24.07.2005 | 12:04 | Anderswo | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Auf dieses interessante ebay-Angebot unter der Bezeichnung "Stainless Steel BBQ Grill" machte uns heute die FAS aufmerksam. Die Produktbeschreibung des gegenwärtig bei 305 US-$ taxierten Designobjekts lautet: "This is the first in our line of Stainless Steel BBQ Grills. Our research and development team (not pictured) spent twenty minutes on the design. It uses all wood or Charcoal, and the prices are very reasonable."
Sehr gut möglich, dass die wirklich richtungsweisenden Designinnovationen der Zukunft unter Rezessionsbedingungen in der produktiven Umnutzung und Umdeutung vorgefundenen Inventars des Alltags liegen – Stichwort: Favela-chic. Frohgemut eröffnen wir ein neues Suchfeld und zitieren zur Einnordung noch einmal aus Michel de Certeaus "Kunst des Handelns" (1988, S. 13), wo die Theorie des produktiven Konsums durch Aneignung und Umnutzung erstmals ausformuliert wird:
"Das Gegenstück zur rationalisierten, expansiven, aber auch zentralisierten, lautstarken und spektakulären ist eine andere Produktion, die als 'Konsum' bezeichnet wird: diese ist listenreich und verstreut, aber sie breitet sich überall aus, lautlos und fast unsichtbar, denn sie äußert sich nicht durch eigene Produkte, sondern in der Umgangsweise mit den Produkten, die von einer herrschenden ökonomischen Ordnung aufgezwungen werden."
24.07.2005 | 03:40 | Anderswo | Supertiere | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Ein bisschen albern sieht er ja aus, Tuffy, der stoßzahnlose Elefantenbulle, aber zumindest hat er so seine Ruhe. Elfenbeinjäger in Asien und Afrika führen mittlerweile einen recht interessanten Kampf gegen die Evolution, die zur Zeit, so muss man es wohl sehen, knapp in Führung liegt. Jeder zehnte chinesische Elefantenbulle kommt mittlerweile ohne sein hervorstehendes Gebiss auf die Welt, berichtet Zhang Li von der Universität Peking. In einer seltsamen Umkehrung des Prinzips der natürlichen Auslese leben die eigentlich leicht behinderten Elefanten ohne Zähne länger als ihre normalen Artgenossen, deren Gebiss schon bald auf Klaviertasten landet. Und weil Tote weniger Kinder haben als Lebende, setzt sich Tuffy wahrscheinlich am Ende durch. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass er stattdessen aus irgendeinem anderen Grund stirbt (später).
24.07.2005 | 02:12 | Berlin | Alles wird besser | Selbstversuche
In Berlin findet dieser Tage die xplore05 statt, "ein Wochenende mit 45 Workshops zur Kunst der Lust". Dass die Website wie auch im letzten Jahr etwas unbeholfen geraten ist, mag ebenso wie manche Workshopbeschreibungen ("In diesem Workshop wollen wir über die Eigen- und Fremdwahrnehmung unserer Schwänze sprechen. Wir werden sie in einem kleinen Ritual in geschützter Atmosphäre zeigen, berühren und an ihnen schnüffeln") dazu verlocken, das Ganze für großen Nillenkäse zu halten. Aber wer so denkt, der denkt verkehrt, das möge man mir bitte mal einfach so glauben. In einer Zeit, in der die Leute sogar Workshops belegen, in denen ihnen die korrekte Nordic-Walking-Technik beigebracht wird, ist es ja wohl kein bisschen absurd, auch mal an ein paar Workshops zu ungleich komplexeren Themen wie der Kopulation und ihrer anverwandten Gebiete teilzunehmen. Man kann bei solchen Veranstaltungen die allererstaunlichsten und nützlichsten Dinge erfahren, von denen hier geschwiegen werden soll, denn schließlich gibt es ja z.B. die xplore05, auf der jeder selbst herausfinden kann, wo das 21. Jahrhundert den Most holt.
23.07.2005 | 16:35 | Sachen kaufen | Papierrascheln
Die Tatsache, dass Christina Aguilera ihren neuen Song mit dem intelligenten Titel "Hello" exklusiv an Mercedes verkauft hat, nimmt der Wirtschaftsteil der ZEIT zum Anlass, in einem ziemlich langen und durchaus gehaltvollen Riemen mal grundsätzlich über das Thema "Branded Entertainment" nachzudenken und festzustellen, dass globale Unternehmen ihre Marken mit der Popkultur fusion- und so gleichermaßen Werbung wie Medienindustrie revolutionieren. In diesem Zusammenhang kommt auch ein BMW-Marketingchef namens Torsten Müller-Ötvös zu Wort, der erkannt hat und androht: "Die Entertainmentindustrie war schon immer die größte Marketingmaschine der Welt. Das werden wir uns zu Nutze machen."
Nichts anderes predigen wir den lieben langen Tag. Und nichts anderes haben die vielgescholtenen Adorno/Horkheimer schon in den 40ern gepredigt und in ihrem Kulturindustrie-Kapitel notiert: "Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit. Film, Radio, Magazine machen ein System aus. Jede Sparte ist einstimmig in sich und alle zusammen. ... Indem unterm Zwang des Systems jedes Produkt Reklametechnik verwendet, ist diese ins Idiom, den 'Stil' der Kulturindustrie einmarschiert."
Die eifrigen Rechercheure von der Zeit waren zudem so freundlich, ein paar Filmbeispiele zu sammeln, die jedoch größtenteils weniger eine neue aufregende Qualität im Verschmelzen von Kommerz und Kultur beweisen, sondern die langweilige alte Qualität von -Gähn!- Testimonial-Kampagnen.
23.07.2005 | 15:41 | Alles wird besser | Listen | Selbstversuche
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Vom Sehen kennt die Rote Liste jeder: es ist das dicke rote Buch hinter dem Arzt im Regal, in dem er heimlich blättert, wenn der Patient hinter dem Untenrum-Freimachen-Paravent verschwindet. Es stehen viele nützliche und hilfreiche Informationen darin: Beipackzettel, Inhaltsstoffe, Preisangaben. Diese Informationen werden aber wegen irgendeines kleinlichen Gesetzes nur Ärzten und Apothekern zugänglich gemacht, was schlecht durchdacht ist. Schließlich möchte man auch als Privatmensch hin und wieder wissen, wie das noch gleich war: Viagra nur zusammen mit Poppers einnehmen? Oder nur ohne? Wie kombiniert man ganz normale Pillen zu einer ohne Arztbesuch erhältlichen Tag-Danach-Pille? Ist "Irgendwas, was lustig macht, N1" die korrekte Formulierung für gefälschte BTM-Rezepte? Das alles und noch mehr dürfen mündige Bürger dank Bugmenot jetzt selbst nachlesen.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Lachs satt
- Literatur-Hooliganismus
- Anagrom Ataf suchen
- weiße Pfauen
SO NICHT:
- Dörrleiche
- Trend zum Drittpferd
- Heuschnupfen im Regen
- Erasmus vortäuschen (Studenten)
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Fur: An Imaginary Portrait of Diane Arbus", Steven Shainberg (2006)
Plus: 44, 77 Minus: 14, 18, 32, 41, 93, 97, 98, 107 Gesamt: -6 Punkte
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