Riesenmaschine

08.09.2006 | 14:28 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt

Ach, Kanada


Berliner WLAN-Versorgung
(figurative Darstellung)
(Foto: pattista/Lizenz)
Man kann es ja allmählich nicht mehr hören: Kanada hat die besseren Feiertage, eine Marijuana- Partei, lustige Scheidungsgesetze, den Death Surge Plan, den Biber und ist überhaupt das zweitbeste aller Länder. Kanada, reicht es nicht auch so? War es wirklich nötig, dass Toronto jetzt auch noch kostenloses öffentliches WLAN bekommt? Na gut, es ist nur sechs Monate lang kostenlos, aber auch danach nicht sehr teuer, denn es wird vom kanadischen Staat mitbezahlt, vermutlich aus den Marijuanaerlösen (gar nicht mal so abwegig, wenn man weiss, dass die kanadischen Stromerzeuger ganz erheblich am Homegrowing mitverdienen und das Toronto-WLAN von der Stromgesellschaftstochter Toronto Hydro Telecom betrieben wird). In Berlin müssen wir auf öffentliches WLAN voraussichtlich noch bis ca. 2015 warten, Kanada hat dann natürlich längst irgendwas noch viel Grossartigeres. Wir gucken jetzt einfach nicht mehr hin.


05.09.2006 | 02:26 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Japanisches Sachengerede 物語

Als Sichtbeleuchter 観光 in Japan hat man es schön. Man kann mit dem Selbstrollfahrzeug 自転車 oder dem unterirdischen Eisen 地下鉄 zum Einpflanzsachengarten 植物園 oder zum Bewegtsachengarten 動物園 fahren und dort Weissvögel 白鳥 und Berghunde 山犬 sehen, von denen man Wirklichkeitskopien 写真 anfertigt. Vielleicht gibt es sogar ein Wasserfamiliengebäude 水族館. Hinterher geht man Glückwunschverwaltung 寿司 mit Grosswurzel 大根 essen. Auch in der Kriegsführung haben die Japaner mit Fischdonner 魚雷 und Gottwind 神風 zumindest sprachlich Vorbildliches geleistet, und es war nicht nett von den Amerikanern, ihnen dafür das erste Elementarkinderausbruchsgeschoss 原子爆弾 auf den Kopf zu werfen.

Aber schliesslich ist unser Heimatland, das für Japaner übrigens so ähnlich wie Hundefloh 独 heisst, auch nicht schlecht mit hübschen Worten bestückt. Wir haben die Eisenbahn, den Tatzelwurm und den Bürgersteig, ja, sogar das Hurenkind, den Schusterjungen und den Schweizerdegen, weshalb die Japaner auch sehr gern mal zu uns kommen, um dort die Sichten zu beleuchten.


04.09.2006 | 01:18 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Mutmassungen über die Weppelzihne


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Mit dem Nasobem hat die Weppelzihne gemeinsam, dass beide noch nicht im Brehm stehen, noch nicht im Meyer und auch im Brockhaus nicht. Nicht einmal die Wikipedia kennt die Weppelzihne, und da es ein trauriges Los für ein Tier ist, nur posthum als Veloursmantelbesatz bekannt zu werden, widmen wir uns heute zum ersten und letzten Mal der Weppelzihne. Es handelt sich vermutlich (Fellqualität!) um ein aquatisch lebendes Tier, ein Nagetier oder eine Marderart. Die Weppelzihne weppelt den ganzen Tag aus ihrem Bau heraus und wieder hinein. Sie ernährt sich auf ausserordentlich mühsame Art, wird kaum älter als zwei Jahre, und für einen Mantelbesatz braucht man einige hundert Stück, die sich dank ihrer Neigung zum Herumweppeln mit einem simplen Marmeladenglas im Laufe eines einzigen Nachmittags einfangen lassen. Weppelzihnenpelz ist also nicht nur Mord, sondern Mord an besonders hilflosen und doofen Tieren, aber das stört ja bei den Robbenbabys auch kaum jemanden. Die Evolution gelobt, es beim nächsten Mal besser zu machen, und der Veloursmantelkäufer hüllt sich mitleidlos in die letzten Weppelzihnen der Welt. Adieu, Weppelzihne, du wirst es nie in den Brockhaus schaffen.


03.09.2006 | 02:16 | Berlin | Supertiere | Was fehlt

Ausgestorbene Arten an ausgestorbenen Orten


Topfpflanzen und Kopffüsser der Urzeit (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Früher war alles besser, die meisten Tiere waren noch aus Stein, und die meisten Züge hielten am Berliner Ostbahnhof. Beides ist jetzt anders, weshalb man offensichtlich darauf spekuliert, dass wir hier jedesmal einen ganzen Thementag abhalten, wenn das jetzt nutzlose, aber so praktisch überdachte Areal zum Ausstellen von Riesentieren genutzt wird. Weil das natürlich nicht geht, sei über die Ausstellung Giganten der Meere nur gesagt, dass sie derzeit im Riesenfossil Ostbahnhof stattfindet. Nebenbei möchten wir aus diesem Anlass das Diktat der Sichtbarkeit und des Präfixes "Riesen-" geisseln: Wo bleibt die Ausstellung "Miniaturtiere" (Geisseltierchen, Tuberkelbazillus, Pudu), wo die "Unsichtbaren Grabbeigaben der Kelten" und die "Papierhüte aus der Qin-Dynastie"? Dann berichten wir auch wieder ausführlich und reich bebildert.


30.08.2006 | 20:37 | Fakten und Figuren

Stereotype Threat


Gott der vergessenen Passwörter und der gnädigen Amnesie (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Gute Nachrichten für Ecstasy-Freunde: Einer frisch veröffentlichten Studie aus Liverpool zufolge schädigt Ecstasykonsum die Gedächtnisfunktionen nur dann, wenn man den getesteten Konsumenten vor dem Test erklärt, dass ihr Gedächtnis durch Ecstasykonsum porös wie Schweizerkäse geworden ist. Erzählt man ihnen nichts dergleichen, erinnern sie sich auch nicht schlechter als Kontrollgruppen. Das zugrundeliegende Phänomen heisst, wie eigentlich nur Bands heissen sollten, nämlich "Stereotype Threat". Wenn uns also komplett entfällt, was wir vor einer Minute getan haben, dann liegt das nicht an vergangenen Partynächten, sondern vielleicht daran, dass wir Frauen sind, oder schwul, oder schwarz. Das zugrundeliegende Phänomen heisst übrigens, wie eigentlich nur Bands heissen sollten, nämlich "Stereotype Threat".


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