12.09.2005 | 14:08 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt
In letzter Zeit ist ja allenthalben von sog. Blogs zu hören und zu lesen. Das ist auch den Marketingabteilungen nicht entgangen und hat dazu geführt, dass immer mehr Produkte auf den Markt geworfen werden, deren vorrangiger Einsatzzweck darin besteht, in Blogs erwähnt zu werden. Das funktioniert etwa wie bei jenen spektakulären Wahlkampfplakaten, die niemals öffentlich plakatiert werden, sondern in einer Auflage von eins vor den Parteizentralen hängen oder auf Pressekonferenzen präsentiert werden, um sich von dort aus allein über Medienberichterstattung zu multiplizieren. In Anlehnung an derlei PR-Stunts wollen wir das Verfahren mal bis auf weiteres Blog-Stunt nennen. Ein solcher Blog-Stunt dockt an die entsprechenden Synapsen des Bloggers an wie das Pheromon an die Kleidermotte.
Entsprechende Produkte sind einfach zu konzipieren: Es gilt, zwei oder mehr Themen aus der Reihe "Sex, Innovation, Stromerzeugung, Nahrung, iPod" in einem Produkt zu vereinen. Highlights der letzten Wochen waren etwa das Tofu mit Menschenfleisch-Aroma, das Vergewaltigungs-Schutzkondom mit Widerhaken und der stromerzeugende Rucksack. Eines Tages aber wird die Referenz-Killerapplikation "Essbarer Vibrator im iPod-Design als Handyladegerät" erscheinen, und sie wird wochenlang alle Blogs beherrschen, und wer zuerst über das neue Ding berichtet, hat gewonnen. Erster!
11.09.2005 | 15:07 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Bedienbarkeit von Radioweckern lässt normalerweise schon im wachen Zustand zu wünschen übrig. Dieses bei Popgadet gesichtete Gerät sieht gut aus, kostet gerade mal $60 bei Uncommon Goods und ermöglicht die Auswahl von Radiosendern durch die sicherlich haptisch enorm befriedigende Platzierung der – hoffentlich grotesk schweren – Kugel. Einziger Nachteil: Wer will schon Radiosender auswählen? Was gibt es da auszuwählen? Wir verlassen uns darauf, dass diese begehrenswerte Bedienungsmetapher über kurz oder lang auch sinnvoller eingesetzt wird. Plagiatoren, frisch ans Werk!
10.09.2005 | 17:28 | Alles wird besser
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wie wir dem MAKE: Blog entnehmen, ist es soeben noch ein bisschen einfacher geworden, sich mit Telemarketing-Anrufern auseinanderzusetzen. Man braucht dazu nicht einmal mehr das praktische Telemarketing-Gegenwehrskript, sondern lediglich den Telecrapper 2000. Die Open-Source- Anrufbeantwortersoftware nimmt das Werbegespräch entgegen, reagiert mit vorher aufgenommenen Äußerungen blindlings auf die Fragen des Telemarketers und zeichnet das Gespräch zur Belustigung des Besitzers auf. Die TC2K-Website enthält einige bezaubernde Beispielkonversationen. Jetzt noch dasselbe für Hausbesuche der GEZ und der Zeugen Jehovas und wir sind zufrieden.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?
09.09.2005 | 20:24 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Neben den hier schon mehrfach analysierten Godot-Trends wie e-Ink oder Wearables verdienen auch die Zombie-Trends unsere Aufmerksamkeit, die alle paar Wochen wieder aus dem Grabe kriechen und sinnlos durch die Pressemitteilungen taumeln. Eine der unschöneren Erscheinungen auf diesem Gebiet ist das frauenorientierte Design. Dass es die Welt nicht unbedingt zu einem besseren Ort macht, wenn Designer auf die weibliche Zielgruppe schielen, zeigt die aktuelle Umgestaltung von Lara Croft: wie die c't in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, hat Hersteller Eidos Frl. Croft für "Tomb Raider: Legend" eine deutlich reduzierte Oberweite, breitere Hüften und insgesamt eine gedrungenere Figur verpasst, um sich damit die Käuferinnen gewogen zu stimmen. Jetzt ist es vermutlich zu spät für einen Beratungstermin bei Barbie-Hersteller Mattel, der Eidos das eine oder andere über die weibliche Begeisterung für realistische Proportionen hätte erzählen können.
