Riesenmaschine

15.12.2007 | 19:11 | Nachtleuchtendes | Supertiere

Niedlichkeit verpflichtet

Nicht alle Tierschützer haben sich auf plumpe Aufmerksamkeitsstrategien wie alberne Kostüme, Holocaust-Vergleiche und Leicheneinsatz an öffentlichen Plätzen festgelegt. Nehmen wir Dr. Baillie, der sich mit seinem Team vom EDGE-Hauptquartier in London in die Wüste Gobi aufmachte, um dort nach wilden Riesenohr-Springmäusen zu jagen – natürlich nur mit Kamera und Lebendfallen. So gelangten die ersten Bilder des niedlichen Nagers aus der weiten Wüste in die wüste Weite des Internets. Dabei dient Dr. Baillie, wie er auch in seinem Blog erläutert, die allgemeine Zurschaustellung des Knuffigen und Postkarten-geeigneten nur als Vorwand – um nämlich den Schutz der ganzen Region mit vielen weiteren Arten sicherzustellen. Die Ausbeutung des Niedlichen für eine bessere Welt, warum eigentlich nicht? Fordern wir also Tierpatenschaften: Jedes Streifenhörnchen, jeder Igel, jeder Panda, jeder Seeotter sollte sich selbst neun weitere Arten aussuchen, die es nicht auf Cute Overload geschafft haben, und Nachhilfe im Schläfrig- oder Überrascht-Gucken geben.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Erneuerbare Niedlichkeiten


13.12.2007 | 21:00 | Berlin | Nachtleuchtendes | In eigener Sache

Die ZIA und der Tannenbaum


Schlecht gecastete Doppelgänger bei den Proben für die ZIA-Weihnachtsfeier,
von links: Jörn Morisse, Holm Friebe, Moritz Metz, Nordmanntanne
(Foto: pixie_bebe) (Lizenz)
Das Geschäftsjahr 2006/2007 war das erfolgreichste in der jahrzehntelangen ruhmreichen Geschichte der Zentralen Intelligenz Agentur. Neben vielen anderen Dingen wurden ein Kongress veranstaltet, ein Kind geboren, diverse Bücher geschrieben und veröffentlicht, neue Visitenkarten gedruckt und ein rheinland-pfälzischer Literaturpreis gewonnen. Ausserdem feierten die Bunnys ihr Bühnencomeback. Auf all das soll bei der ZIA-Weihnachtsfeier, die am 18. Dezember im nbi stattfindet, zurückgeblickt werden. Das öffentliche Programm beginnt um 21 Uhr mit einer Lesung von Kurzgeschichten aus dem Buch The Gold Collection, das von Agent Morisse herausgegeben wurde. Danach folgt allgemeines Biertrinken und Rumstehen zu Indie-Musik von DJ Mittanzzentrale. Und dann ist das Jahr auch schon wieder zu Ende.


11.12.2007 | 19:22 | Alles wird besser

Luftkampf

Japan! Heute schon vorbereitet auf den unvermeidlichen Kampf mit den Ausserirdischen, die man natürlich nur mit unkonventionellen Mitteln bekämpfen kann. Weil sie komplett anders funktionieren als wir, ist das, was für uns Gammastrahlen sind, für sie, sagen wir, Luft. Weswegen die Japaner vor wenigen Tagen eine gigantische Luftkanone entwickelt haben. Das Video beweist, dass man mit einer solchen Wunderwaffe eine Kerze auf 21 Meter Entfernung ausblasen kann. Nun ist eine Kerze kein Ausserirdischer, so dumm sind auch Japaner nicht. Daher testen sie nur wenige Tage später die Luftkanone an einem Schimpansen, wie man seit der Dokumentarserie Planet der Affen weiss, die beste Approximation für Aliens. Und tatsächlich: Wenn man ihn mit Luft bombardiert, reisst der Ausserirdische verängstigt aus und gibt dabei das Affenäquivalent zu "what the fuck" von sich (auf japanisch).

(via Technovelgy)


11.12.2007 | 02:08 | Berlin | Alles wird schlechter | Essen und Essenzielles

Das offizielle Ende einer besseren Welt


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Erst vor wenigen Wochen betitelte die FASZ in einem Artikel das immer stärkere Aufkommen der Lohas, gesund lebenden und korrekt konsumierenden Menschen, als eine Bionadisierung der Gesellschaft. Dabei schlingert aktuell ausgerechnet das Trendflaggschiff in eine Glaubwürdigkeitskrise. Die Abfüllung in Plastikflaschen, die unsmoothe Klage gegen Plus, die Bigger-Than-Jesus-Kampagne, der Einzug ins McDonald's-Portfolio – alles zusammen war einfach zu viel für Bionade: Wurde die pseudogutmenschenhafte Microsite stille-taten.de noch lediglich mit Nichtachtung gestraft, regt sich nun offener Widerstand, wie das obenstehende Bild, aufgenommen in der Neuköllner Hobrechtstrasse, zeigt. Das Design folgt dabei den Regeln der Cute Culture, erst beim zweiten Hinsehen wird man der Dollar- bzw. McDonald's-Zeichen in den Augen der kleinen Figuren gewahr, Kapitalismuskritik mit menschlichem Antlitz, so weit sind wir inzwischen immerhin schon. Dennoch, Kritik ist Kritik, und in einer mittelsteilen Analogie erklären wir hiermit Bionade zum Google des Getränkesektors, was für die Bionade-Leute ja irgendwie nicht die allerschlechteste Variante sein dürfte.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Me-Too-Nade


09.12.2007 | 18:35 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Die nackte Eichel von Kecksburg


Quelle (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der Dezember 1965 war ein seltsamer Monat. Erst veröffentlichten die Beatles We can work it out mit der B-Seite Day Tripper (warum?), dann kam plötzlich Weihnachten, und dazwischen, am 9. Dezember, heute vor exakt 42 Jahren, wurde auch noch ein UFO gesichtet. Es tarnte sich als Meteorit, flog irgendwie über die Wälder von Pennsylvania, um dann über den Erie-See hinweg nach Kanada zu verschwinden. So jedenfalls die wissenschaftliche Erklärung, die sich knapp vierzig Jahre lang einigermassen hielt.

Fairerweise muss man sagen, dass das nicht alle glaubten, speziell nicht die Menschen in Kecksburg/PA, das gern so wie Roswell sein würde, nämlich berühmt. Deshalb stürzte das UFO bei ihnen in ein paar Bäume und wurde von NASA bzw. Militär bzw. bösen Mächten so irre konspirativ weggeschafft, dass es dabei gründlich beobachtet werden konnte. Das UFO sieht natürlich aus, man ahnt es, wie eine sehr sehr grosse Eichel. Die Konsequenz: Die Journalistin Leslie Kean und ihre Coalition for Freedom of Information verklagen im Jahr 2003 die NASA: Sie soll endlich die Eichel herausrücken.

Fuck it, sagt sich die NASA, und wirft einfach noch eine dritte Theorie unters Volk: Das UFO könnte doch auch einwandfrei Teil eines Satelliten sein, und zwar der russischen Sonde Cosmos 96, die vorher tragisch explodiert war. Dies allerdings ist unmöglich, wie NASA-Verantwortliche bereits zwei Jahre früher bekanntgaben. Verwirrend? Vielleicht! Folgerichtig verkündete Kean unter Berufung auf dieses Statement: The Cosmos 96 question is settled once and for all. Wenn aber die Cosmos-96-Frage erledigt ist, und die UFO-Antwort Quatsch ist, wohingegen die Meteorit-Sache komplett plausibel ist, welche Frage ist genau noch offen? Genau das ist jetzt nicht mehr Keans Problem, sondern das der NASA, die nach vier Jahren Gerichtsverfahren jetzt verdonnert wurde, alle Akten herauszurücken. Aber, hey, die NASA hat Menschen zum Mond gebracht, sie wird es also wohl auch schaffen, ein schon lange gelöstes Geheimnis aufzuklären.


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