Riesenmaschine

03.01.2009 | 03:57 | Alles wird besser | Was fehlt | Vermutungen über die Welt

Trendvorhersage 2009: Individual Clubbing


Individuelles Bier im Separee
Die Mediennutzung hat sich in den letzten 10 Jahren radikal verändert. Man ist nicht mehr gezwungen, zu hören und zu sehen, was gerade in Radio oder Fernsehen kommt, sondern kann sich dank Festplattenrecordern, last.fm und dem ganzen Kram individuell selbst versorgen. Dieser Wandel schlägt sich nun auch aufs Clubbing nieder: Niemand hat mehr Lust, dem Musikgeschmack eines DJ-Nazis ausgeliefert zu sein, stattdessen feiert man lieber im kleinen Kreis zur eigenen Playlist im Separee. Entsprechend sind die kommenden Hot Spots des Nachtlebens auch nicht länger ehemalige Fabrik- und Eisenbahnhallen, sondern leerstehende Arbeitsämter, Schulen, Solarien oder Gefängnisse.


02.01.2009 | 02:31 | Alles wird besser | Was fehlt | Vermutungen über die Welt

Trendvorhersage 2009: Die Home Packstation


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Vor nicht mal 15 Jahren sagte ein eher untalentierter Trendforscher: "Ich glaube, es gibt einen weltweiten Bedarf an vielleicht fünf Packstationen." Mittlerweile gibt es allein in Berlin 77, bundesweit sogar 1500 Packstationen, Tendenz steil steigend. Doch noch füllen sie ganze Räume und sind so gross wie Schränke, also nicht direkt für den Hausgebrauch geeignet. Noch im nächsten Jahr erwarten wir die nächste Revolution: Die Home Packstation, die bequem auf den Schreibtisch passt. Dass irgendwann in jedes Handy eine Packstation integriert sein könnte, ist hingegen utopische Zukunftsmusik von morgen.


31.12.2008 | 11:22 | Anderswo | Essen und Essenzielles | Zeichen und Wunder

Alles Güte für 2009


Café Güte-Filiale, Kornhill Plaza
Die Hongkonger Hitlerwiedergutmachungsbäcker von Das Gute müssen vollkommen perplex gewesen sein, als sie bemerkten, dass ausgerechnet ihnen als Vertretern des deutschen Brauch- und Backtums durch den in Asien grassierenden Umlautwahn die Butter vom "Mischbrot" (ein "Das Gute"-Produkt) genommen zu werden drohte. Also haben sie gehandelt und über Nacht gleich zwei Ableger als "Café Güte"-Restaurants in die Shopping Mall-Landschaft der chinesischen Sonderverwaltungsregion gepflanzt. Pech allerdings, dass die Zulieferer der hiesigen "Ich fotografiere mein serviertes Essen"-Seite openrice.com sich nicht die Mühe machen, das vertrackte Sonderzeichen im Sonderzeichenvorrat zu suchen. So bleibt dort die Güte bloss das extrem viel weniger hippe Gute. Wir Umlautjäger von der Riesenmaschine aber verfügen auch in China immer noch über Umlaute satt, und können so diese Gelegenheit nützen, allen unseren Lesern – auch und speziell den Asiaten unter ihnen – für das neue Jahr im hübschesten Umlautdeutsch alles Schöne zu wünschen, sowie Güte und eine gesunde Blässe auch. Güten Rötsch!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wiedergutmachungsbäckerei

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


30.12.2008 | 07:18 | Anderswo | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Wü wie Wii


Whü not? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der weiseste aller Riesenmaschinenkollegen, Christian Y. Schmidt, leistet für die Werbung unersetzbare Dienste; er erforscht, wie Marken auf den asiatischen Märkten (Schwerpunkt: China) angenommen werden. Das Resultat bisher: Marken sind dort so wichtig, dass sie weitgehend egal sind. Im Westen sind Vertrauen in die Qualität und ein Mosaiksteinchen im Ausdruck der eigenen Konsumpersönlichkeit Elemente der Markenbedeutung. Im asiatischen Raum dagegen geht es um die schiere, emotionale Essenz: Hauptsache, es fühlt sich gebrandet an. Was Y. Schmidt in Asien durch Sammlung und Analyse neu definiert, ist nichts weniger als ein neues Stadium der Markenkommunikation: die "gefühlte Marke" – oder angemessener "Brandiness". Dem Markengefühl kann man nachhelfen, indem man sich an eine tatsächlich bestehende Marke, sagen wir, visuell anlehnt – wer mit halbgeschlossenen Augen durch einen Aldimarkt läuft, kann das nachvollziehen.

Die aktuelle Hochweihe der Brandiness hat sicher ein indonesisches Unternehmen inne, das Zubehör für die Nintendo Wii herstellt, eine der erfolgreichsten Spielkonsolen-Marken überhaupt. Jedes Zubehör dafür muss natürlich durch Nintendo lizensiert und geprüft werden – bzw. müsste. Denn um dieses teure Verfahren zu umgehen, produziert man unter dem famosen, fantasiereichen, fantastischen Markennamen Wü. Und zwar Wü-kompatibles Zubehör. Einen clevereren, charmanteren Schachzug kann es auf dem Feld der Markenähnlichkeit nicht geben. Auch, weil es im Indonesischen kein ü gibt. Weit also, bis in die Türkei, nach Deutschland oder wo man Volapük spricht, musste der diensthabende Verpackungsdesigner und Brandiness-Experte gedanklich fahren, um überhaupt einen so exotischen, aber doppel-i-ähnlichen Buchstaben zu finden. Wü man sieht, hat es sich gelohnt. Wü ziehen unseren Hut.


29.12.2008 | 12:56 | Fakten und Figuren

Die neuen Weltuntergangsdaten sind da

Wirtschaftswachstum hin, Arbeitslosenzahlen her, Zeitpunkte braucht der Mensch für seine Krise. Schliesslich explodieren im Film die Bomben auch nicht, wenn die Prognosen unter 0,5 Prozent sinken, sondern halt dann, wenn die Uhr abgelaufen ist. Die letzte grosse Krisenfrist verstrich 2000 allerdings recht konsequenzenlos – zum Glück muss aber niemand 1000 Jahre auf die nächste warten: Bereits 2038 droht beispielsweise das Jahr-2038-Problem. Für alle, die sich nicht mit Computergedöns auskennen oder nicht mehr so lange warten wollen, lohnt auch der Blick in die Kalender fremder Kulturen. Jener der Maya hält auch gleich eine in nicht allzu ferner Zukunft endende Epoche bereit: Am 21. Dezember 2012 springt hier der grosse Zeiger eins weiter und hinten alles auf null. Vermutlich jedenfalls, denn wer kann sowas schon so genau sagen, bei einem System das Datumsangaben wie "9.12.11.5.18 6 Edznab 11 Yax" enthält. Nun ja, Roland Emmerich kann es natürlich. Darum tut er schon mal, was ein Roland Emmerich tun muss, schürt mit plumpesten Mitteln schlimmste Befürchtungen und vergisst auch den mystischen Hinweis "Find out the truth – google search: 2012" nicht. Wen seine Flutwelle übriggelassen hat, der lässt sich dann einfach 2038 vom Geldautomat in Endlosschleife in den Wahnsinn treiben. Oder ihn erwischt's an einem anderen Tag, irgendwas ist ja immer.


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