Riesenmaschine

11.02.2007 | 03:17 | Anderswo | Alles wird besser

The Big Not So Easy


"Ich mache nur Pause, lalala." (Foto: Mahatma4711)
"It's a bloody freeway, we have it all figured out", so sagte 1995 Bergführer Scott Fisher über den Mount Everest, "The Big E" (im Gespräch mit Jon Krakauer). Ein paar Monate später war Fisher gestrandet irgendwo in der Todeszone, auf einer leicht abschüssigen Stelle zwischen South Col und Everest. Dort klickte er auf "make this my default location" und liegt seitdem still, zusammen mit mittlerweile fast 200 Kollegen. Immerhin kann niemand geschmacklose Grabvegetation anpflanzen. Damit solcherlei Kalamitäten in Zukunft weniger oft vorkommen, hat man sich in Neuseeland innerhalb der letzten sechs Jahre die Alpenwespe ausgedacht (via medgadget): Ein unbemanntes, dieselbetriebenes Drohnendröhnding (DDD), das nicht nur bis ganz nach oben hubschraubern, sondern auf dem Rückweg auch noch zwei sterbeunwillige Gestalten am Seil nach unten hieven kann. Man lernt daraus dreierlei: a) Die Luft ist dort oben gar nicht zu "dünn" für Hubschrauber, wie man immer hört, man darf sich nur nicht so ungeschickt anstellen. b) Man kann sich das Geld für den Freeway oder die Eisenbahn, wie es sie am Eiger gibt, schön sparen. c) Es besteht absolut kein Grund, einem halbtoten, frostbeulengeplagten Bergsteiger mit Wasser in Hirn und Lunge einen spektakulären Abstiegsflug über 3.000 Höhenmeter, an einem Stahlseil hängend, allein mit einem fliegenden Roboter, vorzuenthalten. Man stirbt schliesslich danach nicht noch mal.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


10.02.2007 | 13:32 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Weltvermessungsmassnahmen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Einerseits ist es natürlich sehr praktisch, dass es immer mehr Alltagsgegenstände mit eingebautem Lineal gibt, wie z.B. Stifte, USB-Sticks, Taschenmesser, Teigrollen und Bettdecken. Andererseits wäre es noch viel praktischer, wenn man einfach alles mit einem noch viel alltäglicheren Gegenstand vermessen und das Lineal damit endlich auch auf den Produktfriedhof befördern könnte. Dank der iPhotoMEASURE-Software (via Boing Boing) geht das jetzt, angeblich mit einer Richtigkeit von 99,5 %. Jetzt müssen nur noch Kameras in alles eingebaut werden, aber das war ja ohnehin geplant.


10.02.2007 | 01:15 | Supertiere | Fakten und Figuren

Neues vom Nasenaffen


Gegen soviel Niedlichkeit müssen die Conspecifics erst mal anstinken.
Vor ein paar Monaten machte eine Forschergruppe in Berkeley Schlagzeilen, weil sie Männer und Frauen mit verbundenen Augen über den Rasen krabbeln und an braunen Spuren schnüffeln liess. Was klingt wie eine etwas ratlose Studie zur menschlichen Sexualität, war tatsächlich eine Untersuchung des menschlichen Riechvermögens. Das, wie sich herausstellte, dem der Hunde insofern ähnlich ist, als auch Menschen einer Duftspur – in diesem Fall war es Schokolade – ziemlich akkurat folgen können. Nun hat dieselbe Gruppe erneut publiziert, diesmal tatsächlich zur menschlichen Sexualität, es ist verwirrend.

Der Titel der Studie – "Smelling a Single Component of Male Sweat Alters Levels of Cortisol in Women" – ist obendrein ein bisschen beängstigend, nicht nur wegen der nicht völlig überraschenden Implikation, Männerschweiss sei eine Frauendroge, sondern vor allem wegen dieser mysteriösen Single-Komponente, die er enthalten soll. Der erste Satz dann aber – "Rodents use chemosignals to alter endocrine balance in conspecifics" – versöhnt den besorgten Leser sofort völlig. Wenn Nagetiere dergleichen auch haben und machen, dann kann dagegen nichts einzuwenden sein. Letztendlich müsste man vielleicht sogar in treuer Nagetiernachfolge zum verstärkten Einnebeln der Conspecifics aufrufen. Stinkt mehr für Eure Nächsten! Sie werden es Euch danken, und zwar mit einem Cortisol-Level, dessen Schlussmonster sich gewaschen hat.


09.02.2007 | 12:49 | Alles wird besser

Showergeschichten


Foto: wedgeh / Lizenz
Der australische Energie- und Wasserversorger Energy Australia hat vor drei Monaten die Ergebnisse einer Studie vorgelegt, der zufolge die Kosten der privaten Haushalte für Wasser und Strom auf einfache Art gesenkt werden könnten. Es müssten nur die Duschenden auf "activities such as shaving, playing with toys, singing, daydreaming and brushing teeth" verzichten, da dies unnötig Zeit und damit Wasser und Wärme beanspruche.

Nun wissen wir alle, dass wir uns die Dusche nur von unseren Kindern geliehen haben und daher schonend mit Ressourcen umgehen sollten. Wer aber auf das Singen partout nicht verzichten kann, der gehe zu den Schweizern von noisegames. Der dort vorgestellte Showersong macht glücklich und löst digital, was analog eine Umweltsauerei ist. Oder anders gesagt: Sie haben uns das papierlose Büro versprochen und gaben uns stattdessen die Dusche, die uns den Pelz wäscht, ohne uns nass zu machen.


08.02.2007 | 18:08 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Universal Selling Proposition


Gleich. Fertig. (Foto: Bastian Pfister)

Jahrzehntelang rangen marketinggetriebene Unternehmungen um unique selling propositions, Alleinstellungsmerkmale, Unverwechselbarkeit, Abgrenzung vom Wettbewerb. Der Erfolg von Angeboten wie StudiVZ zeigt aber nun, dass sich Innovation nicht lohnt. Merke: Fast Followers sehen nur von unten so aus wie Me-Toos.

Unterdessen entdeckt die Glutamat-Verabreichungsbranche die Mimikry-Strategie für sich: Knorr (Unilever) und Maggi (Nestlé) bieten Produkte an, deren Identität die Identität mit dem Erzrivalen ist. Name, Foto, Typographie, Farbe, Layout, Wortwahl – beide Saucenpulver für "Schwedische Hackbällchen" gleichen sich äusserlich nun so wie sie es innerlich wohl schon immer taten. Wer hinter dieser universal selling proposition ein Frühstückskartell vermutet, der soll auf der Stelle von einem eisernen Positionierungskreuz erschlagen werden.


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