Riesenmaschine

15.07.2007 | 22:30 | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Flugzeuge in keinem Bauch

Automobil und Flugzeug sind die Verkehrsmittel des vergangenen Jahrhunderts, so wie Eisenbahn und Dampfschiff die des vorgegangen sind. Es wird hier daher nur selten über sie berichtet.

Der 787 "Dreamliner", den Boeing kürzlich vorstellte, wird sich auf dem Rollfeld kaum von einem A300 einer Schäbigfliegerlinie unterscheiden und enthält die Innovation eines Schoko-Wuppis. Was nützen grosse Fenster, wenn die wenigen Glücklichen, die in einem Twin-Aisle-Liner einen Fensterplatz haben, ohnehin wieder über den Flügeln sitzen? Gibt es somit gar nichts Interessantes über Flugzeuge zu berichten?


Tiefe des Abgrunds der Hässlichkeit: 12.000m Reiseflughöhe. (Foto: 42809587@N00) (Lizenz)
Wenigstens gibt es einen neuen Superflieger, mit dem die Teile des Dreamliners unter anderem aus Italien eingeflogen werden. Die Zweckmässigkeit, Flugzeugteile per Flugzeug zu transportieren, entspricht in etwa der Junk-DNA im menschlichen Genom. Die aufgeblähte 747, die dafür zum Einsatz kommt, jedoch demonstriert das ganze Elend der Luftfahrtindustrie.

Zu forden wären flügge Flugzeuge, die nur Fensterplätze haben, Gulfstreams beispielsweise. Klimaschutz wird durch die einsetzende Verknappung erreicht und ausgeglichen durch Fortschritte im Riech-Fühl-Internet. Und bei entsprechenden Investitionen in Teledildonics wird sowieso niemand mehr fliegen. Das Fortbewegungsmittel der Zukunft ist gar keines.


15.07.2007 | 04:38 | Anderswo | Fakten und Figuren

Enuf is enuf


Spelling Bees (Bild typähnlich)
Foto: Emelobi, Lizenz
Ausflug in ein fremdartiges Universum: Ein Spelling Bee ist nicht etwa eine hyperintelligente Biene, sondern ein Buchstabierwettbewerb, dokumentiert im Science-Fiction-Klassiker Spellbound und im angenommenen Universum ein sehr populäres Ereignis. Bei der letzten Weltmeisterschaft, dem Scripps National Spelling Bee Ende Mai in Washington D.C., gewann Evan O'Dorney durch richtiges Buchstabieren des Wortes "serrefine", was auch immer das bedeuten mag. Pickets of English Spelling sind dann auch nicht etwa alphabetisch angeordnete Zaunpfosten, sondern Bestreikungen eines Spelling Bee. Auftritt der Simplified Spelling Society (SSS): Seit fünf Jahren bestreikt die SSS mit ihrem Maskottchen BeeMan (es ist ein seltsames Universum) den National Spelling Bee, zusammengenommen das 5th Annual Picket of National Spelling at National Spelling Bee, ein Fachbegriff, den man sich merken muss.

Die Stimmung ist schlecht im fremden Universum. Seit 99 Jahren versucht die renitente SSS eine Buchstabierreform durchzusetzen, die im Vergleich zur deutschen Rechtschreibreform aussieht wie etwas sehr Grosses neben etwas sehr Kleinem. Anlässlich des 5th Annual Picket of National Spelling liess die irdische BBC kürzlich Experten über das Spelling Dilemma diskutieren, konkret SSS-Schergin Masha Bell und Prof. Vivian Cook, bekanntgeworden mit dem Gemüsebuch Accomodating Brocolli in the Cemetary. Mit vorhersehbaren Argumenten, hier nur ein Beispiel (in korrekt vereinfachtem Englisch): Worldwide, English spelling wastes zillions, not onely in terms of time and effort, but in real munny too: for remedial education and to suport functionally illiterate adults. The latter ar also mor likely to becum yung singl parents, end up in jail, be adicted tu drugs and alcohol and hav poor helth.

Zustände sind das. Ins Gefängnis wegen schlechter Rechtschreibung? Drogenabhängig durch zerschmetternde Niederlagen beim Buchstabieren? Und die alles umgreifende Frage: Gibt es eine Sprache, die wirklich jeder Idiot schreiben kann? Gut, dass es solche Probleme bei uns nicht gibt.