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Allgemein lässt sich feststellen: Je kaufunlustiger sich Frauen in einem bestimmten Warensegment zeigen, desto regelmäßiger wird optimistisch das Frauendesign bemüht. Die designerische Einfallsarmut gliedert sich dabei grob in zwei Bereiche: 1. Auf das herkömmliche, unveränderte Produkt "Für Frauen" draufschreiben (so der kanadische Heimwerkerwarenvertrieb Barbara K) und 2. Das herkömmliche, unveränderte Produkt mit Blumenmustern versehen. Kollege Lobo berichtete bereits über Geblümtes Werkzeug und Anfang dieses Jahres wurde der "1. Volvo-SportsDesign Award für Women Specific Design" neben anderem Unfug für ein geblümtes Tischtennisnetz und einen geblümten Kletterschuh vergeben, vermutlich sogar ganz im Ernst und nicht etwa in der Kategorie "Tand, den wir zähneknirschend prämieren müssen, weil es nicht genügend Bewerberinnen gab". Volvo ist aber schon durch den "von Frauen für Frauen" entworfenen Volvo YCC der 2005 im Bereich "Pressemitteilungen mit Frauendesign" führende Hersteller. Der YCC versucht – wie alle Frauenauto-Versuche vor ihm und nach ihm – mit belanglosen Details zu punkten (größeres Handschuhfach, idiotensichere Bedienbarkeit, leichtes Einsteigen mit hohen Absätzen), die auch Männer zumindest nicht akut vom Kauf abhalten. Dabei geht es offenbar auch anders: Das martialische Militärmobil Hummer wird zu 70 oder 27, also jedenfalls ziemlich vielen Prozent von Frauen gekauft. Ganz ohne Blumenmuster.
08.09.2005 | 22:31 | Supertiere | Alles wird besser
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wie viel schöner ist es doch, sich am Bahnhof statt am ServicePoint am Schreckenshorn (Eobasileus, siehe Abb.) zu verabreden. Hier denkt die Bahn fortschrittlich und kundenorientiert, und auch in die Gestaltung des Schreckenshorntreffpunkts sind neuere Erkenntnisse aus der Stadtplanung eingeflossen. Statt herkömmlicher "Berühren verboten"-Schilder wird hier soziale Raumkontrolle durch Gestaltung praktiziert. Territorialisierung und Personalisierung des Raums wirken, so hat man herausgefunden, auf potenzielle Täter abschreckend, und hier sagt eine Umrandung aus Rindenmulch dem Seh- wie dem Geruchssinn unmissverständlich: "Bürger, hier wohnt das Schreckenshorn. Übersteige die wenige Zentimeter hohe Barrikade aus zusammengerollter Jute nur aus wirklich gutem Grund." Wir sind noch ein wenig unentschlossen, ob wir dieses Verfahren dem neuen Trend zur Höflichkeit vorziehen wollen, aber ein Fortschritt ist es auf jeden Fall.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Signalpistole am Mann
- Beamtenlaufbahn
- die Strings nicht verknoten (verrückt!)
- Baby Puder (auf der Tanzfläche)
SO NICHT:
- Fächerfachgeschäft
- auffälliger Gasgeruch
- Einmal-Unterhosen (instabil)
- Oliver Hautton heißen
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The Killing Room", Jonathan Liebesman (2009)
Plus: 3, 31, 42 Minus: 57, 99 Gesamt: 1 Punkt
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