Riesenmaschine

15.02.2007 | 03:20 | Supertiere

Richtig Walreiten

Einer der besten Gründe für den Schutz der Wale sind die Kalamitäten, die Leute mit gestrandeten Exemplaren anstellen. Der angespülte Pottwal, der einst in Oregon in die Luft gejagt wurde, landet immer wieder in den Social-Bookmarking-Charts, wenn eine Horde 14-Jähriger zum ersten Mal davon hört. Wenn die japanischen Forschungen für ein Erstarken der Population sorgen, stranden bald noch mehr Wale und eine vernünftige Entsorgungsmethode ist noch immer in ferner Zukunft. Bereits belegt ist, dass man ihn vor eine Botschaft ziehen kann, um in den Medien zu landen. Unterhaltsamer ist es dagegen, den Walleichnam zu besteigen, während er von Weissen Haien zerstückelt wird, wie oben demonstriert wird.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Im Walschuppen


14.02.2007 | 17:43 | Berlin | Zeichen und Wunder

Katze Katze Kluge


Übrigens geht es im Beitrag eigentlich nur peripher um Katzen (Foto: polandeze / Lizenz)
Film ist gar keine so wahnsinnig neue Erfindung, wie alle tun. Laut Alexander Kluge gibt es seit einigen zehntausend Jahren Film in unseren Köpfen, in Form von Assoziation, Tagtraum, Erfahrung und Bewusstsein, und die technische Erfindung des Kinos hat dem lediglich reproduzierbare Bilder hinzugefügt. Die allerdings was kosten: der jetzt auf der Berlinale laufende "The Good German" etwa 27 Millionen US-Dollar, was im Vergleich nicht mal so viel ist, aber eben doch geschätzte production values von 173 Dollar pro einzelnem Frame bedeutet. Der Besuch in Krasnogorsk bei Moskau dürfte dabei nicht unbedeutend zu Buche geschlagen haben, wo Hollywood sich in Form von Archivmaterial den authentischen World-War-II-Look einkaufen kann.

Man kann aber auch versuchen, die Bilder billiger von einem Kopf in den anderen zu bekommen. Schon der Konzeptkünstler Robert Barry hatte die Idee, Kunstwerke mittels Telepathie zu übertragen (Telepathic Piece, 1969). Im Büro Friedrich kann man noch bis zum 18. Februar das in der Berlinale Sektion "forum expanded" laufende Telepathie Experiment I von Isabell Spengler sehen. Zwar ruckelt der Projektor anfangs noch etwas, wenn Isabell "Katze, Katze" sendet, und Antonia, die im Nebenzimmer sitzt, nur Hund versteht. Am Ende funktioniert das Ganze aber erstaunlich gut, und man verabredet sich telepathisch zum gemeinsamen Ausreiten. Ist also auch eine praktische Sache, wenn man mal das Handy vergessen hat. Die Ausstellung ist umsonst.

Michaela Gruber | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


14.02.2007 | 03:31 | Alles wird besser

Die Religion der Musik


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Art, seine täglich Musik zusammenzustellen, ist die neue Religion und sie ist besser als die alten. Last.fm-Gläubige sind Buddhisten, die ihr Innerstes auch anderen zugänglich machen wollen. Pandora-Anhänger sind Atheisten, die Zahlen und Wissenschaft mehr vertrauen als dem Glauben an ein höheres, verbindendes Musikwesen. iTunes-Nutzer sind leicht rückschrittlich, weil sie nur bekannte Musik hören können, dafür lässt sich iTunes fast beliebig feinjustieren, wie man es gerade braucht; Christen also. Anhänger physischer Musikträger leben gefühlt im Jahr 1428, sind also Muslime. Schliesslich gibt es auch AOL-Radio, das aus technischen Gründen häufiger in der Presse ist, als es die Anzahl der Anhänger vermuten lassen würde.

Und nun gibt es eine neue neue Religion. Sie heisst Musicovery und funktioniert nur noch mit Stimmungen und Musikrichtungen. Ihre Stärke ist, dass die Feinjustierung der gespielten, neuen Musik nicht über tumbes Ja-Nein-Geschreie funktioniert, sondern über die selbst eingestellten Stimmungen, parallel dazu die äusserst notwendige Baujahreingrenzung, was soll man mit Musik aus den 90er Jahren? Da nimmt man gern in Kauf, dass eine LowFi-Version kostenlos ist und die HiFi-Version wenige Dollar im Monat kostet. Dafür ist auch alles schön bunt und noch webzweinuller als in den kühnsten Träumen jedes Venture-Capital-Vogels. Der allerbeste Vorteil ist jedoch, dass man, wie im Steuerfeld nebenan zu sehen, Reggae einfach ausschalten kann.


