Riesenmaschine

07.12.2008 | 15:03 | Anderswo | Sachen kaufen | Papierrascheln | Vermutungen über die Welt

Tempoverschärfung

Wiewohl es auch in Hongkong echte Tempo-Taschentücher der Mutterfirma
SCA Products GmbH
aus 68264 Mannheim gibt, und zwar mit einem englischen und deutschen Aufdruck ("Taschentücher, naturweich, stark, 4-lagig"), wird doch das eigentliche Signature-Zellstofftaschentuch Hongkongs von der einheimischen Drogerie-Kette Watson's sowohl produziert als auch vertrieben. Dieses Taschentuch unterscheidet sich nun von der fast achtzigjährigen deutschen Traditionsmarke nicht nur dadurch, dass es – wie alle asiatischen Papiertaschentücher – viel dünner ist, sondern auch durch eine – wie soll man sagen? – offensivere Vermarktung. Zumindest wirbt Watson's auf den Verpackungen seiner Taschentücher, sie seien nicht nur der Gesundheit und der Schönheit dienlich, man könne auch richtig Spass mit ihnen ihnen haben. Ja, Watson's fordert gerade dazu auf ("have fun")! Spass mit Tempos? Sollte damit vielleicht..., äh, nein, das führen wir hier nicht aus.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Eine kurze Werbegeschichte vom Töten

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


03.12.2008 | 01:30 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Eine neue Epöch


Umlautdöömsday in Hongkong
Nach dem Ü ist mittlerweile auch das gute, alte Motörhead-Ö (auch Mötley Crü-Ö genannt) in China angekommen, genauer: im Spass- und Sonderverwaltungschina Hongkong. Allerdings gibt es das Cafe Epöch schon seit rund zwei Jahren, die Riesenmaschine hat das epöchale Ereignis nur verschlafen. Dafür wissen wir aber jetzt, was sich die Verwender beim Umlautgebrauch so denken. Der Name signalisiere, meint Epöchs Manager Billy Clarke, Alternativität und Unorthodoxie, und erklärt auch gleich, was darunter zu verstehen ist: Den angeblich einzigen DJ der Welt in einem Kaffeeladen, Ausstellungen im Café, "Deconstructed Apple Pie" für 68 Honkies (6 Euro) und einen Dessert-Koch, der schon mal eine Torte für Madonna gebacken hat.

Jetzt hat Epöch jedoch am Taikoo Place im Westen von Hong Kong Island eine zweite Filiale eröffnet, und zwar ohne DJ-Schnickschnack, Ausstellungsraum und Leseecke. Damit ist wohl auch der erste Schritt zu einer ganz gewöhnlichen Kaffeekette getan, die sicher in den nächsten Jahren erst einmal ganz Festlandchina, dann den Rest von Asien, und schliesslich die Welt erobern wird, ganz so wie andere Kaffeeläden eben. Dann aber wird man feststellen, dass man Umlaute nicht essen kann und auch nicht trinken! Ausserdem, Chinesen, denkt daran: Ihr habt die Umlautpünktchen von uns Deutschen und Türken bloss geerbt! Geht also sparsam damit um, sonst schaffen wir sie bei uns zu Hause auch noch ab!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das Ü ist da

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (13)


30.11.2008 | 04:50 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln | In eigener Sache

Riesenmisthaufen Riesenmaschine


Titel einscannen, damit man auch was erkennen kann? Zu mühsam, das winzige Amazon-Vorschaubild tut's doch auch. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Man kann an der Riesenmaschine vieles kritisieren: Überstrapazur sinnloser Mouseoverscherze, selbstgerechter Umgang mit Kommentatoren bis hin zum eigenmächtigen Umschreiben von Kommentaren, selbstreferenzielle Selbstreferenzialität, Vernachlässigung von Weltverbesserungsreportagen zugunsten von Werbung und albernem Tand, die groteske Recherche- und Schreibfaulheit aller Autoren, hier noch mehr Beispiele hin. Aber am unverzeihlichsten ist, dass die Riesenmaschine nur sehr wenige Texte von Lars Weisbrod enthält.

