Riesenmaschine

24.10.2008 | 11:23 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Mobilität, quo vadis

Besserung ist in Sicht, denn die Visionäre von N55 haben soeben das Walking House erfunden (via Technovelgy). Eine hexagonisch geformte Wohnzelle mit sechs Beinen, die eine Fortbewegung in angenehm langsamem Tempo erlaubt. Aber dafür hat es viel Zeit, das Haus: Lässt man sich nur ein Jahr lang stetig herumlaufen, so hat man die Erde einmal umrundet; in nicht mal einem Jahrzehnt ist man bis zum Mond gelaufen – ohne ein einziges Mal vor die Tür gegangen zu sein. Und wer an dieser Stelle fragt, warum man nicht gleich Räder verwendet, der soll bitte noch mal angestrengt nachdenken. Räder, die Perversion des Sinnlosen, lachhaft.

Wir sind an einem kritischen Punkt angekommen. Einerseits erfordert das wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld zunehmend ein extremes Mass an Mobilität – kaum noch jemand findet seine spezifischen Vorlieben für Job oder Sexualpartner an einem einzigen Ort befriedigt. Andererseits aber ist Mobilität immer noch dermassen unpraktisch, dass viele sich seufzend ins Kompromissdorf zurückziehen, irgendjemanden heiraten und nur noch mit dem Hund rausgehen. Das Grundproblem: Die Lebensqualität im Unterwegszustand ist unerträglich niedrig. (Wer das bestreitet, soll mal versuchen, auf Flughafensitzen zu schlafen, egal mit wem.)

Für diesen Beitrag wurde die klassische Riesenmaschinen-Struktur AB (Problemstellung – Lösung) kurzerhand umgedreht. Because we can!


19.10.2008 | 13:17 | Berlin | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

The Media is the (ehrliche) Message


Vermessenes Stück: Da war wohl jemand mit dem Zollstock vor Ort (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Graffiti gilt nun eher nicht als Subkultur mit Selbstwertproblemen. Selbst arg mittelmässige Maler fühlen sich berufen, ihre Namen und Motive ins Stadtbild zu setzen, und weder Talentlosigkeit noch Geldstrafen scheinen zu helfen. Wie erfrischend wirkt da jener Schriftzug in der Köpenicker Strasse in Berlins Mitte, der seinen Anspruch zum Ausspruch macht. Beinahe mag man hoffen, die neue Ehrlichkeit möge erst in angrenzende Jugendkulturen übergehen, um später zum allgemeinen Prinzip zu werden. Noch schöner wäre nur, wenn noch mehr Redebeiträge, in welcher Form auch immer, genau das sagen, was sie wollen. Eine Leuchtschrift "Aufmerksamkeit & Licht" (alternativ auch gerne "Leuchtschrift"). Oder noch mehr Bands, die in Liedern beschreiben, wie das Lied so wäre, wenn es wäre (während dann ja schon ist). Oder auch junge Männer, die auf Partys erklären, dass sie es schön finden, in einer Welt zu leben, in der man sich darüber unterhalten kann, dass man nicht weiss, worüber man sich unterhalten soll.


17.10.2008 | 02:51 | Berlin | Essen und Essenzielles

Leider ist dieser Text nicht von Wortmann


Kürzlich in Mexiko (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Wortspiel ernährt drei Berufsgruppen: moderne Lyriker, Komiker und Werbetexter, bzw. die Synthese aus allem: den Rapper. Es verführt aber auch zur "selffulfilling Standortwahl": in der Marienburger Strasse muss man einfach ein Burgerrestaurant aufmachen. Als Bestattungsunternehmen könnte man sich in der Ernst-Grube-Strasse ansiedeln, als Dealer in der Linienstrasse, als Satiriker am Eulenspiegelweg. Je intelligenter man ist, an umso schlechteren Wortspielen hat man ja Freude (während es gute Wortspiele nur für Dumme gibt.) Entsprechend muss man sich als Schornsteinfeger in Russland ansiedeln, als Fleischbeschauer in Finnland und als Jungfrau in England. Und als Bundeskanzler Frank Steinmeier muss man unbedingt einmal im Leben Frankreich erobern.


