Riesenmaschine

17.02.2007 | 12:18 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Eine kurze Werbegeschichte vom Töten


Foto: Gabriel Yoran
Dass der Mobilfunkprovider E-Plus seine letzte Werbekampagne "Mach Schluss, mach Plus", auf "Mach was, mach Plus" ändern musste, hat natürlich nichts damit zu tun, dass sich vorrangig faule Suizidale angesprochen gefühlt haben ("Ich glaub, ich mach heute mal früher Schluss").

Und Quatsch ist selbstverständlich auch die These, man könne Produkte nicht verkaufen, indem man "tötet" draufschreibt. In rot. Und gross. Das Gegenteil ist der Fall: Man muss sogar "tötet" draufschreiben. Kleenex "Anti-Viral"-Taschentücher jedenfalls werden neuerdings mit dem Hinweis "tötet 99,9% der hauptsächlichen Erkältungsviren" vermarktet. 1984 hatte der Kleenex-Konzern Kimberly-Clark es schon einmal mit den toughen Tüchern probiert, ist damals aber über das Leistungsversprechen "virucidal" gestolpert. Der Aufdruck soll die US-Kundschaft angeblich zu sehr an suicidal erinnert haben. Fragt sich bloss: Wie kann man etwas töten, von dem man nicht mal genau weiss, ob es überhaupt lebt?


16.02.2007 | 17:44 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Länger schärfer


So scharf ist Carolina (Foto: joyless_joyless) (Lizenz)
Schneller (Schallmauer), höher (Mond), weiter (Mond) – Amerika bricht alle Rekorde und ist stolz darauf. Nur mit dem "älter als du" klappt es meist nicht. Wenngleich die alte Welt als solche abqualifiziert wird, nervt sie elendig mit ihren antiken Tempeln (1000 Jahre plus) und Esskultur (Messer und Gabel). Bei den vielen Pflanzen aus der neuen Welt überrascht es, dass z.B. der Titel "Erfinder der Kartoffel" gerne an mindestens 5 europäische Staaten (England, Irland, Deutschland, Frankreich, Polen) ohne Widerrede abgegeben wird. Ob das mit den hektisch zusammengezüchteten Designerfrüchten wie der Pluot ebenso gehen wird? Dafür sieht man sich beim schärfsten Essen ganz weit vorn. Wer hat noch nie Besuch aus Amerika bekommen, der forsch Tabasco in die Hochzeitssuppe knallte, ohne auch nur zu kosten?

Die American Association for the Advancement of Sciences veröffentlichte in ihrem Hausblatt Science aber nun wenigstens eine Studie, die belegt, dass Amerikaner schon viel früher scharf gegessen haben als man bisher annahm, worauf man sich auf die Schulter geklopft und viel Schweiss von der Stirn gewischt haben dürfte.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Europa: Sieger im Schnellkochen


16.02.2007 | 02:05 | Sachen kaufen

Maximale Retro-Metoo-Futurologie


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Verschmelzung der echten und der Videospielewelt rückt unweigerlich näher. Nicht nur, weil sich dank der einschlägigen MMORPGs das Leben vieler Menschen immer weiter ins Virtuelle verlagert, sondern auch, weil eifrige Designer immer mehr Kram aus den umgebenden Welten in das dreidimensionale und hochauflösende Level um uns herum portieren. Hierbei wird nach wie vor schwerpunktmässig auf den etablierten Spielekanon der 80er Jahre zurückgegriffen, daran kann auch diese gehäkelte Katamari-Handytasche nichts ändern.

Aktuell neu auf dem Markt: Untersetzer mit Pong-, Berzerk- und Asteroids-Motiven, der Atari Joystick Coathanger, die Tetris-Variante der Play+Soft-Kinderspielblöcke, nach Mariomotiven gestaltete Beruhigungsknetdinger (mittleres Bild), eine NES-Gürtelschnalle und diese neue Schalkollektion. Es kann nicht mehr lange dauern, bis man im Supermarkt endlich auch Extraleben kriegt, die man dann natürlich mit den goldenen Mario-Münzen bezahlen kann. Das Video unter dem letzten Link ist übrigens empfehlenswert.

(via Boing Boing, Kotaku und Wonderland)

Dieser Beitrag ist ein Update zu: 8Bit Mode


15.02.2007 | 21:27 | Fakten und Figuren

Verpasste Chance für den Sieg


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wenn am 12. Mai in der Hartwall Arena in Helsinki zum 51. Eurovisions Songcontest für Dänemark ein Ex-Soldat namens Peter Andersen mit einer mit rosa Federn beklebten Badehaube antritt und ein Lied namens Drama Queen singen wird, ein dürres Hi-Energy Liedchen im Stile Erasures, dann wird das mit ziemlicher Sicherheit eine Position auf den vorderen Plätzen, wenn nicht gar der Sieg. Ein Song, der "auf seine Weise eine Art Lordi auf dänisch ohne heterosexuelle Attitüde ist", wie Taz-Autor und Songcontestspezialist Jan Feddersen kryptisch in seinem Grandprix-Blog gestern orakelte.

Gleichzeitig wird aber auch eine historische Chance verpasst, nämlich eine der allergrössten Ausnahmeerscheinungen des Songcontests an den Start zu schicken, die wie ein Roggenhalm im Wind verbogene Aud Wilken, die schon einmal, nämlich 1995 mit dem elektrisierenden Fra Mols Til Skagen, lediglich bekleidet mit einem Sack und begleitet von einem Banjo, antrat und gar nicht mal so schlecht abschnitt (Platz 5). Sie scheiterte in der Vorausscheidung gegen den Soldatenpfau mit einem unfassbaren Schmachtfetzen namens Husker Du, leider hätten nur die Finnen mit der verloren jammernden Chris-Isaak-Gitarre etwas anfangen können (siehe Update). Aud hätte so wenig Punkte bekommen, wie sich jene amerikanische Studentencombo einst auf ihren Bandnamen gestreut hatte, weil es einfach böse aussieht.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rauli

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


15.02.2007 | 13:25 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Neue Töne von Fluidem


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Post-Newton ist Einstein, aber nicht-Newton ist Senf. So einfach könnte man die wesentlichen physikalischen Erkenntnisse der letzten 500 Jahre zusammenfassen. Das fluiddynamische Element der Welt wäre nämlich entschieden einfacher, würden sich zahlreiche relevante Flüssigkeiten wie Klebstoff, Käse, Sand, Sterne, Lava, Walinnereien, Mist, Schmiermittel oder eben Senf nicht benehmen wie die Narren: Mal wie Beton, mal wie Wasser, mal wie Gummi, es ist nicht auszuhalten mit nicht-newtonschen Flüssigkeiten, jedenfalls nicht, wenn man Physiker ist, weil ihre Viskosität (nicht die der Physiker) so schwankend ist "wie ein Diadem auf dem Haupte einer Kuh" (Heinz Erhardt, circa 1610). Ist man aber kein Physiker, und wer ist das schon freiwillig, dann folgt aus diesem fluidem Durcheinander in Kombination mit einer Badewanne eine herrliche Schweinerei. Noch besser scheint auf den ersten Blick nur das Jelly-Bad vom englischen Hersteller, äh, Gellibaff, zu sein, welches durch Zutun eines harmlosen Pulvers das vollkommen newtonsche Wasser in nicht-newtonsches Wackelzeug und später offenbar auch wieder zurückverwandelt, und zwar abwaschbar und fleckenfrei. Gesellschaftsspiele im Viskositätsirrgarten, warum mussten zwei Weltkriege vergehen, bevor man davon hört?


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