14.07.2007 | 00:18 | Supertiere | Was fehlt

Im Verbenzoo


Schleichen auf dem Rasen
(Foto: silver_sh, Lizenz)
Der drittbeste aller denkbaren Zoos ist der Verbenzoo. Er enthält Schaben, Krähen, Grillen, Schleichen, Wühlen, Fliegen, Weihen, Spinnen, Mähren, Bremsen, Robben, Zicken, Schrecken, Sauen, Drosseln, Unken, Glucken, Schecken, Renken, Hausen und Brassen sowie, in einem Spezialgehege für Singulartiere, das Füllen. Auf blassen Schautafeln sind Rochen und Schlangen zu sehen, ausgestorbene Tiere der Vergangenheit. Bepflanzt ist der Zoo artgerecht mit Buchen, Eichen, Weiden, Winden, Ranken, Zwiebeln und natürlich jeder Menge Rasen. Ehrengast ist das Pantoffeltierchen. Zwar selbst kein Verb, lässt es sich doch sehr gern konjugieren. Adjektivzoos werden sich attraktive Besucherangebote einfallen lassen müssen, wenn sie mit ihrem einsamen, angestaubten Barsch konkurrenzfähig bleiben wollen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Erneuerbare Niedlichkeiten


13.07.2007 | 12:38 | Anderswo | Alles wird besser | Was fehlt

Gogo-Gadgetto-Polizei


Bild typähnlich, die Berliner Polizei wird vielleicht auf die Ausstattung mit Raketen und Flammenwerfern verzichten.
(Foto: Elsie esq., Lizenz)
Wie die Berliner Zeitung gestern meldete, plant das Innenministerium von Brandenburg, seine Polizei demnächst mit Gyrocoptern, auszustatten, da ein Flug mit dem Gyrocopter wesentlich günstiger sei als mit einem der beiden landeseigenen Hubschraubern. Die Gyrocopter sollen bei der Verkehrsüberwachung, der Verfolgung von Straftätern und bei der Vermisstensuche helfen, bereits am 1. August sollen Tests beginnen.

Das ist toll! Und es ist egal, ob die Dinger unbrauchbar sind, weil man noch nicht weiss, ob das Funknetz zwischen ihnen überhaupt funktioniert, weil man sie nicht mit Fracht beladen kann und deshalb nicht mal eine Wärmekamera zur Kindersuche mitführen darf, oder weil die Beamten, wie gemutmasst wird, sich in ihnen "bei schlechtem Wetter ernsthaft erkälten" oder "sich der Lächerlichkeit preisgeben" könnten. Denn es handelt sich erstens um Helikopterartige, die Nagetiere unter den Flugmaschinen, und zweitens, was noch viel wichtiger ist, um den lange überfälligen Beginn der Gadgetisierung der deutschen Einsatzkräfte. Bald wird die Polizei bei der Bewältigung ihres knallharten Arbeitsalltages nicht nur in der Luft, sondern auch auf dem Wasser und zu Lande auf einem aktuellen Stand sein, von neuester Waffentechnologie einmal ganz abgesehen!


13.07.2007 | 02:58 | Alles wird besser

Landwirtschaft 2.0


Row Detection Software (schematisch)
Foto: Jan Tik, Lizenz
Landwirtschaft ist eine lästige Sache und wurde darum zu Recht nach Erfindung der Industrie in die Provinz verlagert, wo es den Leuten wegen Mangel an Alternativen nicht so auffällt, wenn sie den ganzen Tag im Dreck wühlen müssen. Gut, das war ein provinzverachtender Anfang, aber er dient nur dazu, die Aufmerksamkeit auf den dänischen HortiBot zu lenken, und dazu muss jedes Mittel erlaubt sein. HortiBot ist ein vollautomatischer Pflanzenbeaufsichtigungsroboter mit halbautomatischer (selber klicken) Website. Spezialität HortiBots ist das Präzisionsjäten, inklusive "row detection software" und Eliminierung von 25 verschiedenen Unkräutern, unter anderem mit Hilfe eines Flammenwerfers. Wie die dänischen Videos zeigen, funktioniert es zwar noch nicht ganz perfekt, aber man darf Hoffnung schöpfen: "Präzisionsjäten" ist genau die Sorte Innovation, die darauf hindeutet, dass Landwirtschaft, seit Jahrhunderten mit dem Appeal der Rückständigkeit behaftet, kurz davor steht, zur exakten Wissenschaft zu werden, überfällig, jetzt wo Physik nicht mehr dazu zählt. Dabei kann man auch tolerieren, dass derselbe Roboter zum automatischen Füttern von im Freien lebenden Schweinen eingesetzt werden kann. Fortschrittlicher als im Freien leben wäre natürlich die Unterbringung aller Schweine in einer Art Hochhausstadt, sagen wir, in Holland (no offense!).

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der elektrische Unkrautjäti


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