15.10.2008 | 08:55 | Alles wird schlechter | Was fehlt

Turn, baby, turn


Hat auch mal Verwirrung gestiftet und damit eine Wende ausgelöst: Günther Schabowski (Quelle) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Früher musste alles fliessen, heute muss sich alles wenden. Weil epistemic, linguistic und conceptual turn schon etwas länger her sind, besteht in der ananlytischen Philosophie dringender Bedarf nach einer neuen Wendemöglichkeit. Glücklicherweise gibt es seit geraumer Zeit X-Phi. X-Phi hat die schönen Intuitionen der Philosophie zu wichtigen Themen wie Scheunenattrappen und Kurt Gödel mit empirisch-sozialwissenschaftlichem Methodenschmutz beworfen und damit soviel Verwirrung gestiftet, dass ein turn in greifbare Nähe gerückt ist.

Unsicherheit herrschte bisher allerdings noch, welchen Namen er tragen soll: experimental turn? psychological turn? Das Erkenntnistheorie-Weblog Certain Doubts hat jetzt einen Vorschlag in die Diskussion eingebracht, der sich vermutlich durchsetzen wird: Dort nennt man die ganze Chose in Anlehnung an einen Text von Eric Schwitzgebel "genetic turn". Das Adjektiv "genetic" bezieht sich dabei nicht aufs Erbgut, sondern auf die Genese, jene junge, wilde Schönheit, die man uns schon in der Schule verboten hatte, mit ihrer etwas drögen, aber sympathischen Freundin Geltung zu verwechseln.

Die genetische Wende ist, jetzt, wo sie endlich einen Namen hat, natürlich höchstbedauerlich. Man kann ja schon kaum mehr mit Krethi und Plethi über Beziehungsprobleme oder Fussball diskutierten, ohne sich dauernd die Genese seiner Argumente vorwerfen zu lassen, geschweige denn mit Krethi- und Plethi-Poststrukturalisten. Nun fällt mit der analytischen Philosophie auch noch die letzte Bastion der Geltung. Wir flaggen Trauer, erkennen aber an, dass sich eben alles wenden muss und dass nie jemand was von "zum Guten" gesagt.


12.10.2008 | 17:48 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Schokolade hilft nicht ist eine Nachricht


Schutz vor Herzerkrankungen (Serviervorschlag).
Quelle: feastguru_kirti (Lizenz)
Zur wöchentlichen Wurst einer Wissenschaftsredaktion gehören Geschlechtsdimorphismen, niedliche aussterbende Tiere und Schokolade. Kürzlich wurde beispielsweise bejubelt, dass italienische Forscher ein niedrigeres Risiko für Herzerkrankungen durch den täglichen Genuss von 6,7 g dunkler Schokolade ausgemacht haben.

Das tendenziös, verklärte Medienecho zu Schokolade fordert eine kritische Berichterstattung zu ihrer dunklen Seite; wir tun daher unsere Pflicht zur Aufklärung im Folgenden und arbeiten die Nachrichten aus der Schokoladenforschung auf.

Sonst nimmt am Ende niemand wahr, dass die Dreingabe eines Schoko-Riegels (70% Kakao) bei norwegischen Physiotherapeuten keine Verbesserung des Rücklaufs von Fragebögen erzielte. Oder alle verpassen ihre Rolle als Auslöser von Migräne und die schockierenden Erkenntnis, dass das Verlangen nach Schokolade die geistigen Leistungen von australischen Studentinnen negativ beeinflusst.

Ergebnisse zu Trauben-Nuss liegen noch nicht vor.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Island, deine Riegel


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Gesamt: -16 Punkte


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