Riesenmaschine

25.09.2008 | 19:24 | Anderswo | Alles wird besser

Von den Blubbern


Maktuk: der lautlose Blubber, der nach Wal schmeckt.
(Foto: ZannaLyons/Lizenz
Blubber ist eine tolle Sache. Er hält Wale und Robben innendrin warm, wenn es aussenrum kalt ist, und wenn man der Robbe oder dem Wal vorher mit einem hinreichend grossen Hammer auf den Kopf haut, kann man der Leiche den Blubber ohne Protest seines Eigentümers entnehmen und ihn dann verzehren, im Licht einer Blubberkerze. Das hält die Arterien elastisch und ist romantisch. Ausserdem schmeckt Robbenblubber lecker nach Robbe.

Nicht nach Robbe sondern nach Kuhrülpsern schmeckt das Blubbern, das jetzt in Sibirien belauscht wurde. Schon seit Jahren sagen sogenannte "Wissenschaftler" voraus, dass es im Zuge der "globalen Erwärmung" zu einem Schmelzen der Methanlager in den Polarregionen kommen könnte. Das dabei freiblubbernde Methan ist angeblich ein "Treibhausgas" und führt zu einer Rückkopplung: Methan beschleunigt den "Treibhauseffekt", und wenn es dann wärmer wird, wird noch mehr Methan freigesetzt. Das ist natürlich alles Humbug, aber immerhin bringt uns die aktuelle Beobachtung grosser Mengen freiblubbernden Methans der Antwort auf die uralte Frage näher, ob Blubber eigentlich ein Geräusch macht, wenn keiner hinhört.


24.09.2008 | 12:05 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Waiting is a way of life


Bild: Martin Baaske
Sind wir alleine im Weltall? Anders gefragt, ist das Leben nicht entsetzlich anstrengend, so im Allgemeinen? Fragen, die man mit wissenschaftlicher Systematik angehen sollte, behauptet jedenfalls das WETI-Institut, eine Einrichtung von mehreren Riesenmaschineautoren und anderen Kapazitäten zur Erforschung von Leben im Universum. Der Ansatz ist weltweit einzigartig: Im Unterschied zu Gruppierungen wie dem amerikanischen SETI-Institut, das nach draussen geht und nach ausserirdischen Intelligenzen sucht, verzichtet WETI auf jeden Aktionismus und wartet darauf, von den Ausserirdischen gefunden zu werden. Das WETI-Institut gibt es zwar schon seit vielen, vielen Jahren, aber in der aktuellen Lage von globaler finanzieller Unsicherheit und Bestürzung erlebt es einen ungeahnten Boom. Nicht zuletzt ist WETI eine inhärent kostensparende und von den Aktienmärkten vollständig unabhängige Methode. Sie funktioniert sogar, wenn man gar keinen Computer hat. Man verwendet dann einfach ein Buch.


23.09.2008 | 05:22 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Rauchende Japaner

Wie Riesenmaschinekorrespondent Christian Y. Schmidt kürzlich hier erzählte, werden die Raucher in Hongkong hart an die Kandare genommen. In Japan ist es ähnlich. Einerseits kann man zwar nach wie vor in Bars und Restaurants kräftig qualmen. Ein Verbot wäre auch widersinnig, weil die beliebten Yakitorilokale sowieso schon dermassen russig und verraucht sind, dass es so aussieht, als rauchten die Raucher gegen den Rauch an. Vielleicht ist ihnen das so peinlich, dass man jetzt zum Ausgleich auf den Strassen ein generelles Rauchverbot erlassen hat. Verbotsschilder stehen an allen Ecken. Aus dem Automaten kann man Zigaretten nur noch mit einem Taspo ziehen, einem Raucherpass. Manche haben sogar einen Erwachsenen-Erkennungsknopf, der muss gedrückt werden, dann fotografiert der Automat den Kunden und schätzt sein Alter anhand der Falten und Tränensäcke. Ist der Kunde klar über 20, gibt der Automat die Zigaretten heraus. Im Zweifelsfall verlangt er einen Ausweis, den die Kamera auch lesen kann. Und weil die Japaner so gerne und so emsig tüfteln, haben sie jetzt einen neuen Trend erfunden. Nachdem alles immer leichter geworden ist, Joghurt wie Zigaretten, und nicht noch leichter werden kann bzw. in Kanada sogar verboten wird, hat nun der japanische Marlboroableger eine extrastarke Mentholzigarette auf den Markt geworfen. Es wird beworben mit einem grossen schwarzen Pferd, vielleicht eine versteckte Botschaft auf die Schädlichkeit des inhalierten Teers? Schliesslich sind ja schwarze Pferde so ziemlich das Schädlichste, was man rauchen kann.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: No smoking in hell


19.09.2008 | 03:54 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Crowdsource the disco


Die neue längste Theke der Welt (Foto, Lizenz)
Provinz- und Grossraumdiskotheken waren immer schon Horte des besinnungslosen Fortschritts. Seit Jahren werden die Getränke dort vollkommen elektronisch mit ausgegebenen Chip- oder Magnetkarten bezahlt, und an den Kassen akzeptiert man auch EC-Karten. Die Verbannung des Kleingelds, ein uralter Traum der Menschheit, ist zwischen den Themenräumen Discostadl und Rittersaal längst Realität. Im Agostea Koblenz hat man beispielsweise den Gedanken der Automatisierung völlig verinnerlicht. Nicht nur, dass die Chipkarten hier beim Eintritt durch ein hochkompliziertes visuelles Aufnahmeverfahren mit einem Bild des Gastes versehen werden, um Missbrauch vorzubeugen. Es wurden auch, vorerst als Ergänzung zur Theke, Getränkeautomaten aufgestellt, die kalte Softdrinks und Bier zu vergünstigten Preisen bereithalten. Informanten berichten, dass sich Ähnliches anderswo schon viel länger beobachten lässt, aber das lässt es sich ja immer.

Die Einführung von Getränkeautomaten in Clubs steht dem Geschäftsmodell der Tanz-Gastronomie jedenfalls nur auf den ersten Blick diametral gegenüber. In Wirklichkeit ist damit der Grundstein gelegt, um endlich auch hier das Prinzip des Crowdsourcing durchsetzen zu können: In Zukunft werden Diskotheken alle Bars abschaffen und nur noch Getränkeautomaten aufstellen. Kostspielige DJs werden ersetzt durch die Möglichkeit für Gäste, eigene CDs mitzubringen, für die Lichteffekte hat einfach jeder eine bunte Taschenlampe dabei und den Strom macht man auch selbst. Morgens früh räumen dann alle zusammen auf und putzen die Klos. Das alles zu "vergünstigten Eintrittspreisen"! Wer würde da nicht gerne in der Provinz oder im Grossraum wohnen?


17.09.2008 | 07:15 | Anderswo | Essen und Essenzielles | Papierrascheln

Fruchtig, frisch und urgesund

Man kann heute nicht mehr alles so dahinbehaupten, selbst im Fachgewerbe für gezieltes Dahinbehaupten, dem Marketing. Vor allem auf dem Feld der Gesundheitsbehauptungen schauen Verbraucherschützer in letzter Zeit ganz besonders genau hin, ein Zeichen dafür ist die seit Juli 2007 gültige EU-Verordnung zu nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben von Lebensmitteln.

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Auf Herstellerseite gilt es nun, nach neuen Wegen zu suchen. So wird derzeit von einem uns nicht genauer bekannten Grosskonditor, der unter anderem das Café des Diakonie-Wohnstifts am Westerberg in Osnabrück beliefert, das Mittel der masslosen Übertreibung und Satire angetestet. Möglichen Klagen durch Verbraucherschutzverbände hofft man entgegensetzen zu können, dass die Behauptung, ein Sahneteilchen sei "urgesund", nun beim besten Willen nicht ernst gemeint sein könne. Sollte das durchkommen, ist es bis zum Musterprozess für Kunstfreiheit auf Warenetiketten dann nur noch ein kleiner Schritt.


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