Natürlich hat ein gesunder junger Mensch Besseres zu tun, als für 3,50 pro Beitrag in den von Narrenhand programmierten, ungeheizten Hinterzimmern der Riesenmaschine wochenlang abzuwarten, bis die Redaktion sich basisdemokratisch über die Freischaltbarkeit eines Beitrags verständigt hat (nach Einbau abgestandener Nagetierscherze). Zum Beispiel Bücher schreiben. "Oh, wie schön ist Parkhaus 4" ist bereits Weisbrods zweites Buch, es enthält zweiunddreissig Reisereportagen aus Baumärkten, Aufzügen und Waschanlagen sowie ein Vorwort und keinen einzigen Nagetierscherz. Darin stehen so lustige Dinge wie: "Dass der Baumarkt ein Ort des Schöpferischen ist, mag wie die hinterletzte kulturwissenschaftliche Feuilletonthese klingen, aber man weiss ja: Was wie die hinterletzte kulturwissenschaftliche Feuilletonthese klingt, muss deshalb noch lange nicht falsch sein (auch wenn es meistens falsch ist)." Es handelt sich also um eine Art bessere Riesenmaschine in Buchform. Die schon vor mehreren Monaten erschienen ist. Nee, schon klar, dass sich bisher niemand zu einer Rezension aufraffen konnte.


27.11.2008 | 01:17 | Anderswo | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Die grosse Einheitsplörre


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die bereits vielfach beschriebene Allianz von Joghurt- und Duschprodukten eilt von Erfolg zu Erfolg. Zunächst wurde sie durch Der Grosse Bauer Aloe Vera-Rose weiter gefestigt – und nun kann sie der erstaunten Weltöffentlichkeit einen neuen Verbündeten präsentieren: Die Cola.

Erste sichtbare Resultate des Dreibunds sind das Cherry Cola Shower Gel von Philosophy und die neu in Japan auf den Markt geworfenen Pepushi Howaito, die gleichzeitig eine Wachablösung im Limonadenfarbmarkt bedeutet: Weiss ist das neue Grün. Japankorrespondent Peer Junge beschreibt den Geschmack der Pepsi White als eine "Mischung aus Pepsi Light und Fruchtzwergen", während sie vom Aussehen her eher an Sperma erinnere.

Unweigerlich steuern wir also auf die Schaffung einer grossen Einheitsplörre zu, in der Joghurtkulturen, Wellnesskräuter, Kombucha-Bakterien, fermentiertes Malz, Taurin, Koffein, Mate, Grüner Tee, Alkohol und alles, was man sonst noch so braucht, vereint sind, die man trinken, als Shampoo und als Schmiermittel nutzen kann und die im Zweijahrestakt die Farbe wechselt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rosenlassi


23.11.2008 | 17:34 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Wissenschaftsfeuilleton und Notwendigkeit


Wenn Saul A. Kripke David Lewis wäre, hätte dieses niedliche Katzenbild wenigstens etwas mit ihm zu tun (tommyhj, Lizenz)
In den Säulenhallen der Philosophie ist die Aufregung gross, alle hibbeln mit den Beinen, kippeln mit den Stühlen und tuscheln: Der grosse, wenn nicht grösste Logiker und Sprachphilosoph Saul A. Kripke hat ein neues Paper veröffentlicht, das zweite in den letzten zwanzig Jahren.

Über Saul A. Kripke liessen sich nun die üblichen wissenschaftsfeuilletonistischen Anekdoten erzählen: hat im Alter von zwei Jahren die Grundlagen der Arithmetik bewiesen, war mit drei Jahren der erste Princeton-Professor, der noch Windeln trug, usw. usf. Aber wen interessiert schon Wissenschaftsfeuilleton, wenn er das neue Kripke-Paper lesen kann?

Unter dem bescheidenen Titel "Frege's Theory of Sense and Reference: Some Exegetical Notes" wird dort die Frage behandelt, wie die Hierarchie indirekter Sinne, doppelt-indirekter Sinne und mehr als doppelt-indirekter Sinne bei Frege zu verstehen ist. Kripke macht einige hellsichtige Bemerkungen dazu, dass Referenz ... also ... Referenz impliziert, dass ein Sinn gegeben ist, der ... äh. Nun ja, so genau können wir das jetzt auch nicht erklären und selbst wenn, würde es ja eh wieder keiner verstehen. Aber wussten Sie, dass Kripke gläubiger Jude ist? Nicht? Spannend, oder?


... 47 48 49 50 51 [52] 53 54 55 56 57 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Kernlos-Obst

- rätoromanische Küche

- Duftlampe "Currywurst"

- Drogen (manche)

*  SO NICHT:

- angebrannte Speisen

- Unterlippenbärtchen (der neue Klobrillenbart)

- Semantische Netzwerke

- dauernd Kernelprobleme


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Der rote Kakadu", Dominik Graf (2006)

Plus: 11, 21, 37
Minus: 14, 23, 93
Gesamt: 0 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV