation. "Alles ist weg", ereiferte sich Pedell Kyrolov, wie immer morgens als erstes im Institut, telefonisch bei Direktor Max "4D" Headspace. "Ruhig, Tiger, ruhig", versuchte der ihn zu beruhigen, aber an den Fakten kam auch er nicht vorbei. Der gesamte Campus hatte sich scheinbar in Luft aufgelöst. Nicht nur das Heisenstein-Institut, sondern auch die Zentren für Friedens- und Konfliktstudien, für organische Halbleiter, für kondensierte Materie, für kognitive Evolution, das Institut für longitudinale Studien und das für den Iran, die Forschungseinheit für Meeressäugetiere, sowie das Gatty-Laboratorium für Aquatische Biologie. Alles war verschwunden. Kyrolov begann damit, den Rasen zu mähen.

Obwohl die genauen Vorgänge noch im Unklaren liegen, scheint es im Nachhinein möglich, dass ein glasartiges Medium in komplizierter Geometrie das Raum-Zeit-Kontinuum auf eine Art und Weise verbogen hat, dass Lichtstrahlen von dem im Medium eingebetteten Dingen, zum Beispiel auch der grossen Uni-Mensa, nicht mehr abgelenkt wurden. Sie waren unsichtbar. "Es lag nicht in meiner Absicht, ein Wunder zu fabrizieren", gab Schuhriegel hinterher trocken zu Protokoll, und begann wieder zu flimmern.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein glorreicher Tag in der Karl Krüger GmbH, Ahlen


27.01.2009 | 12:01 | Berlin | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Berlin twittert


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Über Twitter wurde inzwischen so viel Erklärendes geschrieben, dass wir das ganz sicher nicht auch noch machen, im Notfall einfach Sascha Lobo, Thorsten Schäfer-Gümbel oder Barack Obama fragen. Was aber vermutlich kaum jemand wusste: Auch Berlin twittert. Leider bisher nur ein einziges Mal (immerhin öfter als München, Hamburg und Köln) und das mit einem eher kryptischen Verweis auf die durch und durch untragbare, da von vielen Neonazis bevorzugte Modemarke Thor Steinar. Handelt es sich hier am Ende um eine neue Werbeform? Häufig angesteuerte Twitternamen entern und einfach mal mit einer Markenbotschaft belegen? Bevor wir uns vor den falschen Karren spannen lassen, zur Sicherheit nochmal: Thor Steinar nicht kaufen! Das Zeug ist böse. Und hässlich. Noch viel wirrer ist allerdings, was Thor Steinar twittert. Und was sagt eigentlich der Berliner Bürgermeister zu alldem?


26.01.2009 | 02:05 | Anderswo | Fakten und Figuren | Sachen anziehen

Mimicry '09


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Karneval nähert sich mit grossen Schritten. Auch 2009 sind die Verkleidungstrends wieder an die Actionfigurtrends des Vorjahres gekoppelt, womit die Prognose so eindeutig ist wie selten: Obama oder Stauffenberg!

Die Entscheidung zwischen den beiden fällt dafür um so schwerer. Für Obama spricht, dass er im Gegensatz zu Stauffenberg Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist und schöne Reden hält, ausserdem kann man die Gesichtsfarbe vom Sternensingen noch einmal auftragen, bevor sie eintrocknet. Ein Stauffenberg-Kostüm (jetzt auch als kleiner Pilz) ist andererseits mit einfachen Mitteln schnell zusammengestellt: Augenklappe, Hakenhand, vielleicht noch ein Papagei auf die Schulter. Am wichtigsten natürlich die Aktentasche, die für die anstrengenden Tage zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch statt mit Bombe auch mit Bier gefüllt werden kann.

Bevor entscheidungsschwache Menschen nun völlig verwirrt als erster schwarzer Offizier aus dem Hitler-Widerstand den Strassenkarneval der Weltgeschichte aufmischen, hier der Expertentipp der rheinländischen Riesenmaschine-Korrespondenten: Sich selbst als Stauffenberg verkleiden, damit der Lebensabschnittsgefährte sich den langersehnten Traum erfüllen kann, einmal als Hitler zu gehen, ohne politisch unkorrekt rüberzukommen. Yes, we can! Es lebe das heilige Deutschland!


24.01.2009 | 23:49 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Lupus in the Sky


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Schon wieder ist ein Tag vergangen, ohne dass Nachricht von den Ausserirdischen eingetroffen wäre. Doch während beim WETI-Institut weiterhin geduldig gewartet wird, drehen andere Leute am Rad und senden Zeug ins All, was unter anderem von David Brin, Mitglied im WETI-EAC, vollkommen zu Recht gegeisselt wird. Was sollen die Aliens von uns denken oder was auch immer sie stattdessen tun? Als Erstes haben sie vermutlich vor 75 Jahren eine Rede Hitlers vom Reichsparteitag im Radio gehört. Und seit ein paar Jahrzehnten ist unsere stärkste regelmässige Botschaft die Übertragung des Super Bowl. Ok, das ist wenigstens noch wichtig.

Aber vollkommen entgeistert werden sie vor den wissenschaftlichen Nachrichten sitzen, die sie seit den 70ern immer mal wieder erreichen. Populär geworden sind die farbenfrohe Pixelgrafik der Arecibo-Message, die Cosmic-Call-Serie, in genormtem Fachchinesisch verfasst, sowie vielleicht noch die enigmatische Uri-Geller-Nachricht unklaren Inhalts. Weniger bekannt schon die Versuche der ultraaktiven Russen, mit Aliens Kontakt aufzunehmen, verantwortlich ist "Chef Scientist" Alexander Zaitsev. Zu den Highlights im Programm gehört die 500 Seiten lange Bebo-Botschaft, erstellt von der Bebo-Community, die Teen-Age-Message, geschrieben von russischen Teenagern in den drei Sprachen von Natur, Emotion und Logik, sowie eine eindimensionale Botschaft für "blinde" Aliens. Letzteres ist so zu verstehen, dass die Nachricht für so etwas wie Ohren bestimmt ist, statt nur für die Augen, wie alle ihre Vorgänger. Erstellt wird die Ohrenbotschaft mit einer Ätherwellengeige. Warum auch nicht, bzw. genau richtig vielleicht nach Hitler, Carl Sagan und Joe Montana.

Den extraterrestrischen Vogel abgeschossen haben jedoch die Astronomen Hirabayashi und Morimoto aus Tokio, die bereits 1983 zum weissen Hauptreihenstern Altair gesprochen haben. Altair ist nur 16 Lichtjahre entfernt, weswegen mit einer Antwort schon im Jahr 2015 zu rechnen ist. Das klingt super, bis man sich ansieht, was für Bilder die Japaner da zu unseren Nachbarn geschickt haben. Die zwei öffentlich zugänglichen Grafiken (eins, zwei) zeigen nicht nur eine Art Familienporno, einen Fisch, der bergauf schwimmt, und ein Kreuzworträtsel, sondern auf beunruhigende Art und Weise auch alle unsere dreckigen Vorurteile über die spastische Gestalt von Aliens. Ausserdem steht dort offenbar die chemische Formel für Alkohol, das englische Wort "TOAST" sowie der japanische Ausdruck für "Prost!". "Das werden sie vermutlich nicht verstehen", so Hirabayashi leichtfertig.

Bald schon werden sie uns bestrafen. Wir werden ersaufen in unserem eigenen Blut.


23.01.2009 | 22:42 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Bullshit Science


Foto aus dem besprochenen Blog (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Trends. Umlaute. Nagetiere. Limonadegetränke. Ausserirdische. Saturnmonde. Werbung. Weltdingsbumstage. Joghurts bzw. Shampoos. Internet in Bussen und Hotels. Gadgets. IKEA. Zürich. Markennamen. 2D-Videospiele. Finnland. China. Farben von Lebensmitteln. Uhren. Street Art. Berlin. So viele Dinge, über die man viel mehr berichten müsste, doch wo fängt man an? Wir stehen da wie ein Esel vor 32 Heuhaufen und kommen letztlich zu überhaupt gar nichts mehr, vor allem wo jetzt auch noch alle twittern oder gar eigene Blogs aufmachen. Das deutlich verminderte Beitragsaufkommen 2008 reichte zwar trotzdem noch dazu, um vor einer Woche vom Medium Magazin als Journalisten des Jahres (Kategorie: Unterhaltung, Platz 3) ausgezeichnet zu werden, aber irgendwas muss sich ändern.

Die einfache Lösung: Ganze Riesenmaschineabteilungen werden fortan einfach ausgelagert. Zum Beispiel das von uns unter anderem hier, hier und hier behandelte Thema Verpackungsbetextung. Seit rund 3 Wochen kümmert sich darum nun, ohne dass wir damit irgendwas zu tun haben, das hervorragende Blog Bullshit Science, das von Hirseflocken über IKEA-Kerzen bis zum Klassiker Shampoo das gesamte Spektrum in diesem Bereich abdeckt und schon jetzt diverse Beiträge aus der "Das hätten wir selbst gern geschrieben"-Liga am Start hat. An weiteren Outsourcing-Schritten wird gearbeitet, aber dass sich endlich mal ein Blog des Themas "Gadgets" annimmt, bleibt wohl auch 2009 ein kühner Wunschtraum.


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