13.02.2007 | 22:09 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

Im Dunkeln tippen


Zum Blindschreiben kann das Licht
dank 4AA-Batterien auch ausgeschaltet bleiben. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Haha, eine solarbetriebene Tastatur (via The Sietch Blog)! Als ob nachts die Sonne scheinen würde! Was kommt als Nächstes, solarbetriebene Spiegelkugeln? Generell wird das Prinzip Solar überschätzt, alle der Redaktion bekannten Solartaschenrechner rechnen auch tagsüber nur dann, wenn man sie vor den hell genug eingestellten Monitor hält. Aber vielleicht ist das ja mit der Solartastatur, die sich ohnehin gern vor dem Monitor aufhält, ganz ähnlich. Fehlt nur noch der letzte, folgerichtige Schritt, den Monitor aus der kinetischen Energie der Tastaturbetätigung mit Strom zu versorgen. Bis zur Entwicklung der Tastatur, die ihren Energiebedarf selbstständig aus hineingekrümelten Lebensmitteln deckt, wäre das schon mal eine akzeptable Übergangslösung.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Cykelbelysning


13.02.2007 | 11:06 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Eingeschränktes eingeschränktes Halteverbot


Dieses Bild ist von Luzie, die im Übrigen auch hervorragende Torten macht (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Berlin – eine famose Stadt, die es als eine der wenigen versteht, ihrem eigenen Klischee hinterherzuperformen und damit die Gefühlsamplituden der Menschen auszuloten, obwohl man ihr aus Zweckgründen verbunden sein muss. Wäre Berlin Web 2.0, es hätte vier Millionen Xing-Kontakte, aber maximal anderthalb Millionen Myspace-Freunde. Deshalb ist es wichtig, Berlin nur mit Gebrauchsanweisung zu betreten, so aufgeschmissen ist man ohne KnowHow und KnowWhom sonst nur noch in der kanadisch-tschechischen Wildnis. Das weiss auch die Administration, deshalb gräbt sich tief ins Gedächtnis jedes Berliner Oberstufenschülers die im Sozialkundeunterricht gelernte Ansage, was man zu tun habe, wenn es in der U-Bahn zu Aneinandergerätlichkeiten kommt. Man ruft nicht "Hilfe, Hilfe", sondern spricht die Mitfahrenden gezielt an, nach der Art: "Sie mit dem albernen Haarschnitt und dem Schnurrbart, helfen Sie mir, ich werde überfallen!" Die direkte Ansprache weckt das Verantwortungsgefühl und erhöht die Chance auf kooperatives Verhalten dramatisch.

Dieser Mechanismus wird in Neckarsulm nun einer interessanten Gegenprobe unterzogen. Wie an dieser Stelle nachzusehen, gibt es dort das nebenstehende Verkehrsschild, das sich weder nach Berliner Methode an explizite Einzelne noch nach gehabter Verkehrskommunikation an alle richtet, sondern an alle ausser explizite Einzelne, in diesem Fall Brautpaare. Die spieltheoretische Annäherung sagt, dass dort mehr Menschen häufiger heiraten werden, um seltener falsch zu parken, sehr wahrscheinlich kann so per Verkehrsschild der Rückgang der Geburtenrate bekämpft werden; entgegen der verbreiteten Ansicht wird die Welt besser durch mehr Schilder (mit Ausnahmen).

Dieser Beitrag ist ein Update zu "Präzision und Alltag" und "Verkehrssicherheit muss lustiger werden".


... 202 203 204 205 206 [207] 208 209 210 211 212 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- gekoppelte Differentialgleichungen

- Erste Buchstaben grossschreiben

- öfters mal auf Reisen gehn

- Katzenwäsche

*  SO NICHT:

- Millionen Übertreibungen

- Bauten der Angst

- statt Slipeinlage Knäckebrot

- überall die gleiche Scheiße sehn


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"Juan of the Dead", Alejandro Brugués (2011)

Plus: 1, 15, 25, 37, 41, 48, 49, 80, 102, 140, 152
Minus: 1, 31
Gesamt: 